TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 12. September 2019

Ein Nebenjob als Drogenverkäufer im Darknet - How to Sell Drugs Online (fast) / Netflix 2019

von Laura Schäfer
„Nichts was wir jetzt machen hat krasse Konsequenzen“, so die Aussage der siebzehnjährigen Fritzi, als sie ihrer Freundin Lisa eine Moralpredikt hält. Sie solle doch einfach machen, was sie wolle. Kurz darauf schmeißt sie sich mit ihren Freundinnen eine Pille Ecstasy ein, woraufhin eine der beiden aufgrund einer Überdosis in der Notaufnahme landet.
Doch das ist eigentlich nicht die Grundhandlung der Serie. Im Gegenteil. Für Moritz, der ein Jahr lang sehnsüchtig auf die Rückkehr seiner Freundin Lisa von einem Austauschjahr in Amerika gewartet hat, bricht eine Welt zusammen. Lisa teilt Moritz über einen Video Chat am Flughafen mit, sie habe sich verändert und wolle sich von ihm trennen.
Dieser knackt aus Frust natürlich sofort ihr Facebook-Passwort, sodass er Zugriff auf private Bilder bekommt. Dadurch findet Moritz heraus, dass Lisa in Amerika die Droge Ecstasy für sich entdeckt hat. Sein Versuch, Lisa zurückzuerobern und damit seine unsterbliche Liebe auszudrücken (sein Fotoalbum mit dem kompletten Whats App Chat zwischen ihm und Lisa hat ja leider nicht funktioniert) besteht nun darin, ihr weitere Drogen zu besorgen. Daraufhin beschließt er, aufgrund der großen Menge Ecstasy, die er leider umsonst besorgt hat, einen Online Shop im Darknet aufzumachen, um schnell Drogen zu verkaufen.
So schnell wie Moritz in der Serie seinen Drogenshop eröffnet, hat der Zuschauer auch die recht kurze Miniserie durchgeschaut, die seit Ende Mai 2019 auf Netflix zu sehen ist. Diese zieht sich aufgrund der kurzen Folgen mit fünfundzwanzig Minuten auch nicht.
Das liegt jedoch zusätzlich an dem innovativen Humor, den die deutsche Serie hier mitbringt. Dieser hebt sie von anderen ab und schafft es, sich auf humoristische Weise mit dem Umgang der Jugend in Bezug auf die sozialen Medien und dem Internet auseinanderzusetzen.
Ironisiert werden aber auch kriminelle Themen, wie zum Beispiel das Verhalten oder Geschäft von Drogendealern allgemein.
Dabei wird auch kein Klischee ausgelassen, wenn zum Beispiel die zwölfjährige kleine Schwester von Moritz ihre täglichen Instagram Videos postet und 24/7 am Handy hängt. Oder der (eigentlich nicht ernst zu nehmende) Drogendealer Buba, der eine sehr heruntergekommene Bar betreibt und Moritz Ecstasy verkauft. Für die bekommt er selbstverständlich von Moritz noch Geld, denn leider ist Moritz –so schnell er auch an die Drogen kam- leider sehr langsam in der Auszahlung.
Woher soll der minderjährige Moritz auch – bevor er seinen Drogenshop eröffnete- das Geld haben, um eine volle Tüte Pillen zu bezahlen? Richtig, gar nicht, denn Minderjährige sollten allgemein keine derartig harten Drogen konsumieren. Die langfristigen Schäden eines regelmäßigen Konsums werden hier, bis auf die Überdosis, nicht angesprochen. Aber wie schon erwähnt- hatte auch diese keine großen Konsequenzen.
Trotz allem hat die Serie durch ihren besonderen Humor -trotz der vielschichtigen Problematik der Serie- eine sehr unterhaltsame Wirkung, was sie deutlich von anderen Serien unterscheidet.
Vielschichtig, da in einer Szene konkret angeschnitten wird, Lisa nehme die Drogen, weil sie sonst nicht so sein kann wie sie wirklich ist. Durch den zusätzlichen Druck aus Lisas Familienhaus, sie müsse unbedingt im Ausland studieren, wird deutlich, dass die Serie neben der Drogenkriminalität und den Witzen auch gesellschaftskritische Themen anspricht. Bei diesen wird man als Zuschauer beim Schauen der Serie auch oft dazu verleitet, selbst über kontroverse Themen zu diskutieren.
Zusätzlich wird immer darauf geachtet, dass alles was angerissen wird auch erklärt wird. Zum Beispiel wird das Darknet auch für Menschen zugänglich gemacht, die nicht unserer Generation angehören und das Internet nicht täglich benutzen. Auch zwischengeschaltete Texteinblendungen zur Information über den genauen Wirkstoff und Inhalt von Ecstasy werden öfter eingesetzt, und tragen hierbei zum besseren Verständnis bei. Ob man wirklich Minderjährige auf einem Trip oder beim Surfen in einem Drogenshop im Darknet zeigen sollte, ist trotz allem fragwürdig.
Fakt ist jedoch, dass die Serie eine Innovation in Humor und Kreativität -durch beispielsweise Farbspiele zwischen den Szenen- mitbringt, die sie interessant macht. Man hat das Gefühl, zwischen den oft sehr ähnlichen, klassischen Netflix Serien mal was „ganz anderes“ gesehen zu haben.
Ungeeignet ist die Serie für Menschen die nicht zwischen Realität und Fiktion differenzieren können. Es werden Situationen deutlich verharmlost, und vieles wird wie ein schnelles und einfaches „Kinderspiel“ dargestellt. Letzten Endes ist es das nicht, und das sollte trotz der unterhaltsamen Darstellung nicht vergessen werden.

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