von Johanna Brandl
So lautet der Titel der 4. Episode
der dritten Staffel des Formats „Luke die Schule und ich – VIPs gegen Kids“,
die am 17.05.2019 um 20:15 Uhr in SAT 1 ausgestrahlt wurde. Die Schulbank drückten dieses Mal
Model und Moderatorin Verona Pooth, die Schauspielerin und Moderatorin Ruth
Moschner, der Comedian Abdelkarim und der ehemalige Fußballfunktionär Reiner
Calmund. Gleich zu Beginn, als die Kandidaten
vorgestellt bzw. „eingeschult“ werden, wird die große Intelligenzspanne auf
Seiten der Kandidaten deutlich: Verena Pooth erzählt, sie sei ein „achtfacher
Mischling“, ist auf Nachfrage aber leider nur in der Lage, fünf verschiedene
Nationalitäten aufzuzählen. Außerdem macht sie die Intelligenz
der Grundschüler aus Weyer bei Solingen, also der Gegner der VIPs, an der Form
ihrer Nasenspitzen fest, wobei auch zur Sprache kommt, dass sie selbst eine
operative Veränderung an ihrer eigenen Nase hatte vornehmen lassen.
Das Spielprinzip sieht folgendermaßen
aus:
Es werden alle Stufen von der 1. bis
zur 12. Klasse durchlaufen, welche in Grundschule (1-4), Mittelstufe (5-8) und
Oberstufe (9-12) unterteilt sind. Je nach Stufe werden dann verschiedene
Punktzahlen vergeben: für die 1. Klasse 1 Punkt, für die 2. Klasse 2 Punkte und
so weiter. Für jede Klasse gibt es dann einen
Stundenplan, aus dem jeweils ein Fach ausgewählt wird, in dem eine Aufgabe in
verschiedenen Spielmodi gelöst werden muss. Zu gewinnen gibt es 20.000 €: Wenn
die Kids gewinnen, für ihrer aktuelle Schule, gewinnen die VIPs, geht das Geld
an ihre ehemaligen Schulen.
Oftmals sind nicht wirklich Wissen
und Können gefragt. So zum Beispiel in der 1. Klasse im Fach Kunst: Hier muss
erraten werden, was auf von Kindern gemalten Bildern dargestellt ist. Die
Gruppe, die zuerst buzzert, darf antworten. Ist die Antwort falsch, geht der
Punkt an den Gegner. Die VIPs verlieren. Ein weiterer Glanzmoment Verona
Pooths: Sie vermutet, die Kinder hätten einen sogenannten „Fuchsbär“
gezeichnet. Doch schon in der 3. Klasse wird es
ernst: Matheunterricht. Innerhalb von 5 Sekunden müssen mal mehr, mal weniger
anspruchsvolle Kopfrechenaufgaben gelöst werden. Und wieder ist es Verona Pooth, die
sich nicht als Intelligenzbestie entpuppt: 67+28= 25. Zweiter Versuch: 90.
Moderator Luke Mockridge verbessert sie: 86. Der Zuschauer ist verwirrt. Auch
nachdem er die Rechenaufgabe dreimal in seinen Taschenrechner eingegeben hat,
bleibt das Ergebnis das gleiche: 95. Auch Ruth Moschner scheint in der
Schule ein anderes Rechensystem beigebracht worden sein: 114+88= 112. Hä?
Weiter geht es mit Sachunterricht in
der 4. Klasse. Der Zauber- und Unterhaltungskünstler Konrad Stöckel tritt ganz
in der Rolle des verrückten Wissenschaftlers auf und erklärt den Magnetismus
anhand von interessanten Beispielen und Experimenten. Trotzdem beginnen mit dem
Auftreten des „Wissenschaftlers“ die ersten schlimmen 10 Minuten der Sendung.
Seine künstliche, übertriebene Art und der immer wiederkehrende Ausruf
„Stimmung!“, verbunden mit dem Hochwerfen von Konfetti, sind leider zu viel. Nun werden
die Grundschüler gegen 10.-Klässler des Sportgymnasiums Chemnitz ausgetauscht. Der nächste Gast, Herr Gemeiner,
Lukes früherer Sportlehrer, verhält sich – zum Glück – ganz normal und ist
somit deutlich erträglicher und sympathischer als Konrad Stöckel. Das von ihm
angeleitete Abwerfspiel können die Kids für sich entscheiden: Überraschung.
Nun kommt es zu dem Highlight der
Ausstrahlung, in dem mal wieder Verona Pooth eine ganz wichtige Rolle spielt.
Die Aufgabe ist eigentlich klar verständlich: 7. Klasse Deutsch,
Rechtschreibung. Die von Luke Mockridge diktierten Wörter sollen auf die Tafel
geschrieben werden – und das am besten noch richtig. Doch beide Komponenten der
Aufgabe stellen für das Model eine Herausforderung dar. Statt dem Wort „danebenbenehmen“
schreibt sie den Satz „ich benehme mich daneben“, aus „Rückgrat“ wird das
„Rückrad“ und auch bei den weiteren Wörtern „galoppieren“, „Einfaltspinsel“ und
„Trilogie“ ist nicht ein Mal die richtige Schreibweise dabei. Doch damit nicht
genug: Als Rechtfertigung dieser Peinlichkeit dient die Begründung, sie wollte
„indoviduell“ (sic!) sein und es nicht so machen, wie es alle anderen machen,
weil das führe ja schließlich zum Erfolg.
Zur Physikstunde in der 8. Klasse
müssen die Zuschauer nun wieder Konrad Stöckel ertragen. Diesmal zwar nur drei
Minuten, aber trotzdem stellt sich die Frage: Muss das denn sein? Denn das war leider auch nicht sein
letzter Auftritt. Ein wenig später tritt er zum dritten Mal auf, um einen
Laborversuch zu demonstrieren. Doch danach ist endlich Ruhe vor ihm und seiner
nervig verstellten Stimme.
Nachdem alle Klassenstufen
durchlaufen worden sind, steht die große Abschlussprüfung an, in der im
Schnelldurchlauf noch einmal alle Klassen mit je einer Frage pro Kandidat
wiederholt werden. Hier zeigt sich am deutlichsten, wo es Lücken in der
Allgemeinbildung gibt. Wer also über einen entspannten Fernsehabend am Freitag
hinaus etwas für seine Allgemeinbildung tun möchte, sollte lieber auf Sendungen
wie „Wer wird Millionär ?“ oder andere Quizshows zurückgreifen, denn bei „Luke,
die Schule und ich“ sind die behandelten Themen und dazu gestellten Fragen
meist nicht sehr tiefgreifend und man ist eher schockiert über das mangelhafte
Wissen von Stars wie Verona Pooth oder den fehlgeschlagenen Bildungsauftrag,
der bei manchen Schülern zum Vorschein kommt – in beiden Fällen gibt es aber
auch positive Gegenbeispiele und Lichtblicke. Aber das lockert die Sendung, bei
der es eben nicht um perfekte Bildung (davon gibt es genug) geht, auf und
verleiht ihr einen angenehmen Charakter.
Alles in allem ist „Luke, die Schule
und ich – VIPs gegen Kids“ eine sehr unterhaltsame und größtenteils witzige
Sendung. Vor allem der Moderator Luke Mockridge macht seine Sache sehr gut –
mit viel Lockerheit und Witz führt er doch die Sendung, hat immer einen
passenden Spruch parat und wirkt dabei überaus authentisch. Dies kompensiert
auch leichte Schwächen des Konzepts, dessen Ablauf manchmal etwas langweilig
werden kann und viele Wiederholungen und Parallelen aufweist.Insgesamt, um im Jargon zu bleiben,
eine 2+.
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