TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 5. September 2019

Drehen wir das Ding oder nicht? Baby Driver

von Kim Kraus
Der Titel sagt nicht so viel aus, was man erwarten kann, aber schon in den ersten sieben Minuten bringt er den Zuschauer in eine ziemlich abgefahrene Situation. Man wird mit einem spannenden Schwebeton in die Handlung hineingeworfen, dazu kommen Gitarrengeräusche und Streicher. Dann sieht man einen vollbesetzten, roten Sportwagen vor einer Bank vorfahren. Drei der vier Insassen steigen maskiert aus, aber nein, die nächste Szene zeigt nicht den Überfall, sondern den Fluchtwagenfahrer in der Großaufnahme, wie er sich auf die anschließende Fahrt vorbereitet. Dieser junge Mann ist Baby. Er trägt eine Sonnenbrille, hat Ohrstöpsel in den Ohren und hört seine Fluchtmusik.
Noch nie war ein Film so auf den Beat getimt, das hat der Regisseur Edgar Wright gut hinbekommen. Die Musik gibt den Takt vor, sie ist präsent und entscheidet das Schicksal der Überfälle. Darüber hinaus findet man beim erneuten Schauen mehr und mehr Details und „Easter Eggs“, die ebenfalls auf den Punkt gebracht sind. Cooler Jazz und Funk mit rockigem Flair dröhnen aus den Boxen. Durch die Präzision, einer kleine Prise Humor und den kleinen Tanzeinlagen könnte man fast denken, man sei in einer Musicalkomödie, aber wenn Babys Handy klingelt, geht der Ernst des Lebens wieder los. Also los zu der Crew.
Diese besteht aus drei stets wechselnden Bankräubern und dem Gangboss Doc. Aber wie kam der junge Mann überhaupt in diese Situation? Er war im jugendlichen Leichtsinn ein Autoknacker und hat das falsche Auto gestohlen. Das von seinem heutigen Boss. Dieser erkannte sein Talent und ließ ihn für sich fahren.
Seit seine Eltern einen Autounfall mit ihm hatten, leidet er unter einem Tinnitus, den er mit Musik auf den Ohren ausgleicht. Baby wohnt seit dem Tod seiner Eltern bei seinem tauben Adoptivvater, von dem er dann großgezogen wurde und den er jetzt in dessen Ruhestand pflegt. Der will nur das Beste für Baby und merkt, dass er gerade kriminell abdriftet. Baby verspricht, dass niemandem etwas passiert.
Aber irgendwoher kennt man das junge Gesicht von Baby. Natürlich! Ansel Elgort hat 2014 in „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ die männliche Hauptrolle des Dramas verkörpert. Dort als „Gus“ sehr positiv und motiviert, wirkt „Baby“ hier sehr realistisch und zurückhaltend und sagt nur etwas, wenn er gefragt wird.
Die Handlung verstrickt sich durch brenzlige Aktionen mehr und mehr. Baby will eigentlich wegen Debora, in die er sich verliebt hat, aussteigen, als er mit der Gang noch einen letzten Coup landen muss.
Dieser US-amerikanische-englische-Action-Thriller von 2017 setzt sich wirklich von anderen ab, vielleicht auch ein bisschen durch die positive, etwas an den Haaren herbeigezogene Handlung. Meines Erachtens passt das aber so, es gibt genügend Filme mit schlechtem Ende. Ich empfehle dennoch den Film öfters anzuschauen, weil ich finde, dass er nicht langweilig wird. Besonders ist er für Auto-, Action- und Musikliebhaber ab 16 geeignet.
Und das Beste kommt zum Schluss: Brandaktuelle Nachrichten bestätigen, dass 2020 ein zweiter Teil herauskommt. Aber bis dahin müssen wir noch alle kleinen unbekannten Details aus „Baby Driver“ heraussehen. Danke an Netflix für diesen großartigen Upload.

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