TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

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Montag, 31. August 2020

Markus Lanz – Infotainment

von Lea D.
Kaum eine Sendung läuft so regelmäßig wie die lockere Talkrunde Markus Lanz auf ZDF. Ganze drei Mal in der Woche (Dienstags, Mittwochs und Donnerstags) um 23:15 Uhr läd der Moderator und Namensgeber der Sendung Markus Lanz interessante Persönlichkeiten ins Studio um mit ihnen 75 Minuten "unterhaltend und journalistisch hintergründig" (ZDF, Markus Lanz) über aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen zu sprechen.
Kaum eine Sendung läuft so regelmäßig wie die lockere Talkrunde Markus Lanz auf ZDF. Ganze drei Mal in der Woche (Dienstags, Mittwochs und Donnerstags) um 23:15 Uhr läd der Moderator und Namensgeber der Sendung Markus Lanz interessante Persönlichkeiten ins Studio, um mit ihnen 75 Minuten "unterhaltend und journalistisch hintergründig" (ZDF, Markus Lanz) über aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen zu sprechen.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

„Das ist jetzt zu kuschelig“. Aus Worten werden Schüsse (Hart aber fair, 2.7.2019)

von Herbert Schwaab
Die Ermordung von Walter Lübke durch einen Rechtsextremen ist Anlass für eine Hart aber Fair Sendung, die schon vorab heftig diskutiert wurde. Der Grund ist die Einladung des AfD Politikers Uwe Junge aus Rheinland Pfalz und die Ansicht, Politikern aus der AfD kein Forum geben zu dürfen. Die Sendung wurde auch nach ihrer Ausstrahlung heftig kritisiert: Arno Frank wirft Plassberg in Spiegel Online vor, mit Uwe Junge gekuschelt zu haben. Tatsächlich reicht es einem der anderen Gäste an einer Stelle: Das ist mir jetzt zu kuschelig. Und er stellt klar: Hass ist ihre Geschäftsgrundlage. Der Gast, der dies äußert, ist Mehmet Daimagüler, ein Anwalt, der Opfer bei dem NSU-Prozess vertreten hat. Er äußert nicht nur diese Sätze, sondern viele weitere, die das Publikum in dieser eher unaufgeregten Sendung dazu bringen, zu klatschen. Er weist darauf hin, wie gefährlich das Leben der Menschen geworden ist, die sich in diesem Land engagieren und beschwört die Gefahr herauf, dass sich bald niemand mehr aus Angst ehrenamtlich engagieren wird. „Dann kann unsere Demokratie einpacken:“ Das Publikum klatscht. Er beendet eine längere Auseinandersetzung mit der AfD und ihren vielen netten Äußerungen auf Twitter und Facebook: „Das ist nicht bürgerlich, das ist nicht konservativ. Das ist schäbig“. Das Publikum klatscht. Er weist am Ende der Sendung darauf hin, dass Polizisten nicht nur in ihrer Ausbildung politische Bildung bekommen sollten: Eine demokratische Polizei kostet Geld, aber das sollte uns das wert sein. Das Publikum klatscht schon wieder.

Montag, 13. November 2017

Schulz & Böhmermann: Eine Schmähshow

Von Marie Lorenz 

Ein Musiker, ein Satiriker, ein Tisch und vier Gäste. Die Talkshow von Olli Schulz und Jan Böhmermann auf ZDFneo hebt sich von anderen ihrer Art ab: sie nimmt sich selbst nicht allzu ernst, vielleicht auch gar nicht. Und obwohl alles für eine gute Show spricht, hapert es an der Umsetzung. 

Anne will diskutieren

von Anna-Leandra Fischer

Talkshows gibt es in der heutigen deutschen Fernsehkultur wie Sand am Meer: Hart aber Fair, Maybrit Illner, Maischberger, Markus Lanz. Die Liste könnte schier endlos fortgeführt werden. Zu diesen Formaten zählt auch Anne Will. Die Debattenshow, die jeden Sonntag um 21:45 Uhr eine Stunde Sendezeit – direkt nach dem Tatort – in Beschlag nimmt. In Anbetracht dessen, dass Talkshows eigentlich nie zur Primetime laufen – das Format im Allgemeinen ist dann doch meistens zu seriös und informativ für die breite Zuschauermasse – hat Anne Will eine besonders gute Ausgangslage. Markus Lanz muss sich beispielsweise hingegen mit einem Sendeplatz um 23:15 Uhr begnügen. Was hat die Will was der Lanz nicht hat, könnte man sich nun fragen. Die Frage bleibt offen, die Entscheidungen der großen Medienkonzerne werden hinter verschlossenen Türen ausgetragen. Damit hat sich der Zuschauer schon längst abgefunden.

Freitag, 8. September 2017

Eine Sendung für Fußballromantiker - Stammtischfeeling beim "Doppelpass"

von Verena Meier 

Von Freitag bis Montag Bundesliga, Dienstag und Mittwoch Champions-League oder DFB-Pokal, donnerstags Europa-League – und dann geht es wieder von vorne los. Der Kalender vieler Fußballfans ist ab August wieder gut gefüllt. Und auch im Deutschen Fernsehen nimmt unser Volkssport Nummer 1 erneut viel Sendezeit ein. Seien es die Sportschau in der ARD, das aktuelle Sportstudio im ZDF, die 24 Live-Berichterstattung auf Sky oder die unzähligen anderen Spielzusammenfassungen und Analysen. Aber dennoch gibt es seit mittlerweile knapp 22 Jahren ein Format des Senders Sport 1, das sich doch von den vielen anderen unterscheidet – den Doppelpass


Donnerstag, 7. September 2017

"Überzeugt uns!" #ueberzeugtunsnicht

von Curd Wunderlich

Wahlkampfzeit ist Politiksendungszeit. Fast hat man den Eindruck: egal wo, egal wie. Die ARD stopft im Monat vor der Wahl 1000 Extraminuten "Bundestagswahl" in ihr Sendeprogramm. Bei ProSieben gibt sich Spaßvogel Klaas Heufer-Umlauf im September zwei Mal mit einer Primetime-Politiksendung die Ehre. Im Internet versuchen sich Youtuber an Interviews mit Kanzlerin Angela Merkel. Zumindest die letzten beiden Beispiele zeigen: Neue und alte Medien versuchen sicherzustellen, dass sich auch junge Zuschauer eine Meinung bilden können und am 24. September an die Wahlurnen strömen.

0:3 - Ist Martin Schulz bereits K.o.? Hart aber Fair

von Curd Wunderlich

Arterienverschluss in der Herzkammer der Sozialdemokratie, ein krachend aus der Kurve fliegender oder gegen den Prellbock fahrender Schulz-Zug - die Bandbreite an Metaphern, an denen sich vor allem Journalisten nach der krachenden Wahlniederlage der SPD in Nordrhein-Westfalen einmal mehr erfreuten, war riesig. Umso erstaunlicher, und zugleich äußerst erholsam, dass sich sowohl die drei anwesenden Journalisten als auch der eine Nicht-SPD-Politiker in Frank Plasbergs hart aber fair-Talkrunde am Montagabend mit den unzähligen möglichen Wortspielen gänzlich zurückhielten.

Montag, 4. September 2017

Schuld und Böhmer-Mann



von Stefan Wallner
 
Ein Tisch, sechs Stühle, Aschenbecher, Whiskeygläser. Mikrofone dicht vor den Stühlen platziert. Eine tief hängende, übergroße Lampe taucht den Tisch in fast klinisch helles, weißes Licht. Bereits die Kulisse schreit nach Showdown. Zeit für eine Männerrunde. Im Zuschauer steigt Vorfreude auf. Jetzt wird Klartext gesprochen.
Die zwei Titelhelden treten auf. Böhmer-Man und sein Sidekick Olli Schulz ermutigen sich vor Betreten des Schlachtfelds noch einmal gegenseitig mit einer Hommage an das Kult-Format Wetten, dass...?: „Hallo, mein Name ist Olli Schulz und ich wette, dass ich mit einem Gabelstapler Jan Böhmermann den Slip ausziehen kann.“ „Mein Name ist Jan Böhmermann und ich wette, dass Olli Schulz in dieser Sendung eine Zigarette raucht, obwohl er das nicht möchte.“ Damit sind die Reviere abgesteckt und es kann losgehen.

Die Gäste


Nachdem sich der Vorhang zur Manege geöffnet hat, werden die Erwartungen des Zuschauers enttäuscht. Die Luft ist weder von Rauch geschwängert, noch mit Testosteron aufgeladen. Stattdessen sitzt am Tisch nur ein Mann. Johannes Kneifel, der Ex-Neonazi und jetzt Pastor, macht keinen besonders angriffslustigen Eindruck, sondern scheint von christlicher Nächstenliebe weichgespült worden zu sein. Umgeben ist er von drei Frauen. Claudia Roth, die talkshowerfahrene Grünen-Politikerin, Margarete Stokowski, Autorin von „Untenrum frei“ und Kolumnistin für prestigeträchtige, überregionale Zeitungen, sowie Jenny Elvers, Bezwingerin von Dschungelcamp, Alkoholsucht und Klatschpresse.

Freitag, 1. September 2017

'Gewinnertypen' in einem Gewinnerformat. Die NDR-Talkshow

von Magdalena Barfuß



Am 9. Februar 1979 geht sie zum ersten Mal auf Sendung: die NDR Talk Show. Seitdem wurde gelacht, gestritten, diskutiert und auch geweint. In der 797. Ausgabe der zweitältesten Talk Show erwarten Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt nur „Gewinnertypen“ aus den verschiedensten Disziplinen.

Erfolgsgeheimnis Nr. 1 der Talkshow ist die bunte Gäste-Mischung. Das bewährte Konzept blieb über die Jahrzehnte weitestgehend unverändert: Sieben bis acht Gäste pro Sendung; Prominente, aber auch mindestens ein weniger bekannter Gast, die eine spannende Thematik zu bieten haben. Ab dem 9.Februar 1979 moderierte die ersten 15 Jahre ein Trio - Dagobert Lindlau, Wolf Schneider und Hermann Schreiber. Sie starteten ganz trendy in der linken Musikkneipe "Onkel Pö" in Hamburg, Eppendorf. Die Begeisterung von Kritikern und
Publikum war anfangs verhalten. Doch das änderte sich. In der mehr als 30-jährigen Geschichte der NDR Talk Show sorgen nicht nur skandalöse Momente wie Auftritte, in denen Eartha Kitt Rudi Carrell in die Nase biss oder Schauspieler Klaus Löwitsch beim Anblick seiner Ex-Freundin Barbara Valentin aus dem Studio flüchtete, für legendäre Momente. Vor allem die ruhigen Momente sind es, die den Charme des Formats ausmachen. Zu den eindrucksvollsten gehört das Gespräch mit dem 1999 verstorbenen Dirigenten Yehudi Menuhin, der zu den bekanntesten Violinisten des 20. Jahrhunderts gehörte. Nachdenklich stimmt auch das Interview mit dem sterbenskranken Fassbinder-Freund und Schauspieler Kurt Raab, der in der NDR Talk Show einen seiner letzten öffentlichen Auftritte hatte.

Dienstag, 20. Juni 2017

Circus Halligalli: The Long Goodbye


von Herbert Schwaab   

Wahrscheinlich bin ich ja schuld daran. Ich habe als Teil der werberelevanten Gruppe der Zuschauenden einfach zu wenig Circus Halligalli geschaut. Die Show von Joko und Klaas hatte schon zu Beginn der Staffel angekündigt, dass es die letzte sein würde und das endgültige Ende der Show mit einigen besonderen Ausgaben in den letzten Wochen zelebriert. Kurz bevor ich mich aus der Gruppe der werberelevanten Zuschauer verabschiede (bevor ich 49 werde) bieten sich einige Gelegenheiten, noch ein paar Ausgaben dieses Programms zu schauen und selbst zu begutachten, ob das Ende verdient oder ob es ein schönes Ende war. Das Format muss nicht noch einmal beschrieben werden, dafür eignet sich sehr gut ein Blick auf eine Kritik, die vor zwei Jahren von Wladimir Fuhrmann auf diesem Blog veröffentlicht wurde (http://tvkulturundkritik.blogspot.de/2015/02/circus-halligalli-manege-frei-fur.html#more).

Mittwoch, 25. Februar 2015

Das Nachtcafé: Bunte Vielfalt im schlichten Design

von Marija Durkovic
Neues Intro, neues Studio, neuer Moderator: mit dem Jahreswechsel auf 2015 ändert sich für die Talkshow Nachtcafé nicht nur  die Jahreszahl. Seit nunmehr 28 Jahren läuft die Sendung erfolgreich wöchentlich im SWR Fernsehen und begeistert durch das schlichte und niveauvolle Format somit seit fast drei Jahrzehnten die Zuschauer. Das Themengebiet umfasst Geschichten über alte Liebschaften, schwere Verletzungen oder plötzliche Lebenswandel: außergewöhnliche Schicksale und insbesondere die Menschen dahinter sind Dreh- und Angelpunkt der Sendung. Durch die schlichte Gestaltung der Show in einem kleinen „Nachtcafé“ vor Publikum und trotzdem ruhiger Atmosphäre wird genau das in den Mittelpunkt gestellt was diese Talkshow von anderen im deutschen Fernsehen unterscheidet und so spannend macht: Der Mensch.

Dienstag, 24. Februar 2015

Circus HalliGalli - Manege frei für kuriosen Trash


von Wladimir Fuhrmann

„Wenn man Nazis nun ganz offiziell Hooligans nennen darf, dann darf man sagen: Herzlich Willkommen zum Kulturmagazin Circus HalliGalli!“. Mit dieser selbstironischen Aussage hat Klaas Heufer-Umlauf direkt zu Beginn der Sendung (Staffel 4, Folge 8) geklärt, was im Folgenden vom Zuschauer nicht erwartet werden kann, nämlich kulturell Wertvolles. Gemeinsam mit Joachim Claus Winterscheidt alias "Joko" moderiert dieser seit dem 25. Februar 2013 die Sendung Circus HalliGalli auf ProSieben, welche nach den Simpsons und The Big Bang Theory, jedoch vor TV Total im Rahmen des Comedy Dienstags um 22:10 Uhr ausgestrahlt wird.

Mittwoch, 7. März 2012

Oh Gott(schalk)! – Eine schwere Aufgabe, und die auch noch „live“.

von Michael Graßl

Gottschalk traut sich was. Er wagt sich sozusagen in die „Todeszone“. Jeden Montag bis Donnerstag von 19:20 Uhr bis 19:50 Uhr. Und er hat sich nichts weiter auf die Fahne geschrieben, als „Direktheit“, Mut und Aktualität. Die ARD setzte auf viel Werbung und Publicity (vor allem im Internet), um seit der Erstausstrahlung am 23.01.2012 die wenigen Menschen, die bereits von der Arbeit zu Hause sind und gekocht und gegessen haben, vor den Bildschirm zu locken. Wenn sie nicht gerade noch die fast parallel laufende Daily-Soap „Gute Zeiten schlechte Zeiten“ eingeschaltet haben. Also wie kann ich trotzdem eine Quote erreichen, die mich zufrieden stellt, in dieser „Todeszone“?