TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 7. März 2012

Wer wird Millionär?

von Laura Altweger

Welche Quizshow im deutschen Fernsehen ist nun seit 13 Jahren auf Sendung und blickt dieses Jahr auf 1000 Folgen zurück?
Richtig, die Antwort lautet: „Wer wird Millionär?“.
Die Show mit Günther Jauch hat seit 1999 seinen Platz auf dem Privatsender RTL und wird dort wohl auch noch einige Zeit zu sehen sein. Angesichts der langen Halbwertszeit der Sendung stellt man sich die Frage, was die Show so außergewöhnlich macht. Das Konzept ist ebenso simpel, wie erfolgreich. Fünf Bewerber erhalten jede Folge die Möglichkeit, auf „den Stuhl“ zu kommen und stellen sich dort Fragen aus den verschiedensten Bereichen. Im besten Fall können sie mit Hilfe der Joker 15 Fragen richtig beantworten und so eine Million Euro ergattern.
Den Witz der Sendung machen neben den Gesprächen zwischen Günther Jauch und seinen Kandidaten auch die Fragen und die dazugehörigen Antwortmöglichkeiten aus. Das Redeaktionsteam scheint  großen Spaß beim Erstellen der Aufgaben zu haben, vor allem bei denjenigen die sich im niedrigeren Schwierigkeitsgrad befinden. Hier wird oft mit Doppeldeutigkeiten gespielt und so ergeben sich immer wieder kuriose Fragestellungen. Ein Beispiel hierfür wäre folgendes Rätsel:

Wobei handelt es sich um ein beliebtes Getränk an kalten Tagen?
A: bin die Banane
B: nennt mich Kirsche
C: heiße Zitrone
D: call me strawberry

Nach einer Aufwärmphase in der sich die Kandidaten derartigen Aufgabenstellungen widmen, steigert sich das Niveau allerdings schnell.
Auch wenn die Sendung nicht live ausgestrahlt wird, wirkt sie dennoch spontan und unverfälscht. Durch das etwa 200-köpfige Publikum und dessen Reaktionen entsteht ein Live-Charakter. Das Lachen und Klatschen der Leute unterstreicht vor allem witzige Situationen. Es scheint so, als ob gerade die kleinen Fehler, die bei „Wer wird Millionär“ passieren, den Charme der Show ausmachen. Setzt sich eine Kandidatin aus Versehen auf den Platz von Günther Jauch oder ist eine Person verwirrt durch die kuriosen Fragestellungen, so sind dies Vorfälle, die zu den Highlights der Sendung zählen. Diese Momente des Zufälligen sind ein wichtiger Bestandteil der Show und machen die Sendung liebenswert und amüsant. Entscheidend ist hier wohl auch der Moderator, der solchen Situationen durch forsche Kommentare und kleine Späße besondere Würze verleiht.

Um nach 13 Jahren der Gefahr der Langeweile und Routine zu entgehen, werden zwischendurch immer wieder besondere Sendungen ausgestrahlt. So gibt es beispielsweise das Prominenten-Spezial, in dem Persönlichkeiten aus dem deutschen Fernsehen Geld für wohltätige Einrichtungen oder Stiftungen erspielen. Auch wenn bei diesen Ausgaben im allgemeinen die selben Regeln gelten, ist die Atmosphäre lockerer. Hier darf auch mal von anderen Prominenten eingesagt werden und auch Günther Jauch selbst gibt des öfteren mehr oder weniger subtile Hinweise auf die richtige Antwort.

Zuletzt bleibt zu erwähnen, dass „Wer wird Millionär?“ keine deutsche Erfindung ist. Das Original „Who Wants to Be a Millionaire?“ stammt aus Groß Britannien. Heute gibt es Ausgaben in etwa 100 Ländern. Es scheint, dass das Konzept weltweit Anklang findet. Der Reiz des Ratespiels, das Daumendrücken und die Interaktion zwischen Kandidaten, Moderator und Publikum scheinen nicht nur den Erfolg über Ländergrenzen hinweg zu erklären, sondern auch die lange Zeit, in der die Sendung in Deutschland ausgestrahlt wird.

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