von Carolin Gulz
Für zwei Sekunden wird der Bildschirm vollkommen schwarz. Von links fliegt plötzlich rauschend ein brennender Tennisball ins Bild, das Geräusch eines Schlages ertönt. Kurz darauf folgt ohne große Umschweife die Ankündigung für das letzte Tennis Grand-Slam-Turnier des Jahres, das ab 30. August täglich auf Eurosport übertragen wird. Die US Open zählen zu den vier größten Wettbewerben der Welt in dieser Sportart, es kämpfen jedes Jahr je 128 Spieler in der Damen- bzw. Herrenkonkurrenz um ein Rekordpreisgeld von insgesamt 22,6 Millionen US-Dollar. Der Austragungsort New York glänzt zudem durch das weltweit größte Tennis-Stadion sowie durch ungebrochene Beliebtheit, welche sich in jährlich steigenden Besucherzahlen widerspiegelt. Das Interesse in Deutschland scheint jedoch nur spärlich vorhanden zu sein.
Dies ist nicht sehr verwunderlich, schließlich konnten seit einigen Jahren kaum deutsche Erfolge im Tennis verbucht werden. Die großen Zeiten von Becker und Co. sind lange vorbei, der letzte deutsche Grand-Slam-Titel im Einzel liegt bereits 11 Jahre zurück. Unter den aktiven Spielern gibt es nur selten Lichtblicke wie die Halbfinal-Teilnahme von Tommy Haas in Wimbledon 2009. Keine der heimischen Tennishoffnungen schaffte es in den letzten Jahren konstant genug zu spielen und sich im oberen Teil der Weltrangliste festzusetzen. Das zunehmende Desinteresse am einstigen weißen Volkssport zeigt sich auch darin, dass die Turniere nicht mehr vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden. Seit mehreren Jahren teilen sich die beiden Sender Eurosport und Sport1 die Rechte an den Übertragungen sämtlicher Tennisereignisse. Hierbei gibt es meiner Meinung nach allerdings einige große Unterschiede: Während Eurosport das ganze Jahr über von Turnieren aus der ganzen Welt live berichtet und drei der vier Grand Slams überträgt, wählt Sport1 (ehemals DSF) speziell deutsche Tennisveranstaltungen für sein Programm aus. Einzige Ausnahme bilden das vermeintlich bekannteste Grand-Slam-Turnier in Wimbledon und der Davis Cup. Für einen deutschen Sportsender ist diese spezifische Wahl von Seiten des Zuschauers noch nachvollziehbar, jedoch wirkt sich der Patriotismus auch auf die Selektion der ausgestrahlten Partien aus. Während der Davis Cup grundsätzlich nur bei deutscher Beteiligung gesendet wird, werden selbst beim prestigeträchtigen Wimbledon-Turnier bevorzugt Matches von deutschen Spielern gezeigt. Dabei wird nur selten berücksichtigt, welche spannenden und hochklassigen Partien mit topgesetzten Akteuren zeitgleich stattfinden. So z.B. auch dieses Jahr: Statt das hochinteressante Viertrunden-Match zwischen Justine Henin und Kim Clijsters, zwei ehemalige Ranglisten-Erste und belgische Rivalinnen, weiterzuverfolgen, wechselte Sport1 pünktlich zum Start der Partie eines deutschen Vertreters den Court. Daniel Brands, zu dieser Zeit lediglich Nummer 98 der Welt, traf dort auf den Tschechen Tomas Berdych, deutlich höher platziert als der junge Deutsche, allerdings keineswegs Favorit auf den Titel. Dennoch wurde die Begegnung stundenlang übertragen, selbst während auf dem größten Platz der Tennisanlage Rekordsieger Roger Federer gegen den Österreicher Jürgen Melzer antrat. Die Wahl der Matches an diesem Tag wurde somit lediglich nach der Herkunft der Spieler, nicht jedoch nach deren Klasse und Niveau getroffen.
Dies ist jedoch nicht das einzige Manko der Wimbledon-Ausstrahlungen auf Sport1. Der Sender ermöglichte es dem tennisbegeisterten Zuschauer auch dieses Jahr nicht, das komplette Turnier zu verfolgen, da die Übertragungen täglich erst ab 14.30 Uhr bzw. 16.00 Uhr begannen, die ersten Matches allerdings schon um 11 Uhr vormittags starteten. Stattdessen zeigte das selbstbetitelte "Sport Fernsehen" Dauerwerbesendungen und Quizshows, auf welche der Sender wohl zu keinem Zeitpunkt verzichten kann.
Im Vergleich zu Eurosport fällt außerdem auf, dass Sport1 kaum Wert auf Damentennis legt, gefühlt sind mehr als 80% der übertragenen Partien rein männliche Duelle.
Nachdem Eurosport das Jahr über durchgehend Tennis live präsentiert, macht es zudem den Eindruck, als wolle Sport1 durch die Ausstrahlung von Wimbledon sich seinen Titel als allumfassender Sportsender erhaschen, indem er das bekannteste Tennisturnier zwar in sein Programm aufnimmt und dieses somit abrundet, die Ausführung der Übertragungen allerdings lieblos und fachkenntnisfrei wirkt. Wenn Eurosport hingegen ein Grand Slam überträgt, so wird das restliche Programm für zwei Wochen komplett an den Turnierablauf angepasst. Zu den täglichen Live-Matches kommen obendrein Berichte über die Höhepunkte des Tages sowie Sondersendungen mit Hintergrundinformationen über die Spiele und Ausblicke zu den kommenden Partien. Des Weiteren glänzen die Kommentatoren stets mit Kompetenz und Fachwissen.
Meiner Meinung nach sollte Sport1 den Bereich Tennis entweder komplett an Eurosport abtreten oder sich dessen Übertragungen zum Vorbild nehmen. Das deutsche Tennis darf man zwar nicht außen vor lassen, jedoch hat es momentan nicht die Qualität, um in den Vordergrund gerückt zu werden. Aus diesem Match geht aus meiner Sicht somit eindeutig Eurosport als Sieger hervor. Bleibt zu hoffen, dass sich das Niveau bei Sport1 noch steigert und der Sender es schafft, in dieser Rangliste noch an die Weltspitze heranzurücken.
Als tennisbegeisterte Zuschauerin freue ich mich jedenfalls, dass ich heute Abend den Start der US Open auf Eurosport verfolgen kann, auch wenn ich womöglich die deutschen Begegnungen nur im Live-Ticker über das Internet beobachten werde.
Für zwei Sekunden wird der Bildschirm vollkommen schwarz. Von links fliegt plötzlich rauschend ein brennender Tennisball ins Bild, das Geräusch eines Schlages ertönt. Kurz darauf folgt ohne große Umschweife die Ankündigung für das letzte Tennis Grand-Slam-Turnier des Jahres, das ab 30. August täglich auf Eurosport übertragen wird. Die US Open zählen zu den vier größten Wettbewerben der Welt in dieser Sportart, es kämpfen jedes Jahr je 128 Spieler in der Damen- bzw. Herrenkonkurrenz um ein Rekordpreisgeld von insgesamt 22,6 Millionen US-Dollar. Der Austragungsort New York glänzt zudem durch das weltweit größte Tennis-Stadion sowie durch ungebrochene Beliebtheit, welche sich in jährlich steigenden Besucherzahlen widerspiegelt. Das Interesse in Deutschland scheint jedoch nur spärlich vorhanden zu sein.
Dies ist nicht sehr verwunderlich, schließlich konnten seit einigen Jahren kaum deutsche Erfolge im Tennis verbucht werden. Die großen Zeiten von Becker und Co. sind lange vorbei, der letzte deutsche Grand-Slam-Titel im Einzel liegt bereits 11 Jahre zurück. Unter den aktiven Spielern gibt es nur selten Lichtblicke wie die Halbfinal-Teilnahme von Tommy Haas in Wimbledon 2009. Keine der heimischen Tennishoffnungen schaffte es in den letzten Jahren konstant genug zu spielen und sich im oberen Teil der Weltrangliste festzusetzen. Das zunehmende Desinteresse am einstigen weißen Volkssport zeigt sich auch darin, dass die Turniere nicht mehr vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden. Seit mehreren Jahren teilen sich die beiden Sender Eurosport und Sport1 die Rechte an den Übertragungen sämtlicher Tennisereignisse. Hierbei gibt es meiner Meinung nach allerdings einige große Unterschiede: Während Eurosport das ganze Jahr über von Turnieren aus der ganzen Welt live berichtet und drei der vier Grand Slams überträgt, wählt Sport1 (ehemals DSF) speziell deutsche Tennisveranstaltungen für sein Programm aus. Einzige Ausnahme bilden das vermeintlich bekannteste Grand-Slam-Turnier in Wimbledon und der Davis Cup. Für einen deutschen Sportsender ist diese spezifische Wahl von Seiten des Zuschauers noch nachvollziehbar, jedoch wirkt sich der Patriotismus auch auf die Selektion der ausgestrahlten Partien aus. Während der Davis Cup grundsätzlich nur bei deutscher Beteiligung gesendet wird, werden selbst beim prestigeträchtigen Wimbledon-Turnier bevorzugt Matches von deutschen Spielern gezeigt. Dabei wird nur selten berücksichtigt, welche spannenden und hochklassigen Partien mit topgesetzten Akteuren zeitgleich stattfinden. So z.B. auch dieses Jahr: Statt das hochinteressante Viertrunden-Match zwischen Justine Henin und Kim Clijsters, zwei ehemalige Ranglisten-Erste und belgische Rivalinnen, weiterzuverfolgen, wechselte Sport1 pünktlich zum Start der Partie eines deutschen Vertreters den Court. Daniel Brands, zu dieser Zeit lediglich Nummer 98 der Welt, traf dort auf den Tschechen Tomas Berdych, deutlich höher platziert als der junge Deutsche, allerdings keineswegs Favorit auf den Titel. Dennoch wurde die Begegnung stundenlang übertragen, selbst während auf dem größten Platz der Tennisanlage Rekordsieger Roger Federer gegen den Österreicher Jürgen Melzer antrat. Die Wahl der Matches an diesem Tag wurde somit lediglich nach der Herkunft der Spieler, nicht jedoch nach deren Klasse und Niveau getroffen.
Dies ist jedoch nicht das einzige Manko der Wimbledon-Ausstrahlungen auf Sport1. Der Sender ermöglichte es dem tennisbegeisterten Zuschauer auch dieses Jahr nicht, das komplette Turnier zu verfolgen, da die Übertragungen täglich erst ab 14.30 Uhr bzw. 16.00 Uhr begannen, die ersten Matches allerdings schon um 11 Uhr vormittags starteten. Stattdessen zeigte das selbstbetitelte "Sport Fernsehen" Dauerwerbesendungen und Quizshows, auf welche der Sender wohl zu keinem Zeitpunkt verzichten kann.
Im Vergleich zu Eurosport fällt außerdem auf, dass Sport1 kaum Wert auf Damentennis legt, gefühlt sind mehr als 80% der übertragenen Partien rein männliche Duelle.
Nachdem Eurosport das Jahr über durchgehend Tennis live präsentiert, macht es zudem den Eindruck, als wolle Sport1 durch die Ausstrahlung von Wimbledon sich seinen Titel als allumfassender Sportsender erhaschen, indem er das bekannteste Tennisturnier zwar in sein Programm aufnimmt und dieses somit abrundet, die Ausführung der Übertragungen allerdings lieblos und fachkenntnisfrei wirkt. Wenn Eurosport hingegen ein Grand Slam überträgt, so wird das restliche Programm für zwei Wochen komplett an den Turnierablauf angepasst. Zu den täglichen Live-Matches kommen obendrein Berichte über die Höhepunkte des Tages sowie Sondersendungen mit Hintergrundinformationen über die Spiele und Ausblicke zu den kommenden Partien. Des Weiteren glänzen die Kommentatoren stets mit Kompetenz und Fachwissen.
Meiner Meinung nach sollte Sport1 den Bereich Tennis entweder komplett an Eurosport abtreten oder sich dessen Übertragungen zum Vorbild nehmen. Das deutsche Tennis darf man zwar nicht außen vor lassen, jedoch hat es momentan nicht die Qualität, um in den Vordergrund gerückt zu werden. Aus diesem Match geht aus meiner Sicht somit eindeutig Eurosport als Sieger hervor. Bleibt zu hoffen, dass sich das Niveau bei Sport1 noch steigert und der Sender es schafft, in dieser Rangliste noch an die Weltspitze heranzurücken.
Als tennisbegeisterte Zuschauerin freue ich mich jedenfalls, dass ich heute Abend den Start der US Open auf Eurosport verfolgen kann, auch wenn ich womöglich die deutschen Begegnungen nur im Live-Ticker über das Internet beobachten werde.
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