Ein Ende. Keine Fortsetzungen. Keine
Ergänzungen in irgendeiner anderen Form. Einfach nur ein simples, absolutes
Ende. Das wird heutzutage immer schwerer zu finden. In den Kinos lassen sich
immer mehr Sequels, Prequels oder Re-Imaginations finden. Doch bei Serien ist
es nicht anders. Immer und immer wieder wird noch eine Staffel an eine Serie
angehängt. Warum auch etwas enden lassen, von dem sich die Fans immer mehr und
mehr wünschen und was damit den Produzenten immer mehr und mehr Geld bringt?
Man will sich einfach nicht mehr mit einem „…und sie lebten glücklich und
zufrieden bis an ihr Lebensende!“ abfinden.
Stattdessen laufen Serien, die
eigentlich schon längst hätten enden sollen immer weiter und weiter. Manchmal
bis hin zu dem Punkt, an dem ihre Qualität einen solchen Tiefpunkt erreicht,
dass sie abgesetzt zu werden drohen und ihre Geschichte mit einem erzwungenen
Finale schießen müssen.
Auch eine langjährige Serie wie
beispielsweise Scrubs schien es
beinahe geschafft zu haben, ein angemessenes Ende zu finden. Dem Zuschauer
wurde hier ein kurzer Blick in eine vollkommen perfekte Zukunft über das
Serienende hinaus erlaubt, ohne jedoch zu behaupten, dass diese auch
tatsächlich eintreffen würde. Das wurde dem Publikum überlassen. Zumindest
vorerst. Dann erhielt ABC die Rechte an der Serie und eine völlig unnötige 9.
Staffel zerstörte dieses vermeintlich perfekte Ende.
Welche Optionen bleiben einer Serie
damit, um einem derartigen Schicksal zu entgehen? Eine Möglichkeit ist die
Anthologie, also die Aneinanderreihungen von einzelnen Geschichten, die nicht
(oder zumindest zum Großteil nicht) miteinander in Verbindung stehen. Ein
Beispiel für eine Anthologie-Serie ist dabei American Horror Story.
Zu allererst sieht man sich in American
Horror Story mit einer Serie konfrontiert, die ihre Schauplätze und Cast immer
erst nach dem Ende einer Staffel ändert. Dies erlaubt ihr eine Story
darzustellen, die dem Zuschauer eingehender und ausführlicher geschildert
werden kann, als es bei einer nur eine Episode umfassenden Story, wie es zum
Beispiel bei Black Mirror der Fall ist.
Die Geschichte an sich kann also in
größerem Umfang behandelt werden und Charakteren wird ein gewisses Development
ermöglicht. Gleichzeitig verhindert dies aber auch, dass sich die Serie im
Laufe der Zeit mit immer mehr Staffeln in der Handlung verliert oder der
unglückliche Fall eintritt, dass den Schreibern die Ideen zu diesem konkreten
Setting ausgehen.
An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass
obwohl sich die Story nach jeder Staffel ändert, der Cast der Serie in großen
Teilen gleich bleibt. Das bedeutet, der Zuschauer kann sich zwar mit jeder
Staffel mehr mit den Schauspielern selbst anfreunden, wird sie aber
gleichzeitig in immer neue Rollen schlüpfen sehen. Eine gute Gelegenheit also
für die Schauspieler, ihr ganzes Können in ihrem Handwerk zu beweisen.
Dabei sei gesagt, dass es hier zwar Figuren
wie die von Jessica Lange gibt, die über die Staffeln hinweg ihre grundlegenden
Charakterzüge beibehalten. Jedoch existieren gleichzeitig auch Figuren, wie die
durch Denis O’Hare verkörperten, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Aber
egal, ob der Zuschauer Beständigkeit oder Mannigfaltigkeit vorzieht: Mit zwei
Primetime Emmy Awards Nominierungen bei O’Hare und ebenfalls zwei Emmy
Nominierungen, aber gleichzeitig auch zwei Emmy Auszeichnungen bei Lange, wird
dem Zuschauer sicher stets eine solide Vorstellung geboten.
Doch auch die Tatsache, dass die
Staffeln so vollkommen unabhängig voneinander existieren, kann für Vorzüge
sorgen. Der Zuschauer kann so nämlich jede erste Folge einer Staffel als Pilot
zu einer neuen Serie betrachten und nach dem Ansehen entscheiden, ob ihn das
Thema und das Setting interessieren oder nicht. Ist letzteres der Fall, kann
man diese Staffel ohne jede Bedenken einfach überspringen und sich der nächsten
widmen. Man sieht sich also nicht wie bei anderen Serien beinahe gezwungen,
sich durch jede einzelne Episode jeder Staffel zu quälen, nur um zu den
Abschnitten zu kommen, die einem tatsächlich gefallen. So habe ich zum Beispiel
American
Horror Story: Asylum nach einigen Episoden abgebrochen, weil ich mich durch
die vielen, beinahe unübersichtlichen Handlungsstränge überwältig sah. Da aber
die folgende Staffel Coven nichts mit
der vorherigen zu tun hat, musste ich mir keine Gedanken über Kontinuität
machen und konnte mich stattdessen einfach auf das neue Setting einlassen.
Zum Schluss sei aber ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass ich mit dieser Kritik natürlich nicht einfach behaupten
möchte, alle langlaufenden Serien wären automatisch schlecht, nur weil sie kein
absehbares Ende zu haben scheinen. Keineswegs. Ein Blick auf Game of Thrones würde diese Behauptung
sofort widerlegen. Ich möchte lediglich darauf aufmerksam machen, welche
Vorteile eine Form wie die Anthologie einer Serie bietet. In ihr können
Menschen wie ich, die das ständige Warten auf Fortsetzungen leid sind, endlich
Geschichten finden, die dann auch tatsächlich schließen, wenn die Credits
laufen.
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