TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Freitag, 11. Dezember 2020

,,I am not okay with this“ - keine neuartige Serie, trotzdem eine gute?

von Carolin Wittmann
I am not okay with this ist eine kurze Netflix Serie über das Kleinstadt-Mädchen Syd, das in ihrer Pubertät das Teenie-Leben aber auch ihre übernatürlichen Kräfte entdeckt. Normalerweise bin ich kein Teeny-Komödien Liebhaber, jedoch war ich gespannt auf das Schauspiel von Sophia Lillis (Syd) und Wyatt Oleff (Stanley), bekannt aus IT (2017), und den Hauch der ,,etwas anderen Teeny-Komödie“ den Netflix in den Trailern zu versprechen schien. Gerade bin ich bei der 4. Folge und ein bisschen hin- und hergerissen.

Lucifer. Der Teufel in L.A.

von Jaqueline Schüler
Verstoßen von seinem Vater und für alle Ewigkeit als König der Hölle aus dem Himmel verbannt. Dieses Schicksal traf Lucifer Morningstar. Doch der Teufel höchst persönlich lässt sich von Gott nichts vorschreiben. Als es ihm in der Hölle zu langweilig wird, beschließt er, sich eine Auszeit zu nehmen. Dabei landet er in Los Angeles – wo denn auch sonst, als in der Stadt der Engel. Drogen, Partys und Sex sind die drei Hauptbestandteile von Lucifers Leben auf der Erde, zumindest bis er durch einige Zufälle als Berater beim LAPD landet. Dort wird er zum Partner von Detektiv Chloe Decker, mit der er gemeinsam Mordfälle aufklärt.

Unorthodox. Zwischen Tradition und Selbstbestimmung

von Lily-Frances Marsh
Die Netflixserie Unorthodox, geschrieben von Anna Winger und Alexa Karolinski und unter der Regie von Maria Schrader, beruht auf der gleichnamigen Autobiografie von Deborah Feldman. Erschienen ist die aus vier Folgen bestehende Serie 2020. Sie handelt von der Protagonistin Esther, auch Esty genannt, die nach einem Jahr unglücklicher, aber vor allem kinderloser Ehe aus der Gemeinde ultraorthodoxer Juden in Williamsburg, New York, nach Berlin flieht. Ausgerechnet in die Hauptstadt Deutschlands, das Land, das an den Juden ein beispielloses Verbrechen verübt hatte. Für die Zuschauer interessant sind zweifelsohne die seltenen Einblicke in die strengreligiöse Gemeinde und das Leben der Frauen dort. In Berlin begleitet die Serie Esty auf ihrer Reise der Selbstfindung, in der schließlich all ihre bisherigen Ideologien und Normen über den Haufen geworfen werden.

Donnerstag, 10. Dezember 2020

„Too hot to handle“ – die Reality TV-Show von Netflix

von Ramona Teufel
Im April 2020 erschien die erste Reality TV- Show von Netflix. Eine Reihe Singles wurde in einem paradisischen Ressort in Mexico untergebracht, mit der Möglichkeit 100.000 US-Dollar zu gewinnen. Anfangs wunderte ich mich, ob eine weitere Dating-Show notwendig sei, da es hiervon ja schon eine Vielzahl bei diversen Fernsehsendern gibt. Außerdem stellte sich für mich die Frage, warum Netflix eine solche Sendung produziert, da Netflix bisher vorrangig für seine spannenden Serien und Filme bekannt ist. Nachdem das Format aber nach nur wenigen Tagen auf Platz eins bei Netflix stand, musste ich mir meine eigene Meinung darüber bilden. Auffallend waren die überdurchschnittlich attraktiven Singles, die aus unterschiedlichen englischsprachigen Ländern stammten. Von Anfang an wurde klar, dass die Teilnehmer allesamt keine Verfächter des klassischen monogamen Beziehungskonzepts sind.

Dienstag, 13. Oktober 2020

Designated Survivor – Plötzlich Präsident

von Ramona Teufel
Als sich der ganze Kongress und die Regierung im Kapitol für die „State of the Union“- Rede versammeln, befindet sich Tom Kirkman, Minister für Wohnungsbau und Stadtplanung, nicht unter ihnen. Er ist an einem sicheren Ort, weit entfernt vom Kapitol. Dort schaut er die Rede zur Lage der Nation im Fernsehen. Seine Aufgabe an diesem Abend ist es zu überleben. So dass noch jemand da ist, der regieren kann, sollten alle anderen getötet werden. Dann geht alles sehr schnell. Der Bildschirm des Fernsehers wird schwarz. Der Secret Service kommt in das Zimmer, in dem sich Tom Kirkman und seine Ehefrau Alex befinden. Ein kurzer Blick aus dem Fenster lässt das Gesicht von Kirkman erstarren: das ganze Kapitol steht in Flammen. Der Secret Service bringt Kirkman zusammen mit seiner Frau in das Weiße Haus, wo er im Jogginganzug als neuer Präsident der USA vereidigt wird.

Dienstag, 8. September 2020

Selling Sunset – Luxusimmobilien und Office Drama

von Sophia Hadamek
Die Serie Selling Sunset feiert am siebten August den Start der dritten Staffel auf Netflix. Mehr Glamour und Hollywood Lifestyle als in dieser Serie geht kaum. Jason und Brett Oppenheim sind die Chefs der Immobilienfirma Oppenheim Group. Diese vermarktet sonnendurchflutete Luxusimmobilien in Los Angeles von denen die meisten nur träumen können. Unter den Zwillingsbrüdern arbeitet ein Team von top gestylten Maklerinnen in Louboutins und kurzen Kleidern, mit falschen Wimpern und falschen Brüsten als Maklerinnen. Eben diese Frauen sorgen für das Office Drama welches die Serie ausmacht. Sie wickeln die Kunden um ihre manikürten Finger und verhandeln dabei mal eben über 40 Millionen Dollar. Mit dem Ferrari oder anderen Luxusschlitten geht es dann zurück zum Office wo der Zickenkrieg beginnt.

Designated Survivor – Was passiert, wenn die komplette Regierung gestürzt würde?

von Antonia Post
Die Serie Designated Survivor, welche erstmals 2016 von dem amerikanischen Fernsehsender ABC ausgestrahlt wurde, handelt von dem parteilosen, idealistischen Politiker Thomas Kirkman, der ganz ungewollt plötzlich das Amt des Präsidenten antreten muss.
Durch einen Terroranschlag kommen während der jährlichen Rede zur Lage der Nation im Kapitol der amtierende Präsident sowie sein gesamtes Kabinett um. Alle, bis auf der Wohnungsbauminister Thomas Kirkman. Dieser befindet sich als designated survivor für diesen unwahrscheinlichen Fall an einem sicheren Ort.

ERASED - Doch nicht mehr aus Kopf zu kriegen

von Franziska Frank
Als jemand, der sich zuvor noch nie mit Mangas oder Animes beschäftig hat und von daher auch kein großer Anime-Fan ist, kann ich diese Serie jedem Krimi-, Mystery- und Thriller- Fan ans Herz legen. Der Anime ERASED - Die Stadt, in der es mich nicht gibt basiert auf der gleichnamigen Manga-Serie welche 2012 bis 2016 veröffentlicht wurde und schafft es allerlei Emotionen im Zuschauer hervorzurufen, da kritische Themen wie häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch behandelt werden. Trotz der unschönen Themen zeigt der Anime auch ein schönes Bild von Freundschaft, Liebe, Familie und schafft somit eine schöne Balance ohne zu kitschig oder zu brutal zu sein. Der Protagonist ist ein sehr interessanter Charakter welcher versucht, die Verbrechen und Gewaltdelikte zu stoppen. Dazu wird eine seltene Methode verwendet welche ich in dieser Art noch nicht zuvor gesehen habe: "Re-runs". Diese "Re-runs" sind eine Fähigkeit des Hauptcharakters die es ihm ermöglicht, die eine vergangene Situation erneut zu durchleben um ein Unglück zu verhindern (ähnlich wie bei Zeitreisen). Durch diese Gabe hat er die Chance, einen Teil seiner Kindheit zu "wiederholen" und die damaligen Verbrechen zu lösen.

Into the Night – Und dann?

von Jana Dörfler
Die erste belgische Serie hat es nun auf Netflix geschafft! Ich hätte dazu gerne eine positive Kritik verfasst, leider bringt mich die 1.Staffel Into the Night mit insgesamt sechs Episoden, genau zum Gegenteil.

Montag, 31. August 2020

Suits – Recht vs. Gerechtigkeit

von Sophia Hadamek
Die besondere Freundschaft des Fahrradkuriers Mike Ross und dem Star-Anwalt Harvey Specter beginnt in einem Bewerbungsgespräch, in dem Mike mit einem Koffer voller Marihuana in der Hand aus versehen landet. Sein großer Traum war es Jura zu studieren und wofür er auch mit seinem fotografischen Gedächtnis die besten Voraussetzungen hat. Jedoch nutzte er dieses, um Testantworten zu verkaufen und ist somit vom College geflogen. Ihm gegenüber steht der beste "Closer" in New York, welcher auf der Suche nach einem neuen Associate ist. Obwohl Mike es deutlich macht, dass er keinen Abschluss hat, schafft er es gekonnt, Harvey zu überzeugen ihn dennoch einzustellen. Statt T-Shirt und Jeans taucht Mike nun in die Welt von Tom Ford und Brioni ein. Da er deutlichen Nachholbedarf in Sachen Business Attire hat, kommt es zu einigen Szenen die vor allem für Anzug Liebhaber aber auch für T-Shirt und Jeans Träger lustig sind. In der Anwaltskanzlei "Pearson Hardman" arbeiten ausschließlich Anwälte, die ihre juristische Ausbildung an der Eliteuniversität Harvard abgeschlossen haben. Dies macht den Ausgangskonflikt von Suits aus. Mike muss sich durch den Arbeitsalltag mogeln, ohne dass jemand seinen Schwindel bemerkt.

Der Münsteraner Tatort "Lakritz" - Gut inszeniert oder doch der Verdienst der Hauptfiguren?

von Linda Lioi
In der Tatortfolge Lakritz ermittelt das unter den Fans der Sendung sehr beliebte Gespann aus Münster, Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Gerichtsmediziner Boerne (Jan Josef Liefers). Der Chef des Münsteraner Wochenmarkts Hannes Wagner wird tot in seinem Haus aufgefunden. Dabei findet das Duo schnell heraus, dass Wagner in der Nacht seiner Jubiläumsfeier mit Zyankali versetzter Lakritze vergiftet wurde. Ein schwieriger Fall, da fast jeder der Markthändler ein Motiv gehabt hätte, ihn zu töten. Schließlich war er als Chef für die Verteilung der Marktlizenzen zuständig und konnte über die Zukunft der Händler und deren Schicksal entscheiden.

Markus Lanz – Infotainment

von Lea D.
Kaum eine Sendung läuft so regelmäßig wie die lockere Talkrunde Markus Lanz auf ZDF. Ganze drei Mal in der Woche (Dienstags, Mittwochs und Donnerstags) um 23:15 Uhr läd der Moderator und Namensgeber der Sendung Markus Lanz interessante Persönlichkeiten ins Studio um mit ihnen 75 Minuten "unterhaltend und journalistisch hintergründig" (ZDF, Markus Lanz) über aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen zu sprechen.
Kaum eine Sendung läuft so regelmäßig wie die lockere Talkrunde Markus Lanz auf ZDF. Ganze drei Mal in der Woche (Dienstags, Mittwochs und Donnerstags) um 23:15 Uhr läd der Moderator und Namensgeber der Sendung Markus Lanz interessante Persönlichkeiten ins Studio, um mit ihnen 75 Minuten "unterhaltend und journalistisch hintergründig" (ZDF, Markus Lanz) über aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen zu sprechen.

Hollywood

von Alina Engl
Die Serie Hollywood ist eine US-amerikanische Miniserie, die seit dem 01.05.2020 auf dem Video-on-Demand-Anbieter Netflix zu sehen ist. Die eigentliche Idee zur Serie stammt von Ryan Murphy und Ian Brennan, die bereits zusammen die Produktionen The Politician, Scream Queens und Glee entwickelten. Die Geschichte handelt von einigen Personen, welche nach dem Zweiten Weltkrieg in der Stadt Hollywood Karriere machen möchten und dabei nicht nur Herausforderungen aufgrund ihrer Herkunft oder Sexualität zu bestreiten haben, sondern auch echten Prominenten der damaligen Industrie begegnen.

"When They See Us" geht unter die Haut: die Geschichte der "Central Park Five"

von Lea Kienle
Die Netflix Serie When They See Us von Ava DuVernay aus dem Jahr 2019 basiert auf der wahren Begebenheit der "Central Park Five". In insgesamt 4 Folgen wird die Geschichte der fünf Jugendlichen, die im Jahr 1989 in New York fälschlich der Vergewaltigung verurteilt wurden, gezeigt. Die damals betitelten "Central Park Five" bestanden aus vier afro-amerikanischen Jungen und einem Jungen mit einem "hispanic" Hintergrund im Alter von 14 bis 16 Jahren, die zu der Zeit in einem der bekanntesten Prozesse in Amerika verwickelt waren.
Der Gerichtsprozess, der trotz fehlender Beweise und unschlüssigen Erklärungen vollzogen wurde, sorgte für Aufruhr in der Gesellschaft und spaltete die Meinungen in Unterstützung des Gerichtsbescheids auf der einen Seite, und starker Kritik und Skepsis auf der anderen. Zudem wurde eine Rassismus-Debatte angefeuert, die der Justiz in den USA ungerechte Gerichtsurteile aufgrund rassistischer Haltungen vorwarf.

Donnerstag, 27. August 2020

Neuauflage des Denver-Clans

von Chiara Giebelen
Intrigen, Gezanke, Skandale, Affären, Machtspielchen, Liebe und Herzschmerz – alles, wofür Soaps bekannt sind und was sie auszeichnet.
Die Serie „Dynasty“, im Deutschen „Denver-Clan“, war neben der Serie „Dallas“ das Highlight unter den Soaps in den 80er Jahren. Die damaligen Schöpfer der Serie Richard & Esther Shapiro ließen diese im gleichen Milieu wie „Dallas“ spielen. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass der Reichtum der Familien des Geldadels noch pompöser und insgesamt schriller dargestellt wurde. Außerdem wurden unvorhersehbare Wendungen weitgehend über Handlungslogik gestellt, Charaktere verschwanden über Nacht oder kamen verändert zurück und Totgeglaubte klopften an die Tür.

Supernatural - die Treppe nach unten

von Olena Pistun
„Supernatural“ kann nicht einem typischen Horror mit engen Genres zugeschrieben werden. Den Filmemachern ist es gelungen, eine einzigartige Welt zu schaffen, in der Elemente von Horror, Thriller, Fantasie und Drama organisch kombiniert werden. Außerdem sind die Drehbuchautoren der Serie mit einem subtilen Sinn für Humor ausgestattet, den sie in der Ausarbeitung der Bilder der Hauptfiguren und interessanten Handlungsfunden demonstrieren.

How to sell Drugs online (fast) – Ist der Hype berechtigt?

von Doreen Von-der-Hoeden
Die Serie ist gerade das absolute Top-Thema in meinem Freundeskreis. Die zweite Staffel ist da und alle können es gar nicht abwarten. So bin ich erst kürzlich auf die Serie aufmerksam geworden und habe mir die erste Folge angeschaut. Und ich muss sagen, die erste Szene hat mich direkt begeistert. Ein junger Mann sagt in einem Interview, man sollte als Drogendealer niemandem von seinem Business erzählen, außer Netflix ruft an und will deine Geschichte verfilmen. Mit diesem humorvollen Einstieg wird so gleich die Grenze zwischen Realität und Fiktion verwischt.

Ich weiß etwas, was du nicht weißt

von Anonym
Eigentlich führt Familie Price ein harmonisches Leben mit schönem Haus in einem Vorort von Manchester, jedoch wird der Familienvater und Anwalt Adam Price während eines Fußballspiels seines Sohnes von einer mysteriösen Frau überrascht. Diese erzählt ihm Geheimnisse über seine Ehefrau Corinne. Adam stellt daraufhin seine Frau zur Rede, doch diese verschwindet plötzlich und Adam steht vor einem großen Rätsel.

The Game Changers – Eine sehr parteiische Doku

von Luis Heislbetz
„Jemand hat mich gefragt: Wie wurdest du so stark wie ein Ochse ohne Fleisch zu essen? Meine Antwort war: Hast du jemals einen Ochsen gesehen, der Fleisch gegessen hat?“ Dieser Satz stammt von Kraftsportler Patrik Baboumian aus dem Trailer der Dokumentation „The Game Changers“ und gibt gleich einen Einblick in das Thema des Films: Vegane Ernährung.
Die Dokumentation „The Game Changers“ beschäftigt sich mit Athleten, die den Schritt zur veganen beziehungsweise pflanzen-basierten Ernährung gemacht haben. Am 16. September 2019 erschien der Dokumentationsfilm bei dem unter anderem der bekannte Regisseur James Cameron, Arnold Schwarzenegger und Jackie Chan an der Produktion arbeiteten.

Dienstag, 25. August 2020

Die Telefonistinnen – ein weiterer Serienhit aus Spanien?

von Doreen Von-der-Hoeden
Eine moderne Telefongesellschaft in Madrid Ende der 1920er Jahre. Das ist der Dreh- und Angelpunkt der Netflix-Serie. Ich habe die mittlerweile 5 Staffeln gerade zu Ende geschaut und muss sagen, dass ich es sehr genossen habe in dieser vielleicht ein bisschen eintönigen Corona-Zeit, in eine ganz andere Welt aus der Vergangenheit entführt zu werden. 4 ganz unterschiedliche Frauen treffen aufeinander und werden zu unzertrennlichen Freunden, die sich zusammen unfassbar vielen Herausforderungen ihrer Zeit stellen müssen.

Twilight: Vampirfilm oder Lovestory?

von Olena Pistun
Twilight ist ein Film, der es geschafft hat, ein weltweites Phänomen zu nennen, das sich sehr erfolgreich an den Kinokassen zeigte und auch vielen Fans ein paar neue Sexsymbole - Robert Pattinson und Kristen Stewart gab. Daraus entsteht die Frage, ob alles, was oben aufgeführt ist, stimmt. Teilweise ja. Dank einer guten PR-Agentur sowie dem Buch von Stephenie Meyer (das in großer Auflage verkauft wurde) hat der Film viele Fans gewonnen, die ihn als ein Phänomen bezeichneten, das meiner Meinung nach teilweise falsch ist: Der Film bringt dem Zuschauer nichts Neues und Gutes. Im Folgenden werde ich versuchen, meine Position vollständig zu beweisen.

Quicksand

von Anonym
Schüsse, Schreie und Unmengen an Blut – so beginnt die erste Folge der sechsteiligen Netflixserie „Quicksand“. Schnell ist klar, dass es sich hier um einen Amoklauf handelt und die 18-jährige Schülerin Maja Norberg unter Verdacht steht, ihre Mitschüler mit ihrem Freund Sebastian Fagerman umgebracht zu haben. Sie bricht noch im Klassenzimmer zusammen, wird von Rettungssanitätern hinausgebracht und danach in Untersuchungshaft geführt. Die 18-Jährige wird des Mordes, des Mordversuchs und der Beihilfe zum Mord angeklagt. Anfangs ist nicht klar, wie es zu diesem schrecklichen Ereignis kommen musste und ob Maja wirklich eine heimtückische und kaltblütige Mörderin ist oder nicht. Quicksand ist eine schwedische Netflixproduktion, die auf dem Roman „Im Traum kannst du nicht lügen“ von Malin Persson Giolito basiert. Seit April 2019 ist diese auf Netflix abrufbar.

The Voice of Germany – Der Ausreißer der Deutschen Musik Castingshows

von Malena Ortiz-de-Rozas-Arias
Seit 2011 wird das Casting Format The Voice of Germany (kurz TVOG) im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und umfasst inzwischen 9 Staffeln. TVOG hat bestimmt jeder schon einmal gehört oder jedenfalls die Werbung gesehen. Ich persönlich kann schon gleich zu Beginn sagen, dass ich ein großer Fan bin.
Die Show ist in 4 Teile unterteilt, die Blind Auditons, die Battles, die Sing-Offs und zum Schluss natürlich die Live-Shows. Die Live-Shows zu erreichen ist das große Ziel der Kandidaten und diese zu gewinnen, wäre dann wohl die Erfüllung des persönlichen Traums.

Better Call Saul – Der passive Riese

von Alexander Tambic
Jeder kennt das freudige und zugleich ernüchternde Gefühl, wenn eine fantastische Serie aufhört. Irgendwie ist es komisch, da soviel Zeit in das Schauen investiert worden ist und die Charaktere einem ans Herz gewachsen sind. Die Frage, die einem dabei immer wieder kommt ist, ob es denn nicht weiter gehen könnte, aber natürlich müsste es die gleiche Qualität haben und nicht nur eine billige Kopie der eigentlich wunderbaren Serie sein, die nur versucht mehr Geld zu machen.

Mittwoch, 5. August 2020

Pulsschlag, der Beat unseres Lebens. Diese Serien nimmt einen mit auf einen pulsierenden Trip.

von Hannah Lindner
Marco Kreuzpaintner (Regisseur von Krabat) hat mit Beat eine deutsche Thriller-Krimi Serie geschaffen. Er verbindet zwei Welten, die auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Beat ist die zweite deutsche Eigenproduktion für den Streaming Anbieter amazon Prime. Sie ist seit dem am 9.11.2018 auf der Plattform verfügbar. Die Serie umfasst die Folgen BEAT, POP, BPM, LOOP, BACKSPIN, DROP, CODA. Die Handlung der siebenteiligen Serie ist in der Berliner Techno-Szene angesiedelt. Anhand der Episodentitel, Fachbegriffe aus der Musikszene, erkennt man, dass die Serie sich in der Welt Musik bewegt.
Die Hauptfigur lebt für der Techno Szene Berlins. Robert Schlag, genannt BEAT ist ein berliner Clubpromoter, der keine Regeln kennt. Für ihn gibt es nur Drogen, Sex und das Berliner Nachtleben. Der fiktive Club Sonar ist Knotenpunkt der Handlung. Als der neue Teilhaber Vossberg in den Club seines besten Freundes einsteigt, wird Beat von einer staatlichen Behörde angeheuert. Es besteht der Verdacht, dass Vossberg der Kopf einer kriminellen Organisation ist. Um an die Hintermänner der kriminellen Szene zu kommen, die nicht nur mit Drogen und Waffen sondern auch Organen handelt, sieht die Behörde EIS keinen anderen Ausweg als Beat für sich als Informant zu gewinnen. Denn keiner ist besser in dieser Berliner Nachtclubszene vernetzt als Beat.

„Too hot to handle“ – noch so ein Dating Trash-Tv Format?

von Antonia Post
Ein paradiesisches Resort am Strand von Mexiko und eine Reihe attraktiver Langzeitsingles, welche sich von ihrem vier wöchigen Aufenthalt viel Spaß, Genuss und vor allem Sex versprechen. “Too hot to handle” (im Deutschen „Finger weg“) ist eine, von Netflix produzierte, Reality-Tv-Show, welche internationalen Erfolg erntete. Obwohl sie mit ihrer Konkurrenz vieles, seien es gutaussehende willige Singles und eine traumhafte Location, gemeinsam hat, gibt es doch einen entscheidenden Unterschied. Während andere Formate wie „Love Island“ darauf hoffen, dass es zu sexuellen Interaktionen kommt, sollen die Kandidaten von „Too hot to handle“ während ihres Aufenthaltes „enthaltsam leben“. Das Konzept der Show ist ein Retreat, in welchem die Beziehungsphobiker lernen sollen, persönliche, emotionale Bindungen aufzubauen. Sie sollen sich mit den Personen, zu denen sie sich hingezogen fühlen auseinandersetzten, und herausfinden, was sie außer dem schönen Äußeren noch zu bieten haben. Als Anreiz hierfür dient ein Preisgeld von 100.000 Dollar. Mit jedem Regelverstoß wird die Siegesprämie um eine erhebliche Summe gekürzt. Allein ein Kuss kostet die Gruppe schlappe 3.000 Dollar. Alle anderen sexuellen Aktivitäten sind noch teurer.

Bodyguard – Spannung pur

von Luis Heislbetz
„Sie müssen das nicht tun. Sie können ihren Entschluss überdenken!“ Kriegsveteran David Budd redet eindringlich auf eine muslimische Frau mit angelegtem Sprengstoffgürtel im Toilettenraum eines fahrenden Zuges ein. Das ist eine der ersten Szenen in Jed Mercurios britischer Dramaserie „Bodyguard“ aus dem Jahr 2018 mit den Hauptdarstellern Richard Madden (auch Robb Stark in Game of Thrones) und Keeley Hawes. Dieser versuchte Bombenanschlag ist jedoch nur der Anfang dessen, was der Zuschauer zusammen mit David Budd in sechs Folgen der Miniserie noch erleben wird.

South Park – Die Simpsons auf Drogen

von Alexander Tambic
Seit 1997 wird uns jedes Jahr aufs Neue der gesellschaftliche Spiegel vors Gesicht gehalten. Was wir darin sehen ist meistens stark verzerrt, entspricht aber doch irgendwie der Realität und dem kruden Humor von Matt Stone und Trey Parker. Alles dreht sich um die 4 kleinen Jungs Stan, Kyle, Cartman und Kenny die in der kleinen beschaulichen Stadt South Park leben und dort von einer Mecha-Strisand bis hin zu übergroßen Dinosaurier-Hamstern alles erleben, was die Vorstellungskraft hergibt. Es gibt in South Park meistens keine rote Linie wie bei anderen Serien, bei welcher wir hoffen das wir in die tiefe Psyche der Charaktere eintauchen und dass sie sich entwickeln, woraufhin uns das alles zu einem befriedigenden Ende bringt. Es ist vielmehr eine Reise, ja doch, sogar ein Abenteuer mit den Charakteren und den weltpolitischen Ereignissen oder gesellschaftlichen Ritualen (popkulturellen Anspielungen), der sich South Park immer wieder annimmt. Es ist, neben dem brutalen schwarzen Humor das Herzstück der Serie.

Gossip Girl - Geld im Überfluss

von Alina Engl
New Yorkers reiche Upper East Side. An der 5th Avenue reihen sich die teuren Appartment-Komplexe aneinander und beherbergen die reichsten der Reichen – und ihre verwöhnten Sprösslinge: Tratsch, Klatsch und dauernde Intriegen regieren. Ebenfalls imitten dieser High Society lebt das sogenannte "Gossip Girl", im Original gesprochen von Kristen Bell, die unverkörperte Erzählerfigur der Serie. Sie postet mit Vorliebe Schlagzeilen im Internet und verschickt nicht selten die neusten Gerüchte per Email und SMS an alle User der Stadt. Ihr Augenmerk liegt dabei auf den It-Girls Serena van der Woodsen und Blair Waldorf, welche vor allem Beste Freundinnen aber auch zeitweise Rivalinnen sind. Im Folgenden werde ich einen kurzen Einblick zu den einzelnen Figuren, sowie zum Anfang der Erzählung geben, ohne zu viel von der Story vorweg zu nehmen.

Unser Kosmos: Die Reise geht weiter

von Jaqueline Schüler
Wie ist unser Auge entstanden? Woher kommt das Wort „Desaster“? Wie haben sich aus Wölfe Hunde entwickelt? Wie stehen Eis- und Braunbären zueinander? Wie ist unsere Welt, wie wir sie kennen entstanden?
All diese Fragen und noch viele mehr werden in der Dokumentationsreihe „Unser Kosmos: Die Reise geht weiter“ geklärt. Dokumentarsendungen sind meist nicht gerade die spannendsten Serien, die geballten Informationen sprudeln nur so aus dem Fernsehgerät raus. Oftmals hat man an der ein oder anderen Stelle Schwierigkeiten, seine Konzentration aufrecht zu erhalten.

Freitag, 24. Juli 2020

Transparent. Wie wir gelernt haben (und lernen mussten), eine Serie und ihre schwierigen Figuren zu lieben

von Herbert Schwaab 
Maura Pfefferman ist ein Universitätsprofessor, der nach der Pensionierung endlich seinen Traum einer transsexuellen Existenz umsetzt. Die älteste Tochter Sarah, Mutter von zwei Kindern, verlässt in der ersten Staffel ihren Mann, als sie sich leidenschaftlich in Tammy verliebt und mit ihr überstürzt zusammenzieht, aber später entdeckt, dass es doch keine so gute Idee war, mit der dominanten Tammy zusammenleben zu wollen. Sein Sohn Josh Pfefferman arbeitet bei einem Music Label, beziehungsunfähig stolpert er von One Night Stand zu kurzen Beziehungen und scheint dann doch seine Erfüllung in dem weiblichen Rabbi Raquel gefunden zu haben - wäre da nicht ein Sohn, den er als Teenager mit einer älteren Freundin gezeugt hat, der als 17jähriger Teenager vom Land wieder auftaucht und bei dem neuen Paar zu leben versucht. Ali Pfefferman, die jüngste, noch immer von den Eltern abhängige Tochter, wechselt ihre sexuellen Identitäten fast so oft wie sie ihre Frisuren oder ihren Kleiderstil ändert, von heterosexuellen Affären, zu Affären mit Transgender-Männern, zu einer lesbischen Beziehung mit einer alten Freundin bis zu einer Beziehung mit einer Gender-Professorin und -Aktivistin, durch die sie gleichzeitig in die Welt der Universität und Gendertheorie eintaucht und ihren ersten richtigen Job überhaupt hat. Dann gibt es noch die von Maura, ehemals Mort geschiedene Ehefrau Shelley, die mit ihrer neuen Beziehung, einem dement gewordenen Mann, in einer Gated Community lebt und nach dessen Tod für wenige Wochen dann auch wieder mit ihrem Frauenkleider tragenden Ex-Mann zusammenlebt.

Dienstag, 21. Juli 2020

M.O.M. – Milf oder Missy

von Laura Käfer
Nun ist also auch Joyn auf den Datingshow-Zug aufgesprungen. Die Prämisse von M.O.M. klingt schon mal ganz vielversprechend: Das erste eigenproduzierte Realityformat des neuen Streamingdienstes von ProSiebenSat.1 möchte laut Pressestatement (wissenschaftlich?) herausfinden, inwiefern das Alter beim Dating eine Rolle spielt. Das ist in der Tat bemerkenswert - in allen anderen gängigen Datingformaten von Der Bachelor (RTL) bis Dinner Date (ZDF) dürfen fast ausschließlich Mittzwanziger bis Mittdreißiger die große Liebe suchen. Dass hier die Kandidatinnen zwischen 24 und 46 alt sind und auf die beiden Kandidaten mit 28 und 57 Jahren treffen, ist auf jeden Fall erfrischend anders und weckt die Hoffnung, dass man aus der Klischeekiste ausbrechen wird. Doch ein erster Blick auf die Folgen zeigt, dass diese Erwartung aber weit gefehlt ist!

Blood and water

von Hannah Lindner
Blood & Water ist die zweite Netflix Original Serie aus Südafrika und handelt von einer Teenagerin, die ein dunkles Familiengeheimnis lüften und nebenbei noch die Hürden des Highschool-Alltags bestehen muss.
IN den ersten Szenen lernt man die Hauptdarstellerin Puleng Khumalo kennen, die gemeinsam mit ihrer Familie und Freunde einen Geburtstag feiert. Sie feiern aber nicht ihren eigenen Geburtstag, sondern den von Pume. Wer ist Pume? Das ist die zentrale Frage der Serie. Pume ist vor 17 Jahren direkt nach ihrer Geburt verschwunden. Sie ist die älteste Tochter der Khumalos und Pulengs große Schwester. Die Handlung nimmt an Spannung auf als Puleng von ihrer besten Freundin Zama auf einen Geburtstagsparty mitgenommen wird. Auf der Party lernt sie dann Wade kennen, der sie auf ihre Ähnlichkeit mit Fikile Behle anspricht. Fikile Behle ist eine weiter zentrale Figur der Serie. Sie ist eine reiche Schülerin einer Elite Schule. Nachdem Wade sie auf die Ähnlichkeit zu Fikile anspricht, lässt sich Fikile nicht mehr aus Pulengs Gedanken vertreiben und beginnt ihre Nachforschungen.

Haus des Geldes – vom zuerst geglaubten Serien-Flop bis zur international meistgesehenen nicht-englischsprachigen Serie auf Netflix

von Chiara Giebelen
Die Serie „Haus des Geldes“ist eine spanische Thriller-Drama-Serie. Die von Álex Pina kreiert Serie wurde als erstes 2017 auf Antena 3 ausgestrahlt und hatte anfangs nicht viele Zuschauer. Dies änderte sich jedoch als Netflix die Serie aufkaufte und so für ihre internationale Veröffentlichung eine neue Schnittfassung anfertigte. Somit unterschiedet sich die Episodenzählung gravierend von der Originalausstrahlung auf Antena 3 und wurde außerdem in zwei Staffeln aufgeteilt. Die Serie entpuppte sich zu einem riesen Erfolg, dem alleine es zu verdanken ist, dass eine vierte Staffel gedreht wurde und noch weitere zwei folgen sollen. Außerdem bekam die Serie sogar einen Emmy in der Kategorie beste Dramaserie verliehen.

Scream - eine schaurig schlechte Serienadaption

von Franziska Frank
Als Horror-Fan freut man sich über jegliche auch nur halbwegs vielversprechende Neuerscheinung aus seinem Lieblingsgenre. Daher war die Vorfreude über eine Horror-Serie, welche auf dem Horror-Franchise mit Kultstatus “Scream” basiert, nach diesem benannt wurde und auch noch Wes Craven - der Vater des Klassikers - mit in der Produktion hat, mehr als nur groß. Und die Enttäuschung um so größer. Die Serie bedient sich an Clichés, viele der Charaktere sind nicht überzeugend, sodass man von ihren Emotionen und Leid nicht wirklich gerührt ist und die allgegenwärtigen Lovestories, welche bei allen Hauptfiguren vorhanden sind, zielen hauptsächlich auf ein jüngeres Publikum im Teenageralter ab. Bei uns “alten Hasen” des Horrorgenres sorgen diese Punkte eher für Langeweile.

„Pearl Harbor“ – Alternativprogramm zu Netflix

von Lea D.
Es ist Wochenende 19:30Uhr, die ganze Familie sitzt am Esstisch, hat bereits gemeinsam zu Abend gegessen und möchte nun noch gemütlich zusammen Fernsehen schauen. Wie vermutlich bei vielen Familien, in denen es Mitglieder mit ganz unterschiedlichen Interessen und Präferenzen gibt, entpuppt sichauch bei uns die Suche nach einem passenden Abendprogramm des Öfteren als schwierig.
Das Schlimmste was man in dieser Situation machen kann ist Netflix zu öffnen. Ohne zumindest eine ungefähre Idee davon zu haben, was man denn eigentlich schauen möchte, wird man von der Angebotsvielfalt des Streaming Anbieters quasi erschlagen.

Samstag, 11. Juli 2020

Die Fortsetzung von Liebesg'schichten und Heiratssachen im ORF2

von Herbert Schwaab 
 
Auf diesen Seiten wurde schon einmal das großartige österreichische Format Liebesg'schichten und Heiratssachen gewürdigt,  eine Kuppelshow die viel mehr ist als eine Kuppelshow. Im letzten Jahr konnten die letzten Folgen der von Elisabeth T. Spira produzierten und moderierten Show gesehen werden. Sie starb schon vor dem Ende der Ausstrahlung der letzten Staffel und es waren wehmütige Blicke auf ein Fernsehens, dass es, das dachte ich, wohl so schnell nicht mehr geben würde: eine unaufgeregte, dokumentarische Show, die sich nicht über die Menschen lustig macht, die nach Liebe suchen. Es sind meistens ältere Menschen, die schon Partnerschaften, Ehe und Tod der Partnerinnen und Partner hinter sich haben und die offenherzig über ihren Wunsch sprechen, nicht mehr einsam zu sein. Sie stellen sich vor und sie hoffen auf ein paar Zuschriften und dadurch angebahnten Treffen.
Hier muss sich niemand produzieren und sich zu einer Ware zur Begutachtung durch andere machen, aber trotzdem offenbaren diese Menschen in den kleinen, liebevollen Portraits (es werden immer etwa sechs liebessuchende Menschen vorgestellt) ihre Wünsche, Gefühle, gerne auch ihre Talente und vor allem ihre Wohnzimmer und weiteren Wohnräume. Denn eigentlich geht es in der Sendung um die Menschen und um ihre privaten Welten, die sie bewohnen. In der Kritik zu dem Format wurde diese besondere Ästhetik, die zum Beispiel in kleinen Montagen die Objekte zusammenstellt, mit denen die Räume dekoriert werden, schon ausführlich beschrieben. Das ist entschleunigtes Reality TV als Slow TV,  das aber dennoch oder gerade durch die Art wie es gemacht ist, in uns das Gefühl erzeugt, wirklichen Menschen zu begegnen, die wir bisher nicht gekannt hatten. Denn fast alle Menschen, die von Elisabeth T. Spira für das Format ausgesucht wurden, sind interessant und Originale und haben etwas von der Welt (in der sie leben) zu berichten. Das Format ist in Österreich äußerst erfolgreich und in Deutschland gibt es außer vielleicht Dokumentationen, die am späten Abend auf den dritten Programmen laufen (z.B. Lebenslinien vom BR) wenig Vergleichbares. Ich habe immer das Gefühl, dass es solche Menschen, die sich nicht ausdenken lassen, nur in Österreich gibt. 
Letzte Woche gab es dann unverhofft eine erfolgreiche Fortsetzung des Programms mit der neuen Moderatorin Nina Horowitz. Das Format hat Kleinigkeiten geändert (vor allem was die Musik und die Sendelogos angeht), aber sonst bleibt vieles gleich. Nicht nur wird der Eindruck erweckt, dass Nina Horowitz den Tonfall der behutsamen Nachfragen von Elisabeth T. Spira und auch ihren Stil, bei traurigen und unangenehmen Sachen (sehr sensibel) nachzubohren und so die Wahrheit einer jeden Person hervorzubringen, imitiert – auch die Menschen sind die gleichen geblieben. Schrullig, einsam, eigensinnig, verträumt, manchmal mit verstiegenen Wünschen, aber immer unheimlich ehrlich und interessant. 
Nur zwei Menschen aus diesem Potpourri des puren Alltags sollen hier vorgestellt werden: Manfredo, der genauso aussieht, wie er heißt, in den 60ern, ehemaliger Tänzer und Musicaldarsteller, in einem kleinen Häuschen in der Steiermark lebend und in der Coronazeit seine Nachbarn mit Gesängen vom Balkon beglückend, er weiß aber nicht ganz genau, ob das auch tatstächlich gewünscht wird. Ein selbstbewusster bunter Vogel, der eine Frau sucht, auch wenn ihn die meisten Menschen wegen seiner schrillen Kleidung für schwul halten, was ihm aber nichts ausmacht. Manfredo ist ein Angeber, aber ein netter Angeber, der sich selbst nicht ernst nimmt. Oder Luzia, eine 75jährige ungarische Komtesse, die aber den Adelstitel wie alle Menschen in Österreich nicht tragen darf. Sie ist sehr stark geschminkt, hat blonde Haare und eine sehr plüschige mit unzähligen Gegenständen vollgestellte Wohnung mit diesen lebensechten Puppendarstellungen von Kindern, die auf den letzten Seiten billiger Illustrierten zum Sammeln angeboten werden. Ihr häusliches Setting lässt sie sehr naiv erscheinen, was sie aber zum Leben und zur Liebe äußert ist sehr echt und klug. Sie wünscht sich folgendes: "Ein netter, lieber Mann halt, ganz fad soll er nicht sein, denn ich selbst bin eh schon fad. Ich möchte jemand, der mich auch mitreißt. Denn im Grund bin ih eh stinklangweilig, Ich sitz' ja nur zuhause rum." Man wünscht sich am Ende jedes Porträt der Liebe suchenden Menschen immer nur das Beste für sie, aber mal sehen, was daraus wird. 
Elisabeth T. Spira, die mit anderen Formaten auch kritisch den österreichischen Alltag seziert hat, hat eine großartige Sendung erfunden und geprägt. Dass sie doch so leicht fortzusetzen ist, zeigt, wie wenig eigentlich dafür gebraucht wird, gutes Fernsehen zu machen (und wie erfolgreich es sein kann). Das ist ein netter Kontrapunkt zu Formaten wie Der Bachelor oder Die Bachelorette. Hier können wir Menschen sehen, die auch etwas anderes im Sinn haben, als die bizarren Normen einer Leistungsgesellschaft, die von uns die Optimierung unserer Körper und die optimierte Organisation von Liebessachen fordert. Es zeigt uns eine andere, widerständige Welt nicht-normierter Menschen – und das ist eine bessere Welt. Deswegen gilt für alle, die diese Kritik lesen: klicken sie auf die Seite von ORF und hoffen sie, dass es für die neuen Folgen von Liebesg'schichten und Heiratssachen keinen Geoblocker gibt.Tauchen sie ein in die fremde Welt des Alltags, in einem nahen fernen Land, das nicht exotischer sein könnte.

Mittwoch, 8. Juli 2020

"Noch nie in meinem Leben"-eine etwas andere Serie

von Malena Ortiz
"Never have I ever" oder in Deutsch: "Noch nie in meinem Leben". Ein Spiel welches wir in unserer Generation wohl eher als ein Trinkspiel kennen, in meiner Kritik aber eine neue Netflix Serie, welche bisher nur eine Staffel umfasst.
"Das letzte Jahr war insgesamt ziemlich beschissen, da sind wir uns doch einig, aber ich hätte ein paar Ideen wie ihr das ändern könntet."
Devi ein unbeliebtes 15-jähriges indisch-amerikanisches Mädchen, betet zu ihren Göttern, dass ihr Leben jetzt doch bitte besser werde. Sie wünscht sich beliebt zu sein, auf Partys eingeladen zu werden und dass sie endlich einen “super heißen Freund” bekommt.

Freitag, 3. Juli 2020

Beauty and The Nerd – Fremdschämen pur

von Matthias Fehlner
Als ich letztens, an einem Donnerstagabend zur Prime-Time durch das Fernsehprogramm gezappt habe, blieb ich auf ProSieben bei einer etwas anderen Show hängen. Der vielversprechende Titel lautet: „Beauty and The Nerd“. Leider habe ich die erste Folge verpasst und es lief schon die Zweite der mittlerweile zweiten Staffel (eine Erste wurde 2013 ausgestrahlt, wie ich später erfahren konnte. Allerdings schien sich die Show nicht durchzusetzen und so wagte man in dem Jahr, in dem eh schon alles egal ist und es kaum mehr schlimmer kommen kann, einen zweiten Versuch). Also - neugierig und unvorbereitet wie ich war - habe ich mich dieser etwas ungewöhnlich wirkenden Dating-Reality-Show gewidmet. Die Idee basiert scheinbar auf der schon 2005 produzierten amerikanischen Reality-Show „Beauty and the Geek“.

„13 Reasons Why“- oder doch mehrere?

von Linda Sharon Lioi
„Warum hast du das nicht gesagt, als ich noch lebte?“ diese Aussage von Hannah Baker, der Hauptdarstellerin beschreibt eine zentrale Thematik der Serie sehr gut. Das Unausgesprochene, das zu Problemen, Missverständnissen und letztlich zum Tod führen kann. Und in diesem Fall zum Tod von Hannah.

Élite - Die spanische Erfolgsserie als Kombination aus Gossip Girl und Thirteen Reasons Why

von Laura Käfer
Mit blutverschmierten Händen steht ein verstörter Jugendlicher in Schuluniform hinter einer Fassade aus Glas. Auf der anderen Seite: Blaulicht, Polizei und Sirenengeheul. Wie ein Genre-Thriller beginnt die spanische Serie „Élite“, für die der amerikanischen Bezahlstreamingdienst Netflix gerade die vierte Staffel bestellt hat.
Élite handelt vordergründig von dem Leben der Reichen und Schönen, dem Luxus und das glamouröses Leben in Madrid. An der Privatschule "Las Encinas" lernt die junge Elite Spaniens – aber dann stoßen drei neue Mitschüler*innen aus ärmlichen Verhältnissen dazu. Nach einem Erdbebenschaden an ihrer alten Schule erhielten diese drei Schüler*innen ein Stipendium und sind damit gezwungen auf die Eliteschule zu gehen. Ihren neuen Mitschüler*innen heißen die Neuen nicht gerade willkommen. Kurz nach ihrer Ankunft geschieht ein Mord an einer Mitschülerin, welche die alten und neuen Schüler*innen versuchen auf eigene Faust aufzuklären.

Donnerstag, 2. Juli 2020

Deutscher - Eine ZDFneo-Serie zeigt das neue Deutschland

von Herbert Schwaab
Zwei nebeneinanderstehende Häuschen in einer Wohnsiedlung irgendwo und überall in Deutschland. Sie werden immer wieder frontal von vorne in einer Einstellung gezeigt, die Symmetrie zwischen den Häusern betont und dadurch die unterschiedlichen Farben der Fassaden und weitere Unterschiede umso stärker herausstellt. Diese Einstellungen sind kunstvoll komponiert und gefilmt, sie bieten so etwas wie kleine Unterbrechungen in dieser eleganten seriellen Produktion. In diesen Häusern wohnen auf der von Zuschauerseite aus gesehenen linken Seite ein linkes Ehepaar, Christoph Schneider, das Klischee eines sozialdemokratischen Lehrers, den es wohl seit den 1980er Jahren nicht mehr so gibt, Eva Schneider, eine Mitarbeiterin in einer Apotheke. Der Sohn David koexistiert mit ihnen in dem Haus, spricht wenig mit ihnen und ist aus irgendeinem Grund sauer auf sie. Leider ist die Serie mit vier Folgen wohl zu kurz, um ums jemals zu erläutern, warum der Sohn so sauer ist. Auf der anderen, der von uns aus rechten Seite, wohnt die andere Familie, der Installateur Frank Pielke, seine Frau Ulrike, die für ihn die Buchhaltung macht. Der Sohn Marvin koexistiert auf eine ähnliche Weise mit ihnen und ist auch sauer, aber hier wissen wir nicht mal genau auf wen, außer dass er einen Konflikt mit den Mitschülern mit migrantischen Hintergrund hat, dessen Ursache wir auch nicht kennen. Vier Folgen reichen wohl nicht, um ums auch das zu erklären. Warum er mit David aus der Nachbarsfamilie so eng befreundet ist, bleibt auch eher im dunkel, wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass sie sich in ihrem schweigsamen, apathischen Verhalten und ihrem unbestimmten Sauer sein auf die Eltern einfach sehr ähnlich sind. Die Familie tut selten etwas anderes als im Garten zu grillen, und das begeistert David von nebenan auch sehr. In dieser Serie ist es übrigens immer Sommer, und der macht sich gut im Design der ruhigen Bilder. Und Papa Pielke ist, natürlich als kleiner Selbständiger, nicht unbedingt links.

Fleabag – ein charmanter Einblick in eine überzogene Realität

von Lea-Jasmin Kienle

Die Serie „Fleabag“, nach dem gleichnamigen 1-Person-Theaterstück der Autorin und Schauspielerin Phoebe Waller-Bridge befasst sich gnadenlos ehrlich mit der Geschichte einer jungen Frau (auch gespielt von Waller-Bridge), die trotz Verlusten und unglücklichen Beziehungen versucht, sich durch das Leben in London zu schlagen.
Obwohl diese erste Beschreibung für viele nur nach einer weiteren stereotypischen, unoriginellen Serie klingt, bietet „Fleabag“ doch so viel mehr. Anstatt einer oberflächlichen Storyline, die flache Witze liefert und keine tiefen Einblicke in die Charaktere zeigt, kann diese Serie durch das Gegenteil punkten.

Mittwoch, 17. Juni 2020

Gülle, Heringe und die Ostsee - Frontal 21

von Herbert Schwaab
Gibt es etwas, das mehr entspannt, als am Abend Politmagazin zu schauen? Schon der erste Bereicht „Ostsee in Not“ von Frontal 21 vom 16.6.2020 führt uns vor, warum Magazinsendungen immersive Erlebnisse sein können, in die wir uns gut eingebettet fühlen: 
Zunächst sehen wir einen Fischer, der in der Ostsee von heute auf morgen keinen Dorsch mehr fischen darf, aber trotzdem einigermaßen erfolgreich ist, weil er einen großen Schwarm Heringe aufgestöbert hat, den er mit seinen Netzen fangen konnte. Er klagt über Überfischung und Fangverbote, die seine Existenz bedrohen.

Donnerstag, 4. Juni 2020

Bares für Rares – eine seichte, schnelle Entertainment Version von ,,Kunst und Krempel“

von Carolin Wittmann
Was machen ein Briefträger aus Pforzheim, eine Verwaltungsangestellte aus Köln und eine Mutter mit ihrer Tochter in einer Halle voller Gerümpel? Kein Anfang eines Witzes, sondern die ernste Frage, die den Zuschauer bei Bares für Rares vor dem Bildschirm hält. Die seit 2013 im ZDF laufende Serie hat just diesen Mai die 1000 Folgen-Marke gebrochen und nichts scheint den eigentlichen Koch Horst Lichter davor stoppen zu können, dem Publikum die Inhalte deutscher Keller näher zu bringen.

Formula 1: Drive to Survive. Folge 1 der ersten Staffel

von Matthias Fehlner

“All to Play For” - auf deutsch “Es ist noch alles drin” - so lautet der Titel der ersten Folge der 2019 erschienen Netflix-Serie „Formula 1: Drive to Survive“. Und dieser Titel trifft es, zumindest für mich, sehr gut, denn als Formel-1-Neuling gehe ich unvoreingenommen an die Serie heran und auch für mich „ist noch alles drin“.

Mittwoch, 3. Juni 2020

Unter Druck. Eine neue Serie soll Zuschauer*innen für ARD und ZDF gewinnen

von Lily Marsh
Druck erfährt jeder einmal. Vor allem als Jugendlicher: Druck in der Familie, Druck in der Schule, Druck beliebt zu sein. Und genau darum geht es in der gleichnamigen Serie. Die „Internet-Serie“ Druck ist eine Adaption, der aus Norwegen stammenden Serie „Skam“. Erstmals erschien Skam 2015, produziert von dem norwegischen Sender NRK und wurde ein Hit. In Deutschland wird Druck vom öffentlich-rechtlichen Onlineangebot „Funk“ produziert.

Die Inflation der Unterbrechung. Alexander Kluge, Joko und Klaas und Männerwelten

von Herbert Schwaab 
Wenn sie folgenden Link (https://www.prosieben.at/tv/joko-klaas-gegen-prosieben/video/32-maennerwelten-joko-klaas-15-minuten-clip) anklicken, dann haben sie eine am 14.5.2020 im Fernsehen ausgestrahlte 15-minütige Show über männliche Gewalt im Internet und außerhalb des Internets gesehen. Sie haben sie aber auch nicht gesehen, weil zu der Wirkung dieses Clips dazugehört, dass er im laufenden Fernsehprogramm als von Joko und Klaas in ihrem Duell gegen Pro7 gewonnene 15 Minuten Sendezeit zur Primetime gezeigt und damit der Flow des Fernsehens auf radikale Weise unterbrochen wurde. Daher ist es auch schade, dass der von Pro7 aufbewahrte Clip mit dem Joko und Klaas Intro im 1980er Jahre Stil zwar ein kleines Moment von Heterogenität anbietet, der so typisch für den Raymond Williams in den 1970er Jahren definierte flow des Fernsehens ist. Was fehlt ist aber das tatsächliche Programm, das der lange Clip unterbrochen hat, und der Schock, den es für die Grey’s Anatomy Fans bedeutet haben muss (denn davor lief angeblich der Clip), sich mit dieser Ausstellung von männlicher Gewalt, Stumpfheit, Empathielosigkeit, Egozentrik und ihrer hässlicher Fantasien und egozentrischen Maßlosigkeit beschäftigen zu müssen.
Unterbrechung ermöglicht eine interessante, strategische Vereinnahmung des Fernsehprogramms. Als Ende der 1980er Jahre die ersten privaten Sender wie RTL oder Sat1 auch terrestrische Frequenzen für die Antennenausstrahlung haben wollten (bisher waren sie nur über Kabel empfangbar gewesen), wurde ihnen von der Politik auferlegt, auch einen Kulturauftrag zu erfüllen. Weil das zu anstrengend war, hat der Filmemacher Alexander Kluge mit seiner Produktionsfirma dctp (an der auch der Spiegel beteiligt war), diesen Sendern das Angebot gemacht, diesen Kulturauftrag für sie zu übernehmen, worauf vor allem RTL zurückgegriffen hat. Seine Sendungen wie News and Stories, 10 vor 11 und das ironisch betitelte Prime Time,  waren die sperrigsten Stücke Fernsehen, die sich vorstellen lassen: Manchmal waren es collagenartige Zusammenstellungen von Bildern und Tönen, meistens in einer Einstellung gedrehte Interviews mit Experten zu kulturell hochrelevanten, aber komplizierten Themen, häufig aber auch Interviews mit Menschen, die so taten, als wären sie Experten (wie Helge Schneider oder Peter Berling). Immer kam aus dem Off immer die überaus beruhigende und nachhakende Stimme von Alexander Kluge, der zwar Fragen stellte, sich aber auch gerne eigenen Assoziationen, die immer weiter vom Thema wegführten, hingab.

Mittwoch, 13. Mai 2020

"It's your world, I only live in it." (Arthur Spooner) Zum Tod von Jerry Stiller

Arthur Spooner ist eine dieser Figuren einer Sitcom, die nur dazu da sind, von Anfang an die Situation zu komplizieren. King of Queens, die klassische Sitcom der 1990er und 2000er Jahre hätte in seinen 9 Staffeln die nette Geschichte eines ungleichen Paares erzählen können, das in einem kleinen Häuschen in Queens zusammen den Alltag verbringt. Aber der selbstverschuldet obdachlos gewordene Vater seiner Frau Carrie nistet sich mit der ersten Episode in den geliebten Entertainment-Keller ein und bringt die Verhältnisse in Dougs und Carries Haushalt von Beginn an in Unordnung. Arthur Spooner ist ein herrischer Mensch, egozentrisch, ohne Scham, ohne Sinne für die Angemessenheit sozialen Verhaltens, linker Aktivist und Teil der Arbeiterkultur, auch wenn er nie viel gearbeitet zu haben scheint, maßlos hedonistisch, rechthaberisch, uneinsichtig und vor allem sehr, sehr laut. Dieser Inbegriff der Provokation und Irritation fordert in den folgenden Episoden immer wieder Doug heraus: die Eskalation ist Programm, Doug nimmt die Einladung zum Streit immer an, denn Arthur ist nie bereit, klein beizugeben. In einer Szene ist der einzige Grund für einen Streit die richtige Aussprache des Wortes Ketchup. Jerry Stiller Stiller stachelt als Arthur Spooner Kevin James, den Darsteller von Doug, zu einer Spielfreude an, die häufig sichtbar wird und deutlich macht, dass das Genre der Sitcom immer auch von Improvisation zeugt oder zeugen sollte (https://www.youtube.com/watch?v=GpL7I8xQA6A).

Dienstag, 5. Mai 2020

Corona King. Fünf Gründe, den Netflix Dokuserien-Blockbuster Tiger King nicht zu schauen

von Herbert Schwaab 

Diese Krise kennt viele Verlierer und nur zwei Gewinner: Netflix und Amazon, diese Hofliferanten einer Welt der Eingeschlossenen und überforderten Familien. Genau in dieser Zeit fällt die Veröffentlichung der Netflix Dokuserie Tiger King: Murder, Mayhem and Madness, und der Virus wird oft als Grund genannt, warum dieses Serie zu einem so großen Erfolg wurde, mit etwa 37 Millionen Zuschauer*innen weltweit. Es gibt einen Hype um Tiger King, von dem ich nach kurzer Zeit, aber nicht als erster auch erfasst wurde. Der Grund dafür ist einfach. Die Doku-Serie von Eric Goode und Rebecca Chaiklin, die über einige Jahre das Leben von Joe Exotic und seinem kommerziellen Raubtierzoo in Oklahoma dokumentieren, bietet einiges: die bizarre Welt der Privatzoos und der Fans und Besitzer*innen von exotischen Tieren und Raubtieren; Einblicke in die unglaublichen Abgründe der ländlichen, abgehängten Redneck-USA, vor allem Einblicke in die zahnlosen Meth-Gesichter der Mitarbeiter von Joe Exotic; Dokumentationen von Rassismus und Sexismus, Waffenwahn, der einem der zwei Ehemänner von Joe Exotic auch das Leben kostet; immer wieder Dokumentationen der eigenartigen Beziehung von Mensch und Tigern und Löwen, mit denen hemmungslos gekuschelt wird, die Menschen auf Autofahrten auf dem Beifahrersitz begleiten, als kleine kuschelige Pelztiere in Hotelzimmer in Las Vegas geschmuggelt werden und als Hauptattraktion bei den Tierschauen in den privaten Zoos eingesetzt werden; sie zeigt uns aber auch ein brutales Geschäft von Menschen, die weitaus gefährlicher sind, als Raubtieren je sein könnten, die skrupellos eine hemmungslose Aufzucht von kleinen Tigerbabys betreiben und die die nicht mehr verwertbaren, ausgewachsenen Tiger nach 6 Monaten töten, wenn sie die Kapazitäten dieser chaotisch geführten Zoos überfordern; wir lernen arrogante Raubtierbesitzer wie Doc Antle kennen, der als geborener Showman nicht nur einigermaßen erfolgreich und geschickt einen Privatzoo, sondern auch eine sektenartige Kommune ergebener Frauen anführt. Aber bei allem ist und bleibt die Hauptattraktion Joe Exotic, der zwar offen schwul mit zwei Ehemännern lebt, der aber dennoch durch und durch sexistisch, rassistisch, korrupt, sadistisch und von sich selbst besessen ist. Deswegen strebt er eine Karriere als Countrysänger (von nicht selbst gesungenen Songs) an, lässt sich auf eine kostspielige Kampagne zu einer Gouverneurswahl ein und führt eine verhängnisvolle Fehde mit der Tierschützerin Carole Baskin, die aber selbst sehr erfolgreich einen eigenen Privatzoo führt, der zum Schutz von Großkatzen gegründet worden sein soll. 

Dienstag, 3. März 2020

Frauen als Zielgruppe einer Bikerserie – unvorstellbar. Oder? (Sons of Anarchy)

von Sophie Irl
„Eine Bikerserie? Das soll mir gefallen?“ ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt als mein Freund mir einen Vorschlag unterbreitet, um unsere Suche nach einer neuen Serie zu beenden. „Sons of Anarchy“ soll der Nachfolger meiner heiß geliebten Stranger Things - Reihe werden. Ich bin skeptisch, aber lasse mich darauf ein, da es mir an Alternativen mangelt.
Die erste Folge beginnt. Der Motorradclub „Sons of Anarchy“ sitzt in der Kleinstadt Charming, die in der Wüste Kaliforniens liegt. Jax Teller, gespielt von Charlie Hunnam und Clay Morrow (Ron Perlman) ziehen sofort die Aufmerksamkeit auf sich, als das Waffenlager des Clubs von einem rivalisierenden Motorradclub, den Mayans, ausgeraubt wird. Schnell wird klar, Teller und Morrow stellen die Hauptfiguren der Serie dar, die im Jahr 2008 in den USA erstausgestrahlt wurde und inzwischen über 92 Folgen in 7 Staffeln verfügt. Die Produktion von Kurt Sutter wurde im amerikanischen Pay-TV ausgestrahlt und ist heute auf Streamingportalen wie Netflix zu finden.

FANTASTISCH ODER FANTASIELOS? Die Übernahme unserer lieb gewonnenen Makler-Fernsehserien durch den Streaming-Dienst Netflix. DIE AUSSERGEWÖHNLICHSTEN HÄUSER DER WELT - Eine Netflix Original Serie

von Talena Burger 
Wenn zu Beginn der ersten Folge die Kamera von einer Luftbildaufnahme zu einem auf der Landstraße fahrendem Auto schwenkt, könnte man auch meinen, man hat aus Versehen eine französische Romantikkomödie angeklickt. Doch falsch gedacht, hier dreht es sich nämlich weder um Romantik, noch um Liebesduselei, hier geht es um klare Linien, atemberaubende Natur, Zahlen und Details. Kurz gesagt: hier geht es um Architektur.
Krausig blondes Haar, immer mit zur Folge passendem Outfit und mit einer Vorliebe für Überschwänglichkeit, das ist Caroline Quentin. An ihrer Seite Piers Taylor, der ihren ausgleichenden Ruhepol bildet - funktional gekleidet, schlank und hochgewachsen, sowie mit lichtem Haar wirkt er sehr bedacht und professionell. Die beiden arbeiten das erste Mal zusammen, harmonieren aber sehr gut. Gekonnt führen sie den Zuschauer um den Globus zu den außergewöhnlichsten Häusern der Welt, wie auch der Titel schon verrät.

Enthüllung von Familiengeheimnissen… (Die FIFA-Story)

von Johanna Brandl
…oder: Die große FIFA-Story (auch Planet FIFA vom französischen Originaltitel La Planète FIFA). Regisseur Jean-Louis Perez versucht mit seiner Dokumentation aus dem Jahr 2016, die von arte und netflix erstausgestrahlt wurde, Klarheit über die Machenschaften des umstrittenen Weltfußballverbands zu schaffen.
Die Doku beginnt mit einem einschneidenden Ereignis: Am 27. Mai 2015 werden sechs FIFA-Funktionäre in Zürich durch das FBI festgenommen. Der Grund: ihnen wird Korruption im Zusammenhang mit der Vergabe von Austragungsorten der Weltmeisterschaften – darunter auch die WM 2006 in Deutschland - sowie bei der Wahl von Funktionären vorgeworfen. Diese Festnahme ist die erste in der langen Geschichte der FIFA. Eigentlich ein Wunder.

Der ewige Stenz (Monaco Franze)

von Julia Reuel
Eine Serie über einen 45-Jährigen Münchner Kriminalkommissar. Hört sich ehrlich gesagt recht langweilig an. Wenn man dann auch noch hinzufügt, dass die Serie Anfang der 80er Jahre produziert wurde, also beinahe zwanzig Jahre bevor ich überhaupt geboren wurde, macht es das ganze für die meisten jungen Leute eher noch unattraktiver.
Einen nicht unwichtigen Faktor muss ich aber zu Anfang noch erwähnen, weshalb genau diese Serie seit Jahren unangefochten meine Lieblingsserie ist. Ich bin in München geboren. Selbige Stadt, in der die Serie spielt und aus der auch die Hauptperson kommt. Und zwar kein geringerer als DER „Monaco Franze“. In München ist die Figur des „Monaco Franze“ (übrigens auch der Titel der Serie) mittlerweile zum Kultstatus übergegangen. Es gibt eine sitzende lebensgroße Eisenfigur des Schauspielers in seinem angeblichen Lieblingscafé, passenderweise natürlich das Café Münchner Freiheit in Schwabing. Die Titelmelodie ertönt schon manchmal in Münchens U-Bahnen als Handy Klingelton und einige Zitate aus der Serie werden auch im Münchner Smalltalk heute sehr gerne verwendet. Die Serie hat also das geschafft, wovon viele aufwendig produzierte Serien mittlerweile träumen. Und das mit nur einer Staffel – zehn Folgen á 45 Minuten. Fast vierzig Jahre nach der Erstausstrahlung ist sie ­– zumindest in München– noch in aller Munde und scheint an Popularität eigentlich nur noch dazu zu gewinnen. Wie es um den Bekanntheitsstatus über die Stadtgrenzen hinaus aussieht, kann ich schlecht beurteilen. Der bayrische Dialekt macht die Serie aber wahrscheinlich nicht gerade leicht verständlich für Nicht-Bayern.

Dr. House Schlechter Mensch und brillanter Arzt – eine gute Kombination?

von Frank Zmuda
Doktor Gregory House, wer kennt nicht den humpelnden, immer unrasierten und unfreundlichen Arzt vom Princeton-Plainsboro Krankenhaus mit den Diagnosen für ungewöhnliche bzw. unlösbare Fälle. Mit seiner zynischen Art und seinem genialen Verstand brachte er schon viele zum Lachen oder ließ sie mit einem fragenden Blick zurück. Die Fernsehserie Dr. House hat von 2004 bis 2012 seine zahlreichen Zuschauer mit jeweils einer Staffel pro Jahr und insgesamt 177 Folgen unterhalten. Doch konnte diese auch den Unterhaltungswert über die Zeit hoch halten?

Vom Drogenkurier zum Staranwalt – und das ganz ohne Jura-Studium (Suits)

von Sophie Irl
Eine solche steile Karriere zeigt die Serie „Suits“ und entführt die Zuschauer seit dem Jahr 2011 in die glänzende Welt der Anwälte. Ausgestrahlt wurde diese vom US Kabelsender USA-Network. Anschließend war die Serie ebenfalls auf dem deutschen Sender FOX zu sehen und endete im Januar 2019 mit der finalen 9. Staffel.
„Noch eine Anwalt-Serie?“ ist wohl der erste Gedanke, der sich hier aufdrängt. Jedoch bietet „Suits“ mit den beiden Hauptfiguren Harvey Specter (Gabriel Macht) und Mike Ross (Patrick J. Adams) großen Unterhaltungswert. Specter ist der Staranwalt der renommierten Kanzlei Pearson Hardman und hat wohl noch keinen Fall verloren. So sieht er auch aus. Ein sehr attraktiver Mann im maßgeschneiderten Anzug und einer stets perfekt sitzenden Frisur. Er ist der engste Vertraute von Jessica Pearson, die die Kanzlei über 7 Staffeln hinweg leitet, und wird von allen Kanzleimitgliedern ehrfürchtig behandelt.

MR. CARRINGTON, YOU’RE NOT A STAR - aber doch interessanter als gedacht! - Was die Seifenoper ‚Denver Clan’ und der amerikanische Präsident Donald Trump gemeinsam haben.

von Talena Burger
„You know, I’m automatically attracted to beautiful - I just start kissing them. It’s like a magnet. Just kiss. I don’t even wait. And when you’re a star, they let you do it.You can do anything.“
-DONALD TRUMP
Macht, oder in erster Linie die offensichtliche Demonstration von Macht, dafür steht Donald Trump. Aber nein, hier geht es nicht um den amerikanischen Präsidenten. Hier geht es um Familie Carrington - Parallelen kann man trotzdem mehr als genug finden.

Schlaue Nasenspitzen in Lukes Schule (Luke, die Schule und ich)

von Johanna Brandl
So lautet der Titel der 4. Episode der dritten Staffel des Formats „Luke die Schule und ich – VIPs gegen Kids“, die am 17.05.2019 um 20:15 Uhr in SAT 1 ausgestrahlt wurde. Die Schulbank drückten dieses Mal Model und Moderatorin Verona Pooth, die Schauspielerin und Moderatorin Ruth Moschner, der Comedian Abdelkarim und der ehemalige Fußballfunktionär Reiner Calmund. Gleich zu Beginn, als die Kandidaten vorgestellt bzw. „eingeschult“ werden, wird die große Intelligenzspanne auf Seiten der Kandidaten deutlich: Verena Pooth erzählt, sie sei ein „achtfacher Mischling“, ist auf Nachfrage aber leider nur in der Lage, fünf verschiedene Nationalitäten aufzuzählen. Außerdem macht sie die Intelligenz der Grundschüler aus Weyer bei Solingen, also der Gegner der VIPs, an der Form ihrer Nasenspitzen fest, wobei auch zur Sprache kommt, dass sie selbst eine operative Veränderung an ihrer eigenen Nase hatte vornehmen lassen.

Wie Guido Maria Kretschmer jahrelang meinen Nachmittag rettete

von Julia Reuel 


15:00 Uhr, unter der Woche, deutsche TV-Privatsender. Wer jetzt an Formate wie Familien im Brennpunkt, Verdachtsfälle und „Talk-Zoffereien“ wie Die Trovatos und Zwei bei Kallwass denkt, dem kann ich es nicht mal verübeln. Das gute alte „Assi-TV“ dominiert seit Jahrzenten das Nachmittagsprogramm der deutschen Privatsender-Landschaft.
„Wer hat denn schon auch nachmittags Zeit das Fernsehgerät einzuschalten?!“. So hat zum Beispiel meine Mutter jahrelang über mich geurteilt, denn ich war so ein Jemand (dem deutschen Schulsystem sei dank!), der die Zeit dafür hatte. Für mich war diese eine Stunde (von 15 Uhr bis 16 Uhr) fast schon jahrelang Routine. Mein Teenager-Ich verpasste kaum eine Folge vom Nachmittagsprogramm des Privatsenders VOX. Um 15 Uhr läuft auf besagtem Sender von Montag bis Freitag das Erfolgsformat Shopping Queen und dies hebt sich irgendwie ab vom „Familien im Brennpunkt-Einheitsbrei“ der anderen Privatsender.
Seit 2012 läuft das Format, vom Konzept her fast unverändert. Seit Anfang an auch nahezu unverändert ist Guido Maria Kretschmer. Er ist der eigentliche Star der Sendung, nicht –wie man meinen könnte–die täglich wechselnde Kandidatin. Seit einigen Jahren gibt es den pinken fett gebrandeten Shopping Bus, früher war der noch unauffällig schwarz oder grau. Und auch die Städte in denen Shopping Queen zu Gast ist, werden irgendwie vielfältiger. Während sich früher die Metropolen wie München, Berlin und Hamburg Woche für Woche die Klinke in die Hand gaben, ist jetzt beinahe jede halbwegs große Stadt mindestens einmal mit der Anwesenheit des pinken Busses beglückt worden. Von Recklinghausen bis Regensburg war fast alles schon dabei und kürte nach fünf Tagen die Shopping Queen. Doch sonst ist alles ziemlich gleich wie vor 7 Jahren, als Shopping Queen zum ersten Mal ausgestrahlt wurde.
Kurz zum Konzept: Jede Woche treten fünf Frauen aus derselben Stadt gegeneinander an. Es gibt ein Motto, dass von Guido Maria Kretschmer höchstpersönlich gestellt wird. Vier Stunden Zeit und 500 Euro, um das perfekte Outfit zum Thema zu finden. Die Regeln sind simpel, die Herangehensweisen der Kandidatinnen dafür sehr unterschiedlich. Spannend ist an Shopping Queen aber nicht das Klamotten einkaufen an sich, sondern das ganze Drumherum. Die Kandidatinnen der Woche sind in der Zeit, in der die Tageskandidatin shoppen ist, bei ihr zuhause und stöbern was das Zeug hält, kommentieren alles, probieren den halben Kleiderschrank der Shoppenden an und machen vor so ziemlich keiner Schublade Halt. Guido Maria Kretschmer kommentiert währenddessen mit seiner perfekt erscheinenden Art von Humor, im O-Ton im rechten Bildrand, die mehr oder weniger geglückten Versuche der Shoppingkandidatin ein Outfit zum Motto zu finden und natürlich auch die Tanzeinlagen, Modenschauen oder Gesangskünste der Kandidatinnen in der Wohnung (was man eben so macht, wenn man bei einer mehr oder weniger wildfremden Frau in der Wohnung ist!). Fast schon legendär ist unter treuen Zuschauern der Satz „Das tut einfach nichts für sie!“. Dieser wird zum Beispiel von GMK verwendet wenn Hilde, 57, aus Dresden meint ein knallgrünes Jersey Kleid für 19,99€ von äußerst schlechter Qualität kombiniert mit weißen Kunstleder Ballerinas und Gärtnerinnen-Strohhut wäre der perfekte Look für eine romantische Gartenparty. Aber auch wenn 20 Jährige Möchtegern-Blogger-Girls meinen, sie hätten das Fashion Rad neu erfunden, wenn sie ein Jeans-Latzkleid mit Doc Martens kombinieren und dann im O-Ton sagen, wie verrückt ihr eigener Style doch wäre. GMK kann eigentlich sagen was er will. Er beschönigt nichts und ist immer ehrlich bei seiner Meinung zu den Looks. Aber trotzdem oder gerade deshalb kann man ihm einfach nichts verübeln, weil er seine Kommentare immer mit der ausreichenden Portion Humor verpackt.
Wieso mich Shopping Queen über Jahre hinweg begleitet hat: ich interessiere mich schon recht lang für Mode. Shopping Queen schafft es aber meiner Meinung nach das ganze Mode-Thema mehr als bodenständig rüber zu bringen. Das Format ist so herrlich normal und vermittelt Spaß an Mode ganz ohne den arroganten abgehobenen Glamour-Size-Zero-Faktor, denn man aus gängigen Magazinen kennt. Mode wird hier auf Hausfrauen-Art wohnzimmertauglich.
Das sieht man auch an der Diversität der Kandidatinnen. Von 70-jährigen Omis über spießige Polo-Shirt-Muttis bis hin zu volltätowierten Gothic-Girls war schon wirklich jeder Typ Frau bei Shopping Queen dabei. Auch innerhalb der Wochen wird von der Produktionsfirma penibel drauf geachtet eine möglichst große Bandbreite an Kandidatinnen auszuwählen, so dass die Kontraste mehr als deutlich werden.
Zu Streit oder Konkurrenzkampf innerhalb der Kandidatinnen kommt es aber dennoch nie. Auch wenn die Outfits natürlich nicht immer die Geschmäcker aller Beteiligten treffen, so hört man bei der Bewertung der Kandidatin verdächtig oft den Satz: „zu dir passt der Look einfach!“.
Ich kann mich auf jeden Fall an keinen Streit erinnern. Und ja, ich habe viele Folgen gesehen. Die Frauen machen durchgehend den Anschein, als hätten sie in dieser einen Woche den größten Spaß überhaupt und neue Freundinnen gibt’s auch gleich noch oben drauf. Mir ist realistisch gesehen natürlich klar, dass das nicht immer so sein wird. Aber ein gutes Gefühl gibt’s dem Zuschauer irgendwie trotzdem. Und das ist auch die Hauptmessage, die Shopping Queen vermittelt. Ein gutes Gefühl. Es bringt Frauen zusammen, die hinsichtlich Herkunft, Alter, sozialem Status und Körperformen unterschiedlicher nicht sein könnten. Und das auf ganz ungezwungene Weise. Spaß am Shoppen haben sie irgendwie alle und das reicht anscheinend um sie miteinander zu verbinden. Auch die Gewinnerinnen der Woche könnten unterschiedlicher nicht sein. Mal wird die gertenschlanke 22 Jährige Studentin, die nebenbei modelt, mal die 60-Jährige Hausfrau mit Kleidergröße 50 zur Shopping Queen gekürt. Vorteile aufgrund ihres Aussehens – so scheint es mir zumindest – hat bei Shopping Queen keine Kandidatin.
Ums Gewinnen geht es den meisten aber eh schon lange nicht mehr. Bei diesem Format trifft der Spruch „Dabei sein ist alles“ zu 100% zu. Viel mehr als über das Preisgeld (immerhin 1000€), das die Gewinnerin bekommt,  freuen sich die Teilnehmerinnen über das Finale, bei dem sie endlich ihren Guido persönlich treffen. Eine Umarmung und ein paar liebe Worte gibt’s vom heimlichen Star der Sendung dann auch noch. Spätestens dann ist es wirklich total egal, wer die Siegerin der Woche ist.
So vielseitig Shopping Queen auch ist. Eine Sache fehlt gänzlich und wird auch fast gar nicht berücksichtigt. Das männliche Geschlecht geht bei Shopping Queen vollkommen unter. Die größte Rolle, die Männer in dieser Produktion ergattern können, ist die der Shopping-Begleitung. Und das ist auch gar nicht so selten, dass eine Kandidatin ihren Freund mitnimmt. Viel mehr als Einkaufstüten tragen, machen die Herren der Schöpfung dann oft aber auch nicht. Die Spezialisierung auf ein Geschlecht, liegt vielleicht in der Natur der Sache, dass Shoppen einfach schon immer als „Frauensache“ kommuniziert wird. Dennoch wären männliche Kandidaten nach 7 Jahren der Sendung durchaus angebracht.  Abgesehen davon macht Shopping Queen aber einiges richtig und ist eine der wenigen Sendung, die verschiedenste Frauen miteinander vereint und einfach Spaß macht. Die Zeiten, in der ich Woche für Woche gespannt vor dem Fernseher saß sind zwar vorbei. (Ja Mama! Auch ich habe jetzt nachmittags etwas zu tun!). Trotzdem freue ich mich nach wie vor wenn ich mal wieder Guido Maria Kretschmers witzigen Kommentaren zuhören kann. Und kleiner Tipp am Rande, für alle, denen es so geht wie mir. Am Samstag laufen bei Vox ab 12 Uhr fünf Folgen hintereinander.