TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 23. August 2017

Die Bachelorette. Ein Resümee peinlicher Momente

von Marlen Schubert 


Im Mittelpunkt der aus dem US-amerikanischen Fernsehen bekannten Kuppelshow ‚Die Bachelorette’ steht Jessica Pazska, gelernte Bürokauffrau, die dem ein oder anderen Zuschauer oder auch Teilnehmer vielleicht bekannt vorkommen mag. Jessica hat 2014 bei dem männlichen Pendant ‚Der Bachelor’ selbst als Kandidatin teilgenommen. Seitdem ist sie eine Person des öffentlichen Lebens, wie es so schön heißt, wurde so beispielsweise von einem Kamerateam bei etlichen Schönheits-OPs (unter anderem bei einer Po-Vergrößerung) begleitet und nahm eine Single mit dem bekannten und renommierten Produzenten Menowin Fröhlich (aus DSDS bekannt) auf, die leider nicht zum Erfolg wurde.  Doch in der aller ersten Folge, der von RTL ausgestrahlten Sendung, erkennt nur einer der männlichen Kandidaten Jessica Pazska auf Anhieb. Dass es sich hierbei um den – Achtung Spoiler! – schlussendlichen Gewinner der Show David Friedrich handelt, sei da mal so hingestellt.


Aber nun zur Sendung selbst, für jeden, der diese grandiose Kuppelshow mit erhöhtem Fremdschampotenzial verpasst hat, hier eine kurze Zusammenfassung:

Die Sendung dreht sich laut RTL um eine ‚Traumfrau’, die Bachelorette, in dem Fall Jessica Paszka. Diese ist - ganz klar - auf der Suche nach der ganz großen Liebe und dem einen Traumprinzen, der sich unter den anfangs 20 Männern befindet – nun ja, wir hoffen es zumindest mal. Denn eine Bachelorette- oder Bachelor-Beziehung dauert im Normalfall nie länger als die eigentliche Show selbst. Es finden wöchentlich so genannte abenteuerliche Gruppendates, Nächte der Rosen und die begehrten Einzeldates unter der Sonne Marbellas statt. Folge für Folge verabschiedet sich Jessica wöchentlich von Männern, die die Bachelorette nicht an ihrer zukünftigen Seite sieht.

Die diesjährige Show ist seit letzter Woche vorbei und damit auch die Mädelsabende mit reichlich Prosecco, der dabei auch dringend benötigt wird. Denn auch wenn man für eine solche Art von Sendung meistens nur ein Kopfschütteln übrig hat und Fremdscham verspürt, trifft man sich wöchentlich mit den Freundinnen zum gemeinsamen Schauen der Bachelorette. Doch was genau ist eigentlich so faszinierend an dieser Sendung? Vielleicht das Gefühl, etwas Besseres beziehungsweise intelligenter als die meisten Kandidaten/innen zu sein.

Aber kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema: Die Bachelorette auf der Suche nach dem richtigen Mann. Nach etlichen Gruppen- und Einzeldates mit verschiedenen Männern, hat sich nun die Spreu vom Weizen getrennt und es stehen die letzten fünf Kandidaten der vorletzten Folge fest:

David, der Drummer der mehr oder weniger bekannten Rockband ‚Eskimo Callboy’, Domenico, einen Vollblutitaliener, der allerdings eher wie der beste Freund von Jessi ist, Johannes, dem Schwaben vom Bodensee, der durch seine etwas zu weit auseinanderstehenden Vorderzähne dem Jungen von der Kinderriegelverpackung ähnelt, Sebastian, den großen attraktiven Fitnessclubbesitzer und schlussendlich Niklas, der seine Glatze auch im Sommer mit einer Mütze bedeckt und eigentlich, wenn ich mich recht erinnere, noch nie richtig gelacht hat. Um diese erstklassigen Mannsbilder auf Herzen und Nieren zu testen lässt sich die Bachelorette, beziehungsweise RTL, einiges einfallen. So müssen die Jungs sich einer Brautkleid-Challenge stellen. Ja richtig gehört, die letzten Auserwählten dürfen sich auf die Suche nach dem perfekten Dreamdress für Jessica machen. Die Reaktionen darauf sind eher verhalten: „Ach, du Scheiße!“ -  „Was passiert denn jetzt?“. Aber was gibt es auch schöneres für shoppingwütige Männer?

Nach diesem tollen Nachmittag muss allerdings einer der Jungs die Bachelorette verlassen und darf nicht bei den folgenden Homedates, bei denen Jessy die Familien der Kandidaten kennenlernt, teilnehmen. Domenico erhält letztendlich keine der begehrten Rosen, aber wer hätte das auch nicht vermutet?

Zurück in Deutschland lernt die Bachelorette zu aller erst die Familie von Johannes kennen. Natürlich wird hierbei standesgemäß auf dem Bodesee gesegelt und reichlich Champagner getrunken. Alle verstehen sich auf Anhieb gut, trotzdem bleibt ein Familienmitglied skeptisch: Die geliebte Oma von Johannes, die es ganz und gar nicht gut findet, dass das Mädchen nebenbei noch andere Männer hat. Doch viel Zeit zu zweit bleibt den Beiden nicht, denn Jessica muss schließlich in ihrem Fiat 500, der von RTL gekonnt in Szene gesetzt wird, durch halb Deutschland fahren um die restlichen Familien der Kandidaten kennenzulernen.

Bei David lernt sie neben seinen Eltern, die ebenfalls aus Polen kommen, auch die Jungs seiner Band kennen. Dabei sitzen alle Beteiligten auf dem Sofa von David und unterhalten sich ausschließlich über die Band, die im Hintergrund auf ein bis zwei Plakaten und Bildern abgebildet ist. Bei dem Treffen mit Sebastians Mama gibt es eigentlich keine großen Auffälligkeiten – außer, dass sie mehr oder weniger die ganze Zeit betont, dass ihr Sohn ja schon vor zwei Jahren mit dem Kindermachen anfangen wollte und dass sie sich sehnsüchtig Enkelkinder wünscht. Der Druck auf beiden Seiten ist somit relativ gering gehalten von der zukünftigen Schwiegermutter in spe.

Ein Kandidat fehlt allerdings noch in der Aufzählung. Da gibt es ja noch Niklas, den man schnell mal vergisst oder wegen seiner dauerhaft schlechten Laune gerne vergessen möchte. Er stellt Jessica seiner ganzen Familie vor. Doch auch die Bachelorette bemerkt die schlechte Laune und stellt fest: „Du hast so ne aggressive Art mich anzuschauen.“

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum er im Finale in der Nacht der Rosen keine Rose erhält und somit die Chance verpasst Jessica als zukünftige Frau zu haben, die er nach eigener Aussage gerne einfach ins Auto packen und mit ihr wegfahren würde, damit er sie ganz für sich alleine hat. In dieser Folge hat Jessica leider keine Rose für Sebastian.

Doch alles hat ein Ende, so auch die Sendung der Bachelorette, die nach sechs langen Wochen des Suchens hoffentlich im alles entscheidenden Finale ihren Traumtypen findet.Auf die letzte Folge möchte ich gar nicht mehr wirklich groß eingehen, da hier einfach nur die sogenannten Dreamdates stattfinden. Mit Johannes reist sie nach Mauritius, mit David geht sie auf Safari in Südafrika, der die dort lebenden Kuhantilopen mit Pferden und die Warzenschweine mit Wildschweinen verwechselt – aber eigentlich ist das auch völlig nebensächlich, da eh die ganze Zeit geknutscht wurde. Und mit Niklas macht sie Sandsurfing wo auch immer – auf jeden Fall auch ein perfekter Ort für ein Dreamdate. Der eben zuletzt genannte muss leider als erster der drei Finalisten die Show und somit auch Jessica verlassen. Ganz begeistert von ihrer Entscheidung mag er allerdings nicht gewesen sein, allerdings zeigt er keinen wirklich anderen Gesichtsausdruck wie sonst auch.

Alles in allem entscheidet sich die Bachelorette, wie weiter oben auch schon verraten, für David. Und da sie einen Tag nach dem Finale immer noch zusammen sind, ziehe ich meinen Hut vor den Beiden und wünsche ihnen viel Glück in ihrer hoffentlich langanhaltenden Beziehung.

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