TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 20. Februar 2012

Babyalarm – Teeniemütter in Not: Wie eine ernste Angelegenheit zu einer Lachnummer wird

von Carina Freundl

„Ich dachte, mit 14 kann man gar nicht schwanger werden“, rechtfertigt die 15-jährige, frisch gebackene Mutter ihre ungewollte Schwangerschaft. Bei Sätzen wie diesem weiß man nicht, ob man lachen oder erschrocken den Kopf schütteln soll. Und man fragt sich auch, wie solche Jugendliche mit ihrem Leben und erst recht mit einem Kind klar kommen sollen. Und genau das will uns die Doku-Soap Baby-Alarm - Teenie-Mütter in Not auf Sat.1 zeigen.
In der Serie werden Minderjährige begleitet, die meist ungewollt schwanger geworden sind. Eine Sozialpädagogin besucht sie in ihren Familien und versucht ihnen zu helfen, sich in ihrer neuen Lebenssituation zurechtzufinden.  Ob den jungen Müttern dabei aber Fragen wie „Weshalb hast du keinen Schulabschluss?“ oder „Wie fühlst du dich?“ wirklich weiterhelfen, bleibt zu bezweifeln.

Der Bachelor: Paul? Wer ist eigentlich Paul?

von Laura Heinrich

Paul ist unser neuer RTL-Bachelor. Endlich ist es wieder soweit! Nach der ersten Staffel des Bachelors im Jahr 2003 und dem weiblichen Pendant Die Bachelorette – die Traumfrau von 2004, geht RTL nun in die dritte Runde. Acht Wochen lang geht der Bachelor – jung, erfolgreich, intelligent, gutaussehend – zumindest laut RTL, auf die Suche nach seiner Traumfrau. Drehort ist diesmal eine Luxusvilla in Kapstadt, in welcher der Junggeselle mit 20 willigen Frauen lebt.
Das Konzept ist leicht erklärt: Die Frauen ziehen in die Villa des Bachelors ein, stellen sich vor und versuchen, sein Herz zu erobern. Am Ende jeder Show darf der Bachelor dann entscheiden, wer bleibt und wer geht. Die Herzdamen, denen es erlaubt wird eine Woche länger in der Villa zu weilen, dürfen sich über eine rote Rose freuen. Natürlich müssen die "Mädels", wie Paul sie gern nennt, auch verschiedene Aufgaben und "Abenteuer" bestehen.

Sex and the City – Was ist das Erfolgsrezept dieser Serie?

von Jaqueline Rad

Die Dramedy-Serie Sex and the City ist in den USA nach sechs sehr erfolgreichen Staffeln auch in Deutschland zum Quotenrenner geworden. Der aktuelle Film und seine Fortsetzung zeigen einen nie dagewesenen Erfolg für eine so provokante Serie. Sie handelt von vier Freundinnen in Manhattan und ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Bereich Liebe, Sex und Beziehungen. Was aber macht diese Serie so erfolgreich?
Sie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Candace Bushnell, wurde allerdings von dem US-amerikanischen Fernsehregisseur und Produzenten Darren Star zu einem Drehbuch umgeschrieben und ab 1998 mit Unterstützung des Pay-TV Kanals HBO produziert. Bis 2004 drehte man 94 Episoden in 6 Staffeln ab und Sex and the City wurde bald zum internationalen Quotenhit.

Das große Finale bei der Kultshow „Das Dschungelcamp“

von Jacqueline Rad
„Ich bin ein Star- Holt mich hier raus!“, so beginnt die Reality- Show „Das Dschungelcamp“ seit 13. Januar 2012 wieder jeden Abend um 22:15 Uhr auf RTL. Nach über zwei Wochen jeder Menge Dschungel-Spaß wird nun das Finale der Kultshow, über die jeder spricht, ausgestrahlt. Wer wird wohl Königin oder König des Dschungelcamps 2012? Brigitte Nielsen, Kim Gloss oder Rocco Stark? Die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach geben uns im großen Finale am 28.01.2012 die Antwort.

Die Krass-Mega-Fett-Voll-Cool-Ausflipp-Schwafel-Show: NEO-PARADISE


von Ramona Nowarra

„Hahah wie lustig! Eine debil-gröhlende Dachlatte mit Kassen-Klobrille und ein abgesägter Sparkassen-Schnößel mit Zausselbart erzählen Witze aus dem Plaistozän der Rohrkrepierer und lachen sich das rudimentäre Resthirn aus der Rübe. In diesem Sinne, willkommen bei Koko und Nuss und ihrer Krass-Mega-Fett-Voll-Cool-Ausflipp-Schwafel-Show: Neo-Paradise. Denn so stellt man sich beim diabolischen Runzelsender ZDF das Paradies für unerträgliche Unterhaltungsattentäter vor. Man nehme einfach zwei flachgewixte Spießer-Spaßgranaten von irgendeinem tod-gedudelten Musiksender, die einem, mit ihrem inhaltsfreien Scheiße-Gelaber schon damals derart auf die Eier gingen, dass man sich während der Sendung die Klingeltonwerbung zurückwünschte, packt die in ein pseudocooles Primatenloft in Pleite-City und versteckt das Ganze dann schön heimlich im Sparten-Kanal ZDF Neo. So eine Art Vorhölle der Öffentlich-Rechtlichen, die man übrigens nur empfangen kann, wenn man nackt auf einen Küchenstuhl steigt, sich die Genitalien in Alufolie wickelt und eine Grillgabel aus dem Fenster hält. Wie gesagt, was für junge Leute. Freuen wir uns also jetzt auf 45 Minuten wortreiches Nichts mit den unehelichen Kindern von Wolfgang Lippert und unser Charly. Viel Spaß.“ 
So tritt ohne Vorwarnung TV-Kritiker Oliver Kalkofe in der Greenbox ins Studio und kommentiert im Stil von „Kalkofes Mattscheibe“ das Treiben der neuen Sendung Neo-Paradise von Joko und Klaas.

Der ganz normale Wahnsinn – Ein Fußball-Abend auf SKY

von Benjamin Weweck


Endlich ist es wieder soweit: Ein ganz normales Bundesliga-Wochenende steht vor der Tür. Es ist Freitag, der 16.12.2011, 20:15 Uhr. Der FC Bayern München, unser Lieblingsverein, empfängt den 1. FC Köln; zu sehen gibt’s das nur in der Münchner Allianz-Arena oder auf dem Pay-TV Sender Sky Bundesliga. Live. Deswegen sitzen meine Freunde und ich ja gerade jetzt um diese Uhrzeit gespannt vor dem Fernseher, anstatt wie üblich unseren Freitagabend in einer Bar zu verbringen. Was macht also den Reiz aus, Sportveranstaltungen jeglicher Art so wie dieses Fußballspiel live verfolgen zu wollen? Zumal im Laufe des Abends, tags darauf und sogar Wochen später dieses Spiel in voller Länge mehrmals wiederholt wird? So kann kein Fußball-Fan das Spiel verpassen. Und Sky kommt seiner Verpflichtung gegenüber dem zahlenden Zuschauer nach, das Programm 24 Stunden lang zu füllen; Fußball 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Genau das möchte der Fußball-Fan sehen; wofür zahlt man denn sonst sein monatliches Abo?!

Montag, 6. Februar 2012

Medien und Mord - Ungeklärte Morde - dem Täter auf der Spur beleuchtet Mordfälle und den Stand der Ermittlungen


von Tanja Ransom
Zuletzt ist es zwar eher ruhig um Ungeklärte Morde – dem Täter auf der Spur geworden, doch trotzdem laufen immer wieder Wiederholungen älterer Folgen im Late-Night-Programm von RTL II. Das Format entstand in den Jahren 2002 und 2003, wobei vereinzelte Sondersendungen ausgestrahlt wurden - zuletzt eine Spezialausgabe am 20.11.11 zu den sogenannten „Dönermorden“. Die Sendung erinnert an das bekannte Vorbild Akte XY… ungelöst, das seit 1963 im ZDF läuft.

Die Geissens - Fremdschämen 2.0

von Patricia Groll

Jeder Mensch braucht ein Hobby, viele gehen zum Sport andere backen oder lesen ein Buch... Ich für meinen Teil schäme mich gerne fremd. Was früher nur mit nicht ganz gesellschafts-fähigen Freunden in der Öffentlichkeit möglich war, ist seit geraumer Zeit auch ein Spaß für den Abend Zuhause auf dem Sofa geworden.
Beim Sport gibt es verschiedene Disziplinen, beim Backen unterschiedliche Rezepte und beim Lesen verschiedene Genres. Um sich nun den Stellenwert als vollwertiges Hobby zu sichern, sollte auch das Fremdschämen in Kategorien untergliedert werden können: in die erste Gruppe fällt meiner Meinung nach Scripted-Reality à la X-Diaries oder Mitten im Leben. In diesen Fällen kann man sich als Zuschauer nur die Frage stellen wer niveauloser ist: die Drehbuchautoren oder die Schauspieler. Die zweite Kategorie umfasst Kuppel-shows wie Bauer Sucht Frau oder Schwer Verliebt; das Hauptaugenmerk des Zuschauers wird dabei nicht mehr auf die völlig unglaubwürdige Story gelenkt, sondern auf das persönliche Schicksal des echten Menschen. Der Drehbuchautor spinnt also eine Geschichte aus dem, was sein Hauptdarsteller bisher mit seinem Leben angefangen hat... grausam für den Darsteller, rentabel für den Autor, lustig für den Zuschauer, doch auch Sendungen wie diese ersetzen nicht den betrunkenen Onkel auf der Weihnachtsfeier. Vollkommenes Glück erfüllt das Herz des Vorzeige-Fremdschämers erst, wenn er Montagabend die Gesellschaft einer Dame genießt, die offensichtlich nicht in der Lage ist, den Namen ihres eigenen Ehemannes korrekt auszusprechen. Seit wann findet sich im Namen Robert ein CH? Wir befinden uns nun in Kategorie drei: es gibt keinen Autor, sondern die Darsteller vermarkten sich selbst.

ZDF History: Das Geheimnis von Pearl Harbour

von Michael Graßl

Stinklangweilig, was sonst. Zum Einschlafen geeignet. Da versteht man doch so und so nichts. Da muss man sich wirklich stark dafür interessieren! Um was es sich dabei handeln könnte? Mal etwas ganz anderes: eine Geschichts-Dokumentation. Natürlich wollen wir jetzt nicht alles, was damit zu tun hat, über einen Kamm des Verdrängens scheren. Das würde diesem Genre nicht gerecht werden, schließlich wird dabei auch wichtige Arbeit wie Aufarbeitung und Aufklärung geleistet. Doch aus dem Nichts werden solche Vorwürfe wohl auch nicht auftauchen! Grund genug sich endlich mal damit auseinanderzusetzen.

Familien im Brennpunkt


von Susanne Rupp  

Familien im Brennpunkt gehört zu den so genannten Scripted Realities. Im Rahmen des Nachmittagsprogramms von RTL, ein Paradies für jeden, der sich in die Welt der Scripted Realities entführen lassen möchte, kann man sich in Familien im Brennpunkt auf Streit, Eifersucht, Lügen oder Betrug basierende Familien-dramen ansehen. Die glücklichen Familien werden von einem dunklen Geheimnis, schrecklichen Ereignissen oder der allgemein angespannten Atmosphäre, die durch ein Familienmitglied ausgelöst wird, zerstört. Dadurch geraten sie in eine schwere Krise und drohen auseinander zu brechen. Am Ende einer Folge wendet sich jedoch immer alles zum Guten und die Probleme können gelöst werden.

Nip/Tuck und das Phänomen „Arztserien“


von Tilly Kaul 

Arztserien: Jeder kennt sie. Gutaussende Ärzte und Krankenschwestern versuchen als Retter in übertriebenen Notfallsituationen die eigenen physischen und psychischen Wunden, wie die ihrer Patienten und anderer Mitmenschen zu behandeln. Die sogenannten Arztserien gehören seit langem zum unverzichtbaren Bestandteil unserer Fernsehkultur und sind daraus nicht mehr wegzudenken. Klinik unter Palmen, Dr. Stefan Frank, der Arzt, dem die Frauen vertrauen, Royal Pains usw… die Auswahl ist groß.
So ist dieses "Genre" aber nicht nur neuerdings beliebter Fernsehstoff – schon 1984 eröffnete die erfolgreiche Schwarzwaldklinik ihre Tore im deutschen Fernsehen, um für das Wohl der Patienten zu sorgen und sich mit allerlei zwischenmenschlichen Konflikten unter den Ärzten, Patienten oder deren Angehöriger auseinanderzusetzen.
Trotz anfänglicher schlechter Kritiken avancierte die TV-Krankenhausromanze zur beliebtesten deutschen Serie und ist damit Vorreiter aller aufkommenden Ärzteformate, mit denen sich viele Sender einen ähnlichen Erfolg versprachen. Besonders erfolgreiche, wie Der Landarzt (ZDF) oder In aller Freundschaft (ARD) operieren nach über 20 Jahren noch heute, während andere wiederum schnell von der Bildfläche verschwunden sind.
Während allein Deutschland auf über 20 verschiedene und besonders erfolgreiche Arztserien zurückblicken kann, sind es in Amerika fast 70 und über 200 weltweit – aber was macht dieses Genre so attraktiv?

Music vs. Reality

von Anika Julien


MTV ist ein US-amerikanischer TV-Sender und wurde am 1. August 1981 gegründet. Damals war das erklärte Ziel, ununterbrochen Rockmusik-Videos auszustrahlen. Drei Jahre nach der Gründung hatte der Sender schon 22 Millionen Zuschauer zwischen 12 und 34, ihrer Zielgruppe. MTV war damals der einzige Sender seiner Art.
Von einem 24-stündigen Musiksender wandelte sich MTV zu einem Fernsehersender, der zwar noch Musik spielt, aber zu Zeiten, an denen der größte Teil ihrer Zielgruppe entweder schon oder noch schläft oder in der Schule ist. Zu den Zeiten, an denen ihre Zielgruppe am ehesten einschaltet – nach der Schule und vor dem Abendessen – ist das Programm voll mit diversen Reality Shows; die viel diskutierte Reality Show Jersey Shore läuft bald in der vierten Staffel an. Bei Jersey Shore wird verfolgt, wie 8 Italoamerikaner (genannt Guido (Traummann) und Guidette (Traumfrau)) zusammen nach Jersey Shore in New Jersey in den Urlaub fahren. Was sich in ihrem Ferienhaus abspielt, ist nicht ganz jugendfrei: es wird stark geflucht (unter anderem auch rassistische Vorwürfe), Unmengen an Alkohol konsumiert und querbeet miteinander geschlafen. Was ist der Reiz an einer Serie, die eine Gruppe ungebildete und pöbelnde Mittzwanziger im Urlaub filmt, wie es bei Jersey Shore der Fall ist?