TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Dienstag, 12. September 2017

Skurrile Gruselgeschichten aus Gravity Falls

von Helena Baumer
 
Gelegen im Bundesstaat Oregon liegt das (anscheinend) ländlich-idyllische Kleinstädtchen Gravity Falls, wo die Protagonisten der gleichnamigen Serie von ihren Eltern den Sommer über geschickt werden. Die Zeichentrickserie, die seit 2013 im deutschen Disney Channel läuft wurde von Alex Hirsch produziert und besteht aus zwei Staffeln mit jeweils 20 Episoden. Die Protagonisten sind die dreizehnjährigen Zwillinge Dipper und Mable Pines. Dipper ist der eigenbrötlerische, kluge aber auch schüchterne Gegenpart zu seiner Schwester, deren quietschbunten Pullover nur von ihrer Persönlichkeit übertroffen werden. Sie verbringen die Ferien bei ihrem Großonkel Stan, einem alten Mann, der dem Wort geizig eine ganz neue Bedeutung schenkt. Stan ist der Besitzer der Mystery Shack, ein Souvenirshop für Touristen mit allerlei gefälschten Kuriositäten zu hohen Preisen. Dipper stößt im Wald jedoch auf ein verstecktes Tagebuch, in dem der Autor paranormale Phänomene und Gestalten untersucht hat, die in Gravity Falls ihr Unwesen treiben. Er macht sich deshalb zum Ziel den Sommer dazu zu verwenden um diese Mysterien zu erforschen. In der Mystery Shack arbeiten auch Jesus „Soos“ und Wendy. Die beiden, helfen den Zwillingen oft auf ihren Abenteuern, auch wenn sich Soos dabei aufgrund seiner Tollpatschigkeit auch als Hindernis erweisen kann, zum Beispiel als sie dem Pterodaktylus hinterherjagen, der Mables Schwein Schwabbel gestohlen hat und Soos den Wollfaden, dem sie folgen, aufrollt und die Verfolgung somit erschwert. 




Die Serie begleitet die Zwillinge durch ihre Sommerferien, die vollgepackt sind mit Monstern und Rätseln. Von lebendigen Golfbällen, verfluchten Wachsfiguren bis hin zum Geheimnis des achteinhalbsten Präsidenten der USA gibt es einiges an verrückten Abenteuern die Dipper und Mable gemeinsam erleben. Aber Gravity Falls besteht nicht nur aus 40 einzelnen paranormalen Begegnungen der Zwillinge, denn im Laufe der zwei Staffeln steigert sich die Handlung, so dass die Protagonisten am Ende die Welt vor einer dämonischen Apokalypse retten müssen. Aus diesen und anderen Gründen stoß Gravity Falls (vor allem in Amerika) immer wieder auf die Kritik, dass die Serie nicht für Kinder geeignet wäre, da sich die Serie viel aus dem Horror-Genre bedient. Ich selbst verstehe die Vorwürfe, denn ich muss zugeben, dass ich mich selbst (zum Beispiel bei der Folge mit menschenfressenden Riesenspinnen-Gestaltenwandlern) ein wenig gegruselt habe. Hier ist der Schlüssel aber der Humor in der Serie, der die gruseligen Szenen sofort auflockert, Paradebeispiel ist vermutlich die Folge „Zombie Karaoke“ in der eine Armee von Untoten mithilfe von einem Karaoke Song besiegt werden. Viel Humor der Serie kommt auch schon allein von den Charakteren selbst: Mable, mit ihrer quirligen und liebenswerten Art, verliebt sich quasi im Stundentakt in einen neuen Jungen (mal ist er ein Merman, ein Boy-Band Klon oder 5 Gnome, die unter einer Jacke aufeinander stehen). Soos, der bei seiner Oma wohnt, Video Spiele und Laser Tag liebt, sorgt mit seiner Kind gebliebenen Art immer für lustige Szenen. Die Serie lebt auch von dem ungleichen Duo, das Mable und Dipper bilden, ähnlich wie die Dynamik Watson und Holmes bringen ihre unterschiedliche Ansichten häufig die Lösung zu den Rätseln die ihnen gestellt werden.

Beim Thema der Rätsel der Serie bildet Gravity Falls etwas, das ich so noch nirgendwo anders gesehen habe. Denn in den amerikanischen Orginalepisoden wurden im Abspann verschlüsselte Chiffren eingeblendet, die, wenn man sie entschlüsselt, Hinweise auf die Rätsel der Serie geben. Nicht nur dort sondern auch in der Serie gibt es mehrere versteckte Easter Eggs, vor allem wenn Seiten aus dem Tagebuch gezeigt werden, kann man damit rechnen, dass sich irgendwo eine versteckte Botschaft befindet. Auch werden im Einspann und in einzelnen Folgen Aufnahmen abgespielt, die erst rückwärts abgespielt Sinn ergeben.

Gravity Falls macht meiner Meinung nach (wenn das in der Kritik noch nicht klar geworden ist) vieles richtig. Der Wechsel von Humor und Spannung, die mehrdimensionalen Charaktere mit Stärken und Schwächen und die wunderbare und detailreiche Animation sind alles Gründe für mich ein Fan der Serie zu sein. Aber mein letzter Grund ist der, dass die Serie ein Ende hat. Nach den zwei Staffeln ist die Serie vorbei, die Sommerferien der Zwillinge sind zu Ende und sie fahren nach Hause. Viele Serien machen den Fehler kein Ende zu finden und werden beispielsweise durch repetitive Handlungsstränge künstlich am Leben erhalten. Auch wenn ich gerne noch mehr über die Mysterien aus dem Tagebuch erfahren hätte, gilt hier wohl, dass man aufhören sollte wenn es am schönsten ist.

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