TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 1. Oktober 2019

Heute-Show

von Mohamed Afifi
Freitagabend daheim, die Lieblingsnetflix-Serie schon zum dritten Mal fertig geschaut und man tastet sich widerwillig und Schritt für Schritt durch der schier endlosen Programmauswahl auf der Suche nach der Rettung des Abends. Beim ZDF stehen geblieben, läuft eine Sendung, die große Ähnlichkeiten mit der Daily Show von Jon Stewart besitzt: die Heute-Show mit Oliver Welke als Moderator der Sendung, die jede Woche um 22:30 ihre Erstausstrahlung hat. Eingeleitet mit Blasmusik und dem Klatschen des Publikums, begrüßt Welke die Zuschauer der Satire-Nachrichtensendung mit Schwerpunkt auf politische Themen. Mit der Betonung, die Sendung sei heute ,,100% Brexit Frei“ und England solle sich erst wieder melden, ,,wenn sie ihre Insel fertig versenkt haben“, beginnt die TV-Show, in der der ein oder anderen Politiker genaustens unter die Lupe genommen wird, um ihn letztlich zu veräppeln.
Während er anfängt darüber zu erzählen, dass China Europa aufkauft, wird die eine Hälfte des Fernsehers mit Oliver Welke, die andere mit einem Bild ausgefüllt. Das Bild zeigt Europa in einer Suppenschüssel, die mit asiatischen Essstäbchen gegessen werden soll. Das Publikum reagiert mit Applaus und Gelächter. Um ehrlich zu sein, ist es doch eine kreative Möglichkeit die Beziehung beider Länder auszudrücken. Huawei soll Deutschland mit dem Ausbau des 5G Netzes aushelfen und dabei entsteht die Angst der Spionage. Es erscheint ein Bild: Ein Panda mit einem Headset mit der Bildunterschrift ,,Der tut nichts, der will nur abhören“, gefolgt mit einem Video, das den Huawei Chef zeigt, der mit einem breiten Grinsen meint, man könne Huawei vertrauen. Natürlich können wird das. Und dieses Schema wird die nächsten ca. 30 Minuten weiter durchgezogen: Erzählung, Bild, Video. Auf dem ersten Blick, ein sehr einfaches Schema, jedoch in der Umsetzung sehr kreativ und unterhaltsam. Ab und an sieht man auch die Außenreporter, z.B. Fabian Köster, Stand-Up Comedian Hazel Brugger oder auch Lutz Van der Horst, in Interviews mit Politikern, mit Fragen die so absurd sind, dass eine vielversprechende Antwort eigentlich gar nicht zustande kommen kann. Das Bild, welches den Zuschauern vermittelt wird: Politiker sind dumm, egoistisch und denken die Wähler wären dämlich. So fühle ich mich auch, nachdem ich wieder viele facettenreiche Szenen und Aussagen über Politiker gesehen habe, die ich vorher noch nicht gekannt habe. Aber auf der anderen Seite bin ich dann doch irgendwie erleichtert, dass genau diese Politiker mit Fragen und erzwungenen Antworten bloßgestellt werden.
Ich informiere mich nicht jeden Tag über den aktuellsten Stand der Politik in Deutschland und auf der Welt, jedoch muss ich eingestehen, egal wie lächerlich, humorvoll und absurd die Show eigentlich ist, so informiert sie mich doch auf eine spezielle unterhaltende Art und Weise über die aktuellen Themen. Aber natürlich nicht objektiv. Durch die Inhalte wird deutlich, dass die Heute-Show links orientiert ist. Aber wen interessiert das, wenn man die Hauptthemen der Woche auf eine sehr kreative und unterhaltsame Weise vorgeführt bekommt. Und seien wir mal ehrlich, im Vergleich zum Alternativprogramm des ZDFs können wir froh sein, dass das Zahlen des Rundfunkbeitrags zumindest eine gute Sendung hervorgebracht hat.

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