TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Posts mit dem Label Geschichte/Politik/Gesellschaft werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Geschichte/Politik/Gesellschaft werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 11. Dezember 2020

Unorthodox. Zwischen Tradition und Selbstbestimmung

von Lily-Frances Marsh
Die Netflixserie Unorthodox, geschrieben von Anna Winger und Alexa Karolinski und unter der Regie von Maria Schrader, beruht auf der gleichnamigen Autobiografie von Deborah Feldman. Erschienen ist die aus vier Folgen bestehende Serie 2020. Sie handelt von der Protagonistin Esther, auch Esty genannt, die nach einem Jahr unglücklicher, aber vor allem kinderloser Ehe aus der Gemeinde ultraorthodoxer Juden in Williamsburg, New York, nach Berlin flieht. Ausgerechnet in die Hauptstadt Deutschlands, das Land, das an den Juden ein beispielloses Verbrechen verübt hatte. Für die Zuschauer interessant sind zweifelsohne die seltenen Einblicke in die strengreligiöse Gemeinde und das Leben der Frauen dort. In Berlin begleitet die Serie Esty auf ihrer Reise der Selbstfindung, in der schließlich all ihre bisherigen Ideologien und Normen über den Haufen geworfen werden.

Dienstag, 8. September 2020

Designated Survivor – Was passiert, wenn die komplette Regierung gestürzt würde?

von Antonia Post
Die Serie Designated Survivor, welche erstmals 2016 von dem amerikanischen Fernsehsender ABC ausgestrahlt wurde, handelt von dem parteilosen, idealistischen Politiker Thomas Kirkman, der ganz ungewollt plötzlich das Amt des Präsidenten antreten muss.
Durch einen Terroranschlag kommen während der jährlichen Rede zur Lage der Nation im Kapitol der amtierende Präsident sowie sein gesamtes Kabinett um. Alle, bis auf der Wohnungsbauminister Thomas Kirkman. Dieser befindet sich als designated survivor für diesen unwahrscheinlichen Fall an einem sicheren Ort.

Montag, 31. August 2020

Hollywood

von Alina Engl
Die Serie Hollywood ist eine US-amerikanische Miniserie, die seit dem 01.05.2020 auf dem Video-on-Demand-Anbieter Netflix zu sehen ist. Die eigentliche Idee zur Serie stammt von Ryan Murphy und Ian Brennan, die bereits zusammen die Produktionen The Politician, Scream Queens und Glee entwickelten. Die Geschichte handelt von einigen Personen, welche nach dem Zweiten Weltkrieg in der Stadt Hollywood Karriere machen möchten und dabei nicht nur Herausforderungen aufgrund ihrer Herkunft oder Sexualität zu bestreiten haben, sondern auch echten Prominenten der damaligen Industrie begegnen.

Dienstag, 25. August 2020

Die Telefonistinnen – ein weiterer Serienhit aus Spanien?

von Doreen Von-der-Hoeden
Eine moderne Telefongesellschaft in Madrid Ende der 1920er Jahre. Das ist der Dreh- und Angelpunkt der Netflix-Serie. Ich habe die mittlerweile 5 Staffeln gerade zu Ende geschaut und muss sagen, dass ich es sehr genossen habe in dieser vielleicht ein bisschen eintönigen Corona-Zeit, in eine ganz andere Welt aus der Vergangenheit entführt zu werden. 4 ganz unterschiedliche Frauen treffen aufeinander und werden zu unzertrennlichen Freunden, die sich zusammen unfassbar vielen Herausforderungen ihrer Zeit stellen müssen.

Donnerstag, 2. Juli 2020

Deutscher - Eine ZDFneo-Serie zeigt das neue Deutschland

von Herbert Schwaab
Zwei nebeneinanderstehende Häuschen in einer Wohnsiedlung irgendwo und überall in Deutschland. Sie werden immer wieder frontal von vorne in einer Einstellung gezeigt, die Symmetrie zwischen den Häusern betont und dadurch die unterschiedlichen Farben der Fassaden und weitere Unterschiede umso stärker herausstellt. Diese Einstellungen sind kunstvoll komponiert und gefilmt, sie bieten so etwas wie kleine Unterbrechungen in dieser eleganten seriellen Produktion. In diesen Häusern wohnen auf der von Zuschauerseite aus gesehenen linken Seite ein linkes Ehepaar, Christoph Schneider, das Klischee eines sozialdemokratischen Lehrers, den es wohl seit den 1980er Jahren nicht mehr so gibt, Eva Schneider, eine Mitarbeiterin in einer Apotheke. Der Sohn David koexistiert mit ihnen in dem Haus, spricht wenig mit ihnen und ist aus irgendeinem Grund sauer auf sie. Leider ist die Serie mit vier Folgen wohl zu kurz, um ums jemals zu erläutern, warum der Sohn so sauer ist. Auf der anderen, der von uns aus rechten Seite, wohnt die andere Familie, der Installateur Frank Pielke, seine Frau Ulrike, die für ihn die Buchhaltung macht. Der Sohn Marvin koexistiert auf eine ähnliche Weise mit ihnen und ist auch sauer, aber hier wissen wir nicht mal genau auf wen, außer dass er einen Konflikt mit den Mitschülern mit migrantischen Hintergrund hat, dessen Ursache wir auch nicht kennen. Vier Folgen reichen wohl nicht, um ums auch das zu erklären. Warum er mit David aus der Nachbarsfamilie so eng befreundet ist, bleibt auch eher im dunkel, wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass sie sich in ihrem schweigsamen, apathischen Verhalten und ihrem unbestimmten Sauer sein auf die Eltern einfach sehr ähnlich sind. Die Familie tut selten etwas anderes als im Garten zu grillen, und das begeistert David von nebenan auch sehr. In dieser Serie ist es übrigens immer Sommer, und der macht sich gut im Design der ruhigen Bilder. Und Papa Pielke ist, natürlich als kleiner Selbständiger, nicht unbedingt links.

Mittwoch, 17. Juni 2020

Gülle, Heringe und die Ostsee - Frontal 21

von Herbert Schwaab
Gibt es etwas, das mehr entspannt, als am Abend Politmagazin zu schauen? Schon der erste Bereicht „Ostsee in Not“ von Frontal 21 vom 16.6.2020 führt uns vor, warum Magazinsendungen immersive Erlebnisse sein können, in die wir uns gut eingebettet fühlen: 
Zunächst sehen wir einen Fischer, der in der Ostsee von heute auf morgen keinen Dorsch mehr fischen darf, aber trotzdem einigermaßen erfolgreich ist, weil er einen großen Schwarm Heringe aufgestöbert hat, den er mit seinen Netzen fangen konnte. Er klagt über Überfischung und Fangverbote, die seine Existenz bedrohen.

Mittwoch, 3. Juni 2020

Die Inflation der Unterbrechung. Alexander Kluge, Joko und Klaas und Männerwelten

von Herbert Schwaab 
Wenn sie folgenden Link (https://www.prosieben.at/tv/joko-klaas-gegen-prosieben/video/32-maennerwelten-joko-klaas-15-minuten-clip) anklicken, dann haben sie eine am 14.5.2020 im Fernsehen ausgestrahlte 15-minütige Show über männliche Gewalt im Internet und außerhalb des Internets gesehen. Sie haben sie aber auch nicht gesehen, weil zu der Wirkung dieses Clips dazugehört, dass er im laufenden Fernsehprogramm als von Joko und Klaas in ihrem Duell gegen Pro7 gewonnene 15 Minuten Sendezeit zur Primetime gezeigt und damit der Flow des Fernsehens auf radikale Weise unterbrochen wurde. Daher ist es auch schade, dass der von Pro7 aufbewahrte Clip mit dem Joko und Klaas Intro im 1980er Jahre Stil zwar ein kleines Moment von Heterogenität anbietet, der so typisch für den Raymond Williams in den 1970er Jahren definierte flow des Fernsehens ist. Was fehlt ist aber das tatsächliche Programm, das der lange Clip unterbrochen hat, und der Schock, den es für die Grey’s Anatomy Fans bedeutet haben muss (denn davor lief angeblich der Clip), sich mit dieser Ausstellung von männlicher Gewalt, Stumpfheit, Empathielosigkeit, Egozentrik und ihrer hässlicher Fantasien und egozentrischen Maßlosigkeit beschäftigen zu müssen.
Unterbrechung ermöglicht eine interessante, strategische Vereinnahmung des Fernsehprogramms. Als Ende der 1980er Jahre die ersten privaten Sender wie RTL oder Sat1 auch terrestrische Frequenzen für die Antennenausstrahlung haben wollten (bisher waren sie nur über Kabel empfangbar gewesen), wurde ihnen von der Politik auferlegt, auch einen Kulturauftrag zu erfüllen. Weil das zu anstrengend war, hat der Filmemacher Alexander Kluge mit seiner Produktionsfirma dctp (an der auch der Spiegel beteiligt war), diesen Sendern das Angebot gemacht, diesen Kulturauftrag für sie zu übernehmen, worauf vor allem RTL zurückgegriffen hat. Seine Sendungen wie News and Stories, 10 vor 11 und das ironisch betitelte Prime Time,  waren die sperrigsten Stücke Fernsehen, die sich vorstellen lassen: Manchmal waren es collagenartige Zusammenstellungen von Bildern und Tönen, meistens in einer Einstellung gedrehte Interviews mit Experten zu kulturell hochrelevanten, aber komplizierten Themen, häufig aber auch Interviews mit Menschen, die so taten, als wären sie Experten (wie Helge Schneider oder Peter Berling). Immer kam aus dem Off immer die überaus beruhigende und nachhakende Stimme von Alexander Kluge, der zwar Fragen stellte, sich aber auch gerne eigenen Assoziationen, die immer weiter vom Thema wegführten, hingab.

Dienstag, 5. Mai 2020

Corona King. Fünf Gründe, den Netflix Dokuserien-Blockbuster Tiger King nicht zu schauen

von Herbert Schwaab 

Diese Krise kennt viele Verlierer und nur zwei Gewinner: Netflix und Amazon, diese Hofliferanten einer Welt der Eingeschlossenen und überforderten Familien. Genau in dieser Zeit fällt die Veröffentlichung der Netflix Dokuserie Tiger King: Murder, Mayhem and Madness, und der Virus wird oft als Grund genannt, warum dieses Serie zu einem so großen Erfolg wurde, mit etwa 37 Millionen Zuschauer*innen weltweit. Es gibt einen Hype um Tiger King, von dem ich nach kurzer Zeit, aber nicht als erster auch erfasst wurde. Der Grund dafür ist einfach. Die Doku-Serie von Eric Goode und Rebecca Chaiklin, die über einige Jahre das Leben von Joe Exotic und seinem kommerziellen Raubtierzoo in Oklahoma dokumentieren, bietet einiges: die bizarre Welt der Privatzoos und der Fans und Besitzer*innen von exotischen Tieren und Raubtieren; Einblicke in die unglaublichen Abgründe der ländlichen, abgehängten Redneck-USA, vor allem Einblicke in die zahnlosen Meth-Gesichter der Mitarbeiter von Joe Exotic; Dokumentationen von Rassismus und Sexismus, Waffenwahn, der einem der zwei Ehemänner von Joe Exotic auch das Leben kostet; immer wieder Dokumentationen der eigenartigen Beziehung von Mensch und Tigern und Löwen, mit denen hemmungslos gekuschelt wird, die Menschen auf Autofahrten auf dem Beifahrersitz begleiten, als kleine kuschelige Pelztiere in Hotelzimmer in Las Vegas geschmuggelt werden und als Hauptattraktion bei den Tierschauen in den privaten Zoos eingesetzt werden; sie zeigt uns aber auch ein brutales Geschäft von Menschen, die weitaus gefährlicher sind, als Raubtieren je sein könnten, die skrupellos eine hemmungslose Aufzucht von kleinen Tigerbabys betreiben und die die nicht mehr verwertbaren, ausgewachsenen Tiger nach 6 Monaten töten, wenn sie die Kapazitäten dieser chaotisch geführten Zoos überfordern; wir lernen arrogante Raubtierbesitzer wie Doc Antle kennen, der als geborener Showman nicht nur einigermaßen erfolgreich und geschickt einen Privatzoo, sondern auch eine sektenartige Kommune ergebener Frauen anführt. Aber bei allem ist und bleibt die Hauptattraktion Joe Exotic, der zwar offen schwul mit zwei Ehemännern lebt, der aber dennoch durch und durch sexistisch, rassistisch, korrupt, sadistisch und von sich selbst besessen ist. Deswegen strebt er eine Karriere als Countrysänger (von nicht selbst gesungenen Songs) an, lässt sich auf eine kostspielige Kampagne zu einer Gouverneurswahl ein und führt eine verhängnisvolle Fehde mit der Tierschützerin Carole Baskin, die aber selbst sehr erfolgreich einen eigenen Privatzoo führt, der zum Schutz von Großkatzen gegründet worden sein soll. 

Dienstag, 3. März 2020

Die fünfte Staffel Black Mirror. Technikritik im Serienformat

von Veronika Dittrich
Seit rund drei Wochen können sich alle Black Mirror Fans über eine neue Staffel freuen. Sie besteht nur aus drei Folgen, hat es aber trotzdem in sich: Serienschöpfer Charlie Brooker versteht es, dystopische Zukunftsaussichten zu ziehen und seine Zuschauer zum Nachdenken zu bringen.
Jede der bisher veröffentlichten 22 Episoden der Anthologie-Serie kann unabhängig voneinander angesehen werden, sie bauen nicht aufeinander auf, die Handlungen finden unabhängig voneinander statt. In jeder Episode werden verschiedene Charaktere geschaffen, die sich in möglichen Szenarien mit fortschrittlicher Technologie behaupten müssen. Die Auswirkungen unseres Medienkonsums sollen so kritisch unter die Lupe genommen werden. Wie sich dieser auf die Menschen auswirkt, wird dabei teils erschreckend, teils belustigend, aber auch brutal porträtiert.

Mittwoch, 23. Oktober 2019

„Das ist jetzt zu kuschelig“. Aus Worten werden Schüsse (Hart aber fair, 2.7.2019)

von Herbert Schwaab
Die Ermordung von Walter Lübke durch einen Rechtsextremen ist Anlass für eine Hart aber Fair Sendung, die schon vorab heftig diskutiert wurde. Der Grund ist die Einladung des AfD Politikers Uwe Junge aus Rheinland Pfalz und die Ansicht, Politikern aus der AfD kein Forum geben zu dürfen. Die Sendung wurde auch nach ihrer Ausstrahlung heftig kritisiert: Arno Frank wirft Plassberg in Spiegel Online vor, mit Uwe Junge gekuschelt zu haben. Tatsächlich reicht es einem der anderen Gäste an einer Stelle: Das ist mir jetzt zu kuschelig. Und er stellt klar: Hass ist ihre Geschäftsgrundlage. Der Gast, der dies äußert, ist Mehmet Daimagüler, ein Anwalt, der Opfer bei dem NSU-Prozess vertreten hat. Er äußert nicht nur diese Sätze, sondern viele weitere, die das Publikum in dieser eher unaufgeregten Sendung dazu bringen, zu klatschen. Er weist darauf hin, wie gefährlich das Leben der Menschen geworden ist, die sich in diesem Land engagieren und beschwört die Gefahr herauf, dass sich bald niemand mehr aus Angst ehrenamtlich engagieren wird. „Dann kann unsere Demokratie einpacken:“ Das Publikum klatscht. Er beendet eine längere Auseinandersetzung mit der AfD und ihren vielen netten Äußerungen auf Twitter und Facebook: „Das ist nicht bürgerlich, das ist nicht konservativ. Das ist schäbig“. Das Publikum klatscht. Er weist am Ende der Sendung darauf hin, dass Polizisten nicht nur in ihrer Ausbildung politische Bildung bekommen sollten: Eine demokratische Polizei kostet Geld, aber das sollte uns das wert sein. Das Publikum klatscht schon wieder.

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Propaganda - Wie man Lügen verkauft

von Maximilian Hohlheimer
Im historischen Kontext ist der Begriff Propaganda den meisten Menschen vor allem im Bezug auf den Nationalsozialismus, die Sowjetunion oder den kalten Krieg ein Begriff. Laut Duden beeinhaltet Propaganda die systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher oder ähnliche Ideen und Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen (Vgl. Online unter: www.duden.de/rechtschreibung/Propaganda.). Aber auch im aktuellen Kontext spielt Propaganda für diverse Dynamiken eine tragende Rolle. Der sogenannte Islamische Staat veröffentlicht online Propaganda Videos seiner Gräueltaten. Die Präsidentschaftswahl 2016 und die gesamte Legislaturperiode in den USA prägten Begriffe wie fake news oder alternative facts. Die Brexitabstimmungen waren bewusst durch Falschinformationen beeinflusst, überwiegend durch die Rechtspopulisten der UKIP. George Orwells dystopischer Roman 1984 über eine totalitäre Gesellschaft wurde in den letzten Jahren erneut als Bestseller verkauft. Verschwörungstheorien und krude Gesellschaftsvorstellungen wie die der Reichsbürger haben seit einiger Zeit an Popularität und Vernetzungspotential zugelegt. Neofaschistische Gruppierungen nutzen häufig Memes in den sozialen Medien, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten. Neurechte Blogger teilen tausendfach geklickte Artikel oder Videos, die nachweisbar auf Falschaussagen basieren. Rechstextreme Terrornetzwerke wie Combat 18 veröffentlichen martialische Videos mit Hassbotschaften und Schusstraining. Zur Unterhaltung dienende Serien und Filme weisen nicht selten patriarchalische und sexistische Botschaften auf. Kapitalistische Werbung vermittelt das Bild einer glorifizierten Konsumgesellschaft und ein künstliches Bild vom "guten Leben". Dies sind nur einige aktuelle genannte Beispiele in der unterschiedlichen propagandistischen Beeinflussung unserer Zeit,  welche auch teilweise in einer diesjährig erschienenen Dokumentation konkretisiert werden. Der Regiesseur nannte beispielsweise in einem Interview als Inspirationsquelle für sein Werk Donald Trump und dessen Auftreten auf der Plattform Twitter.

Dienstag, 1. Oktober 2019

Heute-Show

von Mohamed Afifi
Freitagabend daheim, die Lieblingsnetflix-Serie schon zum dritten Mal fertig geschaut und man tastet sich widerwillig und Schritt für Schritt durch der schier endlosen Programmauswahl auf der Suche nach der Rettung des Abends. Beim ZDF stehen geblieben, läuft eine Sendung, die große Ähnlichkeiten mit der Daily Show von Jon Stewart besitzt: die Heute-Show mit Oliver Welke als Moderator der Sendung, die jede Woche um 22:30 ihre Erstausstrahlung hat. Eingeleitet mit Blasmusik und dem Klatschen des Publikums, begrüßt Welke die Zuschauer der Satire-Nachrichtensendung mit Schwerpunkt auf politische Themen. Mit der Betonung, die Sendung sei heute ,,100% Brexit Frei“ und England solle sich erst wieder melden, ,,wenn sie ihre Insel fertig versenkt haben“, beginnt die TV-Show, in der der ein oder anderen Politiker genaustens unter die Lupe genommen wird, um ihn letztlich zu veräppeln.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Big Brother auf Ibiza - Der Strache-Thementag auf ORF2, 18.5.2019


Von Herbert Schwaab 
Am Freitag den 17. Mai abends, so um 19h, Meldungen auf meinem Smartphone von Spiegel online: es gibt ein kompromittierendes Video mit H.C. Strache, Vize-Kanzler in Österreich, und Johann Gudenus, Clubobmann der FPÖ im Parlament desselben Landes. Keine Zeit, das Video anzuschauen, aber die Meldung und die Bilder aus dem Video sehen vielversprechend aus. Ist das der große Skandal,  den eine rechtspopulistische Regierung in Österreich notwendig innerhalb von 2 oder 3 Jahren produziert und der sie vernichten wird? Auch der nächste Morgen bringt noch keine Erkenntnisse, da die Information um 18 h veröffentlicht noch nicht von der Zeitung thematisiert werden konnte. Daher entschließen wir uns trotz der frühen Stunde, den Fernsehapparat anzumachen und ich schaue gebannt auf ORF dem Video einer ‚bsoffenen Gschicht‘ zu, wie es später von Strache bezeichnet wird: Er in einem sehr legeren und offenen Sommerhemd, auf einer Couch liegend, rauchend und Red Bull Wodka trinkend, Gudenus meist stehend, übersetzedn und mit einem imaginären Revolver in die Luft schießend, die Frau von Gudenus und eine verpixelte, vermeintliche russische Oligarchennichte neben Strache auf dem Sofa, die sich das alles anhört, was Strache sagt.

Donnerstag, 23. November 2017

Vielen Dank für die Blumen - Tom und Jerry

Von Lara Kleinkauf 

„Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank wie lieb von dir“ - Und schon summt man im Kopf die Melodie von Udo Jürgens bekanntesten Lied, während man im Kopf Tom & Jerry in einem tobenden Katz-und-Maus-Spiel durchs Haus jagen sieht. Ganze Genrationen sind mit der 1940 erstmals ausgestrahlten US-amerikanischen Zeichentrickserie aufgewachsen, in der sich Kater Tom und Hausmaus Jerry immer wieder neue fiese Streiche ausdenken, um sich gegenseitig eins auszuwischen. Sprechen tun die Zeichentrickfiguren allerdings nicht – Es sei denn es kommt ein Mensch dazu, von denen allerdings nicht mehr als die untere Körperhälfte zu sehen ist. Dafür wird zusätzlich zur ausdrucksstarken musikalischen Hinterlegung, das Geschehen meist aus Jerry Perspektive von einer Stimme aus dem Off kommentiert. 
Seit ihrer Erstaustrahlung gewann die Serie des Metro-Goldwinn-Mayer-Trickfilmstudios (MGM) weltweit schnell an Beliebtheit, woraufhin die Regisseure Hanna und Josep Barbera bis 1957 über hundert Folgen für das Kino produzierten.

Amazon Fire TV - Das Feuer ist erloschen

von Herbert Schwaab

Fernsehen war so einfach und ist so kompliziert geworden. Das Eintreten in eine neue, benutzerfreundliche Fernsehwelt ist meist mühsam und bleibt es eigentlich auch. Der Sonntagabend war so lange für ein zielloses, zwangloses Fernsehen reserviert mit wenig Rezeption und viel Unterhaltung (untereinander). Er hat sich in den letzten zwanzig Jahren durch Medien wie Videokassette, DVD, Fernsehserien auf DVD und Netflix zuletzt immer schneller verändert. Letzten Sonntag wurde unser internetfähiger Fernseher durch den Amazon Fire TV Stick erweitert. Heutige Mediengeräte sind häufig Black Boxes, deren Funktionen wir nicht verstehen. Eigentlich weiß ich tatsächlich nicht, was dieser Stick macht. Aber wenn man ihn reinsteckt und auch mit der Umschalttaste den USB-Anschluss auf dem Fernseher findet, erscheinen plötzlich ähnlich wie bei Netflix Oberflächen, die den Zutritt zu einer Unzahl von Filmen und Serien und damit einen erfüllten Abend versprechen. Es wird dann aber doch alles eher enttäuschend.

Montag, 13. November 2017

Anne will diskutieren

von Anna-Leandra Fischer

Talkshows gibt es in der heutigen deutschen Fernsehkultur wie Sand am Meer: Hart aber Fair, Maybrit Illner, Maischberger, Markus Lanz. Die Liste könnte schier endlos fortgeführt werden. Zu diesen Formaten zählt auch Anne Will. Die Debattenshow, die jeden Sonntag um 21:45 Uhr eine Stunde Sendezeit – direkt nach dem Tatort – in Beschlag nimmt. In Anbetracht dessen, dass Talkshows eigentlich nie zur Primetime laufen – das Format im Allgemeinen ist dann doch meistens zu seriös und informativ für die breite Zuschauermasse – hat Anne Will eine besonders gute Ausgangslage. Markus Lanz muss sich beispielsweise hingegen mit einem Sendeplatz um 23:15 Uhr begnügen. Was hat die Will was der Lanz nicht hat, könnte man sich nun fragen. Die Frage bleibt offen, die Entscheidungen der großen Medienkonzerne werden hinter verschlossenen Türen ausgetragen. Damit hat sich der Zuschauer schon längst abgefunden.

Donnerstag, 7. September 2017

"Überzeugt uns!" #ueberzeugtunsnicht

von Curd Wunderlich

Wahlkampfzeit ist Politiksendungszeit. Fast hat man den Eindruck: egal wo, egal wie. Die ARD stopft im Monat vor der Wahl 1000 Extraminuten "Bundestagswahl" in ihr Sendeprogramm. Bei ProSieben gibt sich Spaßvogel Klaas Heufer-Umlauf im September zwei Mal mit einer Primetime-Politiksendung die Ehre. Im Internet versuchen sich Youtuber an Interviews mit Kanzlerin Angela Merkel. Zumindest die letzten beiden Beispiele zeigen: Neue und alte Medien versuchen sicherzustellen, dass sich auch junge Zuschauer eine Meinung bilden können und am 24. September an die Wahlurnen strömen.

0:3 - Ist Martin Schulz bereits K.o.? Hart aber Fair

von Curd Wunderlich

Arterienverschluss in der Herzkammer der Sozialdemokratie, ein krachend aus der Kurve fliegender oder gegen den Prellbock fahrender Schulz-Zug - die Bandbreite an Metaphern, an denen sich vor allem Journalisten nach der krachenden Wahlniederlage der SPD in Nordrhein-Westfalen einmal mehr erfreuten, war riesig. Umso erstaunlicher, und zugleich äußerst erholsam, dass sich sowohl die drei anwesenden Journalisten als auch der eine Nicht-SPD-Politiker in Frank Plasbergs hart aber fair-Talkrunde am Montagabend mit den unzähligen möglichen Wortspielen gänzlich zurückhielten.

Montag, 3. Juli 2017

Marco Polo: Game of Thrones in Fernost


von Quirin Hönig

Intrigen, Machtkämpfe und blutige Schlachten – klingt bekannt? Hier ist aber nicht von der gefeierten HBO-Serie Game of Thrones die Rede, sondern von der Netflix-Eigenproduktion Marco Polo aus dem Jahre 2014. Hier wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, um den Zuschauer in das China im 13. Jahrhundert zu entführen, an den Hof des legendären Kublai Khan. Obwohl ein historisch umstrittener Reise-Bericht nicht dasselbe wie eine Fantasy-Buchreihe ist, so kann man durchaus sagen, dass die Serie das gleiche Publikum ansprechen will wie auch Thrones.

Montag, 9. März 2015

„Schießen sie los- wenn sie das nicht allzu wörtlich nehmen“ - Der Stuttgarter Tatort vom 23.11.2014

von Katharina Muth

Aufruhr, Schreie, eine Geiselnahme im Supermarkt- mitten am Tatort im Stuttgarter Tatort vom 23.11.2014, die beiden Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare).
Ungewöhnlicher Anfang.
Ungewöhnlich geht’s weiter. Der bequeme Tatort-Fan kann sich dieses Mal nicht auf das typische Schema: ein  Mord, eine Leiche, ein Täter, 2 Kommissare verlassen. Der Täter ist der Ermittler Lannert. Das Opfer, ein Geiselnehmer, der einen Raubüberfall ausübte- und seine Geisel erschießen möchte- „ das habe er in seinen Augen gesehen“ so Lannert. Und wo ist Bootz? Der mischt nur indirekt mit, wirft sich schützend auf eine Kundin des Supermarkts, und kann doch eigentlich gar nichts sehen. Und schon wieder wird der Sonntagabend-20.15- ich-gehe-nicht-ans-Telefon-Fan überrascht. Da ist doch was verkehrt- kein schummriges Zimmer wo sich die zwei Kommissare bis spät in die Nacht das Hirn zermattern, nein, Lannert auf der Anklagebank, Bootz als Zeuge. Und schon wird die erste „Frage des Gewissens“, die in diesem Tatort noch häufiger gestellt werden wird, mit reinem Gewissen falsch beantwortet. Bootz schützt seinen Kollegen, und ist letztendlich doch derjenige, der beschützt wird, in seiner durchzeichneten Alkoholsucht, mit der er seine Scheidung „verwässern“ möchte.