TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 5. August 2020

South Park – Die Simpsons auf Drogen

von Alexander Tambic
Seit 1997 wird uns jedes Jahr aufs Neue der gesellschaftliche Spiegel vors Gesicht gehalten. Was wir darin sehen ist meistens stark verzerrt, entspricht aber doch irgendwie der Realität und dem kruden Humor von Matt Stone und Trey Parker. Alles dreht sich um die 4 kleinen Jungs Stan, Kyle, Cartman und Kenny die in der kleinen beschaulichen Stadt South Park leben und dort von einer Mecha-Strisand bis hin zu übergroßen Dinosaurier-Hamstern alles erleben, was die Vorstellungskraft hergibt. Es gibt in South Park meistens keine rote Linie wie bei anderen Serien, bei welcher wir hoffen das wir in die tiefe Psyche der Charaktere eintauchen und dass sie sich entwickeln, woraufhin uns das alles zu einem befriedigenden Ende bringt. Es ist vielmehr eine Reise, ja doch, sogar ein Abenteuer mit den Charakteren und den weltpolitischen Ereignissen oder gesellschaftlichen Ritualen (popkulturellen Anspielungen), der sich South Park immer wieder annimmt. Es ist, neben dem brutalen schwarzen Humor das Herzstück der Serie.
Die Frage die ich mir, genauso wie vielleicht auch ihr euch stellt, ist über was ich eigentlich schreiben kann, wenn es um South Park geht und warum ich überhaupt darüber schreibe. Die Serie ist durch ihren aktuellen Bezug auf politische und gesellschaftskritische Ereignisse, immer noch essentiell zur Selbstreflexion und Kritik am derzeitigen System. Die Animationen haben sich seit 1997 natürlich stark verbessert, aber technisch bleibt South Park eher uninteressant und auch die Charaktere stagnieren und entwickeln sich höchsten für die Folge, in der sie was lernen sollten. Wobei das eher ein Vorteil ist, da sie dadurch immer in neue und absurdere Abenteuer hineingezogen werden können. Versteht mich aber jetzt nicht falsch, die Charaktere haben natürlich immer wiederkommende Eigenschaften, die sie für mich nicht nur wiedererkennbar machen, sondern man lernt sie auch zu lieben, auch wenn diese Liebe mehr der komischen Natur entspricht. Der Vergleich eines Irren, der einem die wunderlichsten Geschichten erzählt und einen einfach nicht mehr loslässt beschreibt auf jeden Fall einen Teil des South Park Gefühls. Dabei beschränkt sich die Serie natürlich nicht nur auf die Hauptcharaktere, sondern greift in einen Fundus voller anderer schräger Naturen. Vom homosexuellen Grundschullehrer Mr Garrison der immer wieder, mit wunderbar humoristischen Einlagen, versucht sein Geschlecht zu finden bis zum Chefkoch, der versucht den vier Grundschülern regelmäßig mit eindeutig nicht jugendfreien Song einlagen Problemen der Jungs auf den Grund zu gehen (oder auch eher nicht) sammelt sich in dem Städtchen alles was man als schräg oder verrückt bezeichnen kann.
Neben den Charakteren, ist wie oben schon erwähnt, die Story der Kern des schönen Humors von South Park. Dabei bedient sich die Serie aus dem ganzen Fundus unserer schrägen Welt, besonders der Politik. South Park nimmt zum Beispiel den Wahlsieg Obamas und die Niederlage McCains und macht, wie bei den Simpsons, daraus ein übertriebenes Schlachtfeld aus Leuten, die den Sieg Obamas in einer überheblichen Euphorie feiern, sodass dem Chef schonmal gesagt werden kann, dass er sich mal selbst Ficken darf. Die Straßen werden zu einem Tollplatz für besoffene Randalen, während die McCain Anhänger stark bewaffnet in einem Bunker warten, das die Welt untergeht, da dies ja durch die Wahlniederlage passieren muss. Und wenn man denkt, das dies schon das verrückteste war, dann sollte die Story um Obama und McCain, die sich gar nicht für das politische Amt interessieren, sondern nur ins Oval Office wollten, um dort den Tunnel zu benutzen, um einen Diamantenraub zu machen, einem den Rest geben. Ja,  richtig verstanden. Obama ist nur ein Weltklasse Räuber. Dieses Beispiel zeigt die wunderbar wahnsinnige Natur der Serie und wer auf diese Art von Humor steht wird aus dem Lachen nicht mehr herauskommen. Dabei sollte besonders die grundsätzliche Vorgehensweise hervorgehoben werden. Jede South Park Folge wird nämlich in einer Woche animiert, was den Machern die Zeit gibt noch was zu verändern. In der beschriebenen Folge beispielweise, wurde eine Rede von Obama verarbeitet die er erst 24 Stunden vorher gehalten hat, auch die Folge selbst war eine Reaktion auf den Wahlsieg Obamas. Die Folge wurde sogar einen Tag nach dem Wahlsieg schon ausgestrahlt.
Ich könnte nun mit unzähligen weiteren Absurditäten fortfahren, doch es gibt noch eine riesige Sache, die unbedingt erwähnt werden muss, nämlich der deutliche gesellschaftskritische Ton, der nach genanntem Beispiel sofort auffällt und South Park nicht nur zu einer schwarzhumorigen Animationsserie macht, sondern zu einem wichtigen Kritiker des Sozialen. Ähnlich den Simpsons, die durch Übertreibung Kritik üben, macht die Serie das in einer noch extremeren Form. Es wird Disneys Monopolpolitik kritisiert, Trumps politische Unfeinheiten (dümmlichen Handlungen) bloßgestellt und es wird immer wieder versucht Personen zum Nachdenken anzuregen.
Ich kann nur jedem der auf derberen, schwarzhumorigen sowie gesellschaftskritischen Humor steht empfehlen sich South Park anzuschauen, denn sie bringt einen nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken und lässt keine Möglichkeit offen jemanden zu kritisieren oder sich über ihn lustig zu machen oder vor etwas zurückzuschrecken, weil es vielleicht nicht der political correctness entspricht. South Park wird immer an der front line stehen und den Leuten ohne Umwege sagen was gesagt werden muss.

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