TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 13. Oktober 2020

Designated Survivor – Plötzlich Präsident

von Ramona Teufel
Als sich der ganze Kongress und die Regierung im Kapitol für die „State of the Union“- Rede versammeln, befindet sich Tom Kirkman, Minister für Wohnungsbau und Stadtplanung, nicht unter ihnen. Er ist an einem sicheren Ort, weit entfernt vom Kapitol. Dort schaut er die Rede zur Lage der Nation im Fernsehen. Seine Aufgabe an diesem Abend ist es zu überleben. So dass noch jemand da ist, der regieren kann, sollten alle anderen getötet werden. Dann geht alles sehr schnell. Der Bildschirm des Fernsehers wird schwarz. Der Secret Service kommt in das Zimmer, in dem sich Tom Kirkman und seine Ehefrau Alex befinden. Ein kurzer Blick aus dem Fenster lässt das Gesicht von Kirkman erstarren: das ganze Kapitol steht in Flammen. Der Secret Service bringt Kirkman zusammen mit seiner Frau in das Weiße Haus, wo er im Jogginganzug als neuer Präsident der USA vereidigt wird.
Fast schon ironisch ist die Tatsache, dass der Präsident Tom Kirkman am Tag zuvor noch um seinen Rücktritt als Minister für Wohnungsbau gebeten hat. Tom Kirkman, gespielt von Kiefer Sutherland, ist eigentlich eher ein Hinterbänkler, was durch sein Ministeramt deutlich wird. Denn hierbei handelt es sich nicht um ein Amt für Anführer, sondern eher um eines für Bürokraten. Mit seiner neuen Rolle als Präsident scheint zunächst nicht nur Kirkman, sondern auch das Weiße Haus überfordert zu sein. Das wird zum einen deutlich in den Szenen, in denen sich der neue Präsident zum einen vor einem Presseauftritt auf dem Klo übergibt, zum anderen auch daran wie schwer es für Kirkman ist, seinen Regierungsstab zusammenzustellen und bei seinen Gegnern auf Akzeptanz und Gehör zu stoßen. Kiefer Sutherland verkörpert die Rolle des Außenseiters, eines Präsidenten, der nie in dieses Amt wollte.
Die erste Aufgabe seiner Amtszeit ist es, herauszufinden von wem der Anschlag auf das Kapitol geplant und ausgeübt wurde. Die FBI-Agentin Hannah Wells übernimmt diese Ermittlungen und stößt auf den Hinweis, dass der Anschlag nicht, wie zunächst vermutet, von Islamisten geplant wurde. Kirkman muss während seiner Amtszeit verschiedenste Krisen bewältigen. Angefangen mit dem Wiederaufbau nach dem verheerenden Anschlag auf das Kapitol folgen weitere Anschläge durch beispielsweise eine Biowaffe. Auch die Familie des Präsidenten bleibt von all dem nicht verschont. Sowohl der Präsident selbst, als auch seine Kinder und nicht zuletzt seine Frau, die First-Lady, sind verschiedenen Skandalen und Intrigen ausgesetzt.
Designated Survivor stellt eine Erweiterung des Genres um die Terrorparanoia dar. Serien wie Quantico, Homeland und House of Cards gehören ebenfalls diesem Genre an. Anders als bei den zuletzt genannten Serien, ist bei Designated Survivor gleich am Anfang mit dem Angriff auf das Kapitol und das Auslöschen der kompletten Regierung der Höhepunkt der genreüblichen Eskalation erreicht. Es geht in erster Linie nicht darum einen vorherstehenden Angriff zu verhindern, sondern nach dem Vergangenen wieder Halt zu finden. In der Serie hallt das verlorene Vertrauen in die Eliten Amerikas wider. Die Serie spitzt die Feindschaft der politischen Lager bis aufs Äußerste zu. Sie stellt den Präsidenten, anders als in ähnlichen Serien nicht als eiskalten Menschen dar, der alles dafür tun würde, in das Amt zu gelangen, sondern zeigt auch die andere, die menschliche Seite die ein Mann in einem solchen Amt hat.
Mich hat die Serie sehr gefesselt. Im Laufe der Staffeln entwickelt sich der Charakter um Präsident Kirkman, er wird facettenreicher und man erkennt wie sehr jemanden ein solches Amt und die damit einhergehenden Schicksalsschläge verändern kann. Auch wenn sich meiner Meinung nach ab der Mitte der zweiten Staffel die Handlung ins Negative verändert, kann ich die Serie nur weiterempfehlen.

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