TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 27. August 2020

Neuauflage des Denver-Clans

von Chiara Giebelen
Intrigen, Gezanke, Skandale, Affären, Machtspielchen, Liebe und Herzschmerz – alles, wofür Soaps bekannt sind und was sie auszeichnet.
Die Serie „Dynasty“, im Deutschen „Denver-Clan“, war neben der Serie „Dallas“ das Highlight unter den Soaps in den 80er Jahren. Die damaligen Schöpfer der Serie Richard & Esther Shapiro ließen diese im gleichen Milieu wie „Dallas“ spielen. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass der Reichtum der Familien des Geldadels noch pompöser und insgesamt schriller dargestellt wurde. Außerdem wurden unvorhersehbare Wendungen weitgehend über Handlungslogik gestellt, Charaktere verschwanden über Nacht oder kamen verändert zurück und Totgeglaubte klopften an die Tür.
Der US-Sender The CW schaffte unter dem Originaltitel einen Neuanfang der Serie, die in Deutschland seit 2018 über Netflix gestreamt werden kann. Die erste Staffel steigt mit der von Blake Carrington im Mittelpunkt stehenden Tochter Fallon ein. Die anfangs naive Fallon Carrington hofft auf die Anerkennung ihres Vaters in Form einer Beförderung für eine leitende Position in seiner bekannten Firma. Doch die neue Verlobte ihres Vaters Cristal Jennings durchkreuzt ihre Pläne. Daraufhin versucht die junge Fallon Cristal wieder los zu werden und die Intrigenspielchen beginnen.
Die Geschichte wird teilweise von damals aufgegriffen. Das Setting wurde aber geändert und so spielt die Serie nicht mehr in Denver, sondern in Atlanta. Neue Schauspieler hauchen den altbekannten Charakteren neues Leben ein. Der neue Denver-Clan überrascht mit seiner nicht mehr so weißen, sondern eher multikulturellen Besetzung. Blakes neue Zukünftige Cristal ist Hispanic und die Familie des Colby-Clans hat einen afroamerikanischen Hintergrund, ebenso wie Fallons Chauffeur Michael Culhane. Interessant ist auch die Weiterführung der Rolle der intriganten Sammy Joe. In der Neuauflage ist Sammy Jo ein Mann und hat eine Affäre mit Fallons homosexuellen Bruder Steven. Blake stören mittlerweile auch viel mehr die grünen und liberalen Ideen von Steven, als die damalige Tatsache über dessen sexuelle Orientierung.
Für die Neuauflage eines einstigen Welthits hätte man meiner Meinung nach aber keine Einsparungen eingehen dürfen. The CW konnte sich keine teuren Sets leisten, daher sehen diese nicht so edel aus wie es sich für solche Soaps gehört, die nun einmal eher durch ihre Oberflächlichkeit und Schauwerte als durch tiefschürfende inhaltliche Entwicklungen glänzen. Auch den Kostümen kann die schillernde Garderobe mit ihren Schulterpolstern der 80er Jahre nicht das Wasser reichen. Da in dieser Form das Soap-Genre für junge, anspruchsvolle Serienfans nicht mehr ganz zeitgemäß wirkt, sollte eine Neuauflage zumindest meiner Ansicht nach mehr Realismus in die Serie bringen und somit gesellschaftliche Debatten unserer Zeit thematisieren. Dennoch kann man sich die Serie als Soap-Fan anschauen, vor allem wenn man das Original nicht gesehen hat.

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