TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 20. Februar 2012

Der Bachelor: Paul? Wer ist eigentlich Paul?

von Laura Heinrich

Paul ist unser neuer RTL-Bachelor. Endlich ist es wieder soweit! Nach der ersten Staffel des Bachelors im Jahr 2003 und dem weiblichen Pendant Die Bachelorette – die Traumfrau von 2004, geht RTL nun in die dritte Runde. Acht Wochen lang geht der Bachelor – jung, erfolgreich, intelligent, gutaussehend – zumindest laut RTL, auf die Suche nach seiner Traumfrau. Drehort ist diesmal eine Luxusvilla in Kapstadt, in welcher der Junggeselle mit 20 willigen Frauen lebt.
Das Konzept ist leicht erklärt: Die Frauen ziehen in die Villa des Bachelors ein, stellen sich vor und versuchen, sein Herz zu erobern. Am Ende jeder Show darf der Bachelor dann entscheiden, wer bleibt und wer geht. Die Herzdamen, denen es erlaubt wird eine Woche länger in der Villa zu weilen, dürfen sich über eine rote Rose freuen. Natürlich müssen die "Mädels", wie Paul sie gern nennt, auch verschiedene Aufgaben und "Abenteuer" bestehen.

Nun zur Person des "Traummanns": Der diesjährige Bachelor hört auf den Namen Paul, ist 30 Jahre alt und kommt aus der Hansestadt Hamburg. Ob er gut aussieht, ist mit Sicherheit Geschmacksfrage, das Attribut "intelligent" hätte RTL sich in seiner Beschreibung jedoch ruhig sparen können. Der gute Paul versteht weder die kurzen Sprüche, welche sich in Glückskeksen finden lassen, noch hat er jemals von dem Wort "Ironie" gehört. Warum verhalten sich diese kessen Mädels nur immer so widersprüchlich? Paul versteht das einfach nicht. Stattdessen beschreibt er in den kleinen Interview-Einspielern seine Lieblingskandidatinnen gerne als "rassig", "hot chicks" oder starrt ihnen einfach 5 Minuten auf den Hintern. So lernt man den Charakter der Damen natürlich am besten kennen!
Echte Highlights sind neben dem ausgebufften Paul natürlich auch seine Herzdamen. Jede hat nur wenige Minuten Zeit, um sich in einem Videoclip zu präsentieren. In diesem schlendert sie durch ihre Heimatstadt, lässt Mama und Papa ein paar nette Worte sagen oder redet über ihre letzten Beziehungen, sowie über die Erwartungen, welche sie an den Bachelor richtet. Das einzige, was den Kandidatinnen vorweg immer einfällt ist, dass der Bachelor definitiv braune Haare haben sollte. Damit kann das blonde Nordlicht Paul natürlich nicht auftrumpfen – ein Grund für Beschwerden seitens einiger Kandidatinnen.
Ein großes Maß an Authentizität verliert das Format nicht nur durch den Hauptdarsteller Paul, sondern auch dadurch, dass einige Kandidatinnen sich bereits des Öfteren ins Rampenlicht drängten. So war die rotgelockte Georgina (21) beispielweise schon 2011 im "Taff Teenie Törn", bei welchem sechs Jugendliche beweisen wollten, wie erwachsen sie doch schon sind und eine Woche zusammen auf einem Boot herumschipperten, mit von der Partie. Österreicherin Bernadette (27) ließ 2010 alle Hüllen für den Playboy fallen und die 22-jährige Nürnbergerin Sabrina gibt als Beruf Model, Schauspielerin und Moderatorin an. Doch auch Gesang liegt ihr sehr und so trällert sie in ihrem Vorstellungsinterview "Lucky" von Britney Spears in ihren Kosmetikspiegel, während sie stilecht in Jogginghose auf der heimischen Kinderzimmercouch lümmelt. Bei dieser Berufswahl liegt es natürlich nicht sonderlich nahe, dass Sabrina eher im Fernsehen, anstatt in Pauls Leben Fuß fassen will – achtung, Paul, das war eventuell Ironie!
Die bereits eben erwähnte Georgina hat sich außerdem die Rolle als Quotenzicke gesichert. So ätzt sie gerne gegen Rivalin Jinjin, welche sich eventuell eher für ein wirklich vorhandenes Kleid entscheiden hätte sollen, anstatt für einen knappen "Gürtel". Rotschopf Georgina bezeichnet die knapp Bekleidete dreist "als Thainutte, welche doch für zehn Euro jeden nehmen würde". Ihr rüder Umgangston zieht sich durch die gesamte Sendung, sodass RTL einige Stellen mit einem langen Piepton überspielen musste. Fest steht damit aber, dass uns dieses höfliche, wohlerzogene Mädchen wohl noch mehrere Episoden erhalten bleiben wird, denn was wäre eine solches Format ohne die nötige Portion Drama?
Kurz und knapp zusammengefasst: Das Niveau dieser Sendung befindet sich so ungefähr in den Tiefen des Mariannengrabens. Sollte jemand es finden, bitte Paul Bescheid geben, da ein geringes Maß davon ihm sicherlich nicht schaden würde... Die Dialoge sind hölzern, die Kandidatinnen sind (bis auf einige Ausnahmen) sehr ähnlich und das Format zieht sich mit zwei Stunden Sendezeit doch recht lang hin. Fazit: Wer an einem Mittwochabend etwas Besseres zu tun hat, als den Bachelor zu schauen, sollte dies dringend tun. Diese Sendung eignet sich nicht einmal zum amüsierten Fremdschämen, sondern nur zum ratlosen Kopfschütteln!

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