Von Susanne Rieger
Sitcoms über Liebe und Freundschaft, wie How I met your mother, The big bang theory, Friends, etc. gibt es wie Sand am Meer. Wer also -verständlicherweise- auf der Suche nach einer Unterhaltungsserie mit anderem Themengebiet ist, ist bei Modern Family genau richtig: Die seit 2009 laufende halbstündige amerikanische Sitcom erzählt die Geschichte dreier Familien, die miteinander verwandt sind, aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Da gibt es zum einen die klassische Familie, bestehend aus Vater, Mutter und drei Kindern, zum anderen das homosexuelle Paar samt adoptierter asiatischer Tochter und dann noch den alten, reichen Mann mit seiner zweiten, sehr viel jüngeren, hübschen Frau aus Kolumbien, die einen Sohn aus erster Ehe hat. Verständlich, dass diese Anzahl an Familienkonstellationen viel Schauplatz für alle möglichen Dramen bietet. Neben Konflikten, die sich durch die ganze Serie ziehen, wie dem Schwiegersohn, der von seinem Schwiegervater gemocht werden will, der wiederum die Homosexualität seines Sohnes nicht ganz akzeptieren will, usw., ereignen sich in jeder Folge Familienprobleme oder Streitigkeiten. So wird beispielsweise einmal die älteste Tochter Haley, die dafür bekannt ist, ihr Leben nicht auf die Reihe zu bekommen, von ihrer Familie vermisst, da sie über ihr Handy nicht erreichbar ist. Eine Folge lang versuchen die Verwandten zu rekonstruieren, was mit ihr passiert sein könnte, mit dem Ergebnis, sie habe wohl in Vegas den Babysitter ihres Onkles geheiratet (ja, ihr Onkel ist noch ein Baby - wie gesagt, die Familienverhältnisse sind kompliziert). Nachdem alle angemessen in Panik ausgebrochen sind, erscheint Haley auf einmal in der Küche - es stellt sich raus, sie hat lediglich geschlafen und ihr Handy nicht gehört.
Für solche Aktionen muss man die Charaktere einfach lieb gewinnen. Zugegeben - sie sind von stereotypischen Klischees geradezu beladen. Da wären der schwule Unsportliche, die schwule Dramaqueen, die temperamentvolle Latina, die hübsche, aber faule Tochter, die unscheinbare, aber kluge Tochter usw. Aber wie man weiß, leben Sitcoms von klischeehaften Besetzungen (man siehe Jennifer Aniston als hübsche, verwöhnte Rachel in „Friends“ oder Jim Parsons als der hochintelligente, aber Menschen gegenüber abweisende Sheldon in „The big bang theory“). Das muss auch nicht schlecht sein, solange die Besetzung richtig gewählt ist. So überzeugt Phil Dunphy als selbsternannter „cool dad“, der sich wahrscheinlich etwas mehr um die Erziehung seiner Kinder als um seine Magierkünste kümmern sollte, genauso wie Manny, der noch in die Grundschule geht, aber geistig schon viel reifer ist. So trinkt er beispielweise Espresso, nicht wegen des Geschmacks, sondern einfach um älter zu wirken, liest Erwachsenenliteratur und schreibt Liebesgedichte an seine Mitschülerinnen.
Wem das klassische Sitcom-Format nicht gefällt, kann sich freuen: Modern Family ist eine Mockumentary, also eine fiktionale Dokumentation. Das heißt, die Kamera begleitet die Familien in ihrem Alltag, die zwischendurch immer wieder, auf einem Sofa oder Stuhl sitzend, dem Zuschauer ihre Gefühle beschreiben. Das erspart uns zum Glück auch das eingeblendete Gelächter, das wir aus den meisten Sitcoms kennen.
Es ist ein kleiner Dämpfer, wenn man erfährt, dass vor Beginn der 4.Staffel ein Teil des Cast die Produktionsfirma verklagt hat, um mehr Gehalt pro Folge zu bekommen. Grund dafür war, dass Ed O‘Neill (in seiner Rolle der Familienvater Jay Pritchett) aufgrund seiner Bekanntheit zu Beginn der Serie den besten Vertrag mit einem Gehalt von 100.000 US-Dollar pro Episode bekam. Im Gegensatz dazu verdiente der Rest 65.000 US-Dollar. Unter dem Vorwand, die Höchstvertragsdauer sei überschritten, reichte ein Teil des Casts Klage ein und einigte sich anschließend auf eine Erhöhung des Gehalts auf 17.000-18.000 US-Dollar pro Folge. Inzwischen sind die Gehälter weiterhin gestiegen und wir als Zuschauer können uns darüber freuen, da das, wie uns ABC im Mai mitteilte, eine Verlängerung der Serie um eine 9. und 10. Staffel bedeutet.
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