TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Montag, 4. September 2017

Game of Thrones. Das Spiel der Toten

von Kristina Görlach 

Eine Bar in Birmingham, voll besetzt. Die Anwesenden folgen gebannt den Bildern auf einer Leinwand. Zu sehen sind festlich gekleidete Menschen, die sich offenbar auf einer Hochzeit befinden. Ein blonder Junge mit Krone setzt einen Kelch Wein an, trinkt, scheint sich verschluckt zu haben. Seine Braut beginnt zu schreien, als ihr klar wird, dass ihm die Luft zum Atmen fehlt. Während die Anwesenden der Hochzeit in Panik verfallen um ihrem König zu helfen, könnte die Stimmung der Zuschauenden in der Bar nicht gegensätzlicher sein. Vereinzeltes Lachen ist zu hören, dann beginnen sie zu klatschen. Jubel brandet auf während der junge König auf der Leinwand in den Armen seiner Mutter stirbt. 



 Was einem Außenstehenden verwerflich und unverständlich erscheinen muss, ist für Game of Thrones Fans die einzig richtige Reaktion auf diese Szene aus der 2. Folge der 4. Staffel. In der Folge stirbt der bis dahin wohl meistgehasste Charakter - König Joffrey - auf seiner eigenen Hochzeit durch vergifteten Wein. Die als „Purple wedding“ bekannte Sequenz löste bei Fans weltweit Begeisterung aus, so auch beim Public Viewing in der Burlington Bar in Birmingham. Kaum eine andere Serie vermag es dem Zuschauer so starke Emotionen zu entlocken. Sei es der Zorn gegenüber einem verhassten Charakter oder die Bestürzung beim unerwarteten Verlust eines geliebten. 

Die Erfolgsserie Game of Thrones beruht auf der Fantasy-Saga „A Song of Ice and Fire“ des 68 jährigen George R.R Martin. Das erste Buch dieser Reihe mit dem Titel „A Game of Thrones“ erschien bereits 1996. 20 Jahre später steht nun der Start der 7. Staffel der Serie kurz bevor. Um ein wenig die Vorfreude zu schüren und die Wartezeit erträglicher zu machen, soll hier noch einmal untersucht werden, was diese Serie so besonders macht. 

Game of Thrones spielt in einer fiktiven Welt, die in vielen Punkten dem Mittelalter ähnelt. Es existieren vier bekannte Kontinente. Die Handlung ist auf den Kontinenten Westeros, auch als die 7 Königslande bekannt, und Essos angesiedelt. Westeros wird seit der Eroberung Aegon Targaryens von einem König auf dem Eisernen Thron regiert. Neben ihm bestimmen die hochwohlgeborenen Familien die Geschicke des Landes. Zu den wichtigsten gehören die Starks, die Lennisters und die Targaryens. Die Beziehungen dieser Familien sind von Fehden, Verrat und Konflikten bestimmt. Jahrzehntelang regierten die Targaryens über die 7 Königslande, bevor Aerys Targaryen von Robert Baratheon gestürzt wurde und dieser den Thron erklomm. 

Die eigentliche Handlung setzt ein als Robert Baratheon Ned Stark bittet seine „Hand“ (sein engster Berater) zu werden. Damit beginnen auch die Konflikte sowie der Zerfall des Landes. Die genaue Handlung der letzten 6 Staffeln zusammenzufassen, würde den Rahmen dieser Fernsehkritik sprengen, denn wir alle wissen ja „Winter is Coming“. Im Vordergrund steht die Frage wer auf dem Eisernen Thron sitzt und über Westeros herrschen kann. Wird es ein Stark, ein Lennister oder eine Targaryen sein? Aus dieser Problematik heraus ergeben sich Feindschaften, Kriege und viele Todesopfer. Da der Norden sich an alles erinnert und die Lennisters immer ihre Schulden bezahlen scheint es unwahrscheinlich, dass die Fehde der beiden Familien in naher Zukunft beigelegt wird. 

Während die Hochwohlgeborenen Familien in Kriege verwickelt sind, Allianzen bilden und Rache üben, sitzt der wahre Feind im Norden. Die Weißen Wanderer und ihre Armee der Toten wollen alles menschliche Leben zerstören und werden bisher nur von der großen Mauer im Norden davon abgehalten. Dieser finale Krieg wird wohl auch die Handlung der letzten beiden Staffeln weitestgehend bestimmen, denn wie im neuen Trailer bemerkt wird, ist es egal, wessen Skelett auf dem Eisernen Thron sitzt, wenn es keine Menschen mehr gibt, die regiert werden können. 

Die Zuneigung der Zuschauer liegt weitestgehend bei der Familie Stark, deren Mitglieder im Laufe der sechs Staffeln einiges durchleiden mussten. Aber auch andere Charaktere liegen uns am Herzen und so beten sowohl Fans als auch Schauspieler, dass George R.R. Martin beschließt sie am Leben zu lassen. Der Schöpfer des Epos ist dafür bekannt besonders gern seine Hauptfiguren zu töten. Was einerseits einen schweren Schlag für die Zuschauer bedeutet, macht andererseits auch das Besondere der Serie aus. Nie zu wissen wer als nächstes stirbt und richtig mit seinen Helden mitzufiebern, lässt die Show reeller wirken und steigert die Spannung. Nicht einmal die Schauspieler selbst wissen, ob ihre Figur die kommende Staffel überleben wird. 

Interessant zu erwähnen ist auch, dass die Handlung der Serie seit der 5. Staffel weiter fortgeschritten ist als in den Büchern. Die Produzenten David Benioff und D. B Weiss arbeiten mit George R. R Martin zusammen um die Handlung in die richtige Richtung zu lenken. Zudem sind mehrere Spin Offs der Serie geplant, an denen Martin ebenfalls beteiligt ist. Man bekommt das Gefühl dieser Mann tut alles, außer seine Bücher fertig zu schreiben. Aber bevor ihr jetzt Tommens Kings Landing nachahmt, hier noch eine kleiner Trost. Martin hat den Produzenten der Serie das Ende seiner Saga bereits verraten, somit sind wir auf der sicheren Seite. 

Game of Thrones ist keine normale Fernsehserie. Jede Folge ist so aufwändig produziert, dass sie wirkt wie ein einzelner Film. Die Regisseure der einzelnen Folgen wechseln dabei. Besonders heraus stechen die beiden letzten Folgen der 6. Staffel von Regisseur Miguel Sapochnik. Sie übertreffen an epischen Sequenzen, Brutalität und musikalischer Untermalung alles bisher Dagewesene. 

Game of Thrones Erfolg lässt sich auch durch die Existenz einer ganz neuen Welt erklären. George R. R. Martin (Seine Freunde nennen ihn George R. Martin) hat ganze Völker, Sprachen und eine 8000 Jahre in die Vergangenheit reichende Geschichte erfunden. Martin selbst erklärte J.R.R. Tolkiens Welt aus Herr der Ringe zu seiner Inspiration. Er ist zweifelsohne ein brillanter Kopf aber seine Ideen sind oft nicht einfach zu verkraften. So sind Serie und Bücher in vielen Fällen unnötig brutal und nichts für schwache Nerven. 

Der Cast der Serie ist sehr gut gewählt. Er setzt sich zusammen aus bekannten Schauspielern wie beispielsweise Nathalie Dormer (Margarey Tyrell) und Peter Dincklage (Tyrion Lennister) und vor dem Start der Serie gänzlich unbekannten, so zum Beispiel Maisee Williams (Arya Stark) und Sophie Turner (Sansa Stark). Ich kenne keine andere Serie, die ihre Fans so begeistert wie Game of Thrones. Um kaum eine Serie wurden so viele Theorien gesponnen. Auch wenn 90% davon am Ende nicht zutreffen werden und der Zuschauer wieder einmal erkennen muss, dass er ähnlich wie John Snow nichts weiß, tut das dem Erfolg der Serie keinen Abbruch. Im Gegenteil, gerade das Unvorhersehbare in Kombination mit einer eigenen Welt macht diese Serie so besonders. Game of Thrones gehört definitiv zu meinen Lieblingsserien. Wer sich nicht allzu sehr an die einzelnen Figuren bindet und Blut sehen kann, sollte der Saga definitiv eine Chance geben. 

Um auch das Ende der 8. Staffel zu erleben, hier noch ein paar Überlebenstipps für Westeros. 

Zunächst ist grundsätzlich einmal davon abzuraten, irgendjemandem (und sei es dem eigenen Bruder) vollständig zu vertrauen. Des Weiteren sollte man wenn möglich versuchen keinen Verrat an einer der großen Familien zu begehen. Sie tendieren dazu nachtragend zu sein. Auch den falschen Glauben zu haben, kann schnell mal zu einem feurigen Ende führen. Süden, Osten und Westen sind nicht unbedingt als sicher zu empfehlen aber alles ist besser, als in den Norden zu gehen. Es sei denn natürlich man will zur Gemeinschaft der wandelnden Toten gehören. Die Wahrscheinlichkeit als Mitglied einer der hochwohlgeborenen Familien zu sterben ist relativ hoch, als armer Bauer stehen die Chancen aber kaum besser. Hochzeiten aller Art sind unbedingt zu vermeiden, selbst wenn es die eigene ist. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, nicht als Ziel den Eisernen Thron anzustreben, denn er scheint die ganze Mühe nicht wert zu sein.

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