Am 9. Februar 1979 geht sie zum ersten Mal auf
Sendung: die NDR Talk Show. Seitdem wurde gelacht, gestritten, diskutiert und
auch geweint. In
der 797. Ausgabe der zweitältesten Talk Show erwarten Barbara Schöneberger und
Hubertus Meyer-Burckhardt nur „Gewinnertypen“ aus den verschiedensten
Disziplinen.
Erfolgsgeheimnis Nr. 1 der Talkshow ist die bunte Gäste-Mischung.
Das bewährte Konzept blieb über die Jahrzehnte weitestgehend unverändert:
Sieben bis acht Gäste pro Sendung; Prominente, aber auch mindestens ein weniger
bekannter Gast, die eine spannende Thematik zu bieten haben. Ab dem 9.Februar
1979 moderierte die ersten 15 Jahre ein Trio - Dagobert Lindlau, Wolf Schneider
und Hermann Schreiber. Sie starteten ganz trendy in der linken Musikkneipe
"Onkel Pö" in Hamburg, Eppendorf. Die Begeisterung von Kritikern und
Publikum
war anfangs verhalten. Doch das änderte sich. In der mehr als 30-jährigen
Geschichte der NDR Talk Show sorgen nicht nur skandalöse Momente wie Auftritte,
in denen Eartha Kitt Rudi Carrell in die Nase biss oder Schauspieler Klaus Löwitsch
beim Anblick seiner Ex-Freundin Barbara Valentin aus
dem Studio flüchtete, für legendäre Momente. Vor allem die ruhigen Momente sind
es, die den Charme des Formats ausmachen. Zu
den eindrucksvollsten gehört das Gespräch mit dem 1999 verstorbenen Dirigenten
Yehudi Menuhin, der zu den bekanntesten Violinisten des 20. Jahrhunderts
gehörte. Nachdenklich stimmt auch das Interview mit dem sterbenskranken
Fassbinder-Freund und Schauspieler Kurt Raab, der in der NDR Talk Show einen
seiner letzten öffentlichen Auftritte hatte.
Und was zählt in der modernen Medienwelt des
Fernsehens zu den unverzichtbaren Elementen? Die Moderation. Die Leistung
derer, die Sendungen begleiten und durch sie führen, entscheidet letzten Endes
über den Erfolg oder Misserfolg aller Sendeformate.
Julia Westlake mit Jörg Pilawa, Alida Gundlach, „Dalli Dalli“
Moderator Kai Pfaume oder Hermann Schreiber, welcher mit seinem ruhigen,
einfühlsamen und doch kritisch hinterfragenden Stil die Sendung viele Jahre mitprägte,
sind mindestens eine genauso bunte Mischung wie deren Gäste.
Begonnen hat ihre Karriere mit der unvergessenen Sendung
"Blondes Gift". Seitdem wurden ihr etliche Preise, unter anderem der
„Deutsche Fernsehpreis“ in der Kategorie „Beste Moderation Unterhaltung“ oder
der „Deutsche Comedy Preis“, verliehen. Ein loses Mundwerk, Schlagfertigkeit
und scharfe Kurven. Die Rede ist von Barbara Schöneberger. Seit Januar 2008
moderiert sie an der Seite von Hubertus Meyer-Burckhardt. Der gewohnt souveräne
Fernsehproduzent und Journalist hält den Gastgeber-Rekord der Sendung mit mehr
als 230 Einsätzen.
In der 797. Ausgabe der NDR Talkshow erwartete das Duo wie gewohnt
eine zwar gediegene, aber gemischte Runde. Betitelt mit „Gewinnertypen“ waren
in der Sendung zu Gast: die Sängerin Gitte Haenning und Gil Ofarim, das
Moderatorenpaar Frank Plasberg und Anne Gesthysen, der Komiker Wolfgang
Trepper, Foodexperte Sebastian Lege, Ratsvorsitzender der evangelischen Kirche
Heinrich Bedfort-Strohm und, wie sollte es anders sein, um die bunte Mischung
zu vollenden, der Reality-Star Daniela Katzenberger.
Das bodenständige Moderatorenpaar Frank Plasberg und Anne
Gesthysen eröffnen die Gesprächsrunde mit der klassischen Frage nach der
Harmonie im Hause Plasberg-Gesthysen. Er ist für seine knallharten Fragen im
Polittalk „hart aber fair“ bekannt, sie hat jahrelang das ARD-Morgenmagazin
moderiert und ist darüber hinaus Bestsellerautorin. Geschichten zum
Weihnachtsessen und klassischem Urlaubsstress aus dem Familienalltag sind der
perfekte Einstieg in eine Talkrunde am Freitagabend. Jeder kennt diese
Situationen und kann sich sofort mit den Beiden identifizieren. Das Paar
scheint zu den wenigen in der Fernsehwelt zu gehören, welche sich den
elementaren Aspekten des harmonischen Zusammenlebens widmen. Ein harmonisches
„Gewinnerpaar“.
"Ich will nen Cowboy als Mann" -
mit diesem Ohrwurm hat die dänische Sängerin Gitte Haenning 1963 das Deutsche
Schlagerfestival gewonnen. Mehr als 60 Jahre Bühnenerfahrung hat sie inzwischen
hinter sich und fast 30 Alben veröffentlicht.
Sie spielt derzeit in Lübeck in dem Andrew Lloyd Webber-Music
„Sunset Boulevard“ die Figur Norma Desmond; eine alte Hollywood-Diva, die ihre
besten Jahre hinter sich hat und nun komplett isoliert und abgeschottet von der
Außenwelt lebt. Gewisse Parallelen scheinen sich in ihrem Privatleben wider zu spiegeln: unter
anderem lebt Heanning auch privat eher abgeschottet und versucht „ihre privacy
genießen zu können“. Komplett in weiß gekleidet, mit den Händen pausenlos ihre
Struwwelpeter-Frisur richtend, wirkt Haenning in der Sendung erzwungen
jugendlich rebellisch. Und betont einmal zu
viel, wie lange sie im Rampenlicht steht und macht dem Zuschauer klar, wie es
ist, ein Leben lang „im Sonnenlicht“ zu stehen. Doch auch sie nutzt ihre Bekanntheit
als Shareholder im Verein „Freeartus“, welcher sich für Einwanderer in
Deutschland einsetzt. Zwar in Satzfetzen und etwas naiv formuliert, aber durch
die Passion zu diesem Thema erreicht es einen auf einer sehr persönlichen
Ebene.
Vor genau 20 Jahren löste er einen Teeniealarm aus: Gil Ofarim.
Der damals 15-jährige Sohn des Sängers Abi Ofarim wurde in der Foto-Love-Story
der Jugendzeitschrift „Bravo“ entdeckt und startete daraufhin eine
erfolgreiche, wenn auch kurze Karriere als Sänger. Nun ist er laut eigener
Darstellung ein Mann geworden. Thema Tanzen und Familie stehen im
Vordergrund. Mit einer erfreulichen Nachricht über den Gesundheitszustand
seines Vaters ist sein kurzer, wenig aufschlussreicher Auftritt in der Show
beendet.
Mit seinem trockenen Humor ist der Komiker Wolfgang Trepper ein
wahrer Lichtblick nach der Selbstdarstellung der
beiden Kinderstars Haenning und Ofarim. Seit 14 Jahren steht der gebürtige
Duisburger auf der Bühne und macht eigentlich nichts Anderes als sich
aufzuregen. Er kann sich über alles echauffieren: den Wetterbericht im
Fernsehen, Tiersendungen, Kochshows, die Politik, das Einkaufsverhalten von
Frauen und vor allem sinnentleerte Schlagertexte. Mit Anekdoten aus seiner
Kindheit, welche für verbreitete Belustigung sorgen, schafft er es als Einziger, das Gespräch eigens zu
leiten und stellt die Moderatoren an diesem Abend in den Schatten.
Anlässlich der ARD-Themenwoche „Woran glaubst Du?“ begrüßen die
Moderatoren Bischof Heinrich Bedford-Strohm, der seit 2014 das Amt des Ratsvorsitzenden
der Evangelischen Kirche innehat. Er ist überzeugt: Eine Gesellschaft ohne
Religion verliert ihren Halt. „Was mich am christlichen Glauben fasziniert, ist
seine untrennbare Verbindung von Gottesliebe und
Nächstenliebe“, sagt der Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche.
Bedford-Strohmist, ein Mann der klaren Worte und ein volksnaher Geistlicher.
„Er deckt auf, wie uns die
Lebensmittelindustrie versucht zu täuschen“: gemeint ist der Koch und
Food-Experte Sebastian Lege. Der Bremer hat es sich zur Aufgabe gemacht,
humorvoll über die Zubereitung und Herstellung von alltäglichen Lebensmitteln
aufzuklären. Er deckt auf, wann, wo, und wie oft Verbraucher von der
Lebensmittelindustrie manipuliert werden. Mit seinen verblüffenden Beispielen
in der „NDR Talk Show“ beweist er, dass in der Nahrung oft etwas Anderes
drinsteckt als draufsteht. Er ist einer der Gäste, welcher merklich nicht
talkshowerprobt ist. Er benötigt viele Anstöße von Hubertus
Meyer-Burckhardt, wird oft unterbrochen
und seine Zeit scheint einfach zu kurz zu sein, für solch ein wichtiges Thema.
Er möchte die Menschen zu mehr
Aufmerksamkeit im Einkaufsalltag anregen, ihm fehlt jedoch die Medienkompetenz, um den Zuschauer für sich und seine Ideen gewinnen zu
können.
Ihr erster Kommentar in der Sendung, ihr Mann bezeichne sie als
„Sternzeichen Pink, Aszendent Barby“, könnte keine bessere Einleitung zu
Daniela Katzenbergers Beitrag zu diesem Abend sein. Sie wird auffällig oft
eingeblendet, wirkt jedoch unter den anderen Gästen zurückhaltend und unsicher.
Bei ihren gewohnten Themen wie der prominente Ehemann, Mallorca als neue Heimat
oder ihre Blitzdiät, folgt sie treu ihrer Linie. Sie ist das Quotensternchen
der Runde. Naive Kommentare, eine perfekt sitzende Makeupschicht und abermals
skurrile Diättipps, scheinen einerseits nahezu grotesk im Vergleich zu den
anderen Gästen zu stehen. Aber ist es nicht das, was die NDR-Talkrunde
ausmacht?! Es ist eine Abwechslung zu den ernsten, abermals diskutierten
Themen, was wir an einem Freitagabend im Fernsehen präsentiert haben wollen.
Weg von reinem, primitiven Unterhaltungsfernsehen, jedoch nicht zu weit
entfernt, um den „Berieselungsfaktor“ zu wahren. Die NDR Talk Show mit ihren
illustren Gästerunden, einer treuen Zuschauerschaft und nicht zuletzt sehr
guten Einschaltquoten, ist gut im heutigen Freitagabendprogramm angekommen.
Quellen:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ndr_talk_show/geschichte/Die-Geschichte-der-NDR-Talk-Show,ntalkgeschichte121.html
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