TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 3. März 2020

Der ewige Stenz (Monaco Franze)

von Julia Reuel

Eine Serie über einen 45-Jährigen Münchner Kriminalkommissar. Hört sich ehrlich gesagt recht langweilig an. Wenn man dann auch noch hinzufügt, dass die Serie Anfang der 80er Jahre produziert wurde, also beinahe zwanzig Jahre bevor ich überhaupt geboren wurde, macht es das ganze für die meisten jungen Leute eher noch unattraktiver.
Einen nicht unwichtigen Faktor muss ich aber zu Anfang noch erwähnen, weshalb genau diese Serie seit Jahren unangefochten meine Lieblingsserie ist. Ich bin in München geboren. Selbige Stadt, in der die Serie spielt und aus der auch die Hauptperson kommt. Und zwar kein geringerer als DER „Monaco Franze“. In München ist die Figur des „Monaco Franze“ (übrigens auch der Titel der Serie) mittlerweile zum Kultstatus übergegangen. Es gibt eine sitzende lebensgroße Eisenfigur des Schauspielers in seinem angeblichen Lieblingscafé, passenderweise natürlich das Café Münchner Freiheit in Schwabing. Die Titelmelodie ertönt schon manchmal in Münchens U-Bahnen als Handy Klingelton und einige Zitate aus der Serie werden auch im Münchner Smalltalk heute sehr gerne verwendet. Die Serie hat also das geschafft, wovon viele aufwendig produzierte Serien mittlerweile träumen. Und das mit nur einer Staffel – zehn Folgen á 45 Minuten. Fast vierzig Jahre nach der Erstausstrahlung ist sie ­– zumindest in München– noch in aller Munde und scheint an Popularität eigentlich nur noch dazu zu gewinnen. Wie es um den Bekanntheitsstatus über die Stadtgrenzen hinaus aussieht, kann ich schlecht beurteilen. Der bayrische Dialekt macht die Serie aber wahrscheinlich nicht gerade leicht verständlich für Nicht-Bayern.
Die Besetzung der Serie kann sich wirklich sehen lassen und ist alles andere als 0815. Viele bekannte Schauspieler der 70er und 80er Jahre hatten in Monaco Franze mindestens einen Gastauftritt. Gustl Bayrhammer, Cleo Kretschmer, Michaela May und Christine Kaufmann haben Rollen in der Serie. Die weibliche Hauptrolle wird von Ruth Maria Kubitschek gespielt. Unvergessen ist auch der Gastauftritt von Thomas Gottschalk als Türsteher einer Münchner Szene Diskothek.
Die Handlung ist, verglichen mit vielen Serien von heute, auch ziemlich überschaubar. Franz Münchinger (so heißt „der Monaco“ eigentlich) ist Kriminalkomissar und Ur-Münchner und kommt aus sehr einfachen Verhältnissen. Seine Frau Annette verkehrt in der besseren Gesellschaft. Sie interessiert sich für die schönen Dinge, geht gerne in die Oper und ist Inhaberin eines Antiquitätenladens. Auf den ersten Blick passen die beiden also nicht wirklich zusammen. Hinzu kommt noch, dass sich der Monaco auch gerne außerhalb seiner Ehe mit anderen Frauen vergnügt. In der ersten Folge beschreibt er dies so: „Mich interessieren Menschen, also ganz normale Menschen. Darunter können auch Frauen sein, alle möglichen Frauen. Ehrlich gsagt, ich interessier mich wahnsinnig für Frauen.“ Und genau dieser Aspekt gibt der Serie so unglaublich viel Charme und Witz. Die Frauengeschichten vom Monaco haben nie diesen plumpen „Fremdgeh-Charakter“ der heute in vielen Love-Stories vertreten ist. Verzeihen tut der Zuschauer dem Monaco fast alles (genau wie seine Frau Annette, wenn sie denn mal was von seinen Abenteuern mitbekommt.) Monaco Franze wird vor allem durch die Charaktere so authentisch. Bei keinem der Schauspieler hat man das Gefühl, dass sie sich groß anstrengen müssten. In mir weckt die Serie jedes Mal aufs Neue eine Sehnsucht nach dem „oiden München“. Damals in den 80ern wo alles noch so viel ehrlicher, authentischer und normaler war. Kurz gesagt einfach viel gmiatlicher.
Und eigentlich ist es auch ziemlich wurscht ob Münchner oder nicht, jung oder alt... die Serie hat auf jeden Fall Potential die neue Lieblingsserie zu werden.

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