TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 13. November 2019

Fernsehkritik zu „Two and a Half Men“

von Effi-Patricia Olariu
Jeden Morgen dieselbe Prozedur: Aufstehen, Frühstück, Frauen Saufen und Fußball. Ist das nicht der Traum aller männlichen Tagesabläufe? So oder so ähnlich läuft es Tagein - Tagaus im Bezug auf die beliebteste Sitcom aller Zeiten in Amerika. Und hierbei spreche ich nicht von irgendwelchen nerdigen Bewohnern einer klassischen Männer-WG in Malibu.
Es handelt sich um den geschiedenen, sowie bankrotten Alan, einen Chiropraktiker, seinen herumpubertierenden Sohn Jake, und, wie konnte ich IHN nur vergessen - den reichen Charlie, welcher auch im richtigen Leben“ diesen Namen trägt. Doch was ist es, was diese Männergemeinschaft so besonders macht, dass Amerika den Fernsehschalter nicht mehr umschalten will? Schließlich ist Berta nicht wirklich der beliebteste Hingucker in Sachen Traumfigur, jedoch handelt es sich immer wieder um die taffe Hausfrau, die den Lebensstil der WG zusammen zu regeln scheint.

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Kritik zu Hachiko - Eine wunderbare Freundschaft

von Effi-Patricia Olariu
Wen rührt das denn nicht: Eine der extraordinärsten bzw. womöglich sogar die extraordinärste Herrchen-Hund-Beziehung aller Zeiten. So oder so ähnlich lässt sich die Relation zwischen Wilson Parker, gespielt von Richard Gere, und dem auf dem Bahnhof von Bedridge angetroffenen Akita-Welpen illustrieren, wobei der Welpe nur aus Zufall zum Bahnhof findet. Es war das Gepäckstück mit genau seinem Inhalt, welches beim Transportgang nach Japan am genannten Bahnhof verloren geht.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

XOXO, Gossip Girl

von Daniela Olenberg
„Guten Morgen Upper Eastsiders, hier ist Gossip Girl, eure einzig verlässliche Quelle über das skandalöse Leben von Manhattans Elite…“, das ist wohl oder übel fast der häufigste Satz, den ich in meinem Leben in einer Serie gehört hab. Annähernd an die 750-mal, denn ich habe mir die 121 40-minütigen Folgen in 6 Staffeln bereits ganze 6-mal komplett angeschaut. (Wie viel Zeit ich damit schon verloren hab? 121 Folgen*40 Minuten*6 ergibt dann 29.040 Minuten, also ganze 484 Stunden). Demnach kann man natürlich darauf schließen, dass es sich um eine meiner Lieblingsserien handelt.

„Das ist jetzt zu kuschelig“. Aus Worten werden Schüsse (Hart aber fair, 2.7.2019)

von Herbert Schwaab
Die Ermordung von Walter Lübke durch einen Rechtsextremen ist Anlass für eine Hart aber Fair Sendung, die schon vorab heftig diskutiert wurde. Der Grund ist die Einladung des AfD Politikers Uwe Junge aus Rheinland Pfalz und die Ansicht, Politikern aus der AfD kein Forum geben zu dürfen. Die Sendung wurde auch nach ihrer Ausstrahlung heftig kritisiert: Arno Frank wirft Plassberg in Spiegel Online vor, mit Uwe Junge gekuschelt zu haben. Tatsächlich reicht es einem der anderen Gäste an einer Stelle: Das ist mir jetzt zu kuschelig. Und er stellt klar: Hass ist ihre Geschäftsgrundlage. Der Gast, der dies äußert, ist Mehmet Daimagüler, ein Anwalt, der Opfer bei dem NSU-Prozess vertreten hat. Er äußert nicht nur diese Sätze, sondern viele weitere, die das Publikum in dieser eher unaufgeregten Sendung dazu bringen, zu klatschen. Er weist darauf hin, wie gefährlich das Leben der Menschen geworden ist, die sich in diesem Land engagieren und beschwört die Gefahr herauf, dass sich bald niemand mehr aus Angst ehrenamtlich engagieren wird. „Dann kann unsere Demokratie einpacken:“ Das Publikum klatscht. Er beendet eine längere Auseinandersetzung mit der AfD und ihren vielen netten Äußerungen auf Twitter und Facebook: „Das ist nicht bürgerlich, das ist nicht konservativ. Das ist schäbig“. Das Publikum klatscht. Er weist am Ende der Sendung darauf hin, dass Polizisten nicht nur in ihrer Ausbildung politische Bildung bekommen sollten: Eine demokratische Polizei kostet Geld, aber das sollte uns das wert sein. Das Publikum klatscht schon wieder.

„In diesem Geschäft ist deine Haltbarkeit begrenzt.“ – Drogen, Kartelle, Geld und Girlbosse

von Daniela Olenberg
Wiedermal auf der Suche nach einer neuen spannenden Serie bei Netflix, auf der man immer herumschwirrt zwischen „das habe ich schon gesehen“ und „ob sich das lohnt“? Genauso ging es mir vor einigen Wochen. Dann bin ich zufällig auf die Serie „Queen of the South“ gestoßen und wie man so will, habe ich mir erstmals den Vorspann auf Netflix angeschaut. Dramatische Musik und eine hübsche Frau mit großer Sonnenbrille und einem schicken, dem Anschein nach teurem, weißen Kleid steigt aus ihrem Helikopter, im Hintergrund vier Bodyguards und eine Frau, die sie begleiten. „Mein Name ist Teresa Mendoza. Ich bin aus Mexiko. Ich wurde arm geboren. Nicht, dass es schlimm wäre. Aber ehrlich, ich war arm. Und ich war reich. Reich ist besser, glaubt mir. Denn jetzt leite ich das größte Drogenimperium der westlichen Hemisphäre.“ Zack Boom überzeugt, ohne lange zu überlegen habe ich der Serie eine Chance gegeben und wie sich am Ende herausgestellt hat - nicht umsonst! Die kann wirklich was. Ein wahrer Fan von „Drogenserien“ war ich selbst nach „Breaking Bad“ nicht, aber diese hat es mir schlichtweg angetan. Aber nochmal von Anfang an: Teresa, eine Geldwechslerin aus Sinaloa verliebt sich in einen Drogendealer, der recht schnell ermordet wird, da er seinen Boss hintergangen hat und nun ist auch Teresa in Gefahr. Ihre einzige Chance in den USA zu überleben, bekommt sie ausgerechnet von der Frau ihres Erzfeindes. Von nun an wird die ganze Geschichte über ihren Aufstieg erzählt - von der Teresita mit einem guten Herzen, die keiner Fliege etwas zuleide tun kann, bis zur kaltblütigen Killerin, aber es hat seine Gründe, ich will ja nicht zu viel verraten!

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Fernsehkritik: The Vampire Diaries – hat die menschliche Faszination gegenüber Vampiren jemals ein Ende?

von Veronica Dittrich
Unheimliche Literatur, Film und Fernsehen übte schon immer eine reizvolle Wirkung auf unzählige Leser und Zuschauer aus, die Gefallen am Spiel mit der Angst finden. Im Mittelalter erfuhr die menschliche Freude am Gruseln erstmals eine Blütezeit in Sagen und Legenden, die mit satanischen Kreaturen zur Verkörperung des Bösen besetzt waren. Diese Sehnsucht wurde später auch in der schwarzen Romantik Ende des 18. Jahrhunderts erfüllt. Die sogenannte „Gothic Fiction“ oder Schauerliteratur beschäftigte sich mit der Darstellung des Düsteren und Hässlichen. Stereotypes Personal wie Geister, Dämonen, Zombies, Hexen, Monster oder Vampire und Schauplätze wie Burgen wurden bewusst gewählt, um eine schauerliche Atmosphäre zu schaffen. All diese Darstellungen des Horrors stimmen darin überein, dass eine Komponente des Bösen vorhanden ist, die auf die Figuren einwirkt, und meist in personifizierter Form, als Mensch oder eben als übernatürliche Kreatur, auftritt. Ebendiese Personifikation des Bösen ist ebenfalls in der US-amerikanischen Fernseh-, Netflix- und Amazon Prime Serie „The Vampire Diaries“ zu finden. Vor den Streaming-Diensten wurde die Serie in Deutschland allerdings auf ProSieben und dem Privatsender Sixx ausgestrahlt. Sie besteht aus acht Staffeln und wurde in den Vereinigten Staaten ab 2009 acht Jahre lang gezeigt. Im Folgenden soll eine kurze Kritik über die Serie erstellt werden. In dieser geht es um die junge Schülerin Elena Gilbert, die ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall verloren hat. Gerade als sie dabei ist, ihren Verlust zu verarbeiten und ein neues Highschool-Schuljahr zu beginnen, taucht der mysteriöse, gutaussehende neue Schüler Stefan Salvatore auf ihrer Bildfläche auf. Zu ihm fühlt sie sich gleich hingezogen – so scheint er sie und ihre Probleme als Einziger wirklich zu verstehen. Elena findet Stefan tiefgründiger, erwachsener und reifer als seine Altersgenossen – ohne dabei auch nur im Geringsten zu erahnen, dass er ein über 150 Jahre alter, unsterblicher Vampir ist. Und Vampire ernähren sich von Blut – menschlichem Blut.

Die Bachelorette - wer bekommt die letzte Rose?

von Chiara Bischoff
Eine Frau und zwanzig Männer. Hört sich verrückt an? Bei Der Bachelorette ist das tatsächlich der Fall. Denn bei diesem Format werben zwanzig Singlemänner gleichzeitig um das Herz der Dame. Und RTL lässt sich hierbei natürlich nicht lumpen und sucht für die Rolle der Bachelorette immer besonders attraktive Junggesellinnen aus.
Die Sendung lehnt sich an das amerikanische Format The Bachelorette bei ABC an, das dort 2003 erstmals in Produktion ging. In Deutschland gibt es mittlerweile sechs Staffeln. Abgedreht wird Die Bachelorette meistens schon in den Wintermonaten, ausgestrahlt jedoch erst im Sommer darauf.

#socialcinema

von Janik Schöbel
Noch nie davon gehört? Tja, ich hatte auch keinen Schimmer was dieser Hashtag bedeuten sollte, als ich Ihn das erste mal auf Instagram entdeckt habe. Doch dahinter steckt etwas wirklich erstaunliches.
Instagram, die Welt der quadratischen Bilder und selfmade Videos. Jeder kennt es, jeder liebt es. Ich vergeude laut iPhones Bildschirmzeit ca. 60 Minuten Lebenszeit am Tag mit Storys anschauen, Bilder liken und „Feeds“ von anderen zu betrachten. Es ist eine Sucht.. Vor kurzem hat Instagram jetzt auch noch IGTV veröffentlicht, was einem ermöglicht, Videos mit unbestimmter Länge und im Querformat hochzuladen. Und an genau diesem Punkt wird es spannend. Im Jahr 2016 gab es dieses Feature noch nicht. Man konnte zwar Videos hochladen, jedoch nur begrenzt auf 15 Sekunden. Da kann man vielleicht mal seine Katze beim schlafen filmen aber mehr auch nicht… oder?

„Wie kommen eigentlich die Streifen in die Zahnpasta?“ (Die Sendung mit der Maus)

von Alisa Maintok
Das fragte mich mein Freund vor einigen Tagen. Zu meinem eigenen Erstaunen konnte ich es ihm sogar beantworten. Und zwar nicht, weil ich mich so für Mundhygiene interessiere, sondern weil ich im Alter von 6-12 Jahren sonntags um 11.30 Uhr den Kinderkanal einschaltete und mir die Lach-und Sachgeschichten der Sendung mit der Maus ansah.

Veränderungen bei ‚Die Höhle der Löwen‘ - beißt der Neue zu?

von Sophia Gräfenhahn
Im September beginnt für viele Menschen wieder die Zeit, in der man, in eine Decke gehüllt, viele Stunden vor dem Fernseher verbringt, während sich draußen ein nass-klater Schleier um die Häuser legt. Dies ist auch die Zeit in der auf VOX die nun schon bekannte Sendung „Die Höhle der Löwen“ mit einer neuen Staffel startet. So auch 2019. Und damit für die Zuschauer nicht nur die Produkte neu sind, hat der Sender einige Änderungen am Format vorgenommen. Ich starte mit der dritten Folge, da ich die ersten beiden bereits verpasst und als Nicht-Premium-Mitglied keinen Zugriff mehr darauf auf dem Webstream bei TV NOW habe. Aber schon zu Beginn der dritten Folge wird man mit einem äußerst amüsanten neuen Intro begrüßt. In diesem werden zuerst die sogenannten Löwen - Neue sowie Altbekannte - vorgestellt. Gleich danach spielt der Sender die Highlights der heutigen Folge spannungserzeugend ein, sodass auch jeder das Bedürfnis bekommt, sich wenigstens das erste Produkt anzusehen und eventuell dabei zu bleiben. Die bereits bekannte Stimme aus dem Off und dramatische Musik untermauern diesen Effekt. Bis auf den neuen Löwen war hier noch nicht viel neues zu sehen. Doch dann werden die Beobachter überrascht: Die Großaufnahmen der Gesichter der Reichen und Schönen werden abwechselnd mit echten, tiefblickenden und brüllenden Löwenköpfen porträtiert. Dabei sind die Ausdrücke der menschlichen Raubtiere ernst und sicher, bis „der Neue“, Nils Glagau, den Brüller des Löwen fortsetzt. Teure Uhren und edle Sessel stehen für den Reichtum der Investoren. Und da ist Dagmar Wöhrl noch einmal und huch jetzt hat auch noch Judith Williams mit den Zähnen gefletscht. Ich kann mich vor Lachen kaum noch halten. Das vorherige Intro war meiner Meinung nach schon – im wahrsten Sinne des Wortes - nicht der Brüller, jedoch übertrifft das Neue alles. Der Manager von Judith Williams hätte da ruhig nochmal drüber schauen sollen.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Ist es das noch wert? – Game of Thrones

von Anja Kurasov
Es dauert manchmal Monate oder gar Jahre bis ich endlich auf die „Das solltest du unbedingt sehen!“ und „Wie, du hast das noch nicht gesehen?“ Kommentare reagiere und mir die Serie, die schon seit Monaten oder gar Jahren vorbei ist, endlich anschaue. Das gleiche hatte ich nun auch mit Game of Thrones. Ja, ich kannte das Ende schon bevor ich mit der Serie angefangen habe, da das Serienfinale alle sozialen Medien in den Wahnsinn getrieben hat. Meine Neugier hat gewonnen. Ich wollte wissen, wieso so viele Leute so wütend waren. Diese Neugier hat sich dann in ein Interesse für die Serie verwandelt – was angefangen hat als Videos auf YouTube, die mir erklärten wieso genau das Ende nun so schlecht war, entwickelte sich langsam zu mehr Interesse an den Charakteren und der Serie.

Ugly Delicious: etwas Biss, aber nicht zu viel Schärfe

von Florian Wittl
Eine Diskussion an einem Restauranttisch mit Experten wie Nina Compton. Das Thema? Gebratenes Hähnchen. Die Show? Dreht sich ganz um das Thema Essen, seine Kultur und die Leute, die es zubereiten. Aber worüber geredet wird ist nicht nur die beste Weise, ein gebratenes Hähnchen zubereiten, sondern auch wie dieses Gericht in den USA unzertrennbar mit systematischem Rassismus verbunden ist.

Brooklyn Nine-Nine: Crime-Comedy mit Tiefe

von Bianca Hampl
Bei einer spontanen Umfrage im Freundeskreis, welche Comedy-Serie ich unbedingt sehen sollte, wurden bekannte Formate wie Modern Family, The Big Bang Theory und Co. genannt. Doch eine Freundin machte mich auf die amerikanische Crime-Comedy Brooklyn Nine-Nine aufmerksam. Von dieser Serie hatten weder ich noch der Rest meiner Freunde, trotz der bereits sechs verfügbaren Staffeln, gehört. Da eine Folge von Brooklyn Nine-Nine aber nur 20 Minuten lang ist, entschloss ich mich, die Zeit zu investieren, um mir meine eigene Meinung zu bilden – und ich wurde nicht enttäuscht!

„Das perfekte Dinner“ – oder: wie Fernsehen manipuliert

von Antonia Pröls
Vox war für mich nie das Fernsehen, das ich abends freiwillig eingeschaltet hätte – bei „Shopping Queen“ und „Vier Hochzeiten, eine Traumreise“ klingen ja schon alle Vorurteile, die man gegenüber dem zur RTL-Group gehörenden Privatsender haben könnte, mit. Obendrein noch alle fünf Minuten Werbeunterbrechung – nein danke, ich verzichte. Daher ist es umso verwunderlicher, dass ich letztes Jahr um diese Zeit scheinbar aus Versehen „Das perfekte Dinner“-Fan wurde. Doch wie kam es dazu?

Propaganda - Wie man Lügen verkauft

von Maximilian Hohlheimer
Im historischen Kontext ist der Begriff Propaganda den meisten Menschen vor allem im Bezug auf den Nationalsozialismus, die Sowjetunion oder den kalten Krieg ein Begriff. Laut Duden beeinhaltet Propaganda die systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher oder ähnliche Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen (Vgl. Online unter: www.duden.de/rechtschreibung/Propaganda.). Aber auch im aktuellen Kontext spielt Propaganda für diverse Dynamiken eine tragende Rolle. Der sogenannte Islamische Staat veröffentlicht online Propaganda Videos seiner Gräueltaten. Die Präsidentschaftswahl 2016 und die gesamte Legislaturperiode in den USA prägten Begriffe wie fake news oder alternative facts. Die Brexitabstimmungen waren bewusst durch Falschinformationen beeinflusst, überwiegend durch die Rechtspopulisten der UKIP. George Orwells dystopischer Roman 1984 über eine totalitäre Gesellschaft wurde in den letzten Jahren erneut als Bestseller verkauft. Verschwörungstheorien und krude Gesellschaftsvorstellungen wie die der Reichsbürger haben seit einiger Zeit an Popularität und Vernetzungspotential zugelegt. Neofaschistische Gruppierungen nutzen häufig Memes in den sozialen Medien, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten. Neurechte Blogger teilen tausendfach geklickte Artikel oder Videos, die nachweisbar auf Falschaussagen basieren. Rechstextreme Terrornetzwerke wie Combat 18 veröffentlichen martialische Videos mit Hassbotschaften und Schusstraining. Zur Unterhaltung dienende Serien und Filme weisen nicht selten patriarchalische und sexistische Botschaften auf. Kapitalistische Werbung vermittelt das Bild einer glorifizierten Konsumgesellschaft und ein künstliches Bild vom "guten Leben". Dies sind nur einige aktuelle genannte Beispiele in der unterschiedlichen propagandistischen Beeinflussung unserer Zeit,  welche auch teilweise in einer diesjährig erschienenen Dokumentation konkretisiert werden. Der Regiesseur nannte beispielsweise in einem Interview als Inspirationsquelle für sein Werk Donald Trump und dessen Auftreten auf der Plattform Twitter.

Fernsehkritik jerks.

von Mohamed Afifi
Seit Wochen höre ich in meiner Wohngemeinschaft Geschichten über eine Serie mit dem Namen „jerks.“ , und dass sie absolut sehenswert ist. ,,Wieso?“ habe ich gefragt und sie meinten nur, dass diese Serie eine Mischung aus schrägem Humor und Fremdscham sei. Hauptsächlich Fremdscham. Das hat dann auch meine Neugier geweckt, eine Serie die Fremdscham erzeugt? Eine unübliche Wirkung auf den Zuschauer für eine Serie. Dennoch habe ich mich eine Ewigkeit davor gedrückt jerks. Anzuschauen. Ein Grund dafür könnte sein, dass diese Serie nicht mainstreamhaft auf Netflix oder Amazon Prime angeschaut werden kann, sie ist nämlich nur auf Maxdome und Joyne zu sehen, mit denen ich nicht wirklich etwas zu tun habe. Ein weiterer Grund, warum ich diese Serie nicht sofort angefangen habe zu schauen ist, dass diese Serie eine deutsche Produktion ist und ich kein Fan von ,,deutschen“ Serien und Filmen bin. Als ich mich dann doch entschied, die Serie anzufangen, entschied ich mich für Joyne, da diese eine kostenfreie Streamingvariante bietet.

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Von T*tten bis Tränen alles dabei (Get the F*ck Out of My House)

von Sophia Gräfenhahn
„Get the F*ck out of my House“ Staffel aus dem Jahr 2019, ProSieben
Provokationen, Emotionen und viel nackte Haut. Das sind die Mittel, mit denen ProSieben, in seiner Sendung „Get the F*ck out of my House“, die Zuschauer für sich gewinnen will. Es benötigt nicht einmal neun Sekunden - der ersten Folge, der zweiten Staffel -, schon blickt den Zuschauer die erste nackte Frau aus der Dusche heraus an. Die nicht vorhandene Privatsphäre, der anfänglich 100 Hausbewohner, wird für den vergesslichen Konsumenten immer wieder von dem reizenden Moderatorenpaar untermauert. Doch damit nicht genug. Ständig erinnern Thore Schölermann und Jana Julie Kilka wie wenig Platz, Frischluft und Essen die Kandidaten doch haben.

Herzblatt mit mehr (Ge)Würze (Liebe geht durch den Magen)

von Alisa Maintok
Single, zwischen 25 und 30 Jahre, Lust ins Fernsehen zu kommen, Spaß am Kochen und auf jeden Fall bayrisch, auch der Dialekt. Dies waren die Anforderungen, die an mich und das Team gestellt wurden, als ich letztes Jahr bei einer Fernsehproduktionsfirma arbeitete. Da diese ihren Sitz in München hat und in dieser Stadt überhaupt keine Person bayrisch spricht, besuchten wir andere Städte und Dörfer. Ob Trachtenbälle, Schlagerpartys oder Messen, bei denen das Thema Essen behandelt wurde, wir hielten Ausschau nach Singles. Aber wozu das Ganze? Gecastet haben wir für „Liebe geht durch den Magen“, eine Dating Show, die wöchentlich montags von 20:15 bis 21:00 Uhr auf dem Bayrischen Rundfunk zu sehen ist. Wenn man eine Folge verpasst, so ist diese auch in der Mediathek des BRs zu finden.

Tägliches Abendprogramm – Jawollo! (Love Island)

von Chiara Bischoff
9. September, 20:14 Uhr, ich sitze voller Vorfreude vor dem Fernseher und warte darauf, dass es 20:15 Uhr schaltet. Es läuft RTL2, ich zähle die letzten Sekunden herunter, dann heißt es endlich: Willkommen auf Love Island! Auf diesen Moment habe ich schon seit ein paar Wochen hin gefiebert, denn heute ist es soweit, die dritte Staffel von Love Island startet. Was mich erwarten wird? Aufgrund der letzten beiden Staffeln, natürlich alle fleißig von mir mitverfolgt, schließe ich daraus, dass es wieder viel Spaß, Action, Eifersucht, Streitigkeiten und ganz vielleicht auch etwas Liebe geben wird. Nur ganz vielleicht etwas Liebe? Ja ganz richtig gelesen, denn auch wenn es in dieser Sendung darum geht, seine „große Liebe“ zu finden, ist es dennoch nicht immer klar, ob es sich bei den Kandidaten nun um echte Gefühle handelt oder alles nur Show ist, um im Format zu bleiben.

Die Küchenschlacht vom 05.07.2019 – Ich trinke Ouzo, was trinkst du so?

von Bianca Hampl
Montag bis Freitag 14:15 Uhr bis 15:00 Uhr: Zeit für die Küchenschlacht! Das Wochenfinale der ZDF Produktion Die Küchenschlacht stand unter dem Motto „Griechenland“, in Anlehnung an den unvergesslichen Sommerurlaub von Mario Kotaska, dem in dieser Woche die Leitung der Sendung anvertraut wurde. Der Profikoch präsentierte, in Erinnerungen schwelgend, das Finalgericht, welches er in jenem viel erwähnten Sommerurlaub selbst kreiert hat: Garnelen im Kräutermantel auf griechische Art mit Tomatencreme, knusprigem Feta und Gurken-Joghurt. Und ja, natürlich läuft bei der Präsentation im Hintergrund stilecht griechische Sirtaki Musik.

Dienstag, 1. Oktober 2019

Projekt A - Eine Reise zu anarchistischen Projekten in Europa

von Maximilian Hohlheimer
Klimawandel, Armut, Ausbeutung, Leistungsdruck und Arbeitslosigkeit stellen zentrale und ungelöste Problematiken unserer Zeit dar. Hierbei stellt sich die Frage, ob wir uns in spezifischen gesellschaftspolitischen Bereichen in einer Krise befinden oder ob diese Krise systemischen Ursprungs ist. So fordern beispielsweise junge Menschen weltweit auf den sogenannten "friday for future" Demonstrationen immer wieder "system change, not climate change" auf ihren Plakaten und Bannern. Im Laufe der Geschichte bestand immer wieder die Annahme, dass das aktuelle politische und gesellschaftliche System zum scheitern verurteilt sei. Diesbezüglich machten sich die damit konfrontierten Personen Gedanken zu Alternativen. Der Anarchismus gilt als einer der radikalsten Ansätze. In seinem theoretischen Konstrukt umfasst er unter anderem die Abschaffung aller Herrschaft, Befreiung von Vaterland, Religion, Kapitalismus und Vorgesetzten. Zielsetzung ist die Überwindung des Staats und eine daraus resultierende freie Gesellschaft aus solidarischen Menschen. Die 84 minütige Dokumentation "Projekt A - Eine Reise zu narchistischen Projekten in Europa" aus dem Jahr 2015 von Marcel Seehuber und Moritz Springer knüpft genau an diese polarisierende Thematik an und bietet einen Einblick in die Lebensrealität von aktiven Anarchistinnen und Anarchisten. 

Good Omens: In sieben Tagen wurde die Welt erschaffen – warum sollte es länger dauern sie zu zerstören?

von Florian Wittl
“It may help to understand human affairs to be clear that most of the great triumphs and tragedies of history are caused, not by people being fundamentally good or fundamentally bad, but by people being fundamentally people.”
So beschreibt Good Omens bereits in der ersten von sechs Episoden sehr treffend seine eigene Kernaussage. Denn obwohl es in der Miniserie, die auf dem gleichnamigen Buch von Neil Gaiman und Terry Pratchett aus dem Jahr 1990 basiert, sehr viel um Dämonen, Engel und Hexen geht, steht mehr das menschliche im Vordergrund. Etwa die Menschlichkeit des jungen Adam, der in einem verschlafenen englischen Dorf lebt, gerne mit seinen Freunden spielt und den Erwachsenen das Leben schwer macht. Ein ganz normaler Junge, möchte man meinen, wäre er nicht in Wirklichkeit der Antichrist, Sohn von Satan, und derjenige, der die Apokalypse hervorrufen soll.

Hoch hinaus und kein Blatt vorm Mund – die Doku zum DAV-Jubiläum

von A. Pröls
2019 – ein besonderes Jahr für den Deutschen Alpenverein. 150-jähriges Jubiläum ist sicherlich ein guter Grund, eine Doku über sich selbst zu drehen. Man könnte daher auch vermuten, dass sich der DAV im eigenen Jubiläums-Film „Von Höhen und Tiefen – 150 Jahre Deutscher Alpenverein“ von seiner positivsten Seite darstellen will – doch ich wurde positiv überrascht.
Die Doku stellt am Beispiel der Sektion Regensburg die Geschichte des DAV seit seiner Gründung dar. Typisch für eine Dokumentation, die sich zwischen Natur und Geschichte bewegt, werden viele Drohnenbilder und Zeitraffer, sowie auch altes Filmmaterial aus den 1920ern, 40ern und 60ern gezeigt, was ich besonders spannend fand. Wie zu erwarten sind die Drohnenaufnahmen von eindrucksvollen Bergpanoramen mit dramatischer Musik, die historischen Kameraschnitte mit Swing-Musik und die dunkle NS-Vergangenheit mit trüber Klaviermusik untermalt. Die Landschaftsaufnahmen wechseln sich mit Interviewausschnitten ab, in denen sowohl Mitglieder der Regensburger Sektion, sowie auch Bergsteiger-Prominenz wie Alexander Huber, Profi-Bergsteiger und Extrem-Kletterer, oder Alpinjournalist Michael Pause zu Wort kommen. Nichts Neues also für eine Doku und man weiß ohne Überraschungen, was man rein gestalterisch zu erwarten hat.

Heute-Show

von Mohamed Afifi
Freitagabend daheim, die Lieblingsnetflix-Serie schon zum dritten Mal fertig geschaut und man tastet sich widerwillig und Schritt für Schritt durch der schier endlosen Programmauswahl auf der Suche nach der Rettung des Abends. Beim ZDF stehen geblieben, läuft eine Sendung, die große Ähnlichkeiten mit der Daily Show von Jon Stewart besitzt: die Heute-Show mit Oliver Welke als Moderator der Sendung, die jede Woche um 22:30 ihre Erstausstrahlung hat. Eingeleitet mit Blasmusik und dem Klatschen des Publikums, begrüßt Welke die Zuschauer der Satire-Nachrichtensendung mit Schwerpunkt auf politische Themen. Mit der Betonung, die Sendung sei heute ,,100% Brexit Frei“ und England solle sich erst wieder melden, ,,wenn sie ihre Insel fertig versenkt haben“, beginnt die TV-Show, in der der ein oder anderen Politiker genaustens unter die Lupe genommen wird, um ihn letztlich zu veräppeln.

Copserie mal anders – Brooklyn Nine Nine

von Anja Kurasov
“Kelly and I hit the park, went for a long walk, fell asleep watching TV.” “Ah, sounds like a fun weekend with Kelly.”
“Sooo… Kelly… is that Scully’s wife or his dog?“
Die sogenannten „cold opens“ sind Teil jeder Folge von Brooklyn Nine Nine: ein Gag, der zu Beginn der Folge vor dem Intro gezeigt wird. So ist einer dieser „cold opens“ eine Szene, in der Scully über seine Kelly redet – der Rest des Reviers fragt sich wegen seinen sehr ambivalenten Aussagen jedoch, ob Kelly seine Hündin oder seine Frau ist. Einer nach dem anderen stellt Scully eine weitere Frage über Kelly, worauf die Antworten von Scully immer noch zu wenig Information über die Spezies von Kelly bieten. Nachdem Jake ihn direkt fragt wer Kelly nun eigentlich ist, Hündin oder Ehefrau, ist  Scully beleidigt, frägt „How could you ask me that?“, und verlässt den Raum. Das „cold open“ bringt einen somit schon zu Beginn der Folge zum Lachen und macht Lust, die Serie weiterzuschauen. Dem Zuschauer wird bereits zu Beginn die Art des Humors vorgestellt, damit sich dieser dafür oder dagegen entscheiden kann, die Serie zu schauen.

Montag, 30. September 2019

„Ich bin gebürtiger Italiener und geboren bin ich in Deutschland“ oder übers Leben und Lieben auf Love Island

von Sophie Reuel
„Hey, hast du Montag Abend Zeit?“
„Ne du leider nicht, da geht doch Love Island wieder los, ich schau das mit paar Leuten aus der Uni“
Dieser Whatsapp Nachrichtenwechsel ereignete sich tatsächlich so. Letzten Sonntag. Meine beste Freundin die mittlerweile in Erfurt Staatswissenschaften studiert und eigentlich wie ich, die Woche über zuhause in München war, teilte mir also mit dass sie extra nach Erfurt gefahren ist. Für gemeinsames Fernsehsen. Das ist erst mal nichts neues. Seit Jahren erfreut sich das sogenannte Public Viewing immer größerer Beliebtheit. Anfangs noch zu sportlichen Großereignissen wie die Fußball WM oder EM, hat sich das Phänomen mittlerweile auch auf kleinere Sportevents ausgebreitet.

Schreckensort Psychiatrie? American Horror Story: Asylum

von Josefine Montgelas
Zugegeben, ich bin nicht so der Serienfan. Außer Game of Thrones und Queer as folk kannte ich bisher nichts. Das hat sich jetzt geändert. In der Stadtbücherei (altmodisch, ich weiß) entdeckte ich American Horror Story und nahm zuerst die zweite Staffel mit nach Hause, Asylum. American Horror Story ist eine amerikanische Horror-Serie fürs Fernsehen, deren erste Staffel 2011 ausgestrahlt wurde. Warum ich mit der zweiten Staffel angefangen habe? Nun, zu allererst handelt es sich um eine Anthologieserie, das heißt, in jeder Staffel gibt es neue Charaktere – die Schauspieler bleiben der Serie aber zumeist treu.

Donnerstag, 26. September 2019

Die Bachelorette: Kuppelshow als Karrieresprungbrett?

von Chiara Ecker
Eine blonde Frau tanzt und räkelt sich zur Musik am Boden, mit einer Handbewegung lässt sie Männer durch die Gegend fliegen und zwischendrin wird immer wieder die Nahaufnahme einer Rose gezeigt. Was einige mit einer Werbung für ein günstiges Eau de Toilette verwechseln könnten, ist in Wirklichkeit das Intro zur neuen Staffel von Die Bachelorette. Zum sechsten Mal sind 20 Singlemänner und eine Frau, dieses Jahr auf Athen, auf der Suche nach mehr Followern...Entschuldigung Tippfehler...natürlich auf der Suche nach der großen Liebe! Gerda Lewis, die diesjährige Bachelorette, kommt aus Köln, ist 26 Jahre alt und von Beruf Influencerin.

Was ich über ALF sagen wollte

von Paul Völkl
Für die Vorbereitung einer Hausarbeit habe ich mich in den letzten Wochen intensiv mit der 80er-Jahre Sitcom ALF auseinandergesetzt. Der Außerirdische Alf, der in der gleichnamigen Serie mit seinem Raumschiff auf die Erde, genauer gesagt in die Garage der Familie Tanner, abstürzt und dort fortan, versteckt vor der Öffentlichkeit, lebt, war der erste Fernsehheld meiner Kindheit. Auch später sollte mich das haarige Alien mit der großen Nase nicht loslassen, mit 16 Jahren kaufte ich mir alle Staffeln der Serie auf DVD (weshalb ich heute auch nicht auf Amazon Prime oder die gelegentlichen Reruns der Serie angewiesen bin) und schaute sie mit Begeisterung. Doch die akademische Beschäftigung mit ALF sollte mein Bild der Serie stark in Frage stellen.

Bauer sucht Frau International (RTL, 24.6.2019)

von Herbert Schwaab
Genres und Formate entstehen, entwickeln, verändern und erschöpfen sich. Bauer sucht Frau gibt es in Deutschland seit 2005. 14 Jahre später versucht das Format sich dadurch zu erneuern, international zu expandieren und vier einsame Bauern aus vier Ländern – Chile, Costa Rica, Kanada und Südafrika – zu präsentieren. Bauer sucht Frau ist ein Format, das laut Wikipedia dem Präsidenten des Bauerverbandes und dem Vorsitzenden des Dachverbandes der deutschen Milchviehhalter nicht wirklich gefällt. Die Teilzeitfernsehkritiker haben messerscharf erkannt, dass die Sendung Bauern vorführt, lächerlich macht und ein Klischee vom bäuerlichen Leben zeichnet. Wir können sie aber beruhigen: Reality TV Formate machen das halt. Wir könnten uns genauso darüber beschweren, dass Wasser nass ist. Deswegen beschäftigen wir uns besser mit dem, was solche Formate unterhaltsam macht und die Zuschauenden dazu bringt, sich Bauern und Frauen, die Bauern heiraten wollen, anschauen zu wollen. Vor allem interessiert aber, welche Veränderungen die internationale Expansion verursacht.

Mittwoch, 25. September 2019

Tim gegen den Rest der Welt

von Kira Lorenz
Um mit Kochen im Nachmittagsprogramm Erfolg zu haben, muss man wohl eine spezielle Persönlichkeit haben. Eine Persönlichkeit wie Steffen Hensslers, zum Beispiel, der bei „Verstehen Sie Spaß“ gar keinen Spaß verstand, als sein Name falsch geschrieben wurde. Wie Alfons Schuhbecks, der in gekünsteltem Bayerisch von seinem Ingwer schwärmt. Oder Horst Lichters, der jetzt lieber Antiquitäten kommentiert als Gemüse blanchiert. Fernsehköche sind schwierige Menschen. Ich kenne zwar keinen persönlich, und es gibt natürlich auch Gegenbeispiele, aber wenn ich mir einen deutschen Prominenten aussuchen müsste, wären Menschen dieser Kategorie definitiv keine erste Wahl.

Einmal zum Mond und wieder zurück – Leschs Kosmos

von Josefine Montgelas
Als Kind habe ich gerne ab und zu Alpha Centauri geschaut; Ich fand es faszinierend in fremde Welten einzutauchen, von Schwarzen Löchern, Weißen Riesen und Magnetaren zu hören. Dann war lange Pause und ich habe erst vor einiger Zeit wieder von dem Moderator der da-maligen Sendung, Harald Lesch gehört. Er macht jetzt ganz viele verschiedene Sendungen für BR alpha und ZDF, die Namen tragen wie Lesch&Co., Alpha bis Omega, Lesch Zug oder Frag den Lesch. Man könnte leicht den Eindruck bekommen, die gesamte Sparte der Wissenschaftssendungen im Fernsehen würde nur noch von ihm moderiert. Für seine vielseitige Betätigung hat er auch massenhaft Preise erhalten, so zum Beispiel vom Hochbegabten-Verein Mensa. Das alles ist ja schön und gut, aber unter uns gesagt: Mich hat es irgendwann einfach genervt. Brauchen wir denn wirklich einen Märchenonkel, der uns die Welt erklärt, eine Sendung mit der Maus für Erwachsene? Noch dazu ist er ja Professor für Astrophysik und damit meiner Meinung nach nicht für das Luther-Jubiläum oder die Slow-Food-Bewegung zuständig. Für viele Menschen aber eben schon, denn er ist das Gesicht, die Stimme, die ihnen alle wissenschaftlichen Themen auf einfachem Niveau vermittelt.

Wie FUNK die Webserie revolutionierte

von Sophie Reuel
Samstag 20:55 Uhr, Sonntag 10:53 Uhr, Montag 18:12, Mittwoch 8:35 und Freitag 13:16 – was haben alle diese Uhrzeiten gemeinsam? Sie alle sorgen unter einer bestimmten Zielgruppe für Glücksgefühle, Spannung und Traurigkeit, meistens alles gleichzeitig. Ich spreche hier von den Ausstrahlungszeiten von DRUCK, einer Serie, welche für FUNK das Jugend-Format der ARD und ZDF produziert wird. Vor circa einem Monat wurde die letzte Folge der dritten Staffel ausgestrahlt. Wobei das bei DRUCK ganz anders geschieht, als bei allen anderen Serien, mit denen ich in meinem bisherigen Serien-Leben Bekanntschaft gemacht habe.

Love Island, Staffel 3, Folge 1: Ein leuchtender Stern am RTL2 – Himmel

von Melena Nendel
Eine Gruppe aufgeregter Singles steht vor dem Abenteuer ihres Lebens. Bei Love Island müssen die Islander jeweils zu zweit beweisen, dass sie das Zeug zum Traumpaar haben. Bei herausfordernden Spielen lernen sie sich kennen, kommen ihren Partnern näher. Wer meint es ernst und wer spielt ein falsches Spiel? Außerdem müssen sie sich regelmäßig aufs Neue entscheiden : Wer bleibt zusammen, wer macht Schluss und wer angelt sich einen neuen Partner?
Wenn man da nicht Lust auf mehr bekommt, dann weiß ich auch nicht! Aber Achtung: Die Show dient der Unterhaltung genauso wie diese Kritik, also macht euch gefasst auf eine ordentliche Portion Ironie.

„Einen Betrüger kannst du nicht betrügen“. Der Betrug (David Spaeth, ARD 2018)

von Herbert Schwaab
Die Algorithmen von Netflix haben bestätigt, was ich schon lange geahnt habe: Ich bin ein Fan von True Crime. Die Empfehlungen von Netflix sperren mich dementsprechend in einer Welt schicker True Crime Dokumentationen ein, geschliffener Unterhaltung für Erwachsene mit kleineren Obsessionen. Die Dokumentationen bemühen sich, relevant zu erscheinen, gesellschaftliches Engagement und eine Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit des Verbrechens in der USA zum Ausdruck zu bringen, aber sie bleiben am Ende doch Unterhaltung und vermögen nicht völlig das schlechte Gewissen zu beruhigen, dass daraus resultiert, Freude an der Dokumentation von Verbrechen zu empfinden.

Montag, 23. September 2019

„Hilfe Herr Doktor, ich habe so starke Kopfschmerzen!“ – Wie uns Arztserien wie „In aller Freundschaft“, in ihren sehr realistischen Klinikalltag mitnehmen

von Luisa Lorenz
Wenn doch nur jeder Arzt- oder Krankenhausbesuch so angenehm wäre, wie in einer unserer geliebten Arztserien im deutschen Fernsehen! Von „In aller Freundschaft“ über „Der Bergdoktor“, „Doctor’s Diary“ oder „In aller Freundschaft – die jungen Ärzte“, für jeden ist etwas dabei.

Tote Mädchen lügen nicht (13 Reasons Why) – Keiner ist unschuldig!

von Chiara Ecker
Stell dir vor du kommst eines Tages von der Schule nach Hause und vor deiner Tür steht eine Schuhschachtel, darin befinden sich 7 Tapes, die vorne und hinten mit Zahlen beschriftet sind von eins bis 13. Du suchst nach einem Kassettenspieler, legst das erste Tape ein und drückst auf Play. Auf der Kassette ist die Stimme deiner Mitschülerin zuhören, die vor zwei Wochen Selbstmord begangen hat und sie erzählt dir die Gründe warum sie sich dazu entschied ihr Leben zu beenden. Insgesamt gibt es dafür 13 Gründe. Jedes Tape handelt dabei von einzelnen Personen, die eine Mitschuld an den Gründen hatten, weshalb sie sich das Leben nahm. Und wenn du diese Kassetten erhalten hast, bist du einer der Gründe für ihren Tod. Wie würdest du darauf reagieren und was würdest du als nächstes tun?

Das Wiesn-Spektakel des Bayerischen Rundfunks

von Kira Lorenz
Der Bayerische Defiliermarsch erklingt, Zoom auf die Bavaria: endlich ist wieder September. Auf das Oktoberfest arbeitet der Bayerische Rundfunk das ganze Jahr hin, könnte man zumindest denken, wenn man die schiere Überladung des Programms mit zwei Wochen Wiesn in Dauerschleife sieht. Zumindest habe ich das in Erinnerung, wenn mein Vater abends das dritte Programm eingeschaltet hat und man quasi den ganzen Abend live auf der Wiesn war. Neben den ausgiebigen Berichten, die oft mehr als zwei Stunden Programm fressen, wird das Thema auch in Rundschau, Abendschau und ähnlichen alltäglichen Programmen behandelt. Die Oktoberfestdauerbeschallung ging uns allen schon nach dem ersten Wochenende auf den Geist, was vor allem auch an den oftmals anstrengenden Moderatoren lag.

Paw Patrol und Super Wings und Greta Thunberg

von Herbert Schwaab
Serienzuschauer sind wie kleine Kinder, die immer wieder dieselben Geschichten hören wollen, sagt der Semiotiker, Kulturwissenschaftler und Bestsellerautor Umberto Eco. Daher wundert es nicht, dass Serien für kleine Kinder noch offensichtlicher von Wiederholung bestimmt sind.

Donnerstag, 12. September 2019

„Grünwald Freitagscomedy“: Ein bayrisches Qualitätsprodukt

von Isabella Bauer
Comedy-Serien gibt es wie Sand am Meer – doch wer auf der Suche nach einer wirklich bayrischen Comedy-Serie ist, der ist bei Günter Grünwald Freitagscomedy genau richtig. Es handelt sich bei Grünwald Freitagscomedy um eine Late-Night-Show, welche – wie der Name bereits impliziert – von Günter Grünwald moderiert und immer freitags um 22:30 Uhr ausgestrahlt wird. Bereits seit dem 07. März 2003 wird diese 45-minütige Show monatlich im BR-Fernsehen ausgestrahlt und eine Absetzung ist immer noch nicht in Sicht. Man kann beinahe von einem bayernweiten Phänomen sprechen, denn so gut wie jeder kennt (und liebt) diese Show – egal ob jung oder alt! Und ja, auch ich schaue diese Sendung im Bayerischen Fernsehen, obwohl ich erst Anfang 20 bin!

Ein Nebenjob als Drogenverkäufer im Darknet - How to Sell Drugs Online (fast) / Netflix 2019

von Laura Schäfer
„Nichts was wir jetzt machen hat krasse Konsequenzen“, so die Aussage der siebzehnjährigen Fritzi, als sie ihrer Freundin Lisa eine Moralpredikt hält. Sie solle doch einfach machen, was sie wolle. Kurz darauf schmeißt sie sich mit ihren Freundinnen eine Pille Ecstasy ein, woraufhin eine der beiden aufgrund einer Überdosis in der Notaufnahme landet.

The A-List

von Simona Röhrl
Eine Gruppe Teenager, in einem Feriencamp auf einer verlassenen Insel. Noch so eine 0815 Serie, in der es immer die gleiche Handlung gibt. Doch irgendwie spricht genau das mich an. Ich habe Lust mir mal wieder etwas anzusehen, wo ich oberflächlich Handlungen mitverfolgen kann, die Charaktere schon im Vorhinein durchschaue und die Geschichte schon aus 10 anderen Versionen kenne.

Treffen sich Nonnen, Kranke, Aliens, Monster, ein Nazi, ein Serienkiller und der Teufel in einer Nervenheilanstalt…

von Elias Schäfer
Was zunächst wie ein viel zu elaborierter und verwirrender Witz erscheint, ist tatsächlich der so kurz wie möglich zusammengefasste Plot von American Horror Story: Asylum. Eingeklemmt zwischen zwei popkulturrelevanteren Staffeln, nämlich der insgesamt guten, aber doch etwas zu klischeebehafteten Murder House Staffel und Coven, dem furchtbaren Traum jeder vierzehnjährigen Möchtegernhexe, die komischerweise trotzdem gute bis sehr gute Bewertungen erhielt, befindet sich die zweite Staffel der US-amerikanischen Anthologieserie American Horror Story. Wie der Name schon vermuten lässt, ist diese zumindest im übergeordneten Sinn im Horror-Genre zu verorten. Seit Asylum sind schon einige Jahre vergangen, denn die von Brad Falchuk und Ryan Murphy kreierte Serie steht mittlerweile kurz vor der Veröffentlichung der neunten Staffel namens 1984. Aufgrund Qualitätsabfalls gab es zwar in jüngerer Zeit einiges an Kritik, seit der achten Staffel Apocalypse ist die Serie jedoch laut Kritikern wieder auf einem guten Pfad.

Donnerstag, 5. September 2019

Drehen wir das Ding oder nicht? Baby Driver

von Kim Kraus
Der Titel sagt nicht so viel aus, was man erwarten kann, aber schon in den ersten sieben Minuten bringt er den Zuschauer in eine ziemlich abgefahrene Situation. Man wird mit einem spannenden Schwebeton in die Handlung hineingeworfen, dazu kommen Gitarrengeräusche und Streicher. Dann sieht man einen vollbesetzten, roten Sportwagen vor einer Bank vorfahren. Drei der vier Insassen steigen maskiert aus, aber nein, die nächste Szene zeigt nicht den Überfall, sondern den Fluchtwagenfahrer in der Großaufnahme, wie er sich auf die anschließende Fahrt vorbereitet. Dieser junge Mann ist Baby. Er trägt eine Sonnenbrille, hat Ohrstöpsel in den Ohren und hört seine Fluchtmusik.

Spektakulärer Abschluss der Reality-Model-Tv-Show - Das „Germanys next Topmodel“ Finale 2019

von Laura Schäfer
Am 23.05. hieß es auf ProSieben das vierzehnte Mal: „Germanys next Topmodel IST...“. Dieser Satz bildete den traditionellen Abschluss des live Finales, dass von 20:15 bis 23:30 mehr als einen kompletten Fernsehabend einnimmt.
Wochenlang beurteilten Heidi Klum und unterschiedliche Gastjuroren die diesjährigen Kandidatinnen in unterschiedlichen Modeldisziplinen. Dies reichte von Fotoshootings in der Luft oder einem Sprung von einem Drei-Meter-Brett bis zu Auftritten auf dem Laufsteg in 12 Zentimeter Schuhen und teuren Kleidern. Zusätzlich mussten die Models ihr Talent in verschiedenen Castings in der realen Modelwelt unter Beweis stellen. 

Joko und Klaas – tolle Entertainer für jedermann

von Simona Röhrl
Seit langem besitzen Joko und Klaas mehrere Formate auf dem Sender Pro7. Von der Talkshow Late Night Berlin, die jeden Montag von Klaas moderiert wird, bis zu Duell um die Welt, in der sich die beiden vor Ort und vorgedreht in anderen Ländern gegenseitig Aufgaben stellen, die sie machen müssen, um einen Punkt zu bekommen. Der Humor der beiden ist einzigartig. Sie lieben es sich gegenseitig reinzulegen und dem anderen zu schaden. Wie zum Beispiel Klaas, der einen Tag im Büro nutzt, um Joko den ganzen Tag mit Feuer zu erschrecken und letztendlich auch einen Benzinstreifen mit Feuer in seine Klokabine laufen lässt. Die beiden sind auf jeden Fall Unterhaltung pur und auch wenn sie diesen Humor in jeder ihrer Formate mitbringen, schaffen sie trotzdem jedes Mal ein anderes Entertainment. Durch die unterschiedlichen Aufgaben, Streiche und andere die mitwirken, ist ihr Programm sehr abwechslungsreich und sie sind immer an neuen Sendungen dran. Aktuell laufen im Fernsehen: Late Night Berlin, Joko und Klaas gegen Pro7, Das Duell um die Welt und Die beste Show der Welt. Jedes dieser Formate unterscheidet sich im Inhalt der Show.

Fernsehen, dafür wurden Filme gemacht

von Herbert Schwaab
Montag Abend habe ich auf Arte einen Film des französischen Regisseurs Claude Chabrol gesehen. Eine komplexe Rachegeschichte aus dem Jahr 1969 mit einem monströsen, unfallflüchtigen Familienvater, dessen Tod nicht nur von dem Vater des bei dem Unfall getöteten Jungen, sondern von der ganzen Familie gewünscht wird. Ein kleiner böser Film von einem der Hauptvertreter der Nouvelle Vague, die in den 1960er Jahren das Kino erneuert hat. Es ist ein nicht unwichtiges Werk der Filmgeschichte, das ich bisher noch nie gesehen hatte, mit wunderbaren Bildkompositionen in den gemäldeartigen Aufnahmen der kaputten Familienkonstellation in den Innenräumen, die auf dem großen Bildschirm unseres neuen Fernsehers noch besser aussahen. Solche Filme lassen sich nicht auf Netflix finden. Das Netflixpublikum sind seelen- und geschichtslose Menschen, die in einer ewigen Gegenwart gefangen sind. Die klassischen Zuschauer und Zuschauerinnern des Fernsehens waren dagegen, auf natürliche Weise, in verschiedenen Jahrzehnten der Filmgeschichte zuhause.

Mittwoch, 4. September 2019

Drogen, Drama, Schule oder auch: How to sell drugs online (fast)

von Beatrice Sawatzki
Haben Sie schon mal Drogen genommen? Nein? Noch nicht mal Alkohol? Falls ja waren Sie ausreichend informiert? Kannten Sie den Ursprung der Droge, die Wirkung und die risikoärmste Einnahme? Wahrscheinlich nicht. Viele Menschen kommen in Kontakt mit Drogen. Das meist zufällig und dann trifft man die Entscheidung unreflektiert und macht einen Sprung ins Kalte Wasser.

Ozark (Netflix, 2017)

von Herbert Schwaab
Im griechischen Mythos wird der Frevler Sisyphos von den Göttern damit bestraft, einen Felsblock einen Berg hinaufrollen zu müssen, der kurz vor dem Gipfel immer wieder den Berg herunterrollen wird. Dieser Mythos der grauenvollen Wiederholung ist auch ein Mythos des seriellen Fernsehens und seiner Unabgeschlossenheit, wie Jens Ruchatz in einem Text zum Serienfernsehen schreibt. Netflix bietet zwar meist Serien an, die nicht den radikal episodischen Charakter klassischer Sitcoms oder Krimiserien haben, aber das Versprechen der Abgeschlossenheit wird mit Aussicht auf weitere Staffeln überstrapaziert, so dass auch der moderne Netflixzuschauer selten die Erfahrung macht, zu einem Ende gekommen zu sein.

American Horror Story – einzelne Geschichten, einzelne Gliedmaßen

von Kim Kraus
Normale Serien gibt es wie Sand am Meer, aber was hier mit einem Experiment begann, wurde nun schon auf zehn Staffeln geplant. Diese Horror-Fernsehserie beweist, dass die Menschheit sich gerne gruseln will.
Wer aber denkt, dass American Horror Story von Staffel zu Staffel mehr künstlich aufbauscht, irrt sich. Jede Staffel hat seine eigene Rahmenhandlung, Zeit und Location. Dieses Format nennt man Anthologie-Serie. Es erlaubt dem Zuschauer seine eigene Reihenfolge der Staffeln zu wählen. Ich habe es mir in der standardmäßigen Chronologie angesehen. Könnte ich es nochmal wiederholen, würde ich jetzt mit Staffel 7 anfangen.

Mittwoch, 28. August 2019

Hilf Mir! … Und rette mich vor diesem Format!

von Elias Schäfer
Da kommt man nach einem anstrengenden Tag nach Hause, geht auf YouTube, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen, und erblickt zwischen all dem gängigen Clickbait und den meisterhaften Photoshop-Thumbnails eine wahre Perle von Titel: “All-in: Mein Mann hat mich beim Pokern verscherbelt”, gepostet von einem Kanal namens Hilf Mir! Jung, pleite, verzweifelt. Dies stellt die aktuelle Lebenssituation vieler Studierenden dar, also zeige ich mich als Angehöriger dieser Gruppe interessiert und klicke auf diesen Kanal, um herauszufinden, was es damit auf sich hat. Daraufhin öffnen sich regelrechte Abgründe: Durchschnittlich 15 minütige Clips mit weiteren Titelhammern wie “Mein Freund mästet mich!” (mauserte sich sogar zum epischen Zweiteiler!), “Vom nerdy Loser zum freshen Checker? Umstyling a la Pascal”, “Die Furry-WG: Die Hausmeisterin terrorisiert uns”… die Auswahl ist grenzenlos und zutiefst verlockend. Zuerst geht es allerdings an die Recherche über die eigentliche Show.

Love Island oder auch - Lasst es lieber Island (Dating Reality Show)

von Beatrice Sawatzki
Was macht der durchschnittliche Teilzeit Hobby RTL Zuschauer um einen gewissen Grad an Bekanntschaft in der deutschen Z Promilandschaft zu erlangen, wenn er weder singen noch tanzen kann oder gegen Rosen allergisch ist. Er geht zu Love Island. Denn da sind die Vorrausetzungen gut. Es wird nicht einmal eine Grundintelligenz des Teilnehmers verlangt. Und wenn die Muskelmasse noch breiter ist als die eigene Gehirnmasse oder die künstlichen Nägel noch länger sind als die eigene Schullaufbahn, ja dann bist du schon quasi in der nächsten Show mit dabei.

Donnerstag, 22. August 2019

Die Telefonistinnen – Madrid Calling

von Felicitas Dusel
Wir schreiben das Jahr 1928. Eine Feier, elegant gekleidete Frauen mit Perlenketten und extravaganten Kopfbedeckungen, Männer in Anzügen mit Zigarren und Champagnergläsern in der Hand. Der heitere Anschein trügt, wenn man den Worten der Protagonistin Lidia Aguilar im Voiceover folgt. Denn Lidias Realität ist eine andere: aufgrund der Unterdrückung der Frauen im Spanien der 20er Jahre, ist sie drauf und dran mit ihrer Freundin nach Argentinien zu fliehen. Doch dies endet mit der Ermordung besagter Freundin durch deren Ehemann, was auch Lidias Leben von da an komplett verändern wird. Kurz darauf findet sie sich in einem Telekommunikationsunternehmen Madrids wieder, welches sie im Auftrag eines Polizisten ausrauben soll, da er sie andernfalls fälschlicherweise des Mordes an ihrer Freundin schuldig machen würde.

Die Fahrt ums Überleben- Drive to Survive

von Bjarne Schwebcke
Glühender Asphalt, durchdrehende Reifen, teure Autos, Kollisionen und Überschläge und hitzige Rivalitäten. Als Hauptdarsteller könnte man an Vin Diesel, Paul Walker oder Dwayne Johnson aus Fast and Furious denken. Doch die Hauptakteure heißen Daniel Ricciardo, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Max Verstappen. Es geht um die teuersten und schnellsten Rennen der Welt. Es geht um die Formel 1. Einem Speedjunkie, dem auch noch ein Flugzeugstart zu langsam ist, kribbelt es beim Gedanken an solche Geschwindigkeiten.
Jedes Jahr werden die Präzisionsinstrumente noch schneller, aerodynamischer, ‚abgespaceter‘. Millimentergenau wird nicht nur an dem Bulliden, sondern auch auf der Strecke gearbeitet. An jeder Millisekunde wird gefeilt. Bis zum absoluten Limit. Aus der Perspektive im Cockpit, wahrlich eine Fahrt die es zu überleben gilt. In einem Formel 1 Auto wirkt des öfteren eine 4- bis 8-fache G-Force auf den Fahrer. Ein Raketenstart mit bis zu 3-facher Erdanziehungskraft ist daneben auch nur eine Lappalie. Fahrer schwärmen es fühle sich an wie Fliegen. Die bangende Mutter von Daniel Ricciardo will nur ein sicheres Rennen. Jede gute Platzierung ist in ihren Augen ein Geschenk. Doch die Netflix Serie zeigt nicht nur wie die Fahrer in der Saison 2018 um ihr eigenes Überleben fahren.

Die Ich-Ich-Ich-Reporter: Rabiat – Arsch hoch, Deutschland! (ARD, 13.5.2019)

von Herbert Schwaab
Bilder einer nächtlichen Stadt. Die Reporterin Anne Thiele folgt einer jungen Mutter, Kerstin, die am Silvestermorgen Flaschen sammeln geht. Die pulsierenden, wackligen Bilder werden mit vielen Schritten aneinandergereiht, nicht zufällig, sondern kunstvoll und schick und passend für Fernsehen und Smartphone komponiert. Die Reporterin unterrichtet uns darüber, was sie gerade macht, kommentiert dabei, dass so früh kein Kameramann zu bekommen war, der arbeiten wollte, weswegen sie mit dem Handy filmt. Komisch nur, dass auch Bilder zu sehen sind, die nicht von ihr stammen, sondern sie und die junge Mutter etwas entfernt von hinten zeigen. Sie kommentiert, dass die junge Frau mit dem Flaschensammeln ihre Einkünfte aus ihrer Arbeit und Hartz4 aufstockt, um für ihre 2 Kinder und 5 Tiere zu sorgen. Sie sagt das mit einer ruhigen, unaufgeregten, aber hochgradig emphatischen Stimme. Dann zeigt sie Bilder aus ihrem eigenen Arbeitsalltag, aus dem Büro, von Zuhause im Homeoffice mit einer Tasse Kaffee in der Hand und im Schnittraum, um zu zeigen, dass auch sie arbeitet. Sie hält sogar intime, auf dem Handy gespeicherte Fotos von ihrem ersten Job als Babysitter in die Kamera, um ihr Arbeitsleben umfassend zu dokumentieren, aber auch, um sich für uns fast völlig zu entblößen und deutlich zu machen, dass sie alles gibt. Es gehe ihr darum, wie sie in die mittlerweile ganz nah gerückte Kamera spricht, zu erkunden, ob sie sich die Sicherheit, die sie mit ihrer Arbeit und ihrem Elternhaus erworben hat, tatsächlich verdient hat und ob Fleiß allein ausreicht, so ein sicheres Leben zu führen. Die Antwort auf diese Frage wird sie in die Welt der Hartz4 Empfänger führen.

Mittwoch, 31. Juli 2019

The Royals – Sex, Drugs und Rock ‘n’ Roll im Buckingham Palace

von Felicitas Dusel
„Ich bin bloß ‘ne Bitch, die Macht und Geld hat, aber es steht mir gut.“ Eine solche Aussage würde man wohl kaum der Prinzessin des Vereinigten Königreichs zuordnen, doch in der amerikanischen Fernsehserie The Royals stammt der Satz genau von besagter fiktiver Prinzessin. Wenn man an „Royals“ denkt, haben die meisten von uns sicherlich sofort den Buckingham Palace, Queen Elizabeth, vornehme Hüte, Hofetikette und Prinzessinnenhochzeiten im Kopf. Die Serie des US-Senders E! orientiert sich zwar an diesen Bildern des britischen Königshauses, aber nur um sie dann komplett umzuwerfen und auf den Kopf zu stellen. 

Donnerstag, 25. Juli 2019

God Friended Me

von Bjarne Schwebcke
Eine Facebook Freundschaftsanfrage von Gott? Ein absurder Gedanke. Doch einer, mit dem sich der Zuschauer mit dem afroamerikanischen Miles Finer in der Weltmetropole New York wiederfindet. Mit Social Media in Form von Facebook und Miles‘ Podcast wird die Debatte zwischen „nüchtern-realer“ wissenschaftlicher Weltanschauung und einer omnipräsenten Entität im 21. Jahrhundert entfacht. „There is no proof of God anywhere in the Universe [...] I am your host Miles Finer reminding you that there is no God - and that is okay.“ Der ‚Millennial Prophet‘ zerreißt zu Beginn die Vorstellung, dass Gott existieren könnte. Diese Meinung vertritt Miles auch gegenüber einer zum Podcast eingeladenen Pastorin und seinem Vater, welcher ein Priester in Harlem, New York ist. Entsprechend skeptisch und genervt reagiert der sonst so weltoffene, freundliche und hilfsbereite Atheist auf die wiederholten Freundschaftsanfragen vom Gott-Account. Der Delete Button von Freundschaftsanfragen erscheint mir sinnvoll.

Mittwoch, 24. Juli 2019

„Aktenzeichen XY…ungelöst“: Den Verbrechern auf der Spur – und das im realen Leben



von Isabella Bauer 
„Aktenzeichen läuft!“ – sobald meine Mama, mein Papa oder mein Bruder dies gesagt haben, habe ich alles stehen und liegen gelassen. Sei es das Lernen für Prüfungen, der Plan gleich duschen zu gehen oder sogar das Essen stand nun nur noch an zweiter Stelle. Seit klein auf gehört diese Sendung zu meinem Pflichtprogramm und dies wird sich wahrscheinlich so schnell nicht ändern – doch wie kann es sein, dass ich nach all den Jahren immer noch erwartungsvoll auf die nächste Folge warte und beim Schauen gebannt vor dem Fernseher sitze?

Serien enden!

von Herbert Schwaab 
Spoiler Alert
I want you ist einer der längsten Songs, den die Beatles veröffentlicht haben. Er wiederholt nur wenige Worte, die die Liebe und das Verlangen John Lennons zu und nach Yoko Ono ausdrücken sollen, und lässt den Song in einem Fadeout ausklingen. Das Fadeout ist schön, aber auch lang, und dieser simple, aber auch verzweifelte Song scheint kein Ende zu finden. Das Ende beschert eine Schere, die das Tonband einfach durchschneidet – unglaublich brutal und abrupt, aber immerhin ein Ende. John Lennon mag sich das an dem Nouvelle Vague-Film Jules und Jim von François Truffaut abgeschaut haben, der seinen verspielten Liebesfilm auch abrupt enden lässt: mit einem herbeigeführten, aber unvorbereiteten Unfall, der ein Auto von einer Brücke stürzen lässt. I want you und Jules und Jim reflektieren damit auch über die Enden von Musik und von Film, vielleicht auch als eine Kritik an der Geschlossenheit, die Erzählungen und Musikstücke immer zu erzeugen versuchen. Tatsächlich wünschte ich mir, es gäbe auch bei Serien eine Schere, die einfach die die Episode durchschneidet, alle narrativen Fäden kappt und endgültig, kalt und schmerzlos alles beendet. Es ist manchmal eine Qual, dass Serien kein Ende finden.

Netflix Dokumentation „Unser Planet“ Ein schmaler Grad zwischen faszinierender Schönheit und gnadenloser Grausamkeit


von Melena Nendel 
 
Du hast genug von unnötig aufgebauschten Dramen, ausgelutschten Lovestories und Action-Thrillern a la Liam Neeson?! Dann ist die am 5.4 erschienene Doku-Reihe „Unser Planet“ v, die vom mittlerweile 92-Jährigen Tierfilmer David Attenborough in Zusammenarbeit mit dem World Wildlife Fund produziert wurde, vielleicht etwa für dich. Über 4 Jahre drehten zahlreiche Teams in 50 Ländern und lieferten mittels neuester Technik, atemberaubende Einblicke in die verschiedensten Naturereignisse. Wenn du dir jetzt denkst „Unser Planet“ – das gab’s doch schonmal, dann liegst du nicht ganz falsch. Denn man könnte sagen, die neue Netflix-Naturdoku ist nur ein Abklatsch der bekannten BBC Dokumentationen namens „Planet Earth“ und Co., aber der wichtige Unterschied zu den „Unser Planet“ - Vorgängern ist, dass hier die Zerstörung der Erde durch den Menschen im Vordergrund steht und wie man handeln kann, um unsere Umwelt zu retten. Am Ende jeder Folge wird der Zuschauer aufgefordert die Website „ourplanet.com“ zu besuchen, um selbst aktiv werden zu können. Die  Produzenten hätten sich wohl keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um die Dokumentation auszustrahlen. Denn es scheint, als würde die Umwelt endlich immer mehr an Wichtigkeit gewinnen, vor allem auch in den jüngeren Generationen, wie man an den „Friday‘s For Future“ , sowie den kürzlichen EU-Wahlen, ganz gut sehen kann. 

Wie ich versuchte, Fan einer Daily-Soap zu werden, wie ich daran gescheitert bin und warum das Internet daran schuld sein könnte

von Paul Völkl

Die RTL-Daily-Soap(-Opera) Unter uns wurde mir von einer Zuschauerin als ihr guilty pleasure vorgestellt. Guilty pleasure - dass dieser Ausdruck Eingang in unseren Sprachgebrauch gefunden hat, weckt in mir den Verdacht, dass ein gewisses Maß an Geschmacklosigkeit heutzutage en vogue ist. Ich für meinen Teil liebe es, Leuten zu erzählen, dass ich Conan der Barbar für ein filmisches Meisterwerk halte. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was sie mir über Unter uns sagte, aber die Quintessenz war wohl, dass die Sendung eigentlich blöd, aber gerade dadurch auch lustig und sehenswert ist. Seitdem habe ich sporadisch einzelne Episoden gesehen, verfolgte den Verlauf der Handlung aus einiger Distanz und schämte mich ein wenig dafür, überhaupt zu wissen, was da so abging.
Mich faszinierte vor allem die Tatsache, dass U.u. seit 1994 fünf Mal pro Woche ausgestrahlt wird. Unter uns war älter als ich und hatte mit seinen 6000+ Folgen fast 10 Mal so viele Folgen wie Die Simpsons, was meiner Fan-Ehre einen tiefen Kratzer versetzte. Die Aufopferung, die ich in meiner Kindheit und Jugend aufbrachte, jeden Abend vor dem Fernseher zu sitzen, obwohl ich jede Folge bereits mitsprechen konnte, verblasste vor der Möglichkeit, dass es Menschen geben könnte, die seit 20 Jahren Unter uns guckten und dabei sogar noch einer Handlung folgen mussten. Eigentlich ist es auch total egal, ob jemand die Serie seit 1994 wirklich regelmäßig guckt. Wichtig ist nur: Es gibt Menschen, die U.u. gucken und am Leben halten. Fans. Wer sind diese Fans und wie sind sie zu solchen geworden? Gibt es Leute, die diese Serie wirklich gut finden? Oder sind sie bloß fiktive Konstrukte, hypothetische Dritte, erfunden von den Guilty-pleasure-Zuschauern um zu leugnen, dass die Serie in Wahrheit für sie geschrieben wird? Oder fängt jeder als ironisch-distanzierter Zuschauer an und wird schließlich zum YouTube-Montagen bastelnden Unter-uns-Ultra? Lassen sich die Lager der ironischen und der nicht-ironischen strikt trennen, gibt es ein soziales Gefälle im Fantum? Um das Dreieck aus Soap-Opera, ihrer Guilty-pleasure-haftigkeit und dem Fan zu entschlüsseln, begebe ich mich auf eine Reise tief in das Herz des Frühabendfernsehens. Ich wollte zum Unter-uns-Fan werden.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Big Brother auf Ibiza - Der Strache-Thementag auf ORF2, 18.5.2019


Von Herbert Schwaab 
Am Freitag den 17. Mai abends, so um 19h, Meldungen auf meinem Smartphone von Spiegel online: es gibt ein kompromittierendes Video mit H.C. Strache, Vize-Kanzler in Österreich, und Johann Gudenus, Clubobmann der FPÖ im Parlament desselben Landes. Keine Zeit, das Video anzuschauen, aber die Meldung und die Bilder aus dem Video sehen vielversprechend aus. Ist das der große Skandal,  den eine rechtspopulistische Regierung in Österreich notwendig innerhalb von 2 oder 3 Jahren produziert und der sie vernichten wird? Auch der nächste Morgen bringt noch keine Erkenntnisse, da die Information um 18 h veröffentlicht noch nicht von der Zeitung thematisiert werden konnte. Daher entschließen wir uns trotz der frühen Stunde, den Fernsehapparat anzumachen und ich schaue gebannt auf ORF dem Video einer ‚bsoffenen Gschicht‘ zu, wie es später von Strache bezeichnet wird: Er in einem sehr legeren und offenen Sommerhemd, auf einer Couch liegend, rauchend und Red Bull Wodka trinkend, Gudenus meist stehend, übersetzedn und mit einem imaginären Revolver in die Luft schießend, die Frau von Gudenus und eine verpixelte, vermeintliche russische Oligarchennichte neben Strache auf dem Sofa, die sich das alles anhört, was Strache sagt.