TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 1. September 2010

Programmzeitschriften – vom Kiosk oder online?

von Anna Chmelicek

Jeder kennt sie. Und immer wieder steht man vor der entscheidenden Frage: Welche Zeitschrift ist die Beste? 1946 gründete die Hörzu die Gattung der wöchentlichen Programmzeitschriften – und seitdem hat sich einiges getan. Mittlerweile stehen dem Käufer allerlei Zeitschriften mit den unterschiedlichsten Formaten, Größen, Farben und Themen zur Verfügung. Und nicht nur auf den ersten Blick scheint die Gestaltung nicht mehr viel mit der ursprünglichen Form der Fernsehzeitschrift zu tun zu haben. Rezepte, Psycho-Tests, Profi-Schminktipps, die schönsten Reiseziele und bewegende Schicksalsschläge zieren nun das Cover der Illustrierten, und auch offenherzig gekleidete Models sind keine Seltenheit mehr. Das TV-Programm rückt als wesentlicher Bestandteil immer mehr in den Hintergrund.
„Ich bin nicht dumm genug, um das deutsche Fernsehen ernst nehmen zu können.“, äußerte sich Hans-Joachim Kulenkampff, deutscher Schauspieler und Showmaster, über die Ära des Fernsehens. Eine Aussage, die man ebenso auf das Medium „Zeitschrift“ beziehen könnte? Von TV Spielfim bis TV Movie oder auf einen Blick – die Auswahl am Kiosk hält für jeden Geschmack etwas bereit. Doch wie verschieden sind die Programm-zeitschriften wirklich? Es lässt sich schnell feststellen: bis auf den Namen der Zeitschrift und die schmückende Coverdame sind keine wesentlichen Unterschiede zu erkennen. Der Inhalt gliedert sich in aktuelle News, Ratgebertipps, Romanausschnitte, Rätsel und Witze, Horoskope und natürlich dem aktuellen TV- und Radioprogramm. In der Beispiels-zeitschrift Auf einen Blick dreht sich der vordere Bereich fast ausschließlich um das Wohlbefinden der Frau, angefangen von mitreißenden Reportagen bis hin zu Promiskandalen oder Diätirrtümern. Auch diverse Persönlichkeitstests oder die zehn schönsten Reiseziele stechen einem nicht selten sofort ins Auge. Der mittlere Teil gibt schließlich Auskunft über die TV-Wochenübersicht, gefolgt von den TV-Tages-Programmen, dem Radioprogramm und der Vorschau für die kommende Woche. Und wie sollte es auch anders sein, werden auch im letzten Teil die weiblichen Bedürfnisse voll und ganz gestillt. Rezepte zum Sammeln, Gesundheitstipps, Kreuzworträtsel und Geschichten aus dem wirklichen Leben machen die eigentliche Programmzeitschrift zu einem wahren Lesevergnügen. Die Männerwelt muss, zumindest bei dieser Zeitschrift, leider passen. Bis auf ein oder zwei Technik- und Finanzbeiträgen ist hier nichts zu finden.
Ganz anders präsentiert sich die Online-Fernsehzeitschrift tvtv.de. Gleich zu Beginn wird dem User das aktuelle Fernsehprogramm angezeigt, des Weiteren kann man mit einem einfachen Klick zwischen den einzelnen Wochentagen wählen. Links neben dem TV-Programm findet man je nach Interesse diverse Rubriken wie beispielsweise Unterhaltung, Sport, Nachrichten, Kinder oder Musik. Für den Mann ist also - je nach Sendebereich - mit einer umfangreichen Auswahl an Sport- und Nachrichtensendern bestens gesorgt. Ein Highlight dieser Online-Zeitschrift ist wohl das Spektrum an Regionalsendern, Auslandssendern und Sky-Sendern. Auch kindgerechte Programmanbieter und die TV-Tipps des Tages werden einzeln aufgelistet. Von den besten Gartenideen oder „Frag-Oma“-Rubriken herrscht hier Fehlanzeige. Der Leser muss sich nicht durch seitenlangen Klatsch und Tratsch durchschlagen, sondern er findet von Anfang an das eigentliche Hauptkriterium einer jeden Fernsehzeitschrift: das TV-Programm.
Fazit: Letztendlich ist es jedem selbst überlassen, ob er sich das Fernsehprogramm am Kiosk kauft oder sich online durchklickt. Liebhaber von bewegenden Schicksalsreportagen und mehr oder weniger hilfreichen Tipps und Tricks im Bereich Mode, Gesundheit und Schönheit werden von Zeitschriften wie auf einen Blick, TV Movie oder TV Digital bestens unterhalten, welche Rolle dabei das eigentliche Fernsehprogramm spielt, sei dahingestellt.
Programmzeitschriften im Internet hingegen bieten dem Leser meist einen klar strukturierten und kurzen Überblick über die einzelnen nationalen wie manchmal auch internationalen Sender, von sonstigen Unterhaltungsrubriken bleibt man weitgehend verschont.
Wem es also nicht unbedingt auf den informativen Wert ankommt, kann hin und wieder ruhig zur Illustrierten greifen – als kleine Nachmittagslektüre eignet sie sich alle Mal. Für alle anderen heißt es: ran an den PC!








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