TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 3. März 2020

MR. CARRINGTON, YOU’RE NOT A STAR - aber doch interessanter als gedacht! - Was die Seifenoper ‚Denver Clan’ und der amerikanische Präsident Donald Trump gemeinsam haben.

von Talena Burger

„You know, I’m automatically attracted to beautiful - I just start kissing them. It’s like a magnet. Just kiss. I don’t even wait. And when you’re a star, they let you do it.You can do anything.“
-DONALD TRUMP

Macht, oder in erster Linie die offensichtliche Demonstration von Macht, dafür steht Donald Trump. Aber nein, hier geht es nicht um den amerikanischen Präsidenten. Hier geht es um Familie Carrington - Parallelen kann man trotzdem mehr als genug finden.
„The Denver Clan“ ist ein Reboot der US-amerikanischen Fernsehserie aus den 1980er Jahren mit dem Originaltitel „Dynasty“. Sie wird seit 2017 in 44 Episoden im amerikanischen CW-Television-Network und auf Netflix ausgestrahlt. Vordergründig geht es um den Kampf zweier fiktiver Ölfirmen „Denver Carrington“ und „Colbyco“. Bereits nach den ersten Spielminuten wird jedoch klar, dass es noch um viel mehr geht, es geht um Intrigen, Familiendramen, Rachefeldzüge, Liebe und Verbitterung. Familienoberhaupt Blake Carrington ist dabei derjenige, der das Imperium kontrolliert. Er wohnt mit seinen Kindern in einem prunkvollen, weißen Haus, das von einem riesigen Anwesen umgeben ist. -Na, werden die Parallelen schon deutlich?
Um Familie Carrington zu charakterisieren, muss man wohl das Handeln der Einzelpersonen betrachten. So werden beispielsweise mehr und weniger schwere Verbrechen durch erkaufte Polizisten oder Gerichtsvollstrecker vertuscht. Emotional geleitet, werden immer wieder rassistische, hinterhältige oder verleumderische Aussagen öffentlich preisgegeben. Auch hier wird sich die Ehre zurückerkauft oder einfach proklamiert, dass das alles ja gar nicht so gemeint gewesen sei. Ganz getreu dem Motto: „I’m a star, I can do anything.“
Auch wenn die Serie also noch so einfältig wirken möchte. Vor allem, wenn Blakes Tochter Fallon Carrington mal wieder einen Aufstand macht, dass ihre Geburtstagsparty ganz in gold gestaltet werden sollte und ja überhaupt ihre Geschenke viel zu wenig teuer wären. So muss man sich doch die Gedanken machen, ob dieses Theater nicht auch einen Realitätsbezug hat. Meiner Meinung nach ist dieser ganz eindeutig vorhanden. An dieser Stelle möchte ich nochmals auf das amerikanische Präsidentschaftshaus zurückkommen. In der amerikanischen Politik spielt Macht eine große Rolle. Genauso wie Blake Carrington hat es auch Donald Trump geschafft, sich ein Imperium aufzubauen. Von außen betrachtet mag das Leben Trumps, samt seines Werdegangs und seines Aufstiegs ein Mysterium sein, doch glaube ich, dass „The Denver Clan“, trotz des fiktiven, dramatischen Charakters, helfen kann die Strukturen zu verstehen. Donald Trump wuchs als Sohn des New Yorker Immobilienunternehmers Fred C. Trump, in dem Bewusstsein privilegiert und etwas ganz besonderes zu sein, auf. Schon früh arbeitete er im Unternehmen des Vaters „Trump Management“ mit, das er schließlich 1971 im Alter von 25 Jahren übernahm. Es wird deutlich, dass Donald Trump, genauso wie die Kinder Blake Carringtons, nie ein normalbürgerliches Leben geführt hat. In beiden Fällen spielt sich das Leben der Kinder außerhalb der Gesellschaft ab, in einem privilegierten Zirkel, der seine eigenen Regeln schreibt. Auch auffällig ist, dass die Kinder darauf getrimmt werden, sich selbst als herausragend anzusehen und diesem Status gerecht zu werden. So betont Fallon Carrington in der Serie immer wieder, dass sie etwas besonders sei und sich ganz klar oberhalb der restlichen Gesellschaft positioniere. Durch dieses Selbstbewusstsein, aber auch durch die Separation und Adaption in einen privilegierten Zirkel, werden schon früh Strukturen geschaffen, die fernab der normalbürgerlichen Realität liegen. Neben der Ausbildung eines exklusiven Zirkels aus Personen, gehört zu diesem Lebensstil auch die Machtdemonstration. Diese erfolgt einerseits, wie schon erwähnt, durch die Selbstdarstellung und das Selbstbewusstsein, das immer wieder öffentlich proklamiert und demonstriert wird, andererseits durch Statussymbole. In der Serie werden immer wieder Szenen gezeigt, wo einer der Carringtons in einem Luxusauto chauffiert wird, oder beim Shopping ohne zu zögern die Kreditkarte vorstreckt. Geld und Macht stehen in direkter Verbindung und werden zur Selbstdarstellung instrumentalisiert.
Die Serie wirkt also auf den ersten Blick sehr subtil, hat aber erschreckenderweise einen hohen Realitätsbezug. Interessant dabei ist, dass die Serie weit vor der Zeit Donald Trumps als amerikanischer Präsident entstand, mit dem Präsidenten jedoch ein Paradebeispiel eines Dynastie-Oberhaupts identifiziert werden kann.
Fremde Lebenswelten können nicht nur in afrikanischen Urvölkern oder auf anderen Planeten gesucht werden, sondern auch innerhalb jedes Landes. Denn auch die Welt der Superreichen, oder Supermächtigen stellt aus normalbürgerlicher Sicht eine fremde Lebenswelt und Lebensweise dar. Neben dem Unterhaltungscharakter und der Faszination an fremden Lebenswelten, in diesem Fall also die der Mächtigen und Reichen, kann der Serie also noch eine weitere Daseinsberechtigung zugesprochen werden. Sie zeigt die Strukturen dieser Lebenswelten auf. Ich möchte an dieser Stelle dazu einladen, profan wirkenden Content einmal mit anderen Augen zu betrachten. Den Zickenkrieg von Fallon Carrington einmal ausblenden und überlegen, ob nicht doch ein Funken Wahrheit und Realität hinter all dem kitschig oder unbedeutsam wirkenden Zeug steckt, das uns im Fernsehen oder auf Netflix präsentiert wird.

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