von Frank Zmuda
Doktor
Gregory House, wer kennt nicht den humpelnden, immer unrasierten und
unfreundlichen Arzt vom Princeton-Plainsboro Krankenhaus mit den Diagnosen für
ungewöhnliche bzw. unlösbare Fälle. Mit seiner zynischen Art und seinem
genialen Verstand brachte er schon viele zum Lachen oder ließ sie mit einem
fragenden Blick zurück. Die Fernsehserie Dr.
House hat von 2004 bis 2012 seine zahlreichen Zuschauer mit jeweils einer
Staffel pro Jahr und insgesamt 177 Folgen unterhalten. Doch konnte diese auch
den Unterhaltungswert über die Zeit hoch halten?
Zur
Etablierung der Handlungsortes, der Charaktere und des Serienkonzeptes eignet
sich nichts Besseres als die Pilotfolge. Als erstes wird der Patient, meistens
außerhalb des Krankenhauses, in einer gewöhnlichen Lebenssituation gezeigt, wo
dann die primären Symptome eintreten. Schon ist man am Klinikum eingetroffen
und nach dem ersten Gespräch von Dr. House mit Dr. Wilson ist klar, dass dieser
ein fragwürdiges Faible für interessante Fälle hat. Zugleich wird gezeigt, dass
House gehbehindert ist und gewisse Pillen einnimmt. Dazu wird erwähnt, dass
House ein Diagnostikteam mit drei hoch qualifizierten Ärzten leitet. Das Team
besteht aus Dr. Foreman, welcher, wie sich innerhalb der Folge herausstellt,
vorbestraft ist und deswegen auch von House eingestellt wurde, Dr. Chase, der
durch ein Telefonat seines Vaters in das Team gerückt ist, und Dr. Cameron,
welche hinzu kam, weil sie laut House "seelisch beschädigt" ist.
Schließen tut er das aus der Tatsache, dass sie, trotz ihres guten Aussehens,
sich "ihren süßen kleinen Arsch abgerackert" hat, obwohl sie es viel
leichter hätte haben können. Fehlt nur noch die Chefin des Hospitals, Dr.
Cuddy. Man könnte die Beziehung von House und Cuddy mit der von zankenden
Kindern vergleichen. Stellt sich House quer, wird ihm die Autorisierung für
jegliche Tests entzogen. Er versucht dann mit allen, größtenteils infantilen
Mitteln, Cuddy zu sabotieren. Im weiteren Verlauf der Folge wird hervorgehoben,
dass Dr. Wilson der beste Freund von House ist, obwohl dieser nach ihm kein
guter Mensch ist. Zum Ende der Episode spricht House zum ersten Mal mit seiner
Patientin aufgrund der Nicht-Zustimmung für weitere Behandlungen, weil diese,
mit Risiko behafteten Therapien, bis dahin keine Besserung erbrachten. Damit
bricht er ebenfalls eines seiner eigenen Gebote, dass er niemals mit Patienten
redet. Wir erfahren hierbei den Grund für seine Behinderung, den Muskeltod im
Oberschenkel, was fortwährende Schmerzen zur Folge hat und weswegen er auch die
Schmerzmittel zu sich nimmt. Die letzte aufzuführende Komponente ist der
Ambulanzdienst, welchen House als Bestrafung machen muss. Hier werden, zumeist
außerhalb des Kontextes des Episodenfalles, verschiedene Phänomene
aufgegriffen, wie beispielsweise eine Mutter, die ihrem Kind die Medikation
verweigert, weil sie es beunruhigend findet, dass ihr Sohn mit so starken
Mitteln behandelt wird, obwohl das lebenswichtig für diesen ist, oder ein
"Patient", der bloß an Tabletten kommen wollte. All diese Teilstücke
zusammen ergeben einen, um es milde auszudrücken, perfekten Einstieg in die
Serie. Es werden alle Aspekte, die im Verlauf weiter behandelt werden, eingeführt
und als Betrachter möchte man die Antworten auf die gestellten Fragezeichen,
wie die Seelische Beschädigung von Cameron, bekommen.
Je weiter
man in der ersten Staffel kommt, umso mehr kommen auch die Nebenhandlungen ins
Spiel und verleihen den Charakteren damit zusätzliche Persönlichkeit und sie
zeigen außerdem, wie sich die zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander
entwickeln. In Episode 14 kommt, mit Edward Vogler, der erste größere Sub-Plot.
Er spendet 100 Millionen Dollar an das Krankenhaus und will daher umgehend in den
Aufsichtsrat, was so geschieht. Da dieser ein Geschäftsmann ist, sieht er House
und sein Team als Geldverschwendung und möchte dieses beseitigen, was aber
nicht gelingt. Vogler hatte es zwar geschafft, Wilson und Cameron aus dem
Dienst zu suspendieren, konnte aber nicht die Entlassung von Cuddy durchsetzen.
Ein paar Folgen später tritt Stacy Warner in die Serie, die ehemalige Frau von
Dr. House, und offenbart weitere Charakterzüge von diesem. Aus dem Grundkonzept
mit der Diagnose von Patienten wird nicht oft ausgebrochen, aber wenn es
passieren sollte, dann mit Bravour. So zum Beispiel Folge 21, in welcher House
eine Vorlesung für einen erkrankten Dozenten übernimmt und bringt den
Studenten, in Form von drei zurückliegenden Fällen, in welchen die Patienten
jeweils Probleme mit einem Bein hatten, die Diagnostik näher. Am Ende der
Episode stellt sich der dritte Kranke als Dr. House selber heraus und man erfährt
somit die Hintergründe zu seiner Oberschenkelerkrankung, den daraus
entstandenen Konflikten mit seiner Frau Stacey und seiner eigenen
Persönlichkeit, die sich durch diesen Vorfall stark verändert hat. Die Wirkung
dieser Folgen ist auf den Zuschauer umso enormer, da gerade diese einen
gewissen Seltenheitsfaktor haben.
In Staffel
3 investigiert der Polizist Michael Tritter am Princeton-Plainsboro und
versucht Dr. House hinter Gitter zu bringen, weil er von ihm bei einer
Untersuchung ohne wirklichen Grund ein Thermometer rektal eingeführt bekommen
hat. Zudem entwickelt sich zwischen Cameron und Chase eine Liebesbeziehung und
zum Staffelfinale wird Chase gefeuert und Foreman, sowie Cameron kündigen. Das
für drei Staffeln bestehende Team ist weg, somit behandelt die vierte Staffel
den Aufbau des neuen Teams in Form von einem von House geleiteten Wettbewerb,
bei dem 40 Teilnehmer mitmachen. Doch unsere drei Ärzte sind nicht aus der Show
verschwunden, sie sind lediglich in neue Abteilungen eingetreten. Chase wird
Chirurg, Cameron ist in der Notaufnahme und Foreman leitet sein eigenes Diagnostikteam
an einem anderen Krankenhaus. Letzterer kommt jedoch wieder zu House zurück,
weil er wegen seinem "House-Stil" entlassen wurde. Mit dem neuen Team
kommen auch weitere neue Charaktere hinzu, wie zum Beispiel ein jüdischer,
allein erziehender, Vater, eine bisexuelle und tödlich erkrankte "Nummer
13" und die neue Freundin von Wilson. Alle diese Figuren sind,
darstellerisch und von der Schreibweise der Produzenten her, sehr gut umgesetzt
worden und verleihen neues Ausstrahlungsvermögen. Über die weiteren Staffeln
kommt House in eine psychiatrische Einrichtung und auch in eine Strafanstalt,
aber immer zieht es ihn an seine Arbeitsstelle zurück.
Zusammenfassend lässt sich
aussagen, dass Dr. House über alle acht Staffeln hinweg sehr unterhaltsam ist. Das
ab der ersten Folge integrierte Konzept funktioniert hervorragend, nicht nur
wegen den Dialogen von House, sondern auch wegen den Fällen selber, da diese
das Entertainment von der medizinischen Seite her mitbringen. Die diversen
Nebenhandlungen geben der Serie, je länger sie andauert, ihre Persönlichkeit
und geben dem Krankenhaus-Drama auch das Recht, sich als eine solche bezeichnen
zu dürfen. Dazu werden immer wieder Highlights, durch beispielsweise den Ausbruch
in ein Gefängnis oder eine Psychiatrie, gesetzt. Die Kombination aus schlechtem
Menschen und brillanten Arzt ist durchaus geglückt.
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