TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 8. September 2020

Into the Night – Und dann?

von Jana Dörfler
Die erste belgische Serie hat es nun auf Netflix geschafft! Ich hätte dazu gerne eine positive Kritik verfasst, leider bringt mich die 1.Staffel Into the Night mit insgesamt sechs Episoden, genau zum Gegenteil.
Die Beschreibung der Serie erinnert zunächst an einen klassischen Katastrophen-FiIm. Gleich in der ersten Folge wird der Zuschauer mit der absurden Storyline vertraut gemacht. Ein italienischer Soldat kapert kurz vor Abflug einen Linienflug nach Moskau. An Board verkündet er: Die Menschen werden von den Sonnenstrahlen getötet, deswegen müssten sie nun mithilfe des Flugzeuges vor der Sonne fliehen. Die Crew und die Passagiere zweifeln im ersten Moment an dieser Geschichte und glauben eher an eine Entführung. Gefühlt in der nächsten Sekunde sind diese Zweifel aber über Bord geworfen. Um die Katastrophen-Stimmung perfekt aufrecht zu erhalten, ereignen sich eine Reihe unglücklicher "Zufälle". So funktioniert natürlich weder WLAN, noch der Funk des Flugzeuges und den Charakteren bleiben keinerlei Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Rest der Welt. Zahlreiche dieser Zwischenereignisse gehen auf das Konto der Charaktere, deren Verhalten meist einfach nur als dumm zu bezeichnen ist. Dazu würden mir glatt zehn Beispiele einfallen. Hier ein spoilerfreies: Weltuntergangsstimmung, wahnsinnige Panik, die Gruppe ist getrennt. Jeder normale Mensch hätte sein Telefon auf laut gestellt und griffbereit! Aber hier dachten sich die Autoren wohl auch: zu langweilig! Ich persönlich fühle mich davon nur getriggert und provoziert. Die Stimmung bleibt weiterhin "spannend" und recht schnell müssen die ersten Personen sterben. Allerdings nicht an den Sonnenstrahlen, sondern beispielsweise an Diamanten im Bauch. Denn natürlich war auch ein Diamantenschmuggler anwesend! Auch die anderen Passagiere des Flugzeuges, inklusive Pilot und Mechaniker, sind mit zahlreichen Stereotypen geschmückt. Zeitweise war ich nicht sicher, ob ich vielleicht gerade eine Soap-Opera anschaue. Da ist die junge Influencerin die verzweifelt versucht auf Instagram live zu gehen. Ein Rassist. Eine Krankenpflegerin, die in jedem zweiten Satz erwähnt, dass sie keine Ärztin ist! Dann ist da noch der todkranke Junge, der bald operiert werden muss. Im Laufe der Staffel scheint die fehlende Operation dann doch kein großes Problem mehr zu sein. Sympathie konnte ich jedenfalls zu niemandem aufbauen, außer vielleicht dem kleinen Jungen.
Die Flashbacks am Anfang einer Folge sind ein trauriger Versuch den Charakteren mehr Tiefe zu geben. Aber auch hier wurde meiner Meinung nach viel zu dick aufgetragen. Hinzu kommt, dass diese eingespielten Rückblicke rein gar nichts mit der Thematik zu tun haben. Den Informationsgehalt dieser Flashbacks hätte man auch in einen Dialog der Passagiere packen können, dann wären diese zumindest nicht ganz so platt gewesen.
Von Spannung ist für mich nicht viel zu spüren. Die meisten Konflikte und platten Dialoge lassen den Zuschauer wohl eher schmunzeln. An sogenannten Plotholes haben die Produzenten ebenfalls nicht gespart.
Ich denke Into the Night eignet sich ideal zum Binge-Watching. Eine Folge dauert nur ca 40 Minuten und ein verregneter Sonntagnachmittag kann sich ein wenig auf. Wer eine Serie sucht, bei der er nebenbei am Handy hängen kann und die Story nicht so wichtig findet, ist hier gut bedient. Eins muss ich der Serie lassen: eine Liebesgeschichte wurde uns erspart.

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