TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 21. September 2010

Is it Cultural? Ein besonderer Moment mit Sam the Eagle aus der Muppet Show

von Herbert Schwaab

Was ist Kultur? Diese Frage wird immer wieder von der Figur Sam the American Eagle in der Muppet-Show gestellt. Sam mischt sich immer dann ein, wenn er die Chance dazu sieht, hohe Kultur in diese seiner Ansicht nach kulturell recht unbedarfte Show zu integrieren. Dabei hat, wie einige Szenen der Show beweisen, Sam nicht so große Ahnung von Kultur und wirft immer wieder Begriffe und Autoren durcheinander, selbst zu dem von ihn so hochgeschätzten Shakespeare ist sein Wissen sehr rudimentär.
Sam, als Adler das Symbol eines konservativen amerikanischen Patriotismus verkörpernd, symbolisiert auch die Unsicherheit, die aus dem Kontrast von Hochkultur und Populärkultur entsteht. Er ist selbst eine komische Figur, die nur sehr unzulänglich, aber sehr bestimmt, um die eigene Würde ringt. Trotzdem ist er ein Fremdkörper. In einem seiner Gespräche mit seinem Chef Kermit, in der er wieder einmal seine Vorstellung von hoher Kultur ins Spiel bringen will, wird seine Verlorenheit deutlich, als Kermit im mitteilt, dass er eigentlich keine Ahnung habe, warum er in der Show ist und welche Funktion er darin hat.

Dienstag, 14. September 2010

Eine Apokalypse und ihre Folgen: Jericho - Der Anschlag

von Florian Grassler

Was tun, wenn eine Regierung zusammen bricht? Und mit ihr die Versorgung des ganzen Landes? Wenn sich Unmut und Angst breitmachen? Und wie kann es überhaupt dazu kommen? Jericho – Der Anschlag gibt Antworten.
Die post-apokalyptische Fernsehserie spielt in einem kleinen Ort namens Jericho, Kansas. Gerade als Jake Green (Skeet Ulrich) nach fünf Jahren wieder in seine Heimatstadt zurückkehrt geschieht die Katastrophe deren Folgen in insgesamt 29 Episoden abgehandelt werden. Am Horizont erscheint ein enormer Atompilz und nach kurzer Zeit wird klar, dass das nahegelegene Denver zerstört wurde. Die Kleinstadt Jericho ist daraufhin von der Außenwelt abgeschnitten: keine funktionierenden Kommunikationsmittel, kein Strom, kein Wasser, keine Vorräte. Und niemand scheint zu wissen was genau geschehen ist.

Samstag, 11. September 2010

Der Wandel der Fernsehzeitschrift und ihre Bedeutung in der heutigen Zeit oder: Warum immer weniger Movie in der TV Movie steckt

von Sebastian Lauterbach

Wie denkt man über eine Fernsehzeitschrift, die man Zeit seines Lebens zweiwöchentlich nach Hause geliefert bekommt und plötzlich beim Stöbern am Dachboden ein exakt 10 Jahre altes Exemplar in die Finger bekommt? Neben viel Nostalgie macht man sich Gedanken, was sich in der letzten Dekade verändert hat. TV Movie ist die besagte Zeitschrift mit der laut eigenen Angaben ‚Härtesten Filmredaktion Europas‘. Um es vorwegzunehmen: so hart wie sie sich ausgibt, ist sie nicht.

Mittwoch, 8. September 2010

Oh my God! They killed tolerance! South Park


von Tim Sommer


Ein Blick auf Amerikas kontroverseste Kleinstadt innerhalb der Fernsehwelt.
Das Scenario ist dem Zuschauer, welches sich vor ihm präsentiert, nur allzu bekannt. Ein Klassenraum gefüllt mit Schulkindern, die etwas teilnahmslos nach vorne an die Tafel blicken. An dieser steht ein genau so bekannter, in grün gekleideter Lehrer mit einer zylinderförmigen Puppe auf der Hand. Das Thema des Tages ist die Fernsehshow „Terrance and Phillip“, welche durch ihren obszönen Humor und ihre vulgäre Sprache, in der Kleinstadt South Park, für Empörung gesorgt hat. „Shows like Terrance and Phillip are what we call ‚toilet humor‘. They don’t expand your minds. These kinds of shows are senseless vile trash. You should be spending your time enlightening your mind with more intelligent entertainment,” erklärt Klassenlehrer Mr. Garrison.

Ein Glück, dass es Jon Stewart gibt


von Tim Sommer

„It is an important show tonight“, sagt ein mit Brille verkleideter Jon Stewart und zieht dabei ein ernstes Gesicht. Es scheint tatsächlich ein besonderer Abend auf dem US-amerikanischen Sender Comedy Central zu sein. Eigentlich hätte genau um 23 Uhr, so wie jeden Montag bis Donnerstagabend, die Intro-Musik der erfolgreichen Nachrichten-Parodie „The Daily Show“ ertönen müssen. An diesem Abend des 22.03.2010 jedoch nicht. Der Gastgeber Jon Stewart sitzt auch nicht wie gewöhnlich hinter seinem großen gewellten Schreibtisch, sonder steht vor einer noch unbeschriebenen Schultafel. „It’s an important show tonight and if you miss it, you will die“. Vom Publikum ertönt das erste Gelächter, denn schell ist klar, dass dies nicht seine Worte sind, sondern ein direktes Zitat eines gewissen Glen Becks vom konservativen Nachrichtensenders Fox-News, der nur ein paar Stunden zuvor seine Sendung auf genau dieselbe Art und Weise begonnen hatte. Der große Unterschied zwischen den beiden ist nur, dass Jon Stewart weiß, dass seine Zuschauer ihm nicht glauben werden. 

Glück kommt selten allein: es kommt mit Eckart von Hirschhausen

von Cynthia Königer

RTL füllt das diesjährige Sommerloch freitags ab 22:15 Uhr jede Woche mit dem Bühnenprogramm eines derzeitigen Comedystars. So hatten die Zuschauer schon das Vergnügen die Woche mit dem berühmtesten Paderborner Rüdiger Hoffmann ausklingen zu lassen, Otto Waalkes, Mike Krüger und noch andere stehen auf dem Programm. Am Freitag, dem 27.08.2010 trat Dr. med. Eckart von Hirschhausen in 1,68 Millionen Wohnzimmer (allerdings nur durch den Fernsehbildschirm) – denn eigentlich betrat er bereits am 05.06.2009 die Bühne der ausverkauften Jahrhunderthalle Frankfurt Main mit seinem Programm „Glück kommt selten allein…“ – und beglückte die am Freitag Abend zuhause Gebliebenen. Hirschhausen benannte sein Bühnenprogramm nach seinem gleichnamigen Lesebuch der besonderen Art.

Mittwoch, 1. September 2010

MTV - Tot und lebendig

von Florian Schönsiegel

1981. Am ersten August um Mitternacht nimmt MTV in den USA den Sendebetrieb auf. Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Der Sender wird großartig aufgenommen und in allen Medien gefeiert. Ein Phänomen sei damals geboren worden, MTV sei die TV-gewordene Popkultur oder einfach nur Kult - solche Formulierungen findet man auch heute noch häufig in Artikeln, die sich rückblickend mit dem Thema befassen. MTV wird sogar als so prägend auf die Jugend von damals angesehen, dass man selbst Begriffe wie „die MTV-Generation“ nicht selten vorfindet. Hauptverantwortlich für die immense Popularität MTVs in der Anfangszeit war wohl das Konzept. Hierbei war der Name Programm: „Music Television“ und nichts anderes. Ein Musikvideo folgte auf das andere. Das war einfach, aber das war auch neu und veränderte nicht nur die Musikindustrie sondern hatte auch Einfluss auf die Filmlandschaft. 

Let´s dance- Mehr oder minder Prominente schwingen das Tanzbein

von Susanne Wolf
Die deutsche Version der BBC- Sendung Strictly Come dancing läuft derzeit wieder im Programm von RTL und ist Vielen ein Begriff, da mehrmals täglich für die achtteilige Liveshow geworben wird. Neben Standard- und Lateintänzen, die alle unter musikalischer Begleitung eines Liveorchesters vorgestellt werden, gibt es nun in der 3. Staffel auch Modetänze wie den Freestyle zu sehen.

Frauentausch - Experimentelle Horizonterweiterung oder simple Bedienung von Klischees?


von Jasmin Bechtum

Eine besondere Form des Kulturkontakts kann man seit 2003 immer donnerstags auf RTL2 verfolgen: Frauentausch. Das Grundprinzip der Sendung ist simpel: Zwei Frauen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen tauschen für 10 Tage Mann, Kinder und Wohnung. Wie sie sich in der ungewohnten Umgebung zurechtfinden, wird von einem Kamerateam dokumentiert. Nach der Hälfte der Zeit darf die Tauschmutter eigene Regeln in der Familie aufstellen und am Ende trifft sie mit der anderen Frau zu einem Erfahrungsaustausch zusammen. 

„Sie haben mich gerufen. Was kann ich für Sie tun?“ was Peter Zwegat so besonders macht


von Jasmin Bechtum

Am 1. September um 21:15 heißt es auf RTL wieder „Raus aus den Schulden!“. Die achte Staffel des Erfolgsformats wird seit Wochen von RTL angekündigt, mit dem Versprechen, auch dieses Mal wieder dramatische Schicksale vor Augen geführt zu bekommen. Konstante in der Serie ist der 60-jährige Peter Zwegat aus Berlin. Dieser absolvierte nach einer Ausbildung zum Verwaltungsbeamten das Studium der Sozialpädagogik, bevor er zum staatlich anerkannten Schuldnerberater in Berlin Friedrichshain wurde. Seit 2007 versucht er nun im Fernsehen Privatpersonen aus der Überschuldung zu führen. Immer im Gepäck: Die Flipchart und eine Schachtel Zigaretten. Bewerben kann sich jeder, der verschuldet ist, per E-Mail. Wichtigste Angaben sind neben der geschätzten Schuldenhöhe und der Art und Anzahl der Gläubiger auch soziale Faktoren - wie geht man mit der Situation in der Familie um und was erhofft man sich von Peter Zwegat? 

Von Wünschen und Realitäten. Two and a Half Men


von Julian Hoffmann

Was wünscht sich ein Mann mehr als nach einer durchzechten Nacht an der Seite eine schönen Blondine aufzuwachen? Nach dem nächsten Drink lechzend über seine eigene Mutter herzuziehen und sein Tagesgeschäft mit Porsche fahren und Pferdewetten zu begehen? Darüber hinaus noch wenig zu arbeiten und viel zu verdienen? Dieses Wunschbild, welches wahrscheinlich in jedem Manne schlummert, verkörpert Charlie in der amerikanischen Sitcom Two and a Half Men. 

Goodbye Deutschland: Über Fernsehen und fern sehen - Auswandern aus nächster Nähe

von Andreas Kilian


Jedes Jahr beschließen tausende Deutsche, ihre Heimat zu verlassen, um in mehr oder weniger weiter Ferne ihr Glück aufs Neue zu suchen. Dies klappt mal besser, mal schlechter. Ist das der Stoff woraus Träume und gute Sendungen gesponnen werden können? Das glaubt zumindest der Sender Vox und hat seit nunmehr vier Jahren die Doku-Soap Goodbye Deutschland im Programm, welche dienstags in der Primetime ausgestrahlt wird. 

Music Television?

von Kristina Rosenberger


Wenn sich 20 junge Frauen um einen 40-jährigen Möchtegern-Ex-HipHop-„Star“ streiten, junge Teenager das gesamte Vermögen ihrer Eltern in ihren 16. Geburtstag stecken und das erste Date bei versteckter Kamera absichtlich zum Desaster wird, dann kann es sich nur um einen Sender handeln, MTV. Der in den 1980er Jahren gegründete Musiksender, mit Sitz in New York, konzentrierte sich zu Beginn hauptsächlich auf die Ausstrahlung von Musikvideos und verhalf dadurch nicht wenigen Künstlern zum internationalen Aufstieg. Man kann sogar sagen, dass die Musikbranche erst mit dem Sendestart von MTV begann Musikclips zu drehen, aufgrund des durchschlagenden Erfolgs und der hohen Nachfrage. Zappt man dagegen heute zufällig auf MTV, ist die Chance eher gering ein Musikvideo zu sehen. Vor allem das Tagesprogramm setzt sich aus einer Aneinanderreihung teilweise vulgärer, sinnloser und immer öfter auch gewaltverherrlichenden Sendungen zusammen, dem sogenannten „Jugendprogramm“. 

Action à la Hollywood im eigenen Wohnzimmer

von Susanne Wolf


Wenn ich mich Donnerstagabend vor meinen Fernseher knalle, beginne ich erst einmal damit, dass ich durch alle Programme zappe und mich von der Flut an Informationen - aber auch Unsinnigem – berieseln lasse. Letzten Donnerstag bin ich dann zur Primetime bei RTL hängen geblieben und habe mich der unrealistischen und übertriebenen Darstellung einer Actionserie à la Hollywood hingegeben. Es handelt sich um „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“.

Solitary - Besieg dich selbst!

Von Julian Hoffmann

Vermeitlich Prominente in Isolationshaft. Tränen, Schreie und Emotionen im Kampf gegen sich selbst. Und dazu noch Sonja Kraus. Dies ist der Beginn des Samstagabend auf ProSieben. Unter dem Motto Next Level Entertainment startet jeden Samstag zur Prime Time der Reigen von Qual, Schmerz, Demütigung und dies nicht nur bei den Teilnehmern. ,,Solitary - Besieg dich selbst!“, heißt die Show mit der ProSieben versucht das diesjährige Sommerloch zu stopfen.

Dschungelcamp meets Big Brother: Solitary, der neue Tiefpunkt am Samstagabend?

von Andreas Kilian

„Bis nächste Woche - und halten sie durch!“ – mit diesen Worten verabschiedete sich am gestrigen Abend Prosiebens omnipräsente Moderatorin Sonya Kraus von den Zuschauern der neuen Gameshow Solitary. Diese wurde nun bereits zum siebten Mal in Folge am Samstag in der Primetime ausgestrahlt. Das ursprünglich vom US-amerikanischen Sender Fox stammende Format wirkt auf den ersten Blick wie eine Synergie aus den bekannten Sendungen Big Brother und Dschungelcamp, welche jedoch beim Konkurrenzunternehmen, der RTL-Group, ausgestrahlt wurden. Doch lässt man sich nur wenig länger berieseln, so fällt einem noch eine weitere Kernkomponente der Show ins Auge: der selbst erhobene Anspruch, dass die anfänglich neun Kandidaten nicht gegen einander antreten, sondern einzig und allein gegen sich selbst. Dies klingt erst einmal spannend und unkonventionell, doch kann das Format dieses Potenzial umsetzen oder klafft hier eine große Lücke zwischen Theorie und Praxis?

Programmzeitschriften – vom Kiosk oder online?

von Anna Chmelicek

Jeder kennt sie. Und immer wieder steht man vor der entscheidenden Frage: Welche Zeitschrift ist die Beste? 1946 gründete die Hörzu die Gattung der wöchentlichen Programmzeitschriften – und seitdem hat sich einiges getan. Mittlerweile stehen dem Käufer allerlei Zeitschriften mit den unterschiedlichsten Formaten, Größen, Farben und Themen zur Verfügung. Und nicht nur auf den ersten Blick scheint die Gestaltung nicht mehr viel mit der ursprünglichen Form der Fernsehzeitschrift zu tun zu haben. Rezepte, Psycho-Tests, Profi-Schminktipps, die schönsten Reiseziele und bewegende Schicksalsschläge zieren nun das Cover der Illustrierten, und auch offenherzig gekleidete Models sind keine Seltenheit mehr. Das TV-Programm rückt als wesentlicher Bestandteil immer mehr in den Hintergrund.

Cougar Town

von Christine Resch

Vor ein paar Wochen versprach mir Sat1 meinen Sonntagabend nun „sexy“ und „verzweifelt“ gestalten zu können. Pinker Schriftzug, Katy Perrys Gute-Laune-Song „California Girls“ und Courteney Cox sollen dazu verlocken, mich mit Sex, Problemen mit dem Älter werden und ganz viel Comedy im Fernsehen zu vergnügen. Das Einzige was mir jedoch in den Kopf kommt ist, dass ich sicherlich nicht schon wieder mit großen Erwartungen auf eine pseudo moderne Sitcom reinfallen werde, nur weil eine Starbesetzung das Ganze besser machen soll. Lachend frage ich mich, wer das wohl ansehen wird. Ein paar Wochen und Empfehlungen später halte ich die erste Staffel auf DVD, welche am 15. August 2010 in den USA erschienen ist, in den Händen und die Antwort auf meine Frage lautet: Ich! Und zwar überaus gerne! In Zeiten von Ashton Kutcher und Demi Moore gelangt immer mehr Augenmerk auf die sogenannten „Cougars“, umgangssprachlich für Frauen in einer Beziehung zu einem wesentlich jüngeren Mann. Die Tendenz zum „Boy Toy“ hat sich dank Samantha Jones in Sex and the City seither weiter entwickelt: Madonna und Jesus und Elle Macpherson und Vito Schnabel sind nur zwei der prominenten Beispiele. Höchste Zeit also das Thema, welches bereits in Accidentally on Purpose aufgegriffen wurde, weiter im Fernsehen aufzuarbeiten.

„Willkommen zu den aktuellen Nachrichten, es ist Sonntag Abend Zwanzig Uhr“


von Jana Kodadova
Ein ganz gewöhnlicher Abend, die Familie kommt zusammen, isst zu Abend, alle erzählen von ihrem Tag, die Kleinen vom Kindergarten oder der Schule und die Eltern lassen den Alltagsstress von sich abfallen. Es findet das gemütliche Familienleben statt, doch kurz vor Acht machen es sich alle vor dem Fernseher bequem, nicht um sich schon rechtzeitig auf das heutige Abendprogramm vorzubereiten, sondern um sich über das Geschehen in der Welt des heutigen Tages zu informieren. Dieses Ritual kennt vermutlich jeder. „Pssst wir wollen das hören!“, ertönt allabendlich in Richtung der Kinder, denn es beginnen die Nachrichten. Für den Nachwuchs sind die 15 Minuten Politik, Wirtschaft, Wetter, Krieg und Umweltkatastrophen der Tagesschau im Ersten nicht sonderlich unterhaltsam, dennoch nimmt oft die ganze Familie an dieser Gewohnheit teil, um vielleicht später auch mit ihrer eigenen so vor dem Fernseher zu sitzen. Seit dem 26. Dezember 1952 strahlt die ARD die Tagesschau täglich um Punkt 20 Uhr aus und versucht das Geschehen der Welt innerhalb von 15 Minuten zu erklären. 

Kampf der Geschlechter: Vergleich zwischen Männer- und Frauensender

von Julia Schmid
Im deutschen Fernsehen gibt es keine zwei Sender, die so gegensätzlich ausgerichtet sind und das Gesamtpublikum derart nach Geschlechtern aufspalten, wie der neue Frauensender Sixx und der Männersender DMAX. Beide setzen auf ein sehr spezielles Programm, unterscheiden sich jedoch stark in ihrer Umsetzung.

VOX bittet zu Tisch


von Kristina Rosenberger

Am Montag war es wieder soweit. Runde eins im Duell der Meisterköche, der Auftakt einer vielversprechenden Woche mit fünf, anfangs noch ziemlich motivierten Gastgebern, einer Menge Blasmusik und viel frischer Landluft, diesmal im hessischen Darmstadt. Wie jede Woche, wurden die Kandidaten vor die Aufgabe gestellt das “perfekte Dinner” auszurichten. Bewertet wurden am Schluss die Qualität des Essens, das Ambiente und natürlich auch die Gastgeberqualitäten, auf einer Skala von 0-10.

Von fröhlichen, kleinen Bergen und heiteren Wölkchen

von Carolin Gulz
„I am certainly glad to see you.” – Ich bin wirklich sehr froh, Sie zu sehen. So oder so ähnlich begrüßt Fernsehmaler Bob Ross seine Zuschauer Folge für Folge. In der Serie „Joy of Painting“, welche von 1983 bis 1995 entstand und insgesamt etwa 400 Folgen umfasst, zeigt der amerikanische Künstler wie mit einfachen Tricks in kürzester Zeit ein buntes Ölgemälde entstehen kann. Durch seine selbstentwickelte Nass-auf-Nass-Methode und mit einigen Hilfsmitteln schafft es Ross somit, in maximal 30 Minuten eine fertige Landschaft auf die Leinwand zu zaubern. Weltweit wurde die Sendung bereits erfolgreich ausgestrahlt, seit 2001 läuft sie auf dem deutschen Sender BR Alpha sogar täglich. Doch wie kommt es überhaupt, dass solch eine scheinbar eintönige und fachbezogene Fernsehserie sich so großer Beliebtheit erfreut?

Stürmische Zeiten bei „Sturm der Liebe“

von Anna Chmelicek

Es ist fast wie bei Romeo und Julia: Lukas (Wolfgang Cerny) und Sandra (Sarah Storck) haben trotz zerstrittener Elternhäuser und Intrigen um ihre Liebe gekämpft und können nun gemeinsam ihr Leben miteinander verbringen – ganz anders als das tragische Vorbild. Das fünfte Traumpaar, die 1116. Folge und eine Hochzeit wie im Märchenbuch. Doch auch bei der ARD-Telenovela liegen Freud und Leid nicht weit voneinander entfernt. 

Nur dabei statt Mittendrin: Verbrechersuche von zu Hause aus


von Julia Schmid

Wie so ziemlich alle Ermittlersendungen beginnt auch CSI New York heute mit einem Mord zum Einstieg. Sehen kann man den Täter dabei natürlich nicht – sonst hätten wie ja gar keinen Grund mehr zum mit fiebern! Als die Detectives am Tatort eintreffen um Leiche und Umgebung zu inspizieren wird einem sofort klar – hier hat man es mit Profis zu tun. 

Spiel, Satz und Sieg im deutschen Fernsehen


von Carolin Gulz

Für zwei Sekunden wird der Bildschirm vollkommen schwarz. Von links fliegt plötzlich rauschend ein brennender Tennisball ins Bild, das Geräusch eines Schlages ertönt. Kurz darauf folgt ohne große Umschweife die Ankündigung für das letzte Tennis Grand-Slam-Turnier des Jahres, das ab 30. August täglich auf Eurosport übertragen wird. Die US Open zählen zu den vier größten Wettbewerben der Welt in dieser Sportart, es kämpfen jedes Jahr je 128 Spieler in der Damen- bzw. Herrenkonkurrenz um ein Rekordpreisgeld von insgesamt 22,6 Millionen US-Dollar. Der Austragungsort New York glänzt zudem durch das weltweit größte Tennis-Stadion sowie durch ungebrochene Beliebtheit, welche sich in jährlich steigenden Besucherzahlen widerspiegelt. Das Interesse in Deutschland scheint jedoch nur spärlich vorhanden zu sein.

Die Nachfolger der Talk-Shows

von Lea Lauxen

Plötzlich, als ich beim Zappen auf Barbara Salesch treffe fällt es mir auf – ihre Kollegen sind verschwunden. Der deutsche Fernsehliebhaber, der vor drei Jahren noch zwischen zahlreichen Gerichtsshows wählen konnte, muss sich jetzt mit dem Sat1 Nachmittagsprogramm Richterin Barbara Salesch und im Anschluss daran, ihr Kollege Alexander Hold begnügen. Wer länger durchhält, kann mit dem Strafgericht um 03:40 beim Kollegen RTL noch eins draufsetzen. Ein mageres Angebot, im Vergleich zum Jahr 2007, als man bei RTL im Nachmittagsprogramm ausschließlich auf Gerichtsshows setzte. Von 14:00 bis 17:00 Uhr folgten Das Strafgericht, Das Familiengericht und Das Jugendgericht direkt aufeinander. Das wirft natürlich Fragen auf. Wo kamen diese Sendungen überhaupt her und was haben sie bewirkt? Und was füllt jetzt die Lücke, die sie hinterlassen haben?

Von Kompromissen und Wagnissen: Kinofilme im TV













von Christina Grundl


Als im März die Free-TV-Premiere des Blockbusters „Fluch der Karibik 3“ auf ProSieben ausgestrahlt wurde, gelang dem Sender ein fulminanter Quotenhit. Sage und schreibe sieben Millionen Zuschauer lockte das Piraten-Epos an - satte 40 Prozent der werberelevanten Zielgruppe. So viel hatte seit der Fußball-EM 2008 keine Sendung mehr erreicht. Die unglückliche Panne eines ProSieben-Mitarbeiters trat dabei eher ins Hintertreffen. Am besagten Sonntagabend vergaß der Bemitleidenswerte nämlich, den Schluss des Blockbusters einzulegen. Stattdessen ließ er das Programm nach dem letzten Werbeblock nahtlos weiterlaufen. Ein solcher Fauxpas ist an sich keine große Sache, der Sender entschuldigte sich und machte menschliches Versagen für den Fehler verantwortlich. Die letzte Sequenz war ohnehin nicht unbedingt essenziell für das Verständnis der Story – im Kino lief sie als Post-Credit-Szene nach dem Abspann.

Solch unglückliche Einzelfälle sind zwar ärgerlich, aber nur die Spitze des Eisbergs. Bei allem Komfort durch HD-Fernseher und gute Soundanlagen – ein Heimkinofreund muss sich auf einige Kompromisse einlassen. Die Werbeunterbrechungen, die den Zuschauer etwa alle 20 Minuten aus der Geschichte reißen und zurück in sein Wohnzimmer katapultieren, sind dabei das geringste Problem. Daran hat man sich nach fast 30 Jahren Privatfernsehen im Normalfall gewöhnt. Die Immersion, das tatsächliche Eintauchen in den Film wird vielmehr durch die Rezeptionssituation an sich erschwert. Sieht man sich einen Spielfilm werbefrei, beispielsweise auf einem öffentlich-rechtlichen Sender an, befindet man sich deswegen trotzdem noch zuhause. Im Gegensatz zum Kino schafft der Fernseher keine Realität - er ist Teil der Realität. In Günter Giesenfelds und Prisca Pruggers Arbeit zu Fernsehserien beschreiben sie das Fernsehen passend als „zweite Ebene von kontinuierlicher Lebenserfahrung, in der Fiktion und Alltagswelt sich verschlingen können“. Die Alltäglichkeit ist es gerade, welche die beiden Medien so stark voneinander abgrenzt – von der Bildgröße ganz zu schweigen. Anders als im Kinosaal ist der Zuseher im Wohnzimmer zeitlich, räumlich und sogar inhaltlich ungebunden. Und selbst wenn er nicht um- oder abschaltet oder sich ein neues Bier aus der Küche holt – allein die Möglichkeit dazu macht den Unterschied. Der Inhalt ist dabei fast nebensächlich, wie Marshall McLuhan bereits 1964 erkannte. „The Medium ist the Message“ – die Werbepausen tragen nur ihren Teil dazu bei.

Komplizierter wird es aber, wenn selbst dieser Rezeptionskompromiss immer weiteren Einschränkungen unterliegt. Ein passendes Beispiel hierfür ist der Trend zur Split-Screen-Werbung, also die parallele Ausstrahlung werblicher und redaktioneller beziehungsweise fiktionaler Inhalte. Werbung und Programm werden auf dem Bildschirm räumlich voneinander getrennt, per Gesetz ist eine eindeutige, optische Unterscheidung vorgeschrieben. So kann es also sein, dass sich unter der fliegenden Plastiktüte aus „American Beauty“ plötzlich ein stöhnender Homer Simpson ins Bild drängt, der einen überdimensionalen Doughnut vor sich her schiebt und für die neue „Simpsons“-Staffel wirbt. Auch die Praxis des langsameren Abspielens von Filmen durch den Sender ist kein Geheimnis. Dadurch lässt sich ein zusätzlicher Werbeblock im zuschauerstarken Programm platzieren, ohne den rechtlich festgelegten Abstand von 20 Minuten zwischen den Unterbrechungen zu unterschreiten. Durch solche Praktiken wird der Film nicht nur unterbrochen, sondern in seiner ästhetischen und sogar inhaltlichen Wirkung verfremdet. Noch extremer zeigt sich das in der gängigen TV-Praxis des nachträglichen Schneidens von Spielfilmen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um brutale Horror- oder Sexszenen handeln. Am 27. Dezember 2009 zeigte RTL die Wiederholung des Peter-Jackson-Remakes vom Monster-Klassiker „King Kong“. Der Sender entschied sich dafür, den Film bereits nachmittags um 13:45 Uhr auszustrahlen. Der Kompromiss diesmal: 67 Schnitte und unglaubliche 23 Minuten Kürzung vom Original, das von der FSK ohnehin bereits für Zwölfjährige freigegeben worden war. Ob Peter Jackson das weiß?

Dabei handelt es sich nur um ein Beispiel von unzähligen, kaum ein Film wird uns im Privatfernsehen so gezeigt, wie er ursprünglich beabsichtigt war. Dabei stellt sich doch die Frage, wie viel den Sendern ein solcher Kinofilm wert ist. Muss man gewaltlastige Action- oder Horrorfilme unbedingt vor 23:00 Uhr senden und dabei schlechte Schnitte und Anschlussfehler billigend in Kauf nehmen? Wie wichtig ist es den Sendern überhaupt, dem Zuschauer einen bestmöglichen Fernsehabend mit einem guten Film zu bieten? Der Lizenzhandel funktioniert längst nicht mehr nur mit Einzeltiteln. In „package deals“ werden bis zu 100 Spielfilme auf einmal gekauft. Die A-Titel funktionieren dabei als Zugpferde. Blockbuster gibt es aber nur in Kombination mit weniger attraktiven B- und C-Titeln. Offenbar sind einige Verantwortliche glühende McLuhan-Fans – der Inhalt wird überbewertet. Das würde auch ProSiebens kleines Piratenunglück in völlig anderem Licht erscheinen lassen.

Dabei muss es nicht so sein. Die meisten öffentlich-rechtlichen Sender bemühen sich durchaus, Kinofilme möglichst in ihrer Originalfassung und sogar im Originalformat auszustrahlen, auch wenn das manchmal zu seltsamen schwarzen Balken an allen vier Seiten des Bildschirmes führt. Ein Fernseher, egal wie dünn und groß, ist und bleibt ein Fernseher und keine Kinoleinwand. Trotzdem wäre es falsch zu fordern, Kinofilme nicht mehr ins TV-Programm aufzunehmen. Das Fernsehen hat im Laufe der Zeit einen großen, wenn auch nicht unverzichtbaren Beitrag zur Entwicklung einer Filmkultur beigetragen. Vor dem Siegeszug von DVD und Internet stellte es die einzige Vermittlungsinstanz zwischen Filmgeschichte und Gegenwart dar.

Erst am gestrigen Samstagabend wagte arte dabei einen interessanten Versuch und kooperierte dafür sogar mir einem eher ungeliebten Kollegen – der „Bild“-Zeitung. Gezeigt wurden Alfred Hitchcocks „Bei Anruf Mord“ von 1953 und der Horrorfilm „Der Schrecken vom Amazonas“ aus dem Jahr 1954 – in 3D! Um möglichst viele Zuschauer anzusprechen wagte arte einen gelungenen Marketing-Coup. Die Brillen lagen der aktuellen Ausgabe der „Bild“-Zeitung bei, die ihrerseits komplett in 3D-Optik gedruckt war. arte dabei die Absicht zu unterstellen, auf den 3D-Zug aufspringen zu wollen, ist - hat man den Film gesehen - völlig ungerechtfertigt. Das Polarisationsverfahren mit den rot-grünen 3D-Brillen ist kaum mit aktuellen Techniken zu vergleichen. Tatsächlich hatte Alfred Hitchcock bereits ein halbes Jahrhundert vor James Camerons „Avatar“ mit der Technik experimentiert – damals übrigens, um dem drohenden Kinosterben entgegen zu wirken. Im Gegensatz zu den hyperrealen tiefschichtigen Ansichten eines „Avatar“ wirken die rot-grünen Pappbrillen fast süß und irgendwie kultig. Auch wenn die strapazierten Augen nach 101 Minuten irgendwann nach Erlösung schreien und der zweifellos raffinierte Hitchcock-Klassiker auch zweidimensional Spaß gemacht hätte, von solchen Wagnissen wünscht man sich mehr im Fernsehen – auch von den Privatsendern.

Es muss ja nicht gleich ein 50er-Jahre-Film sein, etwas mehr Wertschätzung und Gegenliebe gegenüber dem Werk von Filmschaffenden würde schon genügen. Schließlich gelten Spielfilme als entscheidende Investition in die Marke des Senders, nicht zuletzt weil Werbekunden etwa fünf Mal soviel in sie investieren, wie in TV-Produktionen. Daneben profitiert auch die Filmindustrie von Lizenzvergaben an Fernsehsender. Etwa ein Viertel der Einnahmen eines Kinofilms resultieren aus der nachgelagerten TV-Vermarktung, von den DVD-Verkäufen ganz abgesehen. Anders könnten die horrenden Budgetaufwendungen auch nicht mehr refinanziert werden. Sah sich die Kinoindustrie in den 50er und 60er Jahren noch durch das aufstrebende neue Medium Fernsehen in Gefahr, ist aus der einstigen Konkurrenz eine Interdependenz geworden, die für die Zuschauer ebenso sinnvoll sein sollte, wie für Fernsehmacher und Filmschaffende.