von Ramona Teufel
Als sich der ganze Kongress und die Regierung im Kapitol für die „State of the Union“-
Rede versammeln, befindet sich Tom Kirkman, Minister für Wohnungsbau und
Stadtplanung, nicht unter ihnen. Er ist an einem sicheren Ort, weit entfernt vom Kapitol.
Dort schaut er die Rede zur Lage der Nation im Fernsehen. Seine Aufgabe an diesem
Abend ist es zu überleben. So dass noch jemand da ist, der regieren kann, sollten alle
anderen getötet werden. Dann geht alles sehr schnell. Der Bildschirm des Fernsehers
wird schwarz. Der Secret Service kommt in das Zimmer, in dem sich Tom Kirkman und
seine Ehefrau Alex befinden. Ein kurzer Blick aus dem Fenster lässt das Gesicht von
Kirkman erstarren: das ganze Kapitol steht in Flammen. Der Secret Service bringt
Kirkman zusammen mit seiner Frau in das Weiße Haus, wo er im Jogginganzug als neuer
Präsident der USA vereidigt wird.
Fast schon ironisch ist die Tatsache, dass der Präsident Tom Kirkman am Tag zuvor
noch um seinen Rücktritt als Minister für Wohnungsbau gebeten hat. Tom Kirkman,
gespielt von Kiefer Sutherland, ist eigentlich eher ein Hinterbänkler, was durch sein
Ministeramt deutlich wird. Denn hierbei handelt es sich nicht um ein Amt für Anführer,
sondern eher um eines für Bürokraten. Mit seiner neuen Rolle als Präsident scheint
zunächst nicht nur Kirkman, sondern auch das Weiße Haus überfordert zu sein. Das
wird zum einen deutlich in den Szenen, in denen sich der neue Präsident zum einen vor einem
Presseauftritt auf dem Klo übergibt, zum anderen auch daran wie schwer es für Kirkman
ist, seinen Regierungsstab zusammenzustellen und bei seinen Gegnern auf Akzeptanz
und Gehör zu stoßen. Kiefer Sutherland verkörpert die Rolle des Außenseiters, eines
Präsidenten, der nie in dieses Amt wollte.
Die erste Aufgabe seiner Amtszeit ist es, herauszufinden von wem der Anschlag auf
das Kapitol geplant und ausgeübt wurde. Die FBI-Agentin Hannah Wells übernimmt
diese Ermittlungen und stößt auf den Hinweis, dass der Anschlag nicht, wie zunächst
vermutet, von Islamisten geplant wurde. Kirkman muss während seiner Amtszeit
verschiedenste Krisen bewältigen. Angefangen mit dem Wiederaufbau nach dem
verheerenden Anschlag auf das Kapitol folgen weitere Anschläge durch beispielsweise
eine Biowaffe. Auch die Familie des Präsidenten bleibt von all dem nicht verschont.
Sowohl der Präsident selbst, als auch seine Kinder und nicht zuletzt seine Frau, die First-Lady, sind verschiedenen Skandalen und Intrigen ausgesetzt.
Designated Survivor stellt eine Erweiterung des Genres um die Terrorparanoia dar. Serien wie Quantico, Homeland und House of Cards gehören ebenfalls diesem
Genre an. Anders als bei den zuletzt genannten Serien, ist bei Designated Survivor
gleich am Anfang mit dem Angriff auf das Kapitol und das Auslöschen der kompletten
Regierung der Höhepunkt der genreüblichen Eskalation erreicht. Es geht in erster Linie
nicht darum einen vorherstehenden Angriff zu verhindern, sondern nach dem
Vergangenen wieder Halt zu finden. In der Serie hallt das verlorene Vertrauen in die
Eliten Amerikas wider. Die Serie spitzt die Feindschaft der politischen Lager bis aufs
Äußerste zu. Sie stellt den Präsidenten, anders als in ähnlichen Serien nicht als eiskalten
Menschen dar, der alles dafür tun würde, in das Amt zu gelangen, sondern zeigt auch die
andere, die menschliche Seite die ein Mann in einem solchen Amt hat.
Mich hat die Serie sehr gefesselt. Im Laufe der Staffeln entwickelt sich der Charakter um Präsident Kirkman, er wird facettenreicher und man erkennt wie sehr jemanden ein
solches Amt und die damit einhergehenden Schicksalsschläge verändern kann.
Auch wenn sich meiner Meinung nach ab der Mitte der zweiten Staffel die Handlung ins
Negative verändert, kann ich die Serie nur weiterempfehlen.
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