TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 4. September 2017

With a little help from my FRIENDS. Ein Sitcom mit Kultstatus



von Franziska Kränzler

Schon die Beatles wussten, dass nahezu alle Herausforderungen im Leben mit etwas Unterstützung von Freunden bewältigt werden können. Genau diese Grundidee machten sich auch die Macher der Sitcom Friends zu Nutze und sie somit zu einer der erfolgreichsten Serien aller Zeiten und Vorbild für viele weitere Sitcoms. Durchschnittlich saßen pro Episode 20 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher. Die erste Folge von Friends, die vom amerikanischen Sender NBC produziert wurde,  flimmerte 1994 in Amerika über den Bildschirm und kam zwei Jahre später auch ins deutsche Fernsehen. Nach insgesamt 5192 Minuten Laufzeit war nach zehn überaus erfolgreichen Jahren 2004 Schluss mit der Serie und zum Abschied verzeichnete sie in den USA noch einmal einen Rekord-Zuschauerwert von 51 Millionen.


In den insgesamt zehn Staffeln mit 236 Folgen werden Krisen im Job, der Liebe oder der Familie bewältigt, sich gegenseitig unterstützt und sich genauso häufig übereinander lustig gemacht.  Zentraler Treffpunkt der Gruppe – ein klassisches Merkmal von Sitcoms ist hierbei das Café „Central Perk“. Dort versuchten sich sowohl Rachel, das anfangs verwöhnte Modepüppchen, als auch Joey, Frauenaufreißer und mehr oder weniger erfolgreicher Schauspieler, im Laufe der Serie schon als Kellner. Phoebe, eine esoterisch angehauchte Masseuse und Hobby-Sängerin, tritt dort regelmäßig mit ihrer Gitarre auf. An ihrem Stammplatz inmitten des Cafés werden alle Lebenslagen besprochen und außerdem der ein oder andere Flirtversuch unternommen. Weitere Schauplätze der Serie sind die Wohnungen der zwanghaft ordentlichen Monica beziehungsweise Joey und Chandler, die genau gegenüber liegen. Wirklich allein scheint nie einer der Charaktere zu sein, da immer ein anderer der Freunde in die Wohnung platzt, am Arbeitsplatz vorbeischaut oder einen Kaffee trinkt. Daher fühlt sich auch der Zuschauer fast wie ein Teil der Clique und wäre – wenn ich jedenfalls von mir selbst ausgehe unfassbar gerne auch einmal bei einem Kaffeeklatsch der Gruppe dabei.

Die Schauspieler der Serie wurden zu Megastars mit einer stetig wachsenden Gage von schlussendlich einer Million Dollar pro Folge und zumindest Jennifer Aniston und Courteney Cox konnten das Sprungbrett nutzen, um ihre Schauspielkarrieren erfolgreich voranzutreiben. Aber nicht nur die Schauspieler wurden berühmt und blieben in Erinnerung, sondern auch die Frisur von Jennifer Aniston wurde zum Renner in den Friseursalons der 90er Jahre und bekam sogar einen eigenen Namen, den sogenannten „Rachel-Cut“. Der Erfolg der Serie lockte ebenfalls viele Gaststars aus Hollywood an und somit gab sich eine Reihe von bekannten Gesichtern aus Film und Fernsehen im Laufe der Zeit die Klinke in die Hand. So spielte zum Beispiel Julia Roberts eine ehemalige Klassekameradin von Chandler, welcher er damals in der Schule einen Streich gespielt hatte. Nach so langer Zeit kann sie ihm die Peinlichkeit endlich zurückzahlen, indem sie Chandler nackt auf der Toilette eines Restaurants stehen lässt und natürlich können hierbei  die Häme seiner Freunde Joey und Ross nicht weit sein. Reese Witherspoon verkörperte Rachels Schwester Jill, die ein noch verwöhnteres Mädchen als Rachel ist und ein paar Mal mit Ross, immerhin dem Exfreund ihrer Schwester, ausging. Besonders in Erinnerung dürfte jedoch der Auftritt von Bruce Willis geblieben sein. Er spielte einige Folgen lang den strengen Vater der Freundin von Ross und fing nach einiger Zeit an, mit Rachel auszugehen. Für diese Performance erhielt Bruce Willis im Jahr 2000 sogar einen Emmy für den besten Gastauftritt in einer Comedy-Serie.

Da das Format ein so großer Erfolg wurde, ist es auch nicht verwunderlich, dass es als Vorbild für andere Sitcoms diente. Ganz deutlich wird dies beim Vergleich mit der Serie How I met your mother. Die fünf Freunde Ted, Lily, Marshall, Robin und Barney wohnen ebenfalls in New York und treffen sich regelmäßig in der „McLarens“ Bar auf ein paar Bier, besprechen dort ihre Probleme im Job oder der Liebe und stehen sich mit Rat und Tat zur Seite. Auch die Wohngemeinschaft von Ted, Lily und Marshall scheint, ähnlich wie die Wohnung von Monica, ein Zuhause für alle Hauptcharaktere der Serie zu sein. Die Liebe mit allen Höhepunkten und Tiefschlägen darf natürlich in kaum einer Serie fehlen. Ein Ehepaar gibt es in beiden Formaten im Laufe der Zeit mit Chandler und Monica beziehungsweise Marshall und Lily und die weniger Glücklichen in Sachen Liebe lassen sich auch miteinander vergleichen. Liebt Ted Robin nun oder etwa doch nicht, sollen es Ross, der sich nebenbei bemerkt unheimlich gerne verlobt, heiratet und wieder scheiden lässt, und Rachel mit ihrer Beziehung zum wiederholten Male versuchen und kann eine Freundschaft mit dieser Vorgeschichte überhaupt noch möglich sein? Durchaus darf auch der klassische Casanova der Serie nicht fehlen.  Joey verkörpert mit seinem italienischen Charme und seinem Anmachspruch „How you doin‘?“ den Charmeur schlechthin bei Friends. Sein Pendant ist Barney Stinson, ein unersättlicher Aufreißer, der mit den verrücktesten Tricks versucht die Frauen zu verführen.

Eine billige Kopie ist How I met your mother natürlich trotz aller Überschneidungen nicht. Ein großer Unterschied im Vergleich zu Friends besteht beispielsweise darin, dass sich die Handlung ganz klar auf einen Höhepunkt zuspitzt. Und zwar auf die Frage, wer denn nun die rätselhafte Mutter von Teds Kindern ist und wie er diese kennen- und lieben gelernt hat?

Auch wenn die Sitcom nun schon vor über 20 Jahren erschienen ist und manche behaupten mögen sie sei längst veraltet und überholt, halte ich Friends immer noch für eine der witzigsten Serien überhaupt und kann mir, vor allem auch aufgrund der heutzutage oft lächerlich wirkenden Kleidung und Frisuren der Hauptdarsteller, selten ein Lachen verkneifen. Satt gesehen habe ich mich an diesem Format noch lange nicht, denn ein paar richtig gute Freunde, die immer für einen da sind, vor allem, „when it hasn’t been your day, your week, your month or even your year“, wünscht sich wohl jeder im Leben.

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