von Michael Graßl
Stinklangweilig, was sonst. Zum Einschlafen geeignet. Da versteht man doch so und so nichts. Da muss man sich wirklich stark dafür interessieren! Um was es sich dabei handeln könnte? Mal etwas ganz anderes: eine Geschichts-Dokumentation. Natürlich wollen wir jetzt nicht alles, was damit zu tun hat, über einen Kamm des Verdrängens scheren. Das würde diesem Genre nicht gerecht werden, schließlich wird dabei auch wichtige Arbeit wie Aufarbeitung und Aufklärung geleistet. Doch aus dem Nichts werden solche Vorwürfe wohl auch nicht auftauchen! Grund genug sich endlich mal damit auseinanderzusetzen.
ZDF-History unter der Leitung des Gottes aller deutschen TV-Historiker, Guido Knopp, ist hierbei sehr angesehen. Zu Beginn einer jeden Sendung, wie auch hier in unserem Beispiel vom 4.12.2011, lässt er es sich nicht nehmen, seine Besucher, die das Tor der Geschichte symbolisch im Fernsehen durchschreiten, persönlich zu begrüßen. An einem Tisch sitzend und dazu nickend kommt ein „Herzlich Willkommen liebe Zuschauer“ über seine Lippen. Danach muss man sagen, führt er geschickt in das Thema über das Geheimnis von Pearl Habour ein, und schickt seine „Detektive der Geschichte“, wie er sie selbst nennt, auf die Reise. Der nun beginnende Bericht knüpft nahtlos dort an, wo der kleine aber fein gedachte Aufreißer noch vor der Begrüßung durch Guido Knopp aufgehört hat. Im Grunde müssten unsere Bücher neu geschrieben werden, wenn dieses „Geheimnis von Pearl Habour“ tatsächlich der Wahrheit entsprechen würde. So sollen die Amerikaner noch eineinhalb Stunden vor dem heimtückischen Angriff der Japaner am 7.12.1941 aus der Luft, ein japanisches U-Boot, welches auf dem Weg in die Bucht von Pearl Habour war, versenkt, aber daraus nicht die richtigen Schlüsse gezogen haben! Nämlich, dass ein hinterlistiger Überraschungsangriff der Japaner bevorsteht. Schnell versucht man hier den Zuschauer durch fast unglaublich klingende, „neuerste Erkenntnisde aus der Forschung“ an den Fernseher zu fesseln.
Dabei bekommt man fast von Anfang an das Gefühl, die beiden betroffenen Parteien wurden in eine für die Sendung geeignete Rolle gedrückt. Auf der einen Seite die völlig ahnungslosen und friedlichen Amerikaner, die in der Bucht von Pearl Habour ihre Flotte stationiert haben und sich ihre Zeit seelenruhig mit Golf vertreiben. Auf der anderen Seite die Japaner, die perfide einen Plan aushecken und auf den richtigen Zeitpunkt zum Angriff warten. Eine gute Idee, durchaus. Denn geschuldet ist dies wohl der Uhrzeit der Ausstrahlung. Das einfache Schema lässt auch dem müden TV-Zuschauer um kurz vor zwölf eine Chance, etwas von der Dokumentation zu verstehen.
Die Dokumentation erzählt im Wesentlichen drei Geschichten. Die eine handelt von japanischen U-Boot-Fahrern, die zeitgleich mit dem bereits erwähnten versenkten U-Boot in die Bucht eindringen wollen. Die zweite Geschichte ist die von Forschern, welche in der Gegenwart auf den Meeresgrund tauchen, um zu beweisen, dass es dieses U-Boot wirklich gab und die Amerikaner damit vor dem Angriff gewarnt sein hätten müssen. Umrahmt werden diese beiden Erzählungen mit der Geschichte des Angriffs selbst. In diesem Fall wird der Tag von morgens bis abends noch einmal durchgespielt.
Und das gefällt! Durch die Abwechslung und das meist sinnvoll verknüpfte Springen zwischen den drei Handlungssträngen, kann von großer Langeweile eigentlich keine Rede sein. Ein weiterer Pluspunkt dieses Aufbaus ist, dass die vielen Fakten, die zu einer Geschichts-Doku nun mal dazu gehören, dadurch gut portioniert werden und der Zuschauer vor dem Fernseher nicht von Fakten erschlagen wird. Dem vielen Geschichtsstudenten als Vorbild geltender Guido Knopp, der zeigt, dass man mit Geschichte tatsächlich Geld verdienen kann und seinem Team ist es gelungen, die Sendung sowohl für Laien, als auch für Leute mit tieferem Hintergrundwissen zugänglich zu machen. Dies liegt daran, dass die persönlichen Schicksale (in dieser Sendung die japanischen U-Boot Fahrer) eine Möglichkeit geben, sich mit etwas zu identifizieren und mit in diese Zeit einzutauchen. Ein persönlicher Abschiedsbrief des erst 17 Jahre alten Matrosen an seine Mutter, der auszugsweise zitiert wird, drückt, überspitzt formuliert, dem ein oder anderem bestimmt auf die Tränendrüse. Zumindest lässt dies einen nicht kalt.
Die drei „Erzählungen“ führen schließlich zu dem Hauptereignis, den Angriff auf die Bucht Pearl Habour. Geleitet wird der Zuschauer dabei von einer Erzählerstimme, die einem zumindest nach 45 Minuten auch noch nicht auf die Nerven geht. Diese ist eine Art Moderator, der von Ereignis zu Ereignis, von Experte zu Experte, von Zeitzeuge zu Zeitzeuge führt. Unterstützend wirkt für den Zuschauer die Musik. Sobald der „Moderator“ von Krieg, Bomben und Zerstörung berichtet, wird er mit ernster Musik unterlegt. Was eigentlich erstaunt, aber meist beim Zuschauen völlig unterbewusst wahrgenommen wird ist, dass man ständig und für alles mit Informationen von Experten oder Zeitzeugen gefüttert wird. Dazu gibt es zu allen Fakten, zu allen Schiffen, für jede Person, sei es der japanische Kaiser oder sonst jemand, ausgewählte Archivaufnahmen. Der Zuschauer muss das eigentlich positiv aufnehmen. Er kriegt Belege dafür, dass alles wirklich stimmt, was er da erzählt bekommt. Und warum sollte ein Zeitzeuge auch etwas Falsches erzählen? Dass dabei nicht nur deutschsprachige Experten zu Wort kommen, untermauert nur weiter eine gewisse Seriosität, die von der Dokumentation ausgeht.
Nach dem Angriff der Japaner, der mit Hilfe von Bildern des Spielfilms „Pearl Habour“ und Archivaufnahmen dargestellt wird, soll das Geheimnis nun gelüftet werden. Gab es nun ein U-Boot eineinhalb Stunden vor Angriff oder nicht? Haben die Amerikaner da etwas vermasselt? Und tatsächlich, das Wachbleiben hat sich gelohnt! Die stolzen Forscher präsentieren Bilder von einem japanischen U-Boot-Wrack. Also stimmt die Geschichte. Eine gelungene Abrundung des Berichts jedoch bekommt die Erzählerstimme nicht wirklich hin und auch die Konsequenzen dieser „unfassbaren“ und „nicht für möglich gehaltenen“ Entdeckung scheinen nun auf einmal doch nicht so weltbewegend, wie man zu anfangs vermutet hätte. Das für mich vermutlich typische Ende einer jeden deutschen Geschichts-Doku ist auch hier gegeben. Natürlich gibt es eine Gedenkstätte, und natürlich ist auch sie heute ein Zeichen von Versöhnung. Danach endet der Bericht und das „Tor zur Geschichte“ schließt sich vor den Augen des Zuschauers.
Der Schluss wirkt verwirrend und auch ein bisschen enttäuschend. Da hat es der Bericht geschafft mich so lange wach zu halten und dann etwa viel Lärm um Nichts? Der Sendeplatz eignet sich allerdings für die Sendung. Die Prime Time des ZDF wird sozusagen von historischen Dokumentationen umrahmt. Sie beginnt mit dem Ende von Terra X, einer weiteren Geschichtssendung, um 20:15 Uhr. Die „erweiterte“ Prime Time endet dann um 23.40 Uhr mit der Geschichtssendung ZDF History. Eine durchaus interessante Alternative zu den auf Pro Sieben sonntagabends laufenden „Blockbustern“, die das Wohnzimmer in ein Heimkino verwandeln wollen. Man bedient damit eben eine andere Zielgruppe. Jedoch sollte man sich hüten. ZDF History spricht ein breiteres Publikum an und nicht nur Geschichtsexperten. Guido Knopps Stil wird nicht umsonst als „Histotainment“ bezeichnet, an Anlehnung daran, dass er mit Geschichte nicht nur informieren, sondern auch unterhalten will. Nicht nur im Fernsehen soll man in den Genuss des Histotainment kommen. Für die, die doch eingeschlafen sind, kann jede Folge bequem im Internet noch einmal angeschaut werden, für Leseratten gibt es immer wieder neue Bücher zur Sendung. Das Schlusswort einer jeden Sendung hat Guido Knopp aber freilich selbst. Nach kurzem Fazit zur Folge verabschiedet er die Zuschauer mit einem „Bleiben Sie uns treu.“ Und anscheinend bleiben sie ihm treu. Denn seit der Erstausstrahlung im Jahre 2001 ist ZDF History zu einer bekannten und nicht zwangsläufig langweiligen Marke geworden.
Stinklangweilig, was sonst. Zum Einschlafen geeignet. Da versteht man doch so und so nichts. Da muss man sich wirklich stark dafür interessieren! Um was es sich dabei handeln könnte? Mal etwas ganz anderes: eine Geschichts-Dokumentation. Natürlich wollen wir jetzt nicht alles, was damit zu tun hat, über einen Kamm des Verdrängens scheren. Das würde diesem Genre nicht gerecht werden, schließlich wird dabei auch wichtige Arbeit wie Aufarbeitung und Aufklärung geleistet. Doch aus dem Nichts werden solche Vorwürfe wohl auch nicht auftauchen! Grund genug sich endlich mal damit auseinanderzusetzen.
ZDF-History unter der Leitung des Gottes aller deutschen TV-Historiker, Guido Knopp, ist hierbei sehr angesehen. Zu Beginn einer jeden Sendung, wie auch hier in unserem Beispiel vom 4.12.2011, lässt er es sich nicht nehmen, seine Besucher, die das Tor der Geschichte symbolisch im Fernsehen durchschreiten, persönlich zu begrüßen. An einem Tisch sitzend und dazu nickend kommt ein „Herzlich Willkommen liebe Zuschauer“ über seine Lippen. Danach muss man sagen, führt er geschickt in das Thema über das Geheimnis von Pearl Habour ein, und schickt seine „Detektive der Geschichte“, wie er sie selbst nennt, auf die Reise. Der nun beginnende Bericht knüpft nahtlos dort an, wo der kleine aber fein gedachte Aufreißer noch vor der Begrüßung durch Guido Knopp aufgehört hat. Im Grunde müssten unsere Bücher neu geschrieben werden, wenn dieses „Geheimnis von Pearl Habour“ tatsächlich der Wahrheit entsprechen würde. So sollen die Amerikaner noch eineinhalb Stunden vor dem heimtückischen Angriff der Japaner am 7.12.1941 aus der Luft, ein japanisches U-Boot, welches auf dem Weg in die Bucht von Pearl Habour war, versenkt, aber daraus nicht die richtigen Schlüsse gezogen haben! Nämlich, dass ein hinterlistiger Überraschungsangriff der Japaner bevorsteht. Schnell versucht man hier den Zuschauer durch fast unglaublich klingende, „neuerste Erkenntnisde aus der Forschung“ an den Fernseher zu fesseln.
Dabei bekommt man fast von Anfang an das Gefühl, die beiden betroffenen Parteien wurden in eine für die Sendung geeignete Rolle gedrückt. Auf der einen Seite die völlig ahnungslosen und friedlichen Amerikaner, die in der Bucht von Pearl Habour ihre Flotte stationiert haben und sich ihre Zeit seelenruhig mit Golf vertreiben. Auf der anderen Seite die Japaner, die perfide einen Plan aushecken und auf den richtigen Zeitpunkt zum Angriff warten. Eine gute Idee, durchaus. Denn geschuldet ist dies wohl der Uhrzeit der Ausstrahlung. Das einfache Schema lässt auch dem müden TV-Zuschauer um kurz vor zwölf eine Chance, etwas von der Dokumentation zu verstehen.
Die Dokumentation erzählt im Wesentlichen drei Geschichten. Die eine handelt von japanischen U-Boot-Fahrern, die zeitgleich mit dem bereits erwähnten versenkten U-Boot in die Bucht eindringen wollen. Die zweite Geschichte ist die von Forschern, welche in der Gegenwart auf den Meeresgrund tauchen, um zu beweisen, dass es dieses U-Boot wirklich gab und die Amerikaner damit vor dem Angriff gewarnt sein hätten müssen. Umrahmt werden diese beiden Erzählungen mit der Geschichte des Angriffs selbst. In diesem Fall wird der Tag von morgens bis abends noch einmal durchgespielt.
Und das gefällt! Durch die Abwechslung und das meist sinnvoll verknüpfte Springen zwischen den drei Handlungssträngen, kann von großer Langeweile eigentlich keine Rede sein. Ein weiterer Pluspunkt dieses Aufbaus ist, dass die vielen Fakten, die zu einer Geschichts-Doku nun mal dazu gehören, dadurch gut portioniert werden und der Zuschauer vor dem Fernseher nicht von Fakten erschlagen wird. Dem vielen Geschichtsstudenten als Vorbild geltender Guido Knopp, der zeigt, dass man mit Geschichte tatsächlich Geld verdienen kann und seinem Team ist es gelungen, die Sendung sowohl für Laien, als auch für Leute mit tieferem Hintergrundwissen zugänglich zu machen. Dies liegt daran, dass die persönlichen Schicksale (in dieser Sendung die japanischen U-Boot Fahrer) eine Möglichkeit geben, sich mit etwas zu identifizieren und mit in diese Zeit einzutauchen. Ein persönlicher Abschiedsbrief des erst 17 Jahre alten Matrosen an seine Mutter, der auszugsweise zitiert wird, drückt, überspitzt formuliert, dem ein oder anderem bestimmt auf die Tränendrüse. Zumindest lässt dies einen nicht kalt.
Die drei „Erzählungen“ führen schließlich zu dem Hauptereignis, den Angriff auf die Bucht Pearl Habour. Geleitet wird der Zuschauer dabei von einer Erzählerstimme, die einem zumindest nach 45 Minuten auch noch nicht auf die Nerven geht. Diese ist eine Art Moderator, der von Ereignis zu Ereignis, von Experte zu Experte, von Zeitzeuge zu Zeitzeuge führt. Unterstützend wirkt für den Zuschauer die Musik. Sobald der „Moderator“ von Krieg, Bomben und Zerstörung berichtet, wird er mit ernster Musik unterlegt. Was eigentlich erstaunt, aber meist beim Zuschauen völlig unterbewusst wahrgenommen wird ist, dass man ständig und für alles mit Informationen von Experten oder Zeitzeugen gefüttert wird. Dazu gibt es zu allen Fakten, zu allen Schiffen, für jede Person, sei es der japanische Kaiser oder sonst jemand, ausgewählte Archivaufnahmen. Der Zuschauer muss das eigentlich positiv aufnehmen. Er kriegt Belege dafür, dass alles wirklich stimmt, was er da erzählt bekommt. Und warum sollte ein Zeitzeuge auch etwas Falsches erzählen? Dass dabei nicht nur deutschsprachige Experten zu Wort kommen, untermauert nur weiter eine gewisse Seriosität, die von der Dokumentation ausgeht.
Nach dem Angriff der Japaner, der mit Hilfe von Bildern des Spielfilms „Pearl Habour“ und Archivaufnahmen dargestellt wird, soll das Geheimnis nun gelüftet werden. Gab es nun ein U-Boot eineinhalb Stunden vor Angriff oder nicht? Haben die Amerikaner da etwas vermasselt? Und tatsächlich, das Wachbleiben hat sich gelohnt! Die stolzen Forscher präsentieren Bilder von einem japanischen U-Boot-Wrack. Also stimmt die Geschichte. Eine gelungene Abrundung des Berichts jedoch bekommt die Erzählerstimme nicht wirklich hin und auch die Konsequenzen dieser „unfassbaren“ und „nicht für möglich gehaltenen“ Entdeckung scheinen nun auf einmal doch nicht so weltbewegend, wie man zu anfangs vermutet hätte. Das für mich vermutlich typische Ende einer jeden deutschen Geschichts-Doku ist auch hier gegeben. Natürlich gibt es eine Gedenkstätte, und natürlich ist auch sie heute ein Zeichen von Versöhnung. Danach endet der Bericht und das „Tor zur Geschichte“ schließt sich vor den Augen des Zuschauers.
Der Schluss wirkt verwirrend und auch ein bisschen enttäuschend. Da hat es der Bericht geschafft mich so lange wach zu halten und dann etwa viel Lärm um Nichts? Der Sendeplatz eignet sich allerdings für die Sendung. Die Prime Time des ZDF wird sozusagen von historischen Dokumentationen umrahmt. Sie beginnt mit dem Ende von Terra X, einer weiteren Geschichtssendung, um 20:15 Uhr. Die „erweiterte“ Prime Time endet dann um 23.40 Uhr mit der Geschichtssendung ZDF History. Eine durchaus interessante Alternative zu den auf Pro Sieben sonntagabends laufenden „Blockbustern“, die das Wohnzimmer in ein Heimkino verwandeln wollen. Man bedient damit eben eine andere Zielgruppe. Jedoch sollte man sich hüten. ZDF History spricht ein breiteres Publikum an und nicht nur Geschichtsexperten. Guido Knopps Stil wird nicht umsonst als „Histotainment“ bezeichnet, an Anlehnung daran, dass er mit Geschichte nicht nur informieren, sondern auch unterhalten will. Nicht nur im Fernsehen soll man in den Genuss des Histotainment kommen. Für die, die doch eingeschlafen sind, kann jede Folge bequem im Internet noch einmal angeschaut werden, für Leseratten gibt es immer wieder neue Bücher zur Sendung. Das Schlusswort einer jeden Sendung hat Guido Knopp aber freilich selbst. Nach kurzem Fazit zur Folge verabschiedet er die Zuschauer mit einem „Bleiben Sie uns treu.“ Und anscheinend bleiben sie ihm treu. Denn seit der Erstausstrahlung im Jahre 2001 ist ZDF History zu einer bekannten und nicht zwangsläufig langweiligen Marke geworden.
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