TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 12. September 2019

„Grünwald Freitagscomedy“: Ein bayrisches Qualitätsprodukt

von Isabella Bauer
Comedy-Serien gibt es wie Sand am Meer – doch wer auf der Suche nach einer wirklich bayrischen Comedy-Serie ist, der ist bei Günter Grünwald Freitagscomedy genau richtig. Es handelt sich bei Grünwald Freitagscomedy um eine Late-Night-Show, welche – wie der Name bereits impliziert – von Günter Grünwald moderiert und immer freitags um 22:30 Uhr ausgestrahlt wird. Bereits seit dem 07. März 2003 wird diese 45-minütige Show monatlich im BR-Fernsehen ausgestrahlt und eine Absetzung ist immer noch nicht in Sicht. Man kann beinahe von einem bayernweiten Phänomen sprechen, denn so gut wie jeder kennt (und liebt) diese Show – egal ob jung oder alt! Und ja, auch ich schaue diese Sendung im Bayerischen Fernsehen, obwohl ich erst Anfang 20 bin!
Eine gelungene Mischung aus Kabarett, Comedy und Satire zeichnet die Show aus – und macht sie durch den bayrischen Dialekt des Moderators so einzigartig. Zugegeben, für „Nicht-Bayern“ könnte dies zum Verhängnis werden, denn Hochdeutsch ist hier eine Fehlanzeige. Aber für alle diejenigen, die der bayrischen Sprache mächtig sind, lohnt es sich jedes Mal aufs Neue einzuschalten.
Der Grundablauf der Sendung lässt sich im Großen und Ganzen wie folgt gliedern: Anfangs erzählt Grünwald auf lustige Art und Weise Geschichten aus dem eigenen Leben, wie z.B. das Gespräch seiner Eltern am Muttertag, als er noch ein kleiner Junge war. Seine Mutter wünschte sich ein Frühstück an´s Bett, woraufhin der Vater antwortete: „Ja mei, na muasd halt as Bett in´d Kich drong!“ (Ja dann musst du halt das Bett in die Küche tragen!). Im Anschluss geht er über zu dem aktuellen Geschehen aus Welt und Politik, welches von ihm satirisch kommentiert wird.
Danach folgt „Der Gang zum Schreibtisch“, sprich Grünwald setzt sich an seinen Tisch und präsentiert auf seinem Bildschirm bereits fertig abgedrehte Clips – unter anderem mit seinen selbst geschaffenen fiktiven Persönlichkeiten, deren Schauspieler selbstverständlich er selbst ist. Da wäre einmal Gaggi Stangerl zu nennen, ein Fitness-Trainer, den – sagen wir mal nett ausgedrückt – man sich so eigentlich nicht vorstellen kann. Gaggi´s Training beinhaltet nicht Klimmzüge, Kraftsport-Übungen etc., sondern es beschränkt sich ganz einfach auf das Bier trinken. Ebenso – und irgendwo auch selbstverständlich – hat Gaggi auch kein Sixpack, sondern einen „Bierbauch“, wobei er diesen stolz präsentiert. Eine weitere, in diesem Format bekannte Persönlichkeit, stellt der Fernsehkoch Joe Waschl dar, der – wenn er überhaupt mal selbst kocht – relativ gelassen den Kochlöffel schwingt und auch dem Alkohol während der Arbeit nicht abgeneigt ist. So gibt dieser oft – mehr oder weniger – hilfreiche Tipps für die Küche. Wie schneidet man beispielsweise Zwiebeln, ohne dass einem die Augen tränen? Na ganz logisch! Man lässt sie von seiner Assistentin schneiden, was denn auch sonst?
Im Anschluss zeigt Grünwald vom Publikum eingeschickte kuriose Artikel aus Zeitschriften und Werbeprospekten oder auch Plakate aus Großstädten – bei welchen er natürlich danach „seinen Senf dazu gibt“ (nicht zu vergessen: es wird unter den Einsendungen auch ein Besuch für die nächste Show verlost!). Ein Brand fand zum Beispiel in Reutlingen in einem Baumarkt statt, wobei dieser allerdings schnell gelöscht werden konnte – im Zeitungsbericht steht hier dazu: „Die Feuerwehr, die mit 14 Fahrzeugen und 9 Personen vor Ort war…“ – Grünwalds Kommentar: „Ja guad, d´ Feuerwehr hat Nachwuchssorgen, da muas halt a mal a Feuerwehrler zwoa Autos fohn“ (Ja gut, die Feuerwehr hat Nachwuchssorgen, da muss halt auch mal ein Feuerwehrler zwei Autos fahren). Oder die Stadt Nordhalden feiert ihr 850-Jahrfest, hierbei bittet das Festkomitee „Zeitzeugen bitte melden“, woraufhin Grünwald entgegnet „Guad, vui werds ned gem…“ (Gut, viele wird es nicht geben…). Zum Ende der Sendung wird eine Szene mit verschiedenen Gastkabarettisten aufgeführt.
Mit seiner abwechslungsreichen Show, in der er sich auch an dem ein oder anderen bayerischen Klischee (Bayer = Biertrinker!) bedient, sorgt Grünwald für eine unterhaltsame Freitagabendunterhaltung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Vor allem wenn man selbst aus Bayern stammt, fühlt man sich hier gut aufgehoben und ein bisschen wie dahoam (zuhause). Hierbei werden die Lachmuskeln mehrmals strapaziert und in diesem Sinne zum Schluss noch ein Tipp in Grünwalds Worten: „Schrauben´s ihr Gebiss fest! Sonst haut´s es erna vor Lacha aus´m Gsicht raus!“ (Schrauben sie ihr Gebiss fest! Sonst haut´s es ihnen vor Lachen aus ihrem Gesicht raus!)

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