TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 1. September 2010

Von Wünschen und Realitäten. Two and a Half Men


von Julian Hoffmann

Was wünscht sich ein Mann mehr als nach einer durchzechten Nacht an der Seite eine schönen Blondine aufzuwachen? Nach dem nächsten Drink lechzend über seine eigene Mutter herzuziehen und sein Tagesgeschäft mit Porsche fahren und Pferdewetten zu begehen? Darüber hinaus noch wenig zu arbeiten und viel zu verdienen? Dieses Wunschbild, welches wahrscheinlich in jedem Manne schlummert, verkörpert Charlie in der amerikanischen Sitcom Two and a Half Men. 
Seit der Erstausstrahlung im Herbst 2003 auf CBS wurden sieben Staffeln produziert, zwei weitere sind geplant. In der Bandbreite amerikanischer Sitcoms, welche mit der Zentrierung auf das obligatorische Sofa und der Einspielung der immer selben Zuschauerlacher, doch meist lustiger seinen wollen, als sie eigentlich sind; ist Two and a Half Men anders: Rotzig, vulgär, lässig, politisch unkorrekt und darüber hinaus auch noch gut gespielt. Zentriert ist die Handlung auf den Werbe-Jingel Komponisten und Junggesellen Charlie Harper (Charlie Sheen) und seinen ungelenken und geschiedenen Bruder Allen (John Cryer), der nachdem ihn seine Frau Judith vor die Tür gesetzt hat, mit seinem pubertierenden Sohn Jake (Angus Jones) bei Charlie in seinem Strandhaus in Malibu wohnt. Allen ist der charakterlich und auch soziale Gegenentwurf zu Charlie und verdient sein Geld als Chiropraktiker, welches er jedoch größtenteils für Alimente für seine Ex-Frau aufwenden muss. Zentraler Aufhängungspunkt der Handlung ist Charlies Affärenreichtum und Allens Versagen bei selbigen, was meist zum Hauptgesprächsthema Sex führt. Nebencharaktere sind Charlies hauptsächlich brummige und zynische Haushälterin Berta, seine geliftete und dominante Mutter Evelyn, sowie seine Stalkerin Rose. Der bewusste Bruch mit tradierten, familiären Konventionen ist dabei ebenso wie der ständige und nicht gerade maßvolle Konsum von Alkohol, mit amerikanischen Kultur ebenso wenig in Einklang zu bringen wie Charlies bewusstes kokettieren mit Prostitution. Häufig ist Charlie in Gegenwart seines minderjährigen Neffen, mit Drink in der Hand und über die Sexualität der Frauen philosophierend, anzutreffen. Das Vorbild, welches er selbst sein will bleibt dabei jedoch auf der Strecke. Doch wird dies durch seine chauvinistische, zynische Art und seinen Hang zur Lyrik meist sehr humorvoll verdeckt. Dem Autor und Produzenten Chuck Lorre (Dharma & Greg) gelingt dabei die Kluft zwischen Wunsch, also der Lebenswelt Charlies und dem allgegenwärtigen Scheitern seines Bruders Allen, also der Realität, humoristisch zu schließen. Herausragend ist dabei die schauspielerische Leistung Jon Cryers für die er, nach drei Nominierungen, im Jahr 2009 die Auszeichnung für den besten Nebendarsteller in einer Comedyserie, den Emmy erhielt. Insgesamt wurde Two and a Half Men 30 mal für den wichtigsten Fernsehpreis der Welt nominiert. Prosieben strahlt die Sitcom, während der ersten Staffel übrigens noch unter dem Namen ,,Mein cooler Onkel Charlie”, Dienstags um 21.15 Uhr zu besten Sendezeit mit überdurchschnittlichen Einschaltquoten aus. Wiederholungen täglich 17.00 Uhr auf Kabel 1.

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