von Carina Freundl
„Ich dachte, mit 14 kann man gar nicht schwanger werden“, rechtfertigt die 15-jährige, frisch gebackene Mutter ihre ungewollte Schwangerschaft. Bei Sätzen wie diesem weiß man nicht, ob man lachen oder erschrocken den Kopf schütteln soll. Und man fragt sich auch, wie solche Jugendliche mit ihrem Leben und erst recht mit einem Kind klar kommen sollen. Und genau das will uns die Doku-Soap Baby-Alarm - Teenie-Mütter in Not auf Sat.1 zeigen.
In der Serie werden Minderjährige begleitet, die meist ungewollt schwanger geworden sind. Eine Sozialpädagogin besucht sie in ihren Familien und versucht ihnen zu helfen, sich in ihrer neuen Lebenssituation zurechtzufinden. Ob den jungen Müttern dabei aber Fragen wie „Weshalb hast du keinen Schulabschluss?“ oder „Wie fühlst du dich?“ wirklich weiterhelfen, bleibt zu bezweifeln.
Pro Sendung werden im Wechsel zwei Schwangere gezeigt, wie beispielsweise die 15-jährige Saskia und die 17-jährige Silvana. Beide haben das Kind nicht geplant, freuen sich jetzt aber darauf. Bisher nichts so Ungewöhnliches. Als dann aber die Lebensumstände der beiden Teenager beschrieben werden wird schnell deutlich, dass Silvana die Seite des bodenständigen, vernünftigen Mädchens, das vermutlich durch einen bösen Zufall schwanger wurde, einnehmen soll. Saskia bestreitet auf der anderen Seite die Rolle des verkorksten Großstadt-Teenagers aus dem Problemviertel – wie passend – Neukölln. Während Silvana also in einer glücklichen Beziehung lebt, von ihrer Familie unterstützt wird, eine schöne Wohnung hat und bestens nach der Geburt mit ihrer kleinen Tochter zurechtkommt, haust Saskia mit ihrer Mutter, die auf den ersten Blick wie eine verwahrloste Drogensüchtige aussieht, in einer Sozialwohnung ohne fließend Warmwasser und Heizung, dafür aber mit Ratten. „Kein guter Ort, um ein Kind groß zu ziehen“, wie ihre Mutter bemerkte. Vorher lebte die 15-Jährige im Heim, suchte sich dort, laut eigener Aussage, „die falschen Freunde“, kiffte, trank täglich Alkohol und machte bereits mit 14 einen Entzug. Dabei wurde dann auch festgestellt, dass sie ein Kind erwartet. Passend zu diesen Rollenzuweisungen wurden die beiden Schwangeren auch eingekleidet. Während Silvana stets „normal“ gekleidet ist, greift Saskia immer auf bunte Tierprints, Glitzeraufdrucke und übergroße Kreolen zurück. Auch der viel zu dicke Lidstrich durfte nie fehlen. Es ist abzusehen, wie sich die beiden in den weiteren Folgen verhalten werden.
Die Serie Baby-Alarm – Teeniemütter in Not ist ein Ableger der Alarm-Reihe von Sat.1, wie unter anderem auch Kilo-Alarm und Messi-Alarm. Das Konzept ist keineswegs neu. Während erst erwachsende Paare bei den Vorbereitungen auf die Geburt ihres Kindes und in den ersten Wochen danach in Sendungen wie Schnulleralarm oder Mein Baby begleitet wurden, verlagerte sich der Fokus mit zunehmender Thematisierung der zahlreichen Teenager-Schwangerschaften in Deutschland immer mehr auf junge Mütter. So entstanden zahlreiche solcher Formate, zum Beispiel Teenie-Mütter auf RTL II oder Junge Mütter – total überfordert auf sixx. Die Ausgangssituationen sind stets dieselben: junge Mädchen werden ungewollt schwanger, wurden meist von ihrem Freund verlassen oder wissen gleich gar nicht, wer von den vier Möglichen wohl der Vater ihres Kindes sein könnte. Auch das soziale Umfeld, die finanzielle Lage und die Schulbildung sind alles andere als gut. Es wird gefeiert, geraucht und getrunken. Als Zuschauer denkt man sich stets nur „das arme Kind, aus dem kann mal nichts werden“. Noch extremer geht es nur im amerikanischen Vorbild Teen Mom, einem spin-off der Serie 16 and pregnant, beides von MTV, zu. Hier kann es auch mal vorkommen, dass die Teenager-Mutter kurzerhand verhaftet wird, weil sie nicht aufhört ihren Exfreund und Kindsvater zu belästigen. So versucht nun auch Sat.1 seit September 2011 zu dokumentieren, mit welchen Problemen, Vorurteilen und Ängsten junge Mütter und Väter zu kämpfen haben.
Doch was sollen Doku-Soaps wie diese bezwecken? Die Zahl der Schwangerschaften bei Minderjährigen steigt von Jahr zu Jahr an. Allein in Deutschland kommen pro Jahr ca. 14.000 Kinder minderjähriger Mütter zur Welt. Auf der einen Seite werden durch Doku-Soaps über junge Mütter deren Probleme portraitiert: Geldprobleme, kaum Freizeit, Schwierigkeiten einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden. Allerdings werden diese durch die übertriebene Inszenierung der Figuren ins Lächerliche gezogen. So sagt Saskia aus Baby-Alarm, dass es ihr gar nicht peinlich sei, wenn sie mit ihrer Hartz-IV-Marke zur Lebensmittelvergabe bei der Kirche gehe, denn schließlich „sind da doch auch viele Ausländer. Das macht man ja nicht, weil man arm ist, sondern weils billig ist da“. Vermutlich machen besonders solche Aussagen den Unterhaltungswert des Formats aus. Der Zuschauer schwankt zwischen Mitleid, Schadenfreude und Spott - oder kann sich mit den Betroffenen identifizieren. Möglichweise ist es das, was diese Art von Affektfernsehen so erfolgreich macht. Schließlich konnte Teen Mom bei seiner Premiere 2,1 Millionen Zuschauer erreichen, beim Finale der zweiten Staffel sogar 5,6 Millionen. Oder es ist einfach die Tatsache, dass man gleichzeitig amüsiert wird und sich gut fühlt, weil man selbst eben nicht deren Leben führen muss.
„Ich dachte, mit 14 kann man gar nicht schwanger werden“, rechtfertigt die 15-jährige, frisch gebackene Mutter ihre ungewollte Schwangerschaft. Bei Sätzen wie diesem weiß man nicht, ob man lachen oder erschrocken den Kopf schütteln soll. Und man fragt sich auch, wie solche Jugendliche mit ihrem Leben und erst recht mit einem Kind klar kommen sollen. Und genau das will uns die Doku-Soap Baby-Alarm - Teenie-Mütter in Not auf Sat.1 zeigen.
In der Serie werden Minderjährige begleitet, die meist ungewollt schwanger geworden sind. Eine Sozialpädagogin besucht sie in ihren Familien und versucht ihnen zu helfen, sich in ihrer neuen Lebenssituation zurechtzufinden. Ob den jungen Müttern dabei aber Fragen wie „Weshalb hast du keinen Schulabschluss?“ oder „Wie fühlst du dich?“ wirklich weiterhelfen, bleibt zu bezweifeln.
Pro Sendung werden im Wechsel zwei Schwangere gezeigt, wie beispielsweise die 15-jährige Saskia und die 17-jährige Silvana. Beide haben das Kind nicht geplant, freuen sich jetzt aber darauf. Bisher nichts so Ungewöhnliches. Als dann aber die Lebensumstände der beiden Teenager beschrieben werden wird schnell deutlich, dass Silvana die Seite des bodenständigen, vernünftigen Mädchens, das vermutlich durch einen bösen Zufall schwanger wurde, einnehmen soll. Saskia bestreitet auf der anderen Seite die Rolle des verkorksten Großstadt-Teenagers aus dem Problemviertel – wie passend – Neukölln. Während Silvana also in einer glücklichen Beziehung lebt, von ihrer Familie unterstützt wird, eine schöne Wohnung hat und bestens nach der Geburt mit ihrer kleinen Tochter zurechtkommt, haust Saskia mit ihrer Mutter, die auf den ersten Blick wie eine verwahrloste Drogensüchtige aussieht, in einer Sozialwohnung ohne fließend Warmwasser und Heizung, dafür aber mit Ratten. „Kein guter Ort, um ein Kind groß zu ziehen“, wie ihre Mutter bemerkte. Vorher lebte die 15-Jährige im Heim, suchte sich dort, laut eigener Aussage, „die falschen Freunde“, kiffte, trank täglich Alkohol und machte bereits mit 14 einen Entzug. Dabei wurde dann auch festgestellt, dass sie ein Kind erwartet. Passend zu diesen Rollenzuweisungen wurden die beiden Schwangeren auch eingekleidet. Während Silvana stets „normal“ gekleidet ist, greift Saskia immer auf bunte Tierprints, Glitzeraufdrucke und übergroße Kreolen zurück. Auch der viel zu dicke Lidstrich durfte nie fehlen. Es ist abzusehen, wie sich die beiden in den weiteren Folgen verhalten werden.
Die Serie Baby-Alarm – Teeniemütter in Not ist ein Ableger der Alarm-Reihe von Sat.1, wie unter anderem auch Kilo-Alarm und Messi-Alarm. Das Konzept ist keineswegs neu. Während erst erwachsende Paare bei den Vorbereitungen auf die Geburt ihres Kindes und in den ersten Wochen danach in Sendungen wie Schnulleralarm oder Mein Baby begleitet wurden, verlagerte sich der Fokus mit zunehmender Thematisierung der zahlreichen Teenager-Schwangerschaften in Deutschland immer mehr auf junge Mütter. So entstanden zahlreiche solcher Formate, zum Beispiel Teenie-Mütter auf RTL II oder Junge Mütter – total überfordert auf sixx. Die Ausgangssituationen sind stets dieselben: junge Mädchen werden ungewollt schwanger, wurden meist von ihrem Freund verlassen oder wissen gleich gar nicht, wer von den vier Möglichen wohl der Vater ihres Kindes sein könnte. Auch das soziale Umfeld, die finanzielle Lage und die Schulbildung sind alles andere als gut. Es wird gefeiert, geraucht und getrunken. Als Zuschauer denkt man sich stets nur „das arme Kind, aus dem kann mal nichts werden“. Noch extremer geht es nur im amerikanischen Vorbild Teen Mom, einem spin-off der Serie 16 and pregnant, beides von MTV, zu. Hier kann es auch mal vorkommen, dass die Teenager-Mutter kurzerhand verhaftet wird, weil sie nicht aufhört ihren Exfreund und Kindsvater zu belästigen. So versucht nun auch Sat.1 seit September 2011 zu dokumentieren, mit welchen Problemen, Vorurteilen und Ängsten junge Mütter und Väter zu kämpfen haben.
Doch was sollen Doku-Soaps wie diese bezwecken? Die Zahl der Schwangerschaften bei Minderjährigen steigt von Jahr zu Jahr an. Allein in Deutschland kommen pro Jahr ca. 14.000 Kinder minderjähriger Mütter zur Welt. Auf der einen Seite werden durch Doku-Soaps über junge Mütter deren Probleme portraitiert: Geldprobleme, kaum Freizeit, Schwierigkeiten einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden. Allerdings werden diese durch die übertriebene Inszenierung der Figuren ins Lächerliche gezogen. So sagt Saskia aus Baby-Alarm, dass es ihr gar nicht peinlich sei, wenn sie mit ihrer Hartz-IV-Marke zur Lebensmittelvergabe bei der Kirche gehe, denn schließlich „sind da doch auch viele Ausländer. Das macht man ja nicht, weil man arm ist, sondern weils billig ist da“. Vermutlich machen besonders solche Aussagen den Unterhaltungswert des Formats aus. Der Zuschauer schwankt zwischen Mitleid, Schadenfreude und Spott - oder kann sich mit den Betroffenen identifizieren. Möglichweise ist es das, was diese Art von Affektfernsehen so erfolgreich macht. Schließlich konnte Teen Mom bei seiner Premiere 2,1 Millionen Zuschauer erreichen, beim Finale der zweiten Staffel sogar 5,6 Millionen. Oder es ist einfach die Tatsache, dass man gleichzeitig amüsiert wird und sich gut fühlt, weil man selbst eben nicht deren Leben führen muss.
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