TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 6. September 2017

Baywatch - flache Witze und flacher Strand

von Nadine Jahner
 
Nachdem die Kultserie Baywatch (1989-2001) in den 1990ern großen Erfolg feierte, startete nun am vergangenen Monatsanfang (1. Juni 2017) die Filmversion der beliebten Serie in den deutschen Kinos. Wo einst David Hasselhoff und Pamela Anderson im Bildschirm flimmerten, sind es nun Dwayne Johnson, Zac Efron und Alexandra Daddario, die ihre mehr oder weniger braun gebrannten Körper auf der Kinoleinwand präsentieren und in der Action-Komödie für eher müde Lacher sorgen.

In dem 116 minütigen Film geht es, wie auch in der Serie, um ein Rettungsschwimmerteam, das von Mitch Buchannon (früher David Hasselhoff; jetzt Dwayne Johnson/„The Rock“) angeleitet wird. Zu Beginn findet ein Ausscheidungswettlauf statt, wobei drei neue Rekruten für das Team gesucht werden. Einer davon wird Matt Brody (Zac Efron) sein, der nach einem „Kotz-Zwischenfall“ – mal wieder eine lange Nacht – bei einem Staffelschwimmen in Ungnade gefallen ist. Captain Thorpe, Mitchs Vorgesetzter, besteht darauf den zweifachen Goldmedaillengewinner Matt aus PR-Gründen ins Team zu holen. Dieser wird anfangs als egoistisch und unzuverlässig abgestempelt, liefert sich sogar ein heißes Kräftemessen mit Mitch. Wo also früher die Frauen ihren Brustumfang in Szene zu setzen versuchten, sind es heute die Männer. Die anderen beiden neuen Rettungsschwimmer werden Ronnie, der etwas Tollpatschige, der sich Hoffnungen bei der schönen CJ macht, jedoch kein Wort in ihrer Gegenwart über die Lippen bekommt und Summer, die Sportliche. Eine Reihe selbstironischer Bemerkungen hier und da und Seitenhiebe auf die ehemalige Serie, soll der Komödie ihren Charme verleihen. Gleich zu Beginn: CJ, die anscheinend wirklich in Zeitlupe laufen kann oder Ronnie, der seine Genitalien in einer Sonnenliege einklemmt und mit einer großen Menge an Zuschauern zu kämpfen hat. Schon spätestens hier nach den ersten zehn Minuten wusste man, dass der Film nicht ganz ernst zu nehmen ist.

Wider Erwarten fokussiert sich der Film dann auch nicht auf die halbnackten Schauspieler, sondern auf einen Kriminalfall der Drogenszene, welchen komischerweise die Polizei nicht selber auf die Reihe bekommt. Mehrere Leichen werden an Land geschwemmt, heftige Schlägerei-Szenen – sogar in einem Babyzimmer – bietet uns die Leinwand. Und dann auch noch ein sehr schlecht animiertes Feuer auf dem Meer, bei dem Matt mal wieder seine Unzuverlässigkeit unter Beweis stellt. Leicht bekleidete Frauen werden aus dem Boot gerettet, bei welchen man auch zum wiederholten Male Drogen entdeckt. So wird der Film in Richtung des Drogenfalls gelenkt, um welchen es sich bis Ende hin dreht.

Ronnie muss auf einer Gala, die die vermutete Schmugglerin veranstaltet, einen peinlichen Tanz aufführen. Durch das Ablenkmanöver findet die Gruppe heraus, wo die Drogen gelagert werden und als Mitch und Matt versuchen dort einzudringen, verkleidet sich Matt für die ganze Aktion (unnötigerweise) sogar als Frau.

Eine weitere Szene findet in einem Leichenschauhaus statt, bei der Matt, Mitch und Summer nach Spuren und Hinweisen an einer der Leichen suchen. Zu allem Überfluss wird Matt von Mitch dazu verleitet, diese an den Genitalien der Leiche zu suchen. Wer versteckt denn auch nicht seine wichtigsten Geheimnisse dort? Doch Mitch wollte einfach nur ein Foto machen. Als sich dann auch noch Leute nähern, müssen sich die drei in den Leichenschächten verstecken – gibt ja sonst kein Versteck – wobei Matt sich mit irgendwelchen Leichensäften abfinden muss.

Damit die Spannung noch ein wenig aufrechterhalten bleibt, wird Matt am Ende entführt und fast erschossen, doch er kann sich ins Wasser retten. Als er dann fast ertrinkt, taucht plötzlich Mitch auf (Matt meint in seinem Trance-Zustand es wäre Summer) und ein Filmkuss bzw. Wiederbelebungsversuch zwischen Mitch und Matt darf hier nicht fehlen – wohl gemerkt unter Wasser, was auch immer das bringen soll.

Die Bösewichte werden natürlich geschnappt und der angeschossene Mitch überlebt aufgrund eines giftigen Kugelfisches, der ihm kurzzeitig Superkräfte verleiht – kurz danach stirbt man eigentlich, aber das Gegengift ist natürlich gleich griffbereit.

Ein Gastauftritt, wie zu erwarten in Zeitlupe, der beiden früheren Darsteller David Hasselhoff und Pamela Anderson rundet das Ganze noch ab. Von diesem Film wurde eindeutig mehr erwartet. Mit seinen flachen Witzen und schlechten Animationen kann er jedenfalls bei mir nicht punkten. Ob das Ganze als eine Hommage oder Satire gedacht ist, ist auch am Ende des Films nicht ganz klar. Wer den Film noch nicht gesehen hat und noch überlegt ins Kino zu gehen, kann genauso gut auch warten bis er auf Netflix und co. kostenlos erhältlich ist.

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