Das Sat. 1 -Frühstücksfernsehen – ein Fernsehmagazin, welches aufgrund seiner zugegeben doch sehr frühen Sendezeit von 5:30 Uhr bis 10:00 Uhr, wohl jedem Langschläfer kein Begriff ist. Doch möchte man einigen Statistiken Glauben schenken, die sich auf die Einschaltquoten berufen, so handelt es sich beim Frühstücksfernsehen, welches seit etwa 30 Jahren wöchentlich von Montag bis Freitag ausgestrahlt wird, um das beliebteste Morgenmagazin vor „Guten Morgen Deutschland“ (RTL) und dem „ZDF-Morgenmagazin“.
Neben Berichten zu aktuellen Themen, Nachrichten, Interviews von mehr oder weniger berühmten Gästen, Rezept-/Sex- und Lifestyletipps, dem Wetter und einem Horoskop, darf auch ein tägliches Gewinnspiel nicht fehlen, um eine möglichst große Zielgruppe an Frühaufstehern anzusprechen. Dabei gibt das Team, bestehend aus Marlene Lufen, Alina Merkau, Matthias Killing, Karen Heinrichs und Daniel Boschmann, um den Studiohund Lotte ihre Moderation zum Besten. Mit stets guter Laune, perfekt durchgestylt, und immer einen kecken Witz auf Lager widerspricht das jeweilige Moderationsduo jedem Klischee eines missgelaunten Morgenmuffel, wodurch deren Arbeitsenthusiasmus auf den Zuschauer ansteckend wirken kann.
Unglücklich
gewählt wirken jedoch die Übergänge zwischen den einzelnen Berichten einer
Sendung, was vermutlich aufgrund des fehlenden inhaltlichen Gesamtkontextes des
Magazins zu Trage kommt und daher weniger auf die Inkompetenz der Moderatoren
zurückzuführen ist. So folgt auf einen Bericht über die aktuellen
Ausschreitungen des Schwarzen Blocks während des G20 Gipfels in Hamburg die
neue Internetrubrik „Kennsu?“. Zunächst wird versucht, mich als Zuschauer
mittels Kriegszustand ähnlichen Bildern von Feuer, Gewalt usw., die natürlich mit
theatralischer Musik untermalt werden, emotional zu ergreifen, um mich dann
durch witzige Pannen- oder süßen Tiervideos aus dem World Wide Web wieder auf
die intellektuelle Ebene zurückzuführen, die SAT. 1 augenscheinlich von ihren
Zuschauern in der Früh erwarten kann. Oder ein zweites Beispiel: Gerade noch
ist ein Bericht über die verrücktesten Selfie-Typen im Urlaub zu sehen, dann
das Modera-torenteam am Fußboden des Studios liegend und, beim Versuch die
beste Selfiepose zu finden, scheiternd. Man möchte glauben ein treffender
Zusammenhang zwischen Bericht und Moderation
möchte nun bestehen, doch man wird schnell enttäuscht: Alina Merkau und
Matthias Killing, immer noch auf den Boden liegend und erfüllt von Heiterkeit
(wegen des missglückten Selfies) moderieren einen Bericht über die Depressionen
der Sängerin Kesha an. Für mich eine ungeeignete Situation eine solche
ernsthafte Thematik einzuführen.
Doch Stopp! Bevor der Zuschauer der Sendung
(und auch der Leser dieser Kritik hier) sich überhaupt irgendeiner Thematik der
relativ kurzen Berichte annähern kann, wird er, wie will man es auch anders
erwarten, durch zahlreiche Werbepausen unterbrochen. Nach kurzer Vorstellung der
folgenden Themen nach der Werbung darf das Gewinnspiel nicht fehlen. Doch mir
kommt es so vor, als würde sich der Jackpot ins Unendliche mehren und die
Gewinnchance bis ins Unendliche durch den Sender gedrückt werden. Zumindest habe
ich, obwohl ich doch seit Jahren regelmäßig das Frühstücksfernsehen schaue,
noch niemanden den Jackpot gewinnen gesehen. Vielleicht sollte man lieber auf
das Horoskop warten, um sich über eine potentielle Glückssträhne zu
informieren. Moderiert durch Kirsten Hanser erklärte sie diesen Dienstag
Jungfrauen zum Glückspilz des Tages, bevor sie sich wie jedes Mal mit einem mehr
oder weniger philosophischen Spruch oder ein Gedicht beim Zuschauer
verabschiedet.
Was fehlt jetzt noch neben
pseudo-zusammenhängenden Berichten, Gewinnspielen und dem Horoskop? Sicherlich
die aktuellen Nachrichten, um über das Weltgeschehen mit den Arbeitskollegen
diskutieren zu können. Doch die Nachrichten im Frühstücksfernsehen, die in
dieser Sendung wahrscheinlich von der meisten Glaubwürdigkeit und
Ernsthaftigkeit zeugen, sind weitaus weniger für eine kritische Analyse
interessant, da sie sich kaum von anderen Nachrichtensendungen unterscheidet.
Vielmehr soll hier noch ein Blick auf die „Gesundheits-Rubrik“ mit Charlotte
Karlinder geworfen werden. Gerade unsere immer mehr gesundheitsorientierte,
chiasamenliebende und fitnessorientierte Gesellschaft könnte hier enormes
Potenzial des Frühstücksfernsehens vermuten. Doch leider muss ich auch hier
sagen, dass das dieses Potenzial nicht ausgeschöpft wird: Eine Zecke, die durch
ihren Biss den Wirten durch plötzliche Fleischallergie zum Vegetarier macht und
eine Atemübung, die das hartnäckige Unterbauchfett wegzaubern soll – für mich für den Alltag. Auch Charlotte Karlinder, die vor ihrer SAT. 1
Karriere bei RTL 2 die Live-Moderation von Big Brother übernahm, zeigt sich als
Tippgeberin für gesundheitliche Themen wenig glaubhaft.
Zusammenfassend kann man schließlich
festhalten, dass die Moderatoren es durch ihre ansteckend gute Laune schaffen
den Tag besser zu starten. Zudem bietet das Frühstücksfernsehen durch die
Vielfältigkeit der Themen unterschiedlichen Interessen des Zuschauers Raum.
Doch legt man Wert auf brandneue Nachrichtenerstattung und ein intellektuell
anspruchsvolles Niveau zur Wissensaneignung vor dem Arbeitstag, ist man hier an
der falschen Stelle. Trotz Wiederholungen von Berichten, Horoskop und flachen
Internetvideos schalte ich immer wieder gern zu Kaffee und Croissant das
Frühstücksfernsehen ein, um mich nebenbei nicht in erster Linie auf einen neuen
Wissenstand zu bringen, als vielmehr mich unterhalten zu lassen, um besser
gelaunt zu sein. Das Sat 1. Frühstücksfernsehen schafft es den Morgenmuffel aus
mir zu treiben und vielleicht ist auch gerade dies das vordergründige Ziel der
Sendung.
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