TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 4. September 2017

Pretty Little Liars. Kleine Mädchen - Große Lügen!

von Julia Hoffmann 

Drohnachrichten einer mysteriösen Person namens „A“, vier verstörte Mädchen, eine schwarze Gestalt, die durch dunkle Wälder schleicht und der Versuch, diese zu entlarven. Diese Bilder werden sich dem Zuschauer bieten, wenn er sich dazu entschließt, die in 2012 erstmals in Deutschland ausgestrahlte Fernsehserie Pretty Little Liars anzusehen. Hanna Marin, Spencer Hastings, Emily Fields und Aria Montgomery sind eine Clique und Freundinnen seit der Schulzeit. Nach dem Verschwinden ihrer Freundin und Anführerin der Gruppe Alison DiLaurentis verlieren sie sich aus den Augen. Doch als sie dann von einer unbekannten Person namens „A“ bedroht werden, nähern sie sich wieder an und sind enger verbunden denn je.


„A“ scheint alle ihre Geheimnisse zu kennen und droht diese zu enthüllen, falls sie ihre Anweisungen nicht befolgen. Während die Clique versucht, die Identität des mysteriösen Gegenspielers herauszufinden, werden die Darstellerinnen immer wieder in schlimme Dinge, wie zum Beispiel Ermordungen, verwickelt. Darüber hinaus wird inmitten dieser Psychospielchen die Freundschaft der vier Mädchen konstant auf die Probe gestellt, was wiederum beim Zuschauer für Mitgefühl und Sympathie sorgen soll. 

Immer wieder macht es den Anschein, als ob es „A“ wirklich auf die Mädchen abgesehen hätte, jedoch können sie sich von Mal zu Mal retten und ernsthafte Konsequenzen scheint es nur für unwichtige Charaktere zu geben. 

Schon nach kurzer Zeit begreift man als Zuschauer, wie die einzelnen Folgen inhaltlich aufgebaut sind und die Serie wirkt dadurch vorhersehbar: Die vier Mädchen trennen sich und versuchen im Alleingang mehr herauszufinden. Eine von ihnen wird geschnappt und bedroht. Die anderen drei retten sie und „A“ hinterlässt eine Botschaft, welche besagt, dass es nicht ihr letzter Versuch war. Nach diesem groben Schema verläuft letztlich jede Folge der Serie. 

Diese häufigen Repetitionen führen sogar dazu, dass man die Folgen überspringen möchte, um gleich zum Ende zu kommen und so herauszufinden, wer „A“ ist. Der Aspekt des ständig gleichen Ablaufs lässt sich jedoch nicht nur innerhalb der einzelnen Folgen, sondern auch in der Serie als Ganzes finden. Die Suche nach dem kreativen Fallensteller streckt sich auf sage und schreibe sieben Staffeln und im Verlauf derer wechselt mehrmals die Person, welche sich hinter „A“ versteckt. Diese einfache Struktur ließe sich wahrscheinlich endlos weiterführen und die Mädchen befänden sich noch bis ans Ende ihrer Tage auf der Suche nach einem ständig wechselnden Antagonisten. 

Nach all der bisherigen Negativität ist an dieser Stelle dennoch zu erwähnen, dass die Serie zu einem gewissen Teil unterhaltsam ist. Dies liegt vor allem an den zum Teil sehr unterschiedlichen Hauptcharakteren, welche auf den ersten Blick sehr oberflächlich wirken, jedoch durchaus mehrere Facetten bieten: So wären da das intelligente und strebsame Mädchen aus gutem Hause, Spencer, welche den Anschein macht, die stärkste von Allen zu sein, jedoch immer wieder damit überrascht, wie gefühlvoll sie sein kann. Aria, die sentimentale, sensible und dennoch starke Tochter eines Lehrerpaares, welche vorgibt immer das Beste für die Gruppe zu wollen, andererseits jedoch immer wieder für schlimme Geschehnisse rund um die Mädchen verantwortlich ist. Hanna, das Püppchen, welche sehr auf ihr Äußeres achtet und oft den Anschein macht, das Dummchen der Gruppe zu sein, dies aber oftmals durch ihre sehr ausgeklügelten Pläne widerlegen kann. Und zu guter Letzt wäre da noch Emily, das gute Gewissen der Mädchengruppe. Angetrieben von einem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn sieht sie auch in den schwierigsten Situationen noch das Gute in einem. Jedoch neigt sie auch des Öfteren zu Wutausbrüchen und überrascht mit ihrem starken Temperament. 

Obwohl die Charaktere durchaus komplex sind, kennzeichnet die Protagonistinnen leider ein zum Teil sehr naives Vorgehen, was wiederum dazu führt, dass man sich dabei ertappt, wie man vom anfänglichen Mitfiebern immer mehr in Frust und Fremdscham versinkt. Vorrangig scheint sich die Serie aufgrund der behandelten Themen wie Mobbing, der ersten große Liebe, Probleme innerhalb einer Familie und der gegebenen Identifikation mit den Hauptdarstellerinnen an weibliche Teenager zu richten. 

Nichtsdestotrotz bietet die Serie darüber hinaus ein durchaus reizvolles Mystery-Moment an, da der Zuschauer ständig miträtseln kann, wer sich hinter dem derzeitigen Antagonisten verbirgt. Sobald man einmal in die Geschichte um die vier Freundinnen verwickelt ist, will man auch wissen, wer „A“ ist und wieso sie ihnen diese schrecklichen Dinge antut.

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