TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 3. März 2020

When the Joghurt took over. Fernsehkritik zu Love, Death and Robots

von Maximilian Schulz
Ein Superintelligenter Joghurt, unterjocht die Menschheit und wird Herrscher einer geradezu utopischen Erde. Das ist die Geschichte hinter der Episode When the joghurt took over, meinem ersten Zugang zu der Serie Love Death and Robots.Und auch wenn das Szenario gerade zu dümmlich klingt, und auch der Animationsstil eher lächerlich ist, war es für mich der Einstieg in eine der besten Serien, die ich seit langem gesehen habe.
Love, Death and Robots ist eine Serien-Anthologie von Tim Miller, welche verschiedene in sich geschlossene Welten und Geschichten vorstellt. Jede Folge ist animiert und folgt dabei einem gewissen Stil. Durch diese Vielfalt zeigt sie wie viele verschiedenen Facetten animierte Filme und Serien haben können. Wo Menschen sonst nur an Disney, Cartoons und in Ausnahmefällen vielleicht noch an japanische Animes denken, bringt Miller alle möglichen Stile und Genre zusammen. Trotzdem lässt sich in jeder Folge ein spezifischer Stil finden, welcher die Serie verbindet. Vor allem Schwarzer Humor, extreme Farbvielfältigkeit und geradezu exzentrische Figuren, Tiere und Monster ziehen sich durch jede Minute. Außerdem lassen sich sehr leicht wiederkehrende Themen finden: Der Weltuntergang in verschiedensten Weisen – eben auch mal durch einen Joghurt – natürlich wie der Titel schon vorwegnimmt Roboter und auch Katzen, wenn sie auch selten eine Hauptrolle spielen.
Dabei lassen sich vielleicht einige Folgen zusammengenommen kategorisieren. Zum Beispiel bietet der Cartoon-Stil oder auch ein ulkiger Animationsstil sich geradezu an, um Comedy in die Serie zu bringen. Neben der ausgefallenen Folge, die für diese Kritik Titelgebend ist, gibt es da zum Beispiel noch Alternate Timelines, in der gezeigt wird, wie sich der Lauf der Geschichte ändern würde, wenn Hitler früher auf unterschiedliche, skurrilere Weisen gestorben wäre – beispielsweise von einem Bratwurstwagen überfahren? Oder Three Robots, in der drei Roboter, die auch einem Pixar Studio entsprungen sein könnten, eine post-apokalyptische Welt als Vergnügungspark erkunden und (Spoileralarm!) herausfinden, dass sprechende Katzen Schuld am Untergang der Menschheit haben.
Aber auch Action kann Love Death and Robotssehr gut. Auch dazu wird zum Cartoon gegriffen, allerdings wird er extrem blutig umgewandelt. Auch dem Anime-Stil stellt sich Miller, in einer Art Asien-Steampunk-Drama. Besonders beeindruckend sind hier aber die Folgen im Hyperrealismus, die echten Kameraaufnahmen ähneln, aber die Realität noch besser verzerren können oder real kaum Umsetzbares zeigen können, ohne dabei lächerlich zu wirken.
Das beeindruckendste sind allerdings die Folgen, die weniger durch ihre Handlung als durch ihr Bild bestechen. The Wittness zum Beispiel ist bunt, laut und wirkt wie eine Art Drogenrausch. Panisch flieht die Protagonistin vor einem mutmaßlichen Mörder, dabei ist allerdings jedes Bild sehr statisch und geometrisch. Ruhe und Chaos werden extrem vermischt, wie es kaum ein reales Filmset schaffen könnte. Dahingegen wirken Zima Blue oder Fisch Night eher wie ein Gemälde, dass sich vor einem entwickelt. Es wird extrem mit Farben gespielt und auch hier wirkt alles wie ein visueller Rausch, allerdings weit ruhiger und friedlicher als das vorher beschriebene ekstatische in The Wittness.
Grundsätzlich empfinde ich Love, Death and Robots als ein „must-watch“ für jeden, der sich für Animationsfilme oder Ähnliches interessiert. Aber auch als ein extrem guter Einstieg für Leute, die das noch nicht aktiv tun, denn in seiner Vielfältigkeit, ist trotzdem keine Folge platt und praktisch jeder wird in mindestens einer Folge einen Stil und Geschichte finden, die ihn oder sie anspricht. Außerdem bietet sich die Serie mit ihren Folgenlängen von 6 – 20 Minuten geradezu dazu an, einen kleinen Marathon zu starten. Außerdem kann man, wenn einem eine Geschichte mal garnichts gibt oder der Stil unerträglich ist, einfach weiterklicken und weiterschauen ohne Verständnisprobleme zu bekommen.

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