TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Freitag, 1. September 2017

Janni und Peer...und ein Baby. Aus zwei mach drei - Wenn das Paradies in den Alltag zurückkehr

von Melanie Greif


Dass Nackt-Dating-Shows als neuer Quotenfänger im deutschen Fernsehen langsam im Kommen sind und so mit dem Tabu der Nacktheit jonglieren, wurde bereits in meiner letzten Kritik auf diesem Blog zu Naked Attraction – Dating Hautnah (RTLII) betrachtet. Weniger Hoffnung hegte ich jedoch hinsichtlich ihrer Ernsthaftigkeit und dass dadurch tatsächlich ein wahres Liebesglück zu Stande kommen könne. Dass jedoch genau dies der Fall sein kann, beweisen uns nun Janni Hönscheid (Profi Suferin. Model) und ihr Liebster Peer Kusmagk (Moderator, Dschungelkönig, Restaurantbetreiber,… – augenscheinlich ein wahres Allroundtalent in der Riege der Z-Promis), die einst auf der Liebesinsel im Paradies vor den Kameras der Produktion Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies zueinander fanden und seitdem auch bekleidet ein glückliches Paar abgeben.

Wie in den Vorgängersendungen über Sarah und Pietro Lombardi oder Jana Ina und Giovanni Zarella verkündet auch das Adam sucht Eva-Paar stolz: „Wir sind schwanger“ - und lassen daran ganz Deutschland jeden Montag ab 22:35 Uhr teilhaben.

Für Alle, die sich jetzt aber immer noch fragen wer die Beiden sind und was es mit Adam sucht Eva auf sich hat – hier ein kurzer Rückblick auf das erste Beschnuppern der beiden Turteltauben: Im Jahr 2016 nahmen Janni und Peer an der Promi-Version der bis dato ersten Nackt-Dating-Show im deutschen Fernsehen Adam sucht Eva – Gestrandet im Paradies teil, in welcher verschiedene Singles auf das paradiesische Atoll Tikehau im Pazifik geschickt werden, um sich dort bestenfalls ineinander wie einst Adam und Eva in ihrem Paradies zu verlieben (und das versteht sich im biblischen Dress-Code, nämlich mit absolut nichts außer den selbstgebastelten Blumenketten und der „Love Bag“). Dieses Experiment ging bei den beiden scheinbar voll und ganz auf. Sie lernten sich auf der „Insel der Versuchung“ kennen und lieben, verließen schließlich gemeinsam die Insel und sind seither ein glückliches Paar.

Wie glücklich sehen wir in ihrer Sendung an ganz alltäglichen Situationen, wie dem Besuch der Eltern, welche die Happy-Family-Atmosphäre abrunden oder dem Termin beim Frauenarzt, bei dem Peer den Freudentränen nahe ist, als er erstmals das Ultraschallbild ihres Babys sieht. In Slow Motion mit theatralischen Popsongs unterlegt, soll hierbei im klassischen Reality-TV-Stil der Zuschauer in dieselbe Stimmung wie der stolze Bald-Papa versetzt werden.

Ich erkenne hier eindeutig Marketing für das Image der Beiden, eine nette Finanzspritze für die Windelkasse und ein Baby-Brei-Upgrade, da sie wie Peer gerne betont ja „nicht reich“ sind sondern doch so normal wie Maier und Müller – mal abgesehen von den Kameras, der Kennenlerngeschichte und dem Rampenlicht. Und obwohl das negativ geklungen haben mag, stören mich diese Dinge tatsächlich eher weniger, denn man bedenke die zeitliche Einbettung. Um 22:35 Uhr möchte ich mich über nichts aufregen, sondern lasse mich gerne von gut gelaunten Menschen und deren ach so glücklichen 0-8-15- Leben berieseln, um nachts davon zu träumen, dass mir vielleicht ja auch irgendwann ein solches Leben blühen könnte. Wenn auch höchstwahrscheinlich ohne Kennenlernen im Paradies, dafür aber mit genau so viel Friede-Freude-Eierkuchen und den alltäglichen „Problemen“, die das Leben doch letztendlich im richtigen Maße spannend bleiben lassen, kann ich mich nun beruhigt hinlegen und in mein ganz eigenes Traum-Paradies flüchten.

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