TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 30. August 2017

Dahoam ist Dahoam. Ein Herz für Bayer

von Veselin Krastev 
 


Dahoam is Dahoam ist eine dreißig-minütige deutsche Fernsehserie, die seit 2007 im Bayerischen Fernsehen von Montag bis Donnerstag um 19:30 Uhr ausgestrahlt wird. Die Produktion wird von  Markus Schmidt-Märkl und Robin von der Leyen betreut. Es wurden bis heute über 1920 Folgen in dreizehn Staffeln ausgestrahlt. Die Anzahl der Zuschauer, die sich jede Woche die Serie anschauen, beträgt seit 2015 ca. 1.3 Millionen. Die Fernsehserie hat  nicht nur das Publikum gewonnen, sondern auch die  professionelle Zustimmung von Fernsehjurys. Insgesamt bekam das bayerische Filmteam eine  Menge Auszeichnungen: Bayerisches Fernsehrpreis 2010, Deutscher Hörfilmpreis 2014, Crossmediapreis 2015, Felix Burda Award 2016 usw. Die Sendung beschäftigt sich mit gesellschaftlichen und alltäglichen Problemen, die bei jeder Familie zu sehen sind. Das Publikum scheint diese Seifenoper mit viel Tränen und Auseinandersetzungen zu lieben. Was bietet die Sendung an?

Es handelt sich um den Alltag der Bewohner in dem Dorf Lansing in Bayern. Das Konzept dreht sich um die Gastwirtsfamilie Brunner, die Brauereifamilie Kirchleitner und die Familie Preissinger und deren Charaktere, deren Alltag immer wieder von Problemen und Konflikten bestimmt ist. Die Bühne für alle Gespräche ist der Gasthof Brunnerwirt, der von den Figuren Theresa und Joseph Brunner (Ursula Erber und Wilhelm Manske) geführt wird. Die zweite Familie sind die Kirchleitners, die eine Brauerei besitzen und seit vielen Jahren immer wieder mit der Brunnerfamilie  einen Nachbarschaft-Kampf anfangen. Grund dafür sind ungelöste Probleme aus der Vergangenheit und Missverständnisse. Die Serie beginnt im Biergarten der Familie Brunner, wo der 60-ste Geburtstag von Joseph Brunner gefeiert wird. Aus geschäftlichen Gründen ist ein  großer Teil der Familie Kirchleitner auch dabei, trotz der unruhigen Beziehung zwischen den beiden Familien. Der Kulminationspunkt der ersten Folge hat nichts mit der Familie Kirchleitner zu tun, sondern mit der Tochter der Familie Brunner, die nach 17 Jahren mit ihrem Kind heimkommt.
Auf dem ersten Blick ist die Bewahrung der Traditionen und deren genaue Einhaltung durch die ältere Generation zu bemerken. Die Produzenten kümmern sich um eine stabile Verbindung der Sujets mit dem Lokal. Sie erreichen ihre Zuschauer vor allem dadurch, idass sie über die Stabilität der Settings Sicherheit vermitteln. Nicht nur die Tracht als Kostüme für die Figuren beider Geschlechter, sondern auch die Atmosphäre aus dörflichem Leben in Kombination mit der bayerischen Sprache überzeugen das Publikum. Die Glaubhaftigkeit der Schauspielerei ist eine umstrittene Frage. Wenn man deren Leistung kritisch begutachtet, lassen sich sehr gut die gelungenen Darstellungen, die Gefühl und Leidenschaft vermitteln, von Darstellungen eher unbegabter Schauspieler unterscheiden, es gelingt nicht immer, das Lokalkolorit überzeugend zu vermitteln. Die Ästhetik der Serie offenbart viele Mängel, die billige Produktion wird immer wieder sichtbar, beispielsweise in der banalen Auflösung von Geschehnissen, die die Hauptfiguren betreffen. Statt großartiger Filmarbeit eröffnet die Serie aber gerade über seine schematische Darstellung und monotonen Szenenwechsel den Blick, auf bayrische Alltagskultur.
Das Thema generationelle Zeitprägung“, die Verbindungen zwischen den einzelnen Generationen, stellt einen wichtigen Aspekt des Szenarios dar.  Die Beziehung  der Vergangenheit mit der Gegenwart ist ein Kernpunkt der Fernsehserie.  Meiner Meinung nach scheint der Erfolg der Serie deswegen so groß zu sein, weil der Zuschauer eine emotionale Verbindung zur Geschichte der Darsteller und ihren Erlebnissen spürt. Darüber hinaus löst der Blick auf den Alltag einer kleinen Gruppe von Menschen in Bayern und die Repräsentation von bayrischer Kultur bei den Zuschauenden ein Gefühl der Zugehörigkeit aus.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der Fernsehserie viele Interessen von Zuschauern abgedeckt werden. Vor allem durch die bayerische Sprache wurde meine Aufmerksamkeit für sie geweckt. Dahoam is Dahoam schlägt mit vollem Herz für Bayern und die bayerische  Kultur, die sich hier sehr als sehr stabile Kultur offenbart. Die Darstellung der Szenen wird von einer Kombination von bayerischen Traditionen, Musik und Landschaften begleitet. Die ganze ästhetische Gestaltung hebt die Liebe zu Bayern hervor, was ein Grund für deren großen Erfolg ist.




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