TV Kultur und Kritik
ist im Rahmen einer Übung im Fach Medienwissenschaft an der Universität Regensburg entstanden. Der Blog versammelt Kritiken zu den unterschiedlichsten Facetten der Fernsehkultur, die von arte (Breaking Bad) bis RTLII (Die Geissens) reicht. Ziel ist es eine Kritik zu etablieren, die dem Wesen, der Rezeption und der Faszination für das Format gerecht wird. Wir sind offen für Beiträge, die die Auseinandersetzung mit dem Fernsehen erweitern.

Mittwoch, 7. März 2012

Germany's Next Topmodel: Gold für Deutschland?

von Johanna Hölldorfer

Wie man der ein oder anderen subtilen Werbung auf Pro7 entnehmen konnte, startet Germany's next Topmodel in eine neue Runde der nervenaufreibenden Modelsuche. Gesucht werden in der nun schon siebten Staffel einzigartige und herausragende Schönheiten, die zunächst in einem großen Schaulaufen in einem Einkaufszentrum herausgepickt werden.
Pro Sendung der Castingshow fallen null bis mehrere „Mädchen“ heraus, bis nach einiger Zeit das lang ersehnte Next Topmodel gekürt wird. Ab 23. Februar 2012 läuft nun immer donnerstags ab 20:15 die Model-Show im Reality- TV- Format. Den Kopf der Show stellt wie in den letzten sechs Staffeln Heidi Klum dar, begleitet von den Juroren, die gleichzeitig die Coaches sind, Thomas Hayo und Thomas Rath.
„Mädchen“ ist das richtige Stichwort: die Bezeichnung der Jury könnte zutreffender nicht sein, um die Strukturen und vielleicht auch das Erfolgsrezept der Show aufzuzeigen. Die Frauen, die bei der Show mitmachen, sind jung, schlank und schön. Gut, manche sind sehr jung, teilweise 15 oder auch 16. Sicher aber passen nicht alle unter diese Bezeichnung „Mädchen“, die alle Teilnehmerinnen in gleicher Art und Weise zusammenfasst und abstuft als noch nicht erwachsen. „Mädchen“ suggeriert zudem, dass alle ganz brav, lieb und nett sind und für „Mama“ Heidi alles machen würden. Doch die Betrachtet ihre „Mädchen“ eher als Ware: Sie sollen möglichst viele Jobs gewinnen, auf Befehl sexy oder wild schauen können und immer professionell sein. Ja, das Modelleben ist schon hart. Und das alles, damit man am Schluss vielleicht Germany´s next Topmodel wird?!
Es wird sich ein internationaler Erfolg erhofft und Geld, doch wie aus der letzten Staffel bekannt wurde, ist die Gewinnerin aus der Agentur Klum ausgestiegen, aufgrund Knebelverträgen und bis zu 40% Lohnabgabe.  Germany´s next Topmodel verpricht zudem Einstieg in den Beruf als Model und gute Chancen auf dem Markt. Kritiker behaupten das Gegenteil und man kann es ja sehen: außer ein paar, die in Deutschland als Promi gelten, wie Barbara oder Sarah sind eher die Ausnahmen, die es geschafft haben. Die restlichen bekommen eher durch Skandale Publicity, wie Gina- Lisa, die mehrere Schönheits- OPs hatte.
Dennoch kann man der Show positive Dinge abgewinnen: man bekommt gute Unterhaltung geboten, sei es durch spannende Challenges, skurrile Outfits oder auch der Zickenkrieg unter den Teilnehmerinnen. Viele weibliche Zuschauer hegen Bewunderung für die Schönheit, die aufgeboten wird und man kann sich dadurch ein Stück weit in die Welt als Model träumen, wie es wäre, selbst Kandidatin zu sein. Außerdem ist ein wichtiger Faktor die Beurteilung, also selbst auf der Couch mit Freundinnen und Sekt bewerten zu dürfen. Es wird Mitgefiebert, wenn die Wunschkandidatin oder auch Hassperson vor die Entscheidung kommt- Schlichtweg: die Show ist ein zwischenmenschliches Ereignis. Man versammelt sich zu Horden kreischender Mädchen und wenn man kein Mädchen mehr ist, wird man beim Anschauen wieder eines.
Unter dem Werbeslogan „Gold für Deutschland“ wurde dieses Jahr für das Einschalten der Show geworben. Meint die Bezeichnung, die Models sind für Deutschland so wertvoll wie Gold? Die Show ist auf jedenfall „gold“-wert, wenn man die Einschaltquoten bedenkt, die jedes Jahr mit an der Spitze vergleichbarer Casting- Shows ist.
Oder wer verdient sich am Schluss „Gold“? Die Models eher weniger - Heidi Klum sich selbst auf jeden Fall eine goldene Nase.

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