TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Wer braucht denn so viele Superstars?


von Anna Chmelicek
„Nur eine von euch wird Germany’s Next Topmodel. Nur eine von euch gewinnt den Vertrag mit IMG Models. Und nur eine von euch wird das neue Gesicht der C&A-Kampagne“ - ein Motto, eine Sendung, Heidi Klum. Am 10. Juni 2010 war es also wieder soweit: die Siegerin der fünften „Germany's Next Topmodel“-Staffel wurde gekürt. Mal wieder ein Topmodel mehr für Deutschland. Knapp 72.000 Bewerbungen, fünf Staffeln, 690 Drehtage und fünf Siegerinnen mit der Hoffnung auf einen internationalen Karrieredurchbruch. Die Tatsache, dass es bisher keine von Klums Topmodels geschafft hat, sich mit beiden Beinen im Modelbusiness zu etablieren, scheint weder junge Mädchen vor weiteren Bewerbungen noch Modelmama Heidi vor einer geplanten sechsten Staffel abzuschrecken.

Früh aufstehen für Hogan‘s Heroes


von Markus Beer


Eine Serie wird fünfundvierzig, Zeit zu huldigen!
Ein Käfig voller Helden startete 1965 in Amerika und schwappte erstmals 1993 zu uns über den Ozean. Seitdem wird die Serie immer wieder von Kabel1 ausgestrahlt, zurzeit mittwochs um 03.40 und 04.05.
Noch vor etwa fünf Jahren zeigte Kabel1 Ein Käfig voller Helden mitten am Nachmittag, also zu einer Zeit, wo jetzt etwa Die wilden 70er oder Two and a Half Men läuft (danach kam übrigens gleich M*A*S*H*). Diese Zeit ist offensichtlich für junges Publikum ausgelegt - Schule aus, Fernseher an. Erstaunlich also, dass eine Serie, die zu diesem Zeitpunkt fast 30 Jahre alt war, in dieser Position Sinn machte (zumindest für die Programmdirektoren). Eine Serie, in der jeder Charakter in der deutschen Synchronfassung einen eigenen Dialekt besitzt und alles in allem zu den am liebevollsten gestalteten Sitcoms aller Zeiten zu zählen ist.

Montag, 19. Juli 2010

Vom Toast Hawaii zum Overkill: Kochsendungen im deutschen Fernsehen


von Christina Grundl


Über ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit im deutschen Fernsehen der erste TV-Koch auf Sendung ging. Mit Clemens Wilmenrod, dem Erfinder des Toast Hawaii, schenkte die ARD dem ausgemergelten Nachkriegsdeutschland 1953 nicht nur Wohlstand aus Schinken und Käse und Reiselust aus Ananas und Cocktailkirsche - Mit „Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch“ sollte der gelernte Schauspieler auch zum Vorreiter einer Zunft werden, deren Vertreter spätestens seit den Nullerjahren nicht mehr aus der Fernsehlandschaft wegzudenken sind.

Mittwoch, 14. Juli 2010

TV total - Oslo Spezial oder: Köln liegt in Norwegen


von Florian Schönsiegel


Jedes Jahr im Mai beschert uns der Eurovision Song Contest (oder Grand Prix Eurovision de la Chanson, wie der Wettbewerb früher unenglisch hieß) einen Einblick in die europäische Popmusikwelt bzw. in das, was man sich heute unter populärer Musik vorzustellen hat. Jede Woche hingegen beschert uns TV total einen Einblick in die deutsche Fernsehwelt gemischt mit dem, was man sich heute unter Humor vorzustellen hat. Bei beiden Veranstaltungen hat Stefan Raab, seines Zeichens deutscher Showmaster und Entertainer, mal mehr, mal weniger die Finger im Spiel. Beim Song Contest hat er als Teilnehmer, Komponist und Produzent nun schon einige Male mitgewirkt, bei TV total ist er als Moderator das zentrale Element. In dieser Woche hat sich beides vermischt: Zu Ehren von Raabs Entdeckung Lena Meyer-Landrut, die Deutschland beim diesjährigen ESC vertritt, zeigte ProSieben eine vierteilige Spezial-Sendung aus Norwegens Hauptstadt Oslo, wo der vermeintliche Gesangswettbewerb dieses Jahr stattfindet. Ein Anlass, Raabs buntes TV-Treiben ein wenig genauer zu betrachten.

Montag, 12. Juli 2010

JD verabschiedet sich


von Florian Grassler


Die Schlussszene der Folge ist ein kleiner Blick in die Zukunft: JD heiratet Elliot, bekommt mit ihr ein Kind und von Dr.Cox die lang ersehnte Umarmung; Turk bleibt auf ewig sein bester Freunde und die zwei fallen sich in die Arme als Turks Tochter und JDs Sohn von ihrer Verlobung berichten; Alles in Allem scheint eine rosige Zukunft auf alle zu warten.
Ob dies alles wirklich wie gesehen eintreffen wird oder ob es wieder einmal nur einer von JDs zahlreichen Tagträumen war wird man wohl nie erfahren, denn mit dieser Zukunftsvision endete letzten Dienstag die achte und ursprünglich letzte Staffel von Scrubs – die Anfänger. Doch diese letzte Doppelfolge („Mein Finale“) kreiert nicht nur eine Zukunftsvision, sondern schafft es auch einen Blick auf die vergangenen Jahre zu werfen indem alte Ereignisse und Themen aufgegriffen werden und verhilft somit der Serie zu einem würdigen und runden Abschluss.

„Lena kann auch übers Wasser gehen"


von Caroline Struzina


Deutschland ist verrückt nach Lena Meyer-Landrut. Nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest verschiebt die ARD Anne Wills Talk für eine Lena Spezialsendung, die Magazine auf ZDF kennen nur noch ein Thema, ProSieben ist ja sowieso ihr „Haussender“ und noch nicht mal RTL hat was zu meckern. Tausende jubeln ihr in Hannover zu, als sie aus dem Flieger steigt; ihre Rückkehr wird natürlich von mehreren Sendern live übertragen. Dabei hat sie nur den Wettbewerb gewonnen von dem die meisten ihrer Fans Anfang des Jahres noch nicht einmal wussten, dass er existiert: den Eurovision Song Contest.

FlashForward, ein kurzer Blick in die Zukunft


von Christopher Bogatzki 


Der Versuch des amerikanischen Senders ABC die Erfolgsserie „Lost“ abzulösen.
Für zwei Minuten und 17 Sekunden die Zukunft sehen kann zu einer radikalen Veränderung des Lebensstils führen. Pures Glück oder Schande und Verderben; bis auf einige wenige Menschen, die während des Blackouts keine Vision haben, wird jeder in dieser kurzen Zeit des Flashforwards mit seiner Zukunft konfrontiert. Doch was hat es mit diesem „Flash“- dieser Vision der eigenen Zukunft - wirklich auf sich?

Mitten im Leben (RTL)


von Christian Lang


Mittendrin statt nur dabei. Unter diesem Motto könnte RTL die Ziele der Ausstrahlung von „Mitten im Leben“ zusammenfassen. Der Titel der Reality-Show suggeriert, einen Einblick in das Alltags- und Privatleben der Bevölkerung Deutschlands zu liefern. Seit Mai 2008 baut RTL auf die einstündige Real-Doku, mit durchaus beträchtlichem Erfolg. Knapp 30 % Marktanteil sprechen eine klare Sprache. Doch was macht „Mitten im Leben“ zu einer so beliebten Dokumentation? Inhaltlich lässt sich die Reality-Show in Familienkonflikte, Schicksalsschläge und verzweifelte Versuche, dem tristen und erfolglosen Alltagsleben durch verschiedene Maßnahmen – meistens durch intensive Jobsuche- zu entweichen, untergliedern. Ein Beispiel, um die vermeintlich unspektakuläre Handlung etwas genauer zu untersuchen:

Im Banne der Vuvuzela


von Herbert Schwaab



Ein Gespenst geht um in der Fernsehwelt, ein infernalischer, lauter Dauerton, dem Wehklagen eingesperrter Seelen gleich, legt sich über die Übertragungen der Spiele der Weltmeisterschaft. Es ist, objektiv gesehen, ein hässliches Geräusch, es ist vor allem ein unpassender, asynchroner Ton, erstaunlich gleichgültig gegenüber den jeweiligen Gegebenheiten des Spiels, nur daran interessiert, sich ewig und ewig fortzuzeugen. Die Übertragung beginnt und das Geräusch ist schon da, als existiere es unabhängig von der Übertragung und dem Spiel – ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern jeden Moment mitbekommen zu haben, dass eine vorherige Stille im Stadion durch das Tröten der Vuvuzela unterbrochen wurde. Die vom Sportereignis ausgelösten Anschlusskommunikationen fokussieren sich in einem großen Maße auf den Krach der Vuvuzela, der in den südafrikanischen Stadien fabriziert wird.

„Kann man mit einem Maßband einen Kaffeebecher umstoßen?“


von Lea Lauxen


Das ist die zentrale Frage des heutigen Galileo-Fakechecks. Wer hat sich darüber auch noch keine Gedanken gemacht? Zuerst werden Passanten zu diesem Thema befragt, die durchaus interessante Theorien dazu aufbieten, ob die Trefferfläche der Maßbandspitze groß genug ist, um den Kaffeebecher aus dem Gleichgewicht zu bringen. Für mich als interessierten TV-Zuschauer ist das natürlich noch lange nicht genug Information und so verfolge ich gebannt, wie der Galileo-Reporter sich Unterstützung durch einen „Profi“ holt. Besagter Bauarbeiter „greift vierzigmal täglich zu seinem Maßband und kennt alle Tricks.“ Das klingt vielversprechend. Dass dieses Team letztendlich Erfolg haben wird, versteht sich von selbst. Erleichtert atme ich auf, als der Kaffeebecher schließlich doch fällt.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Lost and Found: Über das Ende einer der derzeit meist diskutiertesten Sendungen


von Sebastian Lauterbach


Nahaufnahme eines sich öffnenden Auges. Blick in den, von tropischen Bäumen versperrten Himmel. Ein Hund läuft auf den Hauptcharakter Jack Shephard zu, welcher gerade aufgewacht ist. Anfänglich desorientiert, läuft Jack durch den Dschungel der Insel und erreicht den Strand. Dort wird er mit dem Flugzeugabsturz konfrontiert, der das Schicksal dutzender Menschen für die nächsten Jahre besiegelt.