TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Donnerstag, 29. Januar 2015

Alpenpanorama: Die Ränder des Fernsehens

von Herbert Schwaab
 
In einem Artikel der Zeitung Standard vom 7.Dezember 2014 wird die Beliebtheit des sogenannten 'slow tv' in Norwegen angesprochen. Dabei handelt es sich um das 'entschleunigte' Programme, das zur Nachtzeit oder am Morgen gesendet wird, etwa endlose Bahnfahrten aus Sicht der Führerkabine oder flackernde Kaminfeuer. Zu den Programmen, das die norwegischen Zuschauer des Senders NRK besonders begeistert habe, gehöre unter anderem die Stricknacht, die das Stricken eines Pullovers von der Schafschur bis zur Vollendung begleitete, oder ein Programm, dass ein Blaumeisenpaar bei Brutvorgang und Aufzucht der Vögelkinder zeigt, in einem Nest, das wie ein menschliches Miniaturwohnzimmer eingerichtet ist. Die Vermutungen, die Doris Priesching in dem Artikel über den Grund für die Beliebtheit dieser gar nicht mal so unaufwendigen Programme nennt, gehen in Richtung einer Sehnsucht des Zuschauers nach Ruhepunkten in einem von einer hektischen Fernsehästhetik geprägten Programm. Auch auf den Seiten dieses Blogs wurde über die Faszination für die seit Jahren ausgestrahlten Anleitungen des schon lange verstorbenen Malers Bob Ross geschrieben.  

Sonntag, 25. Januar 2015

Schulz in the Box - Ein Mann, eine Box

von Sebastian Pleischl


Es ist derzeit etwas still um den Hamburger Entertainer und Singer-Songwriter Olli Schulz - zumindest im TV. Er hat sich nämlich bewusst für eine längere Fernsehpause entschieden, um sich wieder mehr seiner Musik und anderen Projekten zu widmen. Das zumindest gab er in der Sendung vom 06.01.2015 bei Stefan Raab bekannt.  Mit Fernseh-Pause meint der sympathische Hamburger seine Rolle als Sidekick bei Circus HalliGalli und seiner eigenen Show Schulz in the Box.

ProSieben - Do you still entertain us?

von Sebastian Pleischl


"We Love To Entertain You!" - mit diesem Motto mischt ProSieben seit 2010 die deutsche Fernsehlandschaft gehörig auf, oder? Als einer der beiden Hauptsender des Medienhauses ProSiebenSat.1 Media ist ProSieben einer der derzeit erfolgreichsten Privatsender im deutschsprachigen Raum. Diese Media AG bestehend aus den beiden Flaggschiffen ProSieben und Sat.1, den Töchtern kabel eins, sixx, ProSiebenMAXX, N24 und weiteren Free-TV- und Pay-TV-Sendern entstand 2000 im Zuge der Fusion von ProSieben und Sat.1.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Bauer sucht Frau: Publikumsliebling startet in 10. Staffel

von Svenja Loibl

Montag Abend, 21:15, Tatort: RTL. Eine wie immer über die Maßen gut gelaunte Inka Bause steht, umgeben von niedlichen Babyziegen, Sense schwingend in einer idyllisch ländlichen Szenerie und lächelt breit in die Kamera. Keine Frage: Wir sind bei Bauer sucht Frau. Seit nunmehr neun Jahren begrüßt Inka Bause zu der Sendung, die es liebenswerten Landwirten ermöglichen soll, selbst die ganz, ganz große Liebe zu finden. Das Show Format das auch in fast 30 anderen Ländern erfolgreich läuft, startete im Herbst 2014 in die 10. Staffel und ist erneut ein voller Erfolg.

Die unvermeidliche Kritik zu Dschungelcamp: Nur weil wir keine Ausbildung haben...

von Herbert Schwaab

Es ist unvermeidlich, dass sich ein Blog zur Fernsehkritik mit dem RTL-Format Ich bin ein Star. Holt mich hier raus beschäftigt. Denn es ist das Format, das auch die Fernsehkritik beschäftigt. Kein anderes Format produziert oder provoziert so viel Kritik in den Feuilletons der großen Zeitungen und ihren Online-Ablegern. So bedauert Jonas Leppin auf Spiegel Online in seiner Kritik vom 22.1.2015 die mangelnde Qualität der Kandidaten, die ihm zu nett sind, und behauptet, dass RTL diesmal bei ihrer Auswahl daneben gelegen habe.

Mittwoch, 21. Januar 2015

“Gilmore Girls” – Es geht nur um das Eine.

von Katharina Muth

„Where you lead, I will follow any anywhere, if you tell me too…“
Die Tochter folgt der 16 Jahre älteren Mutter. Aber nicht weil sie müsste. Lorelai (Lauren Graham) und Rory Gilmore (Alexis Bledel)  folgen sich, überall hin. Sie sind DIE Gilmore Girls. Mutter und Tochter in der gleichnamigen Serie „Gilm ore Girls“  mit einer Beziehung zueinander, wie sie sich auch jede Mutter und jede Tochter VOR  dem Fernseher wünscht. Freundschaftlich, voller Vertrauen, Respekt, scharfzüngigen Dialogen und der Fähigkeit über wirklich ALLES reden zu können. Sie halten zusammen. Gehen ins Café, ins Kino, und selbst als Rory in Yale studiert schläft Lorelai die erste Nacht mit in der Studentenbude auf einer Matratze. Sie lieben, leiden, unterbrechen sich, übertreffen sich mit spitzer Zunge. Sieben Staffeln lang. Seit dem Jahr 2000 von der Produzentin Amy Sherman-Palladino erzeugt und in die Fernseher dieser Welt getragen. Noch immer im Nachmittagsprogramm von VOX zu sehen. Und auch nicht mehr wegzudenken. Die Fans „follow“en.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Der Verfall von Wer wird Millionär

von Anastasia Hartleib 

Als ich mich am Montag, dem 05.01.2015, durch das abendliche Fernsehprogramm zappte, verzweifelt auf der Suche nach einer Abendgestaltung, blieb ich in nostalgisch-erfreuter Stimmung an RTL hängen. Dort sollte um 20.15 Uhr Wer wird Millionär starten. Als eher sporadischer Fernseher bin ich mit dem Programmablauf von RTL nicht so bekannt und freute mich daher, eher zufällig eingeschaltet und die Sendezeit der Show getroffen zu haben. Jedes Mal, wenn ich den Showtitel lese, erinnere ich mich an gemeinsame Fernsehabende mit meinen Eltern, an denen wir gemütlich auf der Couch saßen und miträtselten, mit sympathischen Kandidaten mitfieberten und uns gemeinsam mit dem Moderator Günther Jauch über auf dem Schlauch stehende Millionenanwärter amüsierten.

Downton Abbey. Oberschichtenfernsehen

von Herbert Schwaab 

Ich hasse den Adel. Es gibt keine überflüssigere Klasse von Menschen. Sie haben keine Aufgabe und verdienen kein Interesse und es bleibt mir ein Rätsel, dass Menschen sich für ihre Geschichten immer noch interessieren, auch wenn sie, Gott und diversen Revolutionen und Umbrüchen gedankt, heute in den meisten Ländern der Welt keine andere Aufgabe mehr haben, als gegen den Pavillon der Türkei auf Weltausstellungen zu pinkeln, spektakulär zu heiraten und sich ebenso spektakulär scheiden zu lassen. Ich müsste daher eigentlich maßlos irritiert von der Tatsache sein, dass mir die britische Serie Downton Abbey, die derzeit in der fünften Staffel im britischen Fernsehen gezeigt wird, so gut gefällt und ich mir mit großer Freude derzeit die vierte Staffel auf DVD anschaue. Die Irritation löst sich aber auf, wenn ich mir die vielen Gründe vor Augen führe, die erklären, warum mir die Serie so gut gefällt. 


Dienstag, 13. Januar 2015

Frauentausch: (Un-)lustig um jeden Preis

  von Lyubov Walth

Zitate wie „Für mich ist wichtig gesundes Essen, frisches Essen, weil es gesund ist. Für meine Kinder kanns schon mal aus der Dose sein.“ , „Bio ist für mich Abfall“ , „Wurst und Brot haben keinen Zucker, deswegen machen sie auch nicht dick“ haben sie berühmt gemacht. Regelmäßige Zuschauer der Sendung wissen vermutlich um wen es sich handelt: die Rede ist natürlich von Nadine, die den Spitznamen „die dümmste Frau der Welt“ trägt. Im Jahr 2011 hat die arbeitslose Nadine, die ihre Kinder hauptsächlich mit gesunder Wurst und vitaminreichem Erdbeerkäse füttert, die Rolle mit einer Ökö-Mutter getauscht, die ihre Familie mit Kräutern und Gemüse aus dem eigenen Garten ernährt. In dieser Folge verblüffte die Tauschmutter die Zuschauer nicht nur mit kuriosen Kochkünsten und mangelnden Lesefähigkeiten, sondern auch mit zahlreichen anderen dubiosen Aktionen.

»Scheidung muss nicht bedeuten, dass das Experiment gescheitert ist.«




Kein Kuss beim Jawort, kein Sex in der Hochzeitsnacht. SAT. 1 prüde Neu-Definition von Ehe in der Sendung Hochzeit auf den ersten Blick

von Tim Ende
Das Konzept der Sendung Hochzeit auf den ersten Blick, deren erste Folge am 16.11.2014 auf SAT. 1 ausgestrahlt wurde, ist so provokant wie einfach. Ein Mann und eine Frau geben sich auf dem Standesamt das Jawort. Daran ist nichts Neues, das Besondere bei dieser Trauung sind jedoch die Umstände. Passend zum Namen der Sendung geschieht die Trauung, ohne dass sich die Partner je zuvor gesehen haben. Ähnlich wie ein Blind Date – bloß auf einem höheren Level.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Sherlock - Neuauflage eines Kultdetektivs


von Katharina Habler
 
Nikotinpflaster statt Pfeife, Stilikone statt Klischeedetektiv. Was das Erfolgsduo Mark Gatiss und Steven Moffat anpackt, verwandelt sich in der Serienwelt nicht selten zu purem Gold. So auch ihr Neuentwurf der Kultfigur Sherlock Holmes, den die beiden im London des 21. Jahrhunderts  inszenieren. Pointiert, clever, spannend und mit einem Augenzwinkern beleben Moffat und Gatiss die Abenteuer des Detektivs wieder und schinden beim Fernsehpublikum mit einem exquisiten Zusammenspiel aus bildgewaltiger Inszenierung und ästhetischer Detailliebe Eindruck. Diese Mischung verleiht der Serie ihre ganz eigene moderne und zugleich nostalgische Bildsprache.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Das Lied von Manuel auf ZDF Kultur: Fernsehen das wehtut und die Macht der Populärkultur


von Herbert Schwaab  

Die Veränderung der Sendelandschaft und die Vervielfältigung der Kanäle durch Digitalisierung mögen dazu führen, dass sich die kulturelle Rolle des Fernsehens verändert und es immer schwieriger wird, eine Fernsehgeschichte zu schreiben, die sich über bedeutende, von vielen Menschen erinnerte Momente definiert. Es wird immer schwieriger für das Fernsehen, zum Bezugspunkt eines kollektiven Gedächtnisses zu werden, weil nicht mehr gesichert ist, dass sich Menschen an dasselbe erinnern werden.