TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 10. Oktober 2019

#socialcinema

von Janik Schöbel
Noch nie davon gehört? Tja, ich hatte auch keinen Schimmer was dieser Hashtag bedeuten sollte, als ich Ihn das erste mal auf Instagram entdeckt habe. Doch dahinter steckt etwas wirklich erstaunliches.
Instagram, die Welt der quadratischen Bilder und selfmade Videos. Jeder kennt es, jeder liebt es. Ich vergeude laut iPhones Bildschirmzeit ca. 60 Minuten Lebenszeit am Tag mit Storys anschauen, Bilder liken und „Feeds“ von anderen zu betrachten. Es ist eine Sucht.. Vor kurzem hat Instagram jetzt auch noch IGTV veröffentlicht, was einem ermöglicht, Videos mit unbestimmter Länge und im Querformat hochzuladen. Und an genau diesem Punkt wird es spannend. Im Jahr 2016 gab es dieses Feature noch nicht. Man konnte zwar Videos hochladen, jedoch nur begrenzt auf 15 Sekunden. Da kann man vielleicht mal seine Katze beim schlafen filmen aber mehr auch nicht… oder?
Anthony Wilcox war das egal und hat versucht das beste daraus zu machen. Der britische Filmproduzent produzierte die zu dieser Zeit erste Serie auf Instagram. Shield 5. Diese wurde am 1. Februar 2016 zum ersten mal „ausgestrahlt. Jeden Tag wurde eine Episode hochgeladen und separat noch ein Bild mit Informationen zu dem jeweiligen Video.
Die Handlung ist eine klassische James Bond, Agentenfilm Handlung. In Shield 5 geht es um John Swift, der als Angestellter einer Security Firma in einen Hinterhalt gerät. John wird verdächtigt bei der Operation „Shield 5“ seinen Kollegen ermordet zu haben und flüchtet deshalb vor der Polizei. Ich will nicht zu viel verraten, wobei das ganze nichts neues ist und man sich bestimmt denken kann wie es ausgeht.
Das Besondere daran sind wohl die 15 Sekunden. Ich habe auf das erste Video geklickt und als es angefangen hat war es schon wieder vorbei. Ich hab es mir dann noch 2 mal angesehen bis ich realisiert habe, dass man bei dieser Serie eins braucht. Volle Konzentration. Das erste Video zeigt John Swift, wie er mit Blutverschmierten Klamotten durch irgendeine Straße Londons hinkt. Die Kamera schwenkt von der Straße über seine Füße bis hin zum Gesicht, dann dreht er sich um, schaut in die Kamera und aus. Das war’s. Die erste Episode von Shield 5. Zu jedem Video wurde ein Bild hochgeladen. Zur ersten Episode wurde zum Beispiel ein Fahndungsbild von John Swift hochgeladen wo sein Gesicht zu sehen ist, der Text „MURDER & ARMED ROBBERY“ und Informationen zu dem Überfall den er begangen habe. Manchmal wurde auch noch ein zusätzliches Video, wie z.B.: Ein Beweisvideo der Polizei hochgeladen.
Ich glaub ich hab noch nie so schnell eine ganze Serie zu Ende geschaut wie Shield 5. Das ganze dauerte 30 Minuten und ich bin mit meiner Meinung hin und her gerissen. Klar ist es schwierig einen Spannungsbogen in nur 15 Sekunden aufzubauen, doch vielleicht waren es die harten Cuts die einen am „ausschalten“ hinderten und als Cliffhanger dienten. Was wirklich notwendig und auch gelungen ist, sind die Bilder zu jeder Episode. Die zusätzlichen Informationen die man dadurch bekommt, helfen einem zu verstehen was in den 15 Sekunden passiert ist und wie es denn weiter gehen könnte. Auch die Qualität der Videos ist jetzt nicht im Fernsehstandard, jedoch besser als mancher RTL-Streifen.
Dennoch ist es eine kleine Meisterleistung es mal ganz anders zu machen und sich den Anforderungen der sozialen Medien anzupassen. Ich würde es mir kein zweites mal ansehen, doch es ist durchaus Empfehlenswert. Der Hashtag „socialc inema“ passt wohl perfekt und mir wurde klar, dass es in der digitalen Welt bald keine Grenzen mehr gibt, wenn es um Filmproduktion geht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen