Fernsehen war
so einfach und ist so kompliziert geworden. Das Eintreten in eine neue,
benutzerfreundliche Fernsehwelt ist meist mühsam und bleibt es eigentlich auch.
Der Sonntagabend war so lange für ein zielloses, zwangloses Fernsehen
reserviert mit wenig Rezeption und viel Unterhaltung (untereinander). Er hat
sich in den letzten zwanzig Jahren durch Medien wie Videokassette, DVD,
Fernsehserien auf DVD und Netflix zuletzt immer schneller verändert. Letzten
Sonntag wurde unser internetfähiger Fernseher durch den Amazon Fire TV Stick
erweitert. Heutige Mediengeräte sind häufig Black Boxes, deren Funktionen wir
nicht verstehen. Eigentlich weiß ich tatsächlich nicht, was dieser Stick macht.
Aber wenn man ihn reinsteckt und auch mit der Umschalttaste den USB-Anschluss
auf dem Fernseher findet, erscheinen plötzlich ähnlich wie bei Netflix
Oberflächen, die den Zutritt zu einer Unzahl von Filmen und Serien und damit
einen erfüllten Abend versprechen. Es wird dann aber doch alles eher
enttäuschend.
Trotz der großen Usability und der Leichtigkeit der Installation einiger Teile des Sticks, stellen sich dann doch einige zunächst unüberwindbar erscheinende Hürden in den Weg. Zunächst haben wir Probleme damit, dass der Amazon-Account meiner Frau nicht mit dem Ort übereinstimmt, in dem wir wohnen. Das Verändern des Ländercodes im Internet (und nicht auf dem Fernsehbildschirm) dauert ca. 50 Minuten. Ich hätte mich schon längst vom Flow des konventionellen, analogen Fernsehens (das auch nicht mehr analog ist) gefangen nehmen lassen können, aber wir stecken fest. Ich muss zugeben, dass es mit einer gewissen Spannung verbunden ist, wenn (meine Frau) dann endlich die Lösung für das Problem findet (das war bei unserem ersten Netflixabend genauso). Aber dann beginnt die Suche in dieser wohlsortierten Auslage des Firesticks und der Zwang, Entscheidungen zu treffen, weil ja heute Rezeption so selbstbestimmt ist. Zu dem Entscheidungsproblem gesellt sich noch das neue Problem, dass die Oberfläche zwar aussieht wie die von Netflix, dass aber nur ein kleiner Teil des Angebotes frei zugänglich ist. Wir klicken nach langer Suche Serien oder Filme an, deren mögliche Qualität nur durch ein virtuelles DVD Cover und rudimentären Informationen angezeigt wird, von denen wir dann aber erfahren, dass für sie noch einmal extra bezahlt werden muss. Weil wir auf einer der Apps oder einem Amazon- oder anderen Sender (ich glaube der Artfilmkanal von Amazon) einen Film finden, den meine Frau schon immer mal sehen wollte, trifft meine Frau die kühne Entscheidung, die gefährliche Probemitgliedschaft zu nutzen (ich muss sie noch daran erinnern, spätestens nächste Woche das Abo für diesen Sender zu kündigen). Das Einloggen geht schnell, allerdings fordert der Sender eine Bestätigung des Amazon-Accounts und des Alters. Weil es auch hier ein Konfigurationsproblem gibt, die (von meiner Frau) gelöst werden müssen, dauert es noch einmal 30 Minuten, bis wir schließlich unseren ersten Film über den Firestick schauen können. Nach weiteren 30 Minuten entdecken wir, dass der Film (Springbreakers - den ich im Kino sehr schön fand) sich auf dem kleinen Bildschirm irgendwie nicht erschließt und besser im Kino geschaut werden sollte. Wir brechen ab und suchen weiter in dem vielfältigen Angebot von Amazon.
Trotz der großen Usability und der Leichtigkeit der Installation einiger Teile des Sticks, stellen sich dann doch einige zunächst unüberwindbar erscheinende Hürden in den Weg. Zunächst haben wir Probleme damit, dass der Amazon-Account meiner Frau nicht mit dem Ort übereinstimmt, in dem wir wohnen. Das Verändern des Ländercodes im Internet (und nicht auf dem Fernsehbildschirm) dauert ca. 50 Minuten. Ich hätte mich schon längst vom Flow des konventionellen, analogen Fernsehens (das auch nicht mehr analog ist) gefangen nehmen lassen können, aber wir stecken fest. Ich muss zugeben, dass es mit einer gewissen Spannung verbunden ist, wenn (meine Frau) dann endlich die Lösung für das Problem findet (das war bei unserem ersten Netflixabend genauso). Aber dann beginnt die Suche in dieser wohlsortierten Auslage des Firesticks und der Zwang, Entscheidungen zu treffen, weil ja heute Rezeption so selbstbestimmt ist. Zu dem Entscheidungsproblem gesellt sich noch das neue Problem, dass die Oberfläche zwar aussieht wie die von Netflix, dass aber nur ein kleiner Teil des Angebotes frei zugänglich ist. Wir klicken nach langer Suche Serien oder Filme an, deren mögliche Qualität nur durch ein virtuelles DVD Cover und rudimentären Informationen angezeigt wird, von denen wir dann aber erfahren, dass für sie noch einmal extra bezahlt werden muss. Weil wir auf einer der Apps oder einem Amazon- oder anderen Sender (ich glaube der Artfilmkanal von Amazon) einen Film finden, den meine Frau schon immer mal sehen wollte, trifft meine Frau die kühne Entscheidung, die gefährliche Probemitgliedschaft zu nutzen (ich muss sie noch daran erinnern, spätestens nächste Woche das Abo für diesen Sender zu kündigen). Das Einloggen geht schnell, allerdings fordert der Sender eine Bestätigung des Amazon-Accounts und des Alters. Weil es auch hier ein Konfigurationsproblem gibt, die (von meiner Frau) gelöst werden müssen, dauert es noch einmal 30 Minuten, bis wir schließlich unseren ersten Film über den Firestick schauen können. Nach weiteren 30 Minuten entdecken wir, dass der Film (Springbreakers - den ich im Kino sehr schön fand) sich auf dem kleinen Bildschirm irgendwie nicht erschließt und besser im Kino geschaut werden sollte. Wir brechen ab und suchen weiter in dem vielfältigen Angebot von Amazon.
Wenn es um
Filme geht (und wir haben an diesem Abend eher Lust, einen Film zu sehen) sind
Netflix und Amazon trotz des riesigen Angebots nicht so wirklich großartig. Es
gibt so viele Filme, die ich so gerne sehen würde, aber sie sind bei beiden
Plattformen und Anbietern nicht zu finden. Ich denke, es sind die Algorithmen,
die beide Seiten verwenden. Algorithmen sind brav und selten Cineasten, die in
Filmen den gegenkulturellen Exzess anderer und neuer Erfahrungen suchen. Auf
den Plattformen hat alles den muffigen Odeur von abgestandener Arthouse-Cinema
Kost, es gibt wenig Altes und wenig aus fremden Filmnationen zu sehen, nur
lauter nette kleine Indiefilme aus den USA oder aus Deutschland, die keinem wehtun
und meist so beworben werden: Ein kleiner Film über große Gefühle. Diese Filme
sind tatsächlich kleingeistig und dumpf. Der Algorithmus sortiert und wählt aus
und scheint mich einzusperren in eine Schicht aus jungen, internetaffinen,
konsumfreudigen, erfolgreichen Menschen, was doof ist, weil ich weder jung,
internetaffin, konsumfreudig oder erfolgreich bin. Wir finden auch bei Amazon
keinen weiteren Film, den wir wirklich schauen wollen (und auch bei Netflix
passiert es sehr selten, dass wir etwas finden).
Da sich
Qualitätsserien ausschließlich an eine bestimmte Gruppe von Zuschauenden
richten (von der ich gezwungenermaßen ein Teil bin), klappt es bei Serien etwas
besser und nach einer weiteren Suche von 20 Minuten entscheiden wir uns für
etwas, was uns nicht nur von den Algorithmen der Plattform, sondern auch von
Freunden empfohlen wurde. Wir machen das, was relativ viele schon gemacht
haben, und schauen uns die von Amazon selbst produzierte Serie The Man in the High Castle an. Es ist
schon komisch, da bewegen wir uns auf einer der vielen Plattformen, die die
Befreiung von der Diktatur des linearen Fernsehens versprechen, nur um dann
wieder beim Führer zu landen. Die Serie ist nett, die Figuren bewegen sich
sediert durch die graue, triste Welt der von Japanern und Deutschen okkupierten
USA (oder doch nicht?), die Nazis sind 20 Jahre nach dem Krieg noch böser, und
es gibt genügend Rätsel, so dass wir als Zuschauende die Serie auch an anderen Abenden
weiterschauen wollen, auch wenn wir nicht sicher sind, ob wir sie zu Ende
schauen. Denn irgendwie ist alles hochdramatisch und dann doch auch eigenartig kalt.
Das neue Fernsehen fordert uns heraus, aber nur wenn es um die Einrichtung der
Plattform und um die Auswahl der Produkte geht. Die Serien selbst, selbst wenn
Nazis da sind, sind häufig (nicht immer) so smart, dass an ihnen alle
Leidenschaft erstirbt. Die Oberflächen der
Plattform erscheinen sauber geputzt, eben wie die Auslagen in einem gut
geführten Geschäft und es ist eigenartig, dass wir uns nicht mehr darüber
wundern, warum ein Warenhaus Fernsehen macht. Ähnlich sortiert wie ihre
Angebote sind die Zuschauer: Im gentrifizierten Fernsehen wohnen wir alle im
Prenzlberg, sitzen mit Laptops in Cafés, trinken Latte Macchiatto, haben zwei
Kinder, machen irgendwas kreatives und schauen am Abend kein lineares Fernsehen
mehr, es könnte ja sein, dass wir jemandem anderen als uns selbst begegnen. Das
Feuer des Amazon Fire TV-Stick ist nur eine lodernde Glut, die bald zu fahler
Asche wird.
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