TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 5. August 2020

Pulsschlag, der Beat unseres Lebens. Diese Serien nimmt einen mit auf einen pulsierenden Trip.

von Hannah Lindner
Marco Kreuzpaintner (Regisseur von Krabat) hat mit Beat eine deutsche Thriller-Krimi Serie geschaffen. Er verbindet zwei Welten, die auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Beat ist die zweite deutsche Eigenproduktion für den Streaming Anbieter amazon Prime. Sie ist seit dem am 9.11.2018 auf der Plattform verfügbar. Die Serie umfasst die Folgen BEAT, POP, BPM, LOOP, BACKSPIN, DROP, CODA. Die Handlung der siebenteiligen Serie ist in der Berliner Techno-Szene angesiedelt. Anhand der Episodentitel, Fachbegriffe aus der Musikszene, erkennt man, dass die Serie sich in der Welt Musik bewegt.
Die Hauptfigur lebt für der Techno Szene Berlins. Robert Schlag, genannt BEAT ist ein berliner Clubpromoter, der keine Regeln kennt. Für ihn gibt es nur Drogen, Sex und das Berliner Nachtleben. Der fiktive Club Sonar ist Knotenpunkt der Handlung. Als der neue Teilhaber Vossberg in den Club seines besten Freundes einsteigt, wird Beat von einer staatlichen Behörde angeheuert. Es besteht der Verdacht, dass Vossberg der Kopf einer kriminellen Organisation ist. Um an die Hintermänner der kriminellen Szene zu kommen, die nicht nur mit Drogen und Waffen sondern auch Organen handelt, sieht die Behörde EIS keinen anderen Ausweg als Beat für sich als Informant zu gewinnen. Denn keiner ist besser in dieser Berliner Nachtclubszene vernetzt als Beat.
Zu Beginn der ersten Folge stellt sich Beat mit den Worten „Schon von Geburt aus umgibt es dich, Wärme, Rhythmus, der Pulsschlag deiner Mutter, die Soundeffekte in ihrem Bauch. Du wirst bewegt, versorgt und verschwendest keinen Gedanken an das, was irgendwann kommt. Du lebst den Moment, nichts anderes. Da ist Techno. Das bin ich.“, vor.
In den ersten Szenen wird zwischen Berliner Nachtleben, der Kommandozentrale der Staatsbehörde ESI und den Schauplatz des kriminellen Handelns gewechselt. Dort taucht zum ersten Mal eine weitere Hauptfigur auf, Jasper. Dieser begegnet im Laufe der Serie Beat immer wieder. Auch an dem Abend, der zu einem Desaster ausartet. Während einer Techno-Party werden zwei Leichen entdeckt, die an der Decke hängen. Und so wird Beats Welt mit der Welt der Kriminalität konfrontiert. Schon bald wird Beat von der ESI Beamtin Emilia als Informant angeworben. Doch für Beat ist die Polizei der Feind. Für ihn ist ein Informant gleichzeitig eine Ratte. Nachdem seine Privatsphäre gefährdet ist, lässt sich Beat auf den Deal ein. An der Seite von der Agentin Emilia versucht Beat hinter den Machenschaften einer kriminellen Organisation zu gelangen. Schon bald muss Beat auch um sein Leben fürchten.
Den Cast der Serie bilden unter anderem Jannis Niewöhner, Kostja Ullmann, Karoline Herfurth, Hanno Koffler, und Alexander Fehling. In der Serie spielen einige Schauspieler für sie untypische Rollen. Jannis Niewöhner zum Beispiel, den wir aus Filmen wie Smaragdgrün als Gideon kennen, übernimmt in der Serie als Beat das Leben eines berliner Partyjunkie. Hinter der Fassade des vermeintlichen Partygängers verbirgt sich ein äußerst loyaler und moralischer Mensch. Freunde sind seine Familie, für die er jedes Opfer bringen würde. Er übernimmt in der Serie auch verschiedene Positionen, zum Beispiel als großer Bruder für seinen Mitbewohner Janik, oder als Patenonkel für den Sohn seines besten Freundes. An seine leiblichen Eltern hat er nur verblasste Erinnerungen, weil er von kleinauf in einem Heim aufgewachsen ist. Er ist ständig auf der Suche nach Antworten was seine Herkunft betrifft. Auch für Jasper fungiert Beat unbewusst als Vorbild. Japser wird von Kostja Ullmann gespielt, der uns sonst als Frauenschwarm bekannt ist. Mit Jasper, dem religiösen Fanatiker, verkörpert er eine für ihn untypische Rolle. Die einzelnen Charaktere wurden sehr genau durchdacht. Sowohl die Gestaltung der Kostüme, als auch die Charaktereigenschaften. Beats Tattoos zeigen die durchdachte Gestaltung der Rolle. Das Dreieck an seinem Hals zeigt das Logo des Clubs Sonar. Weitere Tattoos an seinem Körper stellen Umrisse von Orten aus seiner Vergangenheit dar, die er selbst noch nicht ganz zuordnen kann. Die Vergangenheit wird immer wieder in Form von Rückblenden gezeigt. Die Musik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Serie. Die Handlung dreht sich zum einen in der Techno-Szene ab, zum anderen werden die verschieden Szenen zum Beat geschnitten. Außerdem trägt die Musik zum Spannungsaufbau bei und untermalt die Handlung der Serie. Diese Serie bedient sich mehrerer Handlungsstränge, die sich im Laufe der Serie immer wieder kreuzen und die Verbindung der unterschiedlichen Welten erklärt. Bis zur fünften Folge nimmt die Serie sehr stark an Spannung auf und hat dort ihren Peak.
Durch das Setting der Berliner Szenebars wird die zunächst unrealistisch anmutende Handlung doch noch authentisch. Die Serie trifft nicht den Geschmack der breiten Masse, da sie sehr speziell, kreativ, aber auch teilweise brutal ist. Deswegen auch die Freigabe ab 16 Jahren. Wer sich von dem ganz eigenen Beat der Serie mitreissen lässt, kommt in den Genuss einer packenden Story voller überraschender Wendungen.

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