TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 13. November 2019

Fernsehkritik zu „Two and a Half Men“

von Effi-Patricia Olariu
Jeden Morgen dieselbe Prozedur: Aufstehen, Frühstück, Frauen Saufen und Fußball. Ist das nicht der Traum aller männlichen Tagesabläufe? So oder so ähnlich läuft es Tagein - Tagaus im Bezug auf die beliebteste Sitcom aller Zeiten in Amerika. Und hierbei spreche ich nicht von irgendwelchen nerdigen Bewohnern einer klassischen Männer-WG in Malibu.
Es handelt sich um den geschiedenen, sowie bankrotten Alan, einen Chiropraktiker, seinen herumpubertierenden Sohn Jake, und, wie konnte ich IHN nur vergessen - den reichen Charlie, welcher auch im richtigen Leben“ diesen Namen trägt. Doch was ist es, was diese Männergemeinschaft so besonders macht, dass Amerika den Fernsehschalter nicht mehr umschalten will? Schließlich ist Berta nicht wirklich der beliebteste Hingucker in Sachen Traumfigur, jedoch handelt es sich immer wieder um die taffe Hausfrau, die den Lebensstil der WG zusammen zu regeln scheint.
Alan, Charlies Bruder kriegt sein Single-Dasein einfach nicht auf die Reihe, wobei er sich bezüglich der Erziehung seines heranwachsenden Sohnes alle Mühe gibt, auch wenn dies ohne die Vertretung einer passenden Mutter-Rolle nicht immer einfach zu werden scheint. Charlie ist derjenige Onkel, der sich seinen grundsätzlichen Verpflichtungen nicht wirklich ermessen scheint, sprich er arbeitet nicht und sein Hobby ist die Praktizierung seines Junggesellen-Lebens, in dem er standardmäßig jüngeren Frauen nachzugehen scheint.
Das Highlight ist jedoch immer wieder dann anzutreffen, wenn die Mutter der beiden „Jungs“ anwesend ist, denn diese hat exakte Vorstellungen davon, wie ihre beiden Söhne zu leben haben. Gemeinsam ist dies die Geschichte einer empathischen Kleinfamilie, die Haupthandlung findet jedoch im Apartment der drei „Männer“ statt.
Insgesamt handelt es sich um elf Staffeln, welche ihre Ausstrahlung in ganzen 40 Ländern erfuhren. Doch – Hoppla - was ist denn plötzlich das? Wo bleibt denn plötzlich der allseits beliebte Charlie Sheen, so oder so ähnlich hieß es nach der achten Staffel „Two and a Half Men“, wonach sich der einstige Serienschwarm zu Gunsten angezettelter Intrigen im „wahren Leben“ aus der Serienstaffel zu verabschieden vermochte. Doch Amerika ließ nicht locker ihn mit dem vielversprechenden Frauenschwarm Ashton Kutcher alias „Walden Schmitt“ als Internetmilliadär zu ERSETZEN- wenn dies nur hingehauen hat.
Jedenfalls ist es Kutcher, der sich im Bezug auf den Ersatz Charlies alle Anstrengung macht, so ist es keine geringere als Mila Kunis in der Rolle als „Vivian“ - ehemals Sexiest Woman ALIVE, welche zu Walden in ihrem Gastauftritt in der beliebten Serie beziehungsbezogen eine vielversprechende Rolle einnimmt. Der dargebotene Sexismus kommt jedoch auch nach Charlies Verabschiedung aus der Serienstaffelei nicht zu kurz. Denn es sind weiterhin anzustrebende Schönheiten, wie die erwähnte Mila, welche den Comedy-Abend von Pro7 in der Serie auszugestalten vermögen.
Mühegegeben wird sich unter anderem mit der traumhaften Lage, so befindet sich die WG mitten auf dem Strand, wobei es nicht selten Szenen gibt, welche das ausnutzbare Schwimmerlebnis darzulegen schaffen. Zudem als Hingucker in Anbetracht auf das Seherlebnis der Zuschauerschaft anzuführen ist jedoch auch immer wieder die Auswahl der Single-Frauen, welche Charlie regelmäßig mit nach Hause bringt, wobei dies nicht wirklich sehr differenziert ist, von dem, was er sonst im wahren Leben so den ganzen Tag zu treiben scheint. Weiterhin gilt der süße Sohn Alans Jake als grundsätzlich anzustrebender Hingucker, sein Vater schafft es jedoch einfach nicht ihn im Bezug auf Liebeskummer-Angelegenheiten zu beraten. Hierbei ist es dann doch sein Bruder Charlie, welcher „die Hosen anhat“; so enden vermehrte Szenen der Sitcom im Zusammensitzen und Fernsehen-Schauen der beiden Gefährten Charlie und Jake.
Das Schlaraffenland der drei – bzw. zweieinhalb männlichen Bewohner stellt nicht zuletzt im Hinblick auf den Aspekt der Alleinerziehung ein geregeltes Zusammenspiel dar. So ist es, wie bereits erwähnt häufig Onkel Charlie, der beim Versagen Alans nicht selten die Vaterrolle übernimmt. Immer wieder sucht der kleine Jake bei seinem mitbewohnenden Onkel Charlie Rat, eine Tatsache, die Charlie selbst häufig nachdenklich werden lässt, hält er selbst schließlich nicht wirklich viel von sich, was sich unter anderem auch in seinem alltäglichen Beziehungs-Chaos wiederspiegelt.
Was ist es jedoch, was Charlie als schauspielenden Single so berühmt macht? Die hierbeiige Antwort muss wohl jeder für sich selbst beim serienhaften Beisammensein mit dem berühmten Charlie herausfinden, denn während es die Mehrheit ist, die den Schauspieler insgeheim kritisiert, so spricht die regelmäßige Einschaltquote der Serie deutlich für sich sowie für die Insider-Beliebtheit des Schauspielers. Moralapostel haben hier jedoch nicht viel mitzureden, es handelt sich insgesamt um eine klassische Sitcom zur Vergnügungspraktik für beziehungstechnische Chaotiker, oder vielmehr um solche, welche sich in Sachen Liebesleben nicht viel auszumalen scheinen und einfach spontane Herangehensweisen im genannten Zusammenhang praktizieren.
Wer seinen Abend gemütlich ausklingen lassen will, ohne dabei unbedingt auf Alkohol zurückgreifen zu müssen und wem schnulzige Romantissmen wie Verliebt in Berlin ein grundsätzlicher Dorn im Auge sind, für denjenigen ist „Two and a Half Men“ eine ausgezeichnete Auswahl. Wer jedoch eher auf actionreiche Komödien-Serien, wie unter anderem „Immer wieder Jim“ steht, der hat bei „Two and a Half Men“ nicht wirklich etwas verloren. Spricht die Mentalität der Dreier-WG in Zusammenhang mit dem absoluten Traum-Tagesablauf eines jeden Single-Mannes für sich, so unterliegt auch Frau nicht zuletzt dem Charme des Charlie Sheen – scheinen Muskeln und Sixpack wohl doch nicht das Hauptmerkmal im Hinblick auf Männerschwärme darzustellen.
Alles in Allem lässt sich also behaupten, dass die Serie, die Amerikas Herzen erobert hat, wohl weltweit einen Sitcom-Hit ergattert hat, Deutschland ist hierbei deutlich im Aufmarsch.

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