TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 1. September 2010

VOX bittet zu Tisch


von Kristina Rosenberger

Am Montag war es wieder soweit. Runde eins im Duell der Meisterköche, der Auftakt einer vielversprechenden Woche mit fünf, anfangs noch ziemlich motivierten Gastgebern, einer Menge Blasmusik und viel frischer Landluft, diesmal im hessischen Darmstadt. Wie jede Woche, wurden die Kandidaten vor die Aufgabe gestellt das “perfekte Dinner” auszurichten. Bewertet wurden am Schluss die Qualität des Essens, das Ambiente und natürlich auch die Gastgeberqualitäten, auf einer Skala von 0-10.
Den Anfang machte Erzieherin Gabi, deren Namen unter den anderen Kandidaten erst einmal heiß diskutiert wurde, mit dem Fazit, sie müsse mindestens 40 Jahre und bestimmt Frisöse sein. Soweit so gut, und was ist nun mit dem Essen, um das es eigentlich gehen sollte? Das hat Gabi natürlich schon längst vorbereitet, um auch genügend Zeit zu schaffen für die Extraeinlage der hauseigenen Blaskapelle, die vom Sprecher Daniel Werner auf leicht ironische Weise mit der “Reise nach Jerusalem” verglichen wurde. 
Bei den einen mehr, bei den anderen weniger gut angekommen, konnte es nun endlich ans Essen gehen, wobei der Kommentator keine Gelegenheit ausließ die Teilnehmer auf die Schippe zu nehmen. Doch so kennen und lieben die Zuschauer des perfekten Dinners ihre vorabendliche „Kochsendung”, die von Montag bis Freitag von 19.00-19.45 auf VOX ausgestrahlt wird – und das nun schon erfolgreich seit über vier Jahren. Mit knapp 1,58 Millionen Zuschauern ist die Sendung damit der appetitlichste Shootingstar des Vorabends. 
Sollte der Leser, welcher die Sendung nicht kennt, bis zu diesem Zeitpunkt denken, dass sich hier wirklich alles ums Essen dreht, so muss ich ihm diese Illusion leider nehmen. Ohne Zweifel wird gegessen, doch bildet dies vielmehr den Rahmen rund um das eigentliche Ziel, die gegenseitigen Zu- oder Abneigungen, in den immer wieder eingeschobenen Interviews, in denen die Teilnehmer über einander - und auch ab und zu zum Essen - befragt werden, deutlich Kund zu tun. 
So stellte der aufmerksame Zuschauer schnell fest, dass die Schülerin Desi ganz offensichtlich den Innenarchitekten Daniel nicht „ausstehen“ konnte, was nat. auch mit in die Punktebewertung einfloss und der fünfte im Bunde, Heiko, von den anderen auch liebevoll als Darmstetter „Fürst der Dunkelheit“ bezeichnet, Desi, die eigentlich Desiree heißt, als verwöhntes Einzelkind betrachtete, welche er schon aus diesem Grund schärfer kritisierte. 
Nebenbei wurden in diversen Rundgängen durch die Wohnungen, diese sorgfältig inspiziert und damit sichergestellt, dass auch keine Peinlichkeit unentdeckt blieb. 
Nachdem also spätestens am Freitag Abend der Zuschauer genauestens darüber informiert war, was sich im Schlafzimmer der Kandidaten befand, war zumindest jeder der fünf Gastgeber mit seiner eigenen Leistung zufrieden. Kommen wir also zur Punkteverteilung. 
Meiner Meinung nach verdient die Sendung zwar nicht unbedingt den Namen „Kochsendung“, aber man bekommt trotzdem hier und da Anregungen und Tipps. Somit gibt’s für die Qualität von mir fünf Punkte. Auf das Ambiente gibt es sieben, da es - wenn einem klar ist, dass es sich nur nebenbei ums Essen dreht - trotz allem eine unterhaltsame Sendung ist, bei der auch ich ab und zu schmunzeln muss. 
In diesem Sinne, freuen wir uns auf eine nächste Woche, bestehend aus fünf kochfreudigen Selbstdarstellern, einem guten Schuss Ironie und einer Brise Verrücktheit.



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