TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

XOXO, Gossip Girl

von Daniela Olenberg
„Guten Morgen Upper Eastsiders, hier ist Gossip Girl, eure einzig verlässliche Quelle über das skandalöse Leben von Manhattans Elite…“, das ist wohl oder übel fast der häufigste Satz, den ich in meinem Leben in einer Serie gehört hab. Annähernd an die 750-mal, denn ich habe mir die 121 40-minütigen Folgen in 6 Staffeln bereits ganze 6-mal komplett angeschaut. (Wie viel Zeit ich damit schon verloren hab? 121 Folgen*40 Minuten*6 ergibt dann 29.040 Minuten, also ganze 484 Stunden). Demnach kann man natürlich darauf schließen, dass es sich um eine meiner Lieblingsserien handelt.
Die erfolgreiche Jugendserie basiert auf einer Buchreihe der Autorin Cecily von Ziegesar und erzählt von einer Gruppe privilegierter, superreicher Teenager, die in ihrem Alltag mit einigen Problemen zu kämpfen haben (meistens natürlich First World Problems). Zickereien, Streit in Freundschaften, Tod, Liebe, Homosexualität, Alkohol usw. Fast kein Themengebiet bleibt dabei ausgelassen. Intrigen, Intrigen und Intrigen, das ist wohl oder übel aber dann doch das meiste, worum es sich bei Gossip Girl dreht. Ob die Mehrheit davon allerdings so realitätsnah ist? Die meisten von euch wissen es bereits. Natürlich nicht. Oder wer von euch kann behaupten, einen Mann ermordet zu haben, sich in seinen Professor verliebt zu haben oder einen Freund bei einem Pokerspiel im Hinterhof von seinen Schulden frei gekauft zu haben, damit er nicht auf eine Bohrinsel geschickt wird? Es passiert schon wirklich oft etwas seeeeeehr Dramatisches, langweilig kann es einem da auf jeden Fall nicht werden.
Bei all den Problemen kommt dann auch noch „Gossip Girl“ hinzu, die einen auf Schritt und Tritt verfolgt. Durch anonyme Tipps oder Fotos werden alle Skandale der Upper East Side auf ihrer Website veröffentlicht und sie informiert unverzüglich alle Interessenten per SMS. Sodass jeder sofort weiß, wo man ist und was man gemacht hat (erinnert einen irgendwie auch an die heutige Zeit). Das Spannendste an Allem ist schlichtweg die Frage, wer letztendlich Gossip Girl ist. Durch dieses Rätsel wird der Zuschauer animiert mitzudenken, sich Theorien zu überlegen (und ja ich dachte auch, dass es Dorota, die Haushälterin von Blair ist). Demnach fand ich das Ende etwas einfallslos und an den Haaren herbeigezogen. Aber kein Wunder, dass man bei diesem wahnsinnigen Lifestyle ein bisschen neidisch wird und das ist wahrscheinlich auch das Ziel der Serie. Dass man sich wünscht, mal eben in die Welt von Serena, Blair, Chuck und Nate abzutauchen, in schicken Kleider auf die schönsten Partys der ganzen Stadt zu gehen, den edelsten Champagner zu trinken und in der Limo in die Schule gefahren zu werden. Am Ende des Tages ist man dann aber doch ganz froh, einfach nur ein „Normalo“ zu sein. Egal wie schön das Leben nach außen hin scheint, selbst bei Gossip Girl sieht man, dass es dahinter nicht ganz so rosig ausschauen kann.
Dennoch jeden Tag ein neues Outfit? Wer träumt davon nicht? Wie lange wir Frauen schon vor dem Spiegel und dem Kleiderschrank verbringen. Da will man gar nicht wissen, wie viele Stylisten sich tagtäglich um das Aussehen von Blair und Serena kümmern. Bei jedem Event oder Ausflug – immer topgestylt und den perfekten Look – selbst, wenn sie aufwachen schauen sie makellos aus. Schlafmaske, Seidenpyjama, lockige Haare, die perfekt liegen, in der wahrscheinlich ewig teuren Bettwäsche in einem riesigen Bett. Dabei kann man nur darüber staunen, dass die gesamte Garderobe mit etlichen Taschen, Designer-Kleider und Schmuckstücken ganze sage und schreibe 13 Millionen Euro wert ist (kein Wunder bei 80 Outfits pro Folge). Auch wenn 13 Millionen etwas hoch angesetzt sind, wenn man beachtet, dass das Alter der Zuschauer zwischen 14 und 20 Jahren liegt. Welcher Jugendlicher kann sich schon einfach so ein Marken Kleid für 3000€ leisten? Aber wer gibt denn nicht zu, dass er immer gerne das tragen wollte, was Serena und Blair anhatten. Haarreifen und Miniröcke wurden wieder „in“ und wer mal einen Mode Tipp gebraucht hat, der wusste ganz genau, auf Blair Waldorf ist Verlass. Die Modediktatorin präsentierte nicht umsonst die drei großen „Bs“. Egal was man braucht, man kriegt alles entweder bei Bergdorfs, Barneys oder Bendels. Demnach durften jene 3 Geschäfte nicht auf der Sehenswürdigkeiten Liste bei meinem Besuch in New York fehlen. Ebenso wie das New York Palace, die berühmtberüchtigten Treppen der MET (Metropolitan Museum of Art) und die Grand-Central-Station. Wahre Gossip Girl Fans wissen, wovon ich rede.
Ach, wie schön wieder zurückzudenken, wie alles begann, als Serena in der Grand-Central-Station gesichtet wurde, nachdem sie aus dem Internat zurückgekehrt ist. Und das obwohl das ganze mittlerweile über 12 Jahre her ist! Da merkt man erst wie schnell die Zeit vergeht. Aber Gossip Girl ist und bleibt Kult. Auch wenn man nicht mehr dieselbe Denkweise wie ein Teenager hat, macht es dennoch Spaß immer wieder eine Folge der Serie zu sehen und sich ein bisschen jung zu fühlen, Intrigen zu spinnen und ein bisschen zu rätseln. Wer von uns lässt sich das schon gerne entgehen? Aber um nicht vom Thema Mode abzukommen, selbst jetzt nachdem Gossip Girl schon mittlerweile solange her ist, gerät die Serie nicht in Vergessenheit. Denn erst vor kurzem hat H&M eine Kollektion rausgebracht, die einfach perfekt zum Stil von Blair und Serena passt. Tolle Kleider mit den passenden Overknees und einem schicken Haarreif gleich dazu. Da schwelgt man gleich wieder ein bisschen in Erinnerungen.
And who am I? That‘s a secret I will never tell. You know you love me. XOXO Gossip Girl

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