TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 3. März 2020

Vom Drogenkurier zum Staranwalt – und das ganz ohne Jura-Studium (Suits)

von Sophie Irl

Eine solche steile Karriere zeigt die Serie „Suits“ und entführt die Zuschauer seit dem Jahr 2011 in die glänzende Welt der Anwälte. Ausgestrahlt wurde diese vom US Kabelsender USA-Network. Anschließend war die Serie ebenfalls auf dem deutschen Sender FOX zu sehen und endete im Januar 2019 mit der finalen 9. Staffel.
„Noch eine Anwalt-Serie?“ ist wohl der erste Gedanke, der sich hier aufdrängt. Jedoch bietet „Suits“ mit den beiden Hauptfiguren Harvey Specter (Gabriel Macht) und Mike Ross (Patrick J. Adams) großen Unterhaltungswert. Specter ist der Staranwalt der renommierten Kanzlei Pearson Hardman und hat wohl noch keinen Fall verloren. So sieht er auch aus. Ein sehr attraktiver Mann im maßgeschneiderten Anzug und einer stets perfekt sitzenden Frisur. Er ist der engste Vertraute von Jessica Pearson, die die Kanzlei über 7 Staffeln hinweg leitet, und wird von allen Kanzleimitgliedern ehrfürchtig behandelt.
Für einen aufwändigen Fall darf Specter einen neuen Junganwalt einstellen. In dieses Mitarbeitercasting platzt Mike Ross mit einem Koffer voller Drogen, den er gerade für seinen guten Freund ausliefern wollte. Das Castingfeld entspricht dem typischen Klischee einer Gruppe nicht charismatischer Bewerber, aus der Mike Ross als Einziger, den man sich in einer solchen Kanzlei vorstellen kann, stark heraussticht. Natürlich entscheidet der Staranwalt für Ross und zeigt sich beeindruckt von seinem fotografischen Gedächtnis und dem großen juristischen Wissen. Das einzige Problem: die Kanzlei engagiert nur Harvard Absolventen und Mike Ross erfüllt dieses Kriterium nicht. Im Gegenteil. Er arbeitet als Fahrradkurier, absolviert erfolgreich gegen Bezahlung die Aufnahmetests für angehende Harvard-Studenten, nachdem er von der Universität verwiesen wurde, und bessert sein Gehalt mit Drogenlieferungen auf. Diese Tatsache stellt im Verlauf der Serie einen Garant für Probleme dar, da nur Specter und Ross von dem Geheimnis wissen.
Pro Episode wird ein Fall gelöst. Der Schwerpunkt hier liegt jedoch auf dem Büroleben in der schicken Kanzlei mit großen Fensterfronten, verglasten Büros und stets perfekt gekleideten Angestellten. Außerhalb des Büros scheint es für die Anwältinnen und Anwälte, ganz nach dem verbreiteten Klischee, kein Leben zu geben. Oftmals wiederholen sich Abläufe, die nur geringfügig verändert werden, von Liebesdramen zwischen den Kanzleimitgliedern, immer wieder kehrenden Intrigen über Harvey Specter, der hinter seiner kalten, perfekten Fassade doch ein großes Herz zu haben scheint. Harvey Specter und Mike Ross sind ein starkes Team, die mit vielen Tricks und Charme die wichtigsten Fälle der Kanzlei lösen. Dabei treffen sie jedoch auf viele unlösbar scheinende Probleme, sei es mit Freunden oder Geliebten oder Komplikationen geschäftlicher Natur.
Die Serie bietet einen großen Unterhaltungswert und entführt den Zuschauer in eine so perfekt scheinende Welt, in der Geld keine Rolle spielt. Das ein oder andere Mal entfacht es den Wunsch das Leben eines Harvey Specters zu führen, dem Erfolg und Frauen nur so in den Schoß zu fallen scheinen. Für mich ist „Suits“ die perfekte Serie zum Entspannen nach einem anstrengenden Tag. Man sollte jedoch keine zu abwechslungsreiche Handlung erwarten, da sich die Fälle und Konflikte, wie eben schon erwähnt, oft in abgewandelter Form wiederholen. Ich empfehle nach einigen Staffeln eine kleine Pause von der Serie zu nehmen und nach einiger Zeit wieder einzusteigen. Dann kehrt der Spaß an der Serie sofort uneingeschränkt zurück.

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