Nazir
Khan (Riz Ahemd) wollte eigentlich nur auf eine Party von seinen
Mitstudenten. Aus der Not „leiht“ er sich das Taxi seines Vaters, doch da er
keine Ahnung von Taxis hat, weiß er nicht wie er den Wagen auf „off duty“ stellt. Prompt steigt eine junge
Frau (Sofia Black-D'Elia) ein und fordert eine Fahrt zum Hudson River.
Völlig vereinnahmt von der attraktiven Mitfahrerin willigt er ein und am Ende
des Abends landen beide in ihrer Wohnung. Als Nazir aus seinem postkoitalen
Rausch erwacht findet er sie brutal erstochen in ihrem Bett und ergreift
panisch die Flucht. So beginnt die achtteilige HBO Miniserie The Night Of und
markiert damit die detailgenaue Aufarbeitung eines Mordes.
Ob
in der noch in derselben Nacht stattfindenden Spurensicherung, den regelmäßigen
Verhören, den Besprechungen mit der Staatsanwältin oder den Verhandlungen im
Gerichtssaal: die Serienmacher Richard Price und Steven Zaillian
legen vor allem auf eines Wert: Realismus. Was noch nicht einmal so
verwunderlich ist, da Price damals als einer der Autoren für die
Krimiserie The Wire fungierte, die für ihre realistische Darstellung
Baltimores bekannt ist. Das soll allerdings nicht heißen, dass die Serie durch
ihren starken Realitätsbezug Spannung einbüßt. Im Gegenteil. The Night Of
ist binge-watch Material vom Feinsten und versteht es, den Zuschauer mit eben
genau diesen realistischen Details und Charakteren konstant bei Laune zu
halten.
Meine
Theorie, warum die Serie diesen auf den ersten Blick schwierigen Spagat so
gelungen meistert: The Night Of arbeitet mit den Gegebenheiten des
Szenarios, nicht dagegen und findet dort ihre Konflikte und Themen. Viele police
procedure Shows zeichnen sich durch ihre Archetypen und Klischees aus. CSI
Miami zum Beispiel ist bekannt für ihre sehr unwissenschaftlichen digitalen
Zooms auf Details, um neuen Hinweise auf die Spur zu kommen. Auch der Charakter
des Horatio Kaine besticht mehr durch seine unverwechselbare Coolness, als
durch nachvollziehbare Charaktereigenschaften.
Kontrastieren wir das mit The Night Of und wir erhalten vollkommen überarbeitete Streifenpolizisten, die früh morgens einen Tatort sichern müssen und Dennis Box, einen Ermittler, der kurz vor dem Ruhestand noch einen Mord klären soll und sich Nazirs Schuld sofort bewusst ist. Auch entscheidend ist, dass The Night Of nicht nur den Mord und dessen Ablauf thematisiert, sondern alle Aspekte, die ein solcher Fall mit sich zieht. Ein klares Highlight der Serie, das uns durch diese Herangehensweise gewährt wird, ist Naz Familie und deren Kampf mit den Behörden, unmöglich hohen Anwaltskosten und dem Hass und Misstrauen ihrer Gemeinde, die unter dem Medientumult leidet.
Kontrastieren wir das mit The Night Of und wir erhalten vollkommen überarbeitete Streifenpolizisten, die früh morgens einen Tatort sichern müssen und Dennis Box, einen Ermittler, der kurz vor dem Ruhestand noch einen Mord klären soll und sich Nazirs Schuld sofort bewusst ist. Auch entscheidend ist, dass The Night Of nicht nur den Mord und dessen Ablauf thematisiert, sondern alle Aspekte, die ein solcher Fall mit sich zieht. Ein klares Highlight der Serie, das uns durch diese Herangehensweise gewährt wird, ist Naz Familie und deren Kampf mit den Behörden, unmöglich hohen Anwaltskosten und dem Hass und Misstrauen ihrer Gemeinde, die unter dem Medientumult leidet.
Ein
weiterer Aspekt der The Night Of zugute kommt ist seine Länge. Mit nur 8
Folgen gelingt es der Serie, ihre Geschichte ohne unnötige Filler zu erzählen
und hält damit ein gutes Tempo. Außerdem ist es generell ein erfrischendes
Gefühl, eine TV Serie zu genießen, ohne dass daraus eine langjährige
Verpflichtung wird. True Detective und zu einem gewissen Grad auch Fargo
folgen der gleichen Idee und erzählen jede Staffel eine neue Geschichte mit
minimaler oder gar keiner Bindung zur vorhergegangenen. Trotzdem bleibt mit
dieser Anzahl an Folgen immer noch genug Raum für Geschichten mit einer
erzählerischen Tiefe, die nur schwer im Film möglich sind. Eine gute Balance,
wie ich finde, was natürlich vielen Zuschauern zu kurzweilig erscheinen könnte,
eben genau weil sie den Charakteren weiter folgen wollen und ich wäre nicht
sonderlich fair, wenn ich dem Leser vorenthalten würde, dass der ursprüngliche
Pitch an HBO für eine für weitere Staffeln offene Serie war. Leider hat zum Zeitpunkt dieser Kritik The
Night Of noch keine Ausstrahlung im Free Tv genießen können, ist
aber schon auf DVD und Bluray erhältlich .
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