TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 1. September 2010

Nur dabei statt Mittendrin: Verbrechersuche von zu Hause aus


von Julia Schmid

Wie so ziemlich alle Ermittlersendungen beginnt auch CSI New York heute mit einem Mord zum Einstieg. Sehen kann man den Täter dabei natürlich nicht – sonst hätten wie ja gar keinen Grund mehr zum mit fiebern! Als die Detectives am Tatort eintreffen um Leiche und Umgebung zu inspizieren wird einem sofort klar – hier hat man es mit Profis zu tun. 


Anhand einer Zahnfüllung, und kleinen Narben an Auge und Kehle, kombiniert Hauptdarsteller Gary Sinise clever, dass der Tote vermutlich gerade erst in die Staaten eingereist ist und aus Osteuropa stammt, was das erhöhte Krebsrisiko und somit die beiden Narben geschickt erklärt. Man darf hier bereits milde vom ermittlerischen Gespür beeindruckt sein. Doch auch seine Partnerin ist mit einem feinen Spürsinn für Details ausgestattet. Wer kann schon von sich behaupten, dass ihn ein kleiner Plastikaufkleber an Salzstreuer erinnert und ihn somit zu der – natürlich völlig richtigen – Annahme gebracht hätte, das Opfer sei erste Klasse mit American Airlines geflogen?! In diesem Stile verläuft die ganze Episode. Jede noch so seltsam klingende Vermutung der Polizisten bewahrheitet sich und sie verbuchen einen Durchbruch nach dem anderen. Mühelos stellen sie Verdächtige in den riesigen Menschenmengen New Yorks, liefern sich haarsträubende Verfolgungsjagden und haben dabei immer einen lässigen Spruch auf den Lippen. Doch zugegeben, man darf nicht zu hart mit der Serie umgehen. Bei reiner Sendezeit von etwa 40 Minuten pro Folge, ist es schwer die Langwierigkeit und unzähligen Rückschläge von Ermittlungsarbeiten unterzubringen. Jedoch hat VOX auch für den Zuschauen, der eher an der polizeilichen Vorgehensweise als an Actionszenen interessiert ist, etwas Passendes im Programm -- Medical Detectives – Geheimnisse der Gerichtsmedizin. Ähnlich wie bei Autopsie auf RTL II werden hier reale Fälle von Angehörigen, Augenzeugen und Polizisten noch einmal bis in das kleinste Detail nacherzählt. Man erfährt alles über noch so kleine Spuren, die schließlich zur Lösung der Fälle führen, langjährigen Ermittlungen und dies immer mit Kommentaren, die auch uns Laien die Besonderheiten von Blutspritzmustern und Insektenlarven verständlich machen. Doch was fasziniert uns an der Aufklärung von Verbrechen? Zum einen ist es für uns immer spannend, blutrünstige Ehekriege, Serienkiller und vor allem die Gründe hinter den Taten mitzuverfolgen. Und wenn auch nur um schockiert zu sein und sich im eigenen moralisch einwandfreien Handeln bestätigt zu fühlen. Zum anderen aber gibt es uns auch ein Gefühl von Sicherheit, wenn wir sehen, wie umfassend die Technologien und Möglichkeiten der Polizei heute sind. Verbrecher werden tatsächlich gefasst und müssen sich für ihre Vergehen verantworten – während wir beruhigt und bequem vom Sofa aus dabei sein dürfen. In diesem Sinne – möge die (Verbrecher-) Jagd beginnen.

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